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Das Lehren und Lernen an Institutionen ist schon immer stark durch die Verwendung von
höchst unterschiedlichen Medien geprägt. Im Laufe der Zeit haben sich die in der schulischen
Praxis eingesetzten Medientypen verändert und weiterentwickelt. Dabei ist und war die
Planung und Durchführung von Unterricht von vier zentralen Faktoren abhängig:
• Ziel
• Thema
• Methode
• Medium
Diese Einzelfaktoren beeinflussen sich gegenseitig. So gibt das Ziel einer Unterrichtseinheit
vor, welche Methoden zur Erfüllung in besonderem Maße geeignet sind. Aber auch die
Auswahl eines bestimmtem Mediums, das verwendet werden soll, kann beeinflussen, welche
Ziele für die Unterrichtseinheit gesetzt werden müssen (Kiper/Mischke 2009).
1 Reflexion zur Verfügbarkeit von Hardware für den
Einsatz digitaler Medien in Schule und Unterricht
Die Digitalisierung erfasst große Bereiche des beruflichen, wie auch gesellschaftlichen
Lebens. Diese Digitalisierung und Mediatisierung ist nicht nur für den Unterricht an sich von
Bedeutung, sondern auch für die Schule als gesellschaftliche Bildungsinstitution als Ganzes
(Middendorf 2017: 19).
Im Folgenden sollen grundlegende Voraussetzung für den Einsatz von digitalen Medien im
Kontext von Schule mit ihren Chancen und Herausforderungen reflektiert werden. Hierbei
sollen ein besonderer Fokus auf dem Einsatz von digitalen Medien liegen, die das
kollaborative Arbeiten unterstützen können.
Zunächst ist festzustellen, dass für die Verwendung digitaler Medien bestimmte
Voraussetzung erfüllt werden müssen. Hierbei ist besonders die Verfügbarkeit der
notwendigen Hardware zu nennen. Bei der Bereitstellung und Förderung von Laptops,
Tablets, Beamer und ähnlichen Geräten ist der Schulträger in der Pflicht, um
Unterrichtsangebote für und mit digitalen Medien zu ermöglichen (Middendorf 2017:20).
Fehlt diese Förderung durch den Schulträger oder stehen nicht ausreichend Geräte zur
Verfügung ist es denkbar, dass auf private Hardware der Schülerinnen und Schüler
zurückgegriffen wird. Dabei ist kritisch zu betrachten, wie weit diese auch für schulisches
Zwecke, insbesondere während der Präsenz in der Schule für Lehr-Lern-Angebote eingesetzt
werden kann. Darüber hinaus ist ebenfalls zu betrachten, welche Auswirkung der gewünschte
Einsatz digitaler Medien in Bereichen des Unterrichts ohne Präsenz in der Schule hat. Sollen
beispielsweise Referate, Hausaufgaben und Präsentationen mit digitalen Medien in
Heimarbeit erstellt werden, setzt dies eine Verfügbarkeit privater Hardware voraus.
Es besteht die Gefahr, dass die Lernenden implizit oder sogar explizit unter Druck gesetzt
werden, entsprechende Hardware zu besitzen, um am Lerngeschehen teilnehmen zu können.
Dies kann eine sozioökonomische Selektion fördern, da verwendete Hardware teilweise hohe
Anschaffungskosten mit sich bringt, die nicht alle Lernenden aufbringen können. Es besteht
die Gefahr, dass Lernenden aus sozioökonomisch schlechter gestellten Familien nur mit
bestimmten Einschränkungen oder gar nicht an den angebahnten Lernprozessen teilnehmen
können. Unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichheit steigt damit die Bedeutung, das der
Schulträger die entsprechende materielle Unterstützung für benötigte Hardware leistet, wenn
digitale Medien eine zunehmend wichtigere Rolle in Lehr-Lernprozessen spielen sollen.
2 Reflexion der Ziele für den Einsatz von digitalen Medien
in Schule und Unterricht
Gelingt es diese Aspekte der Hardwareverfügbarkeit zufriedenstellend zu lösen, gilt es zu
reflektieren, welche Ziele mit dem Einsatz digitaler Medien in Lehr-Lern-Prozessen verfolgt
werden können und welche Bedeutung diese für die Lehr-Lern-Prozessen im Allgemeinen mit
sich bringen.
2.1 Aufwachsen in einer digitalisierten Welt – die Nutzung digitaler
Medien
Kinder und Jugendliche wachsen heute in einer zunehmend digitalisierten bzw. mediatisierten
Welt auf. Man kann annehmen, dass es eine Aufgabe der Schule ist junge Menschen bei ihrer
Entwicklung und dem Erwachsenwerden zu begleiten, zu fördern und zu fordern und dabei
diese Heranwachsenden durch angepasste Bildung und Erziehung auf ein selbständiges Leben
als Erwachsene vorzubereiten. So kann man es auch als Aufgabe verstehen, dass die Schule
die Schülerinnen und Schüler in der Verwendung digitaler Medien „fit für die Zukunft“
machen muss. Es ist dabei kritisch zu überlegen, in wie weit die Institution Schule mit ihren
Lehrerinnen und Lehrern diese Aufgabe erfüllen kann (Eickelmann/Gerick 2018).
Heutige Schülerinnen und Schüler sind mit digitalen Medien aufgewachsen und im Umgang
mit diesen geübt. Sie werden daher als Digital Natives bezeichnet. Sie sind regelmäßige
Rezipienten digitaler Medien und nutzen diese wie selbstverständlich in großem Umfang.
Dabei verschmelzen die Sphären „online“ und „offline“ zunehmend. Im Gegensatz dazu ist
ein Teil der Lehrerinnen und Lehrer als Digital Immigrants zu sehen, die das Internet zwar
selektiv nutzen, aber vielen Entwicklungen kritisch gegenüber stehen, insbesondere wenn es
um Datenschutz und Sicherheit geht (Büsch 2017: 62).
In Kombination mit ihrer pädagogischen, didaktischen, fachwissenschaftlichen Ausbildung
können Lehrerinnen und Lehrer ihren Schülerinnen und Schülern helfen einen reflektiertkritischen
Blick auf die Nutzung von Medien und ihren Inhalten zu entwickeln.
Beispielsweise ist hier der Umgang mit Werbung, Gewalt und persönlichen Daten in digitalen
Medien zu benennen. Zielsetzungen sind durch den Begriff der Medienbildung geprägt
(Kerres/de Witt 2002).
2.2 Digitale Medien als Teil des Fachunterrichts
Wie eingangs schon thematisiert gehört zu jedem Lehr-Lern-Prozess mindestens ein Medium,
dass den Lerninhalt transportiert. Dabei ist zu Reflektieren in wie fern der Einsatz digitaler
Medien hier sinnvoll ist und wann besser auf „klassische“ Medien zurückgegriffen werden
sollte.
Lehrpersonen können digitale Medien einsetzten um die Lernenden in besonderem Maße für
einen Lerninhalt zu motivieren, da der Einsatz eben dieser immer noch eine klare
Abwechslung zu den im Schulunterricht eingesetzten „klassischen“ Medien darstellt.
Kurzfristig kann ein Neuheitseffekt wirksam werden (Noyes/Garland 2006). Hierbei darf der
Einsatz digitaler Medien allerdings nicht ausschließlich als Selbstzweck erfolgen. Vielmehr
muss der Medieneinsatz wohl überlegt sein und zu den Zielen, Themen und Methoden des
geplanten Unterrichts passen, damit die eingesetzten digitalen Medien auch ihre Stärken für
den angebahnten Lernprozess ausspielen können. Beispielsweise kann ein Zeitungsartikel
sowohl in der Print- als auch in einer Online-Ausgabe gelesen werden. Rein die Tatsache in
welcher Form der Artikel gelesen wird, ist nicht alleine maßgeblich. Viel mehr ist
entscheiden, wie mit diesem Artikel im Lehr-Lern-Prozess weiter gearbeitet werden soll.
Beispielsweise können mit der Print-Ausgabe Zeitungscollagen erstellt werden, während zum
Online-Artikel Leserkommentare geschrieben werden können. Welche Möglichkeiten gewählt
werden müssen, hängt von der Zielsetzung ab.
2.3 Kooperatives und kollaboratives Lernen mit Hilfe digitaler
Medien
Werden bestimmte digitale Medien richtig und zielgerichtet eingesetzt, können sie
kooperatives bzw. kollaboratives Lernen erleichtern oder gar erst ermöglichen. Dabei ist
kooperatives Lernen beim Einsatz „klassischer“ Medien ein Teil vieler Methoden.
Beispielweise werden in Gruppenarbeiten /-puzzeln neue Inhalte arbeitsteilig erschlossen und
dann gemeinschaftlich zusammengeführt. Digitale Medien können hierbei den
Zusammenführungsprozess erleichtern. Sie bieten Kommunikationskanäle zur Organisation
des kooperativen Lernens und stellen Lernmaterial bereit. Beispielsweise können
Lernplattformen und Cloudspeicher den Daten- und Informationsaustausch ermöglichen bzw.
erleichtern. Sie bieten daher die Chance, dass kooperatives Lernen überhaupt erst oder
intensiver möglich wird, ohne sich gemeinsam an einem Ort befinden zu müssen.
Denkbar ist zum Beispiel das Bearbeiten von kooperativen Hausaufgaben.
Neben dem kooperativen Lernarrangement begünstigen bzw. ermöglichen digitale Medien
auch kollaboratives Lernen. Es werden nicht bloß einzelne Teilbereiche des Lerngebietes
Arbeitsteilig entwickelt und dann abschließend zusammengeführt. Vielmehr kann hierbei
gleichzeitig das gesamte gemeinsame Wissen der Lerngruppe zeitgleich zur Verfügung stehen
und in den Erarbeitungsprozess jedes Einzelnen einbezogen werden. Damit ein
Lernarrangement kollaborativ bleibt bedarf es guter Planung und sorgsamer Durchführung.
Aus Gründen vermeintlicher Einfachheit und Bequemlichkeit kann es passieren, dass ein
kollaboratives in kooperatives Lernarrangement umgewandelt wird und Lernenden doch
wieder nur verteilte Aufgaben zusammen führen.
2.3.1 Q&A-Angebote
Durch Tools für „Questions and Answers“ wird eine sehr niederschwellige Möglichkeit
geschaffen um Fragen zustellen. Vorteile sind die Möglichkeit jeder Zeit eine Frage stellen zu
können, bevor diese in Vergessenheit gerät. Bei der anonymen Gestaltung dieses Angebots
besteht zudem die Chance, dass dazu ermutigt wird auch solche Fragen einzubringen, die im
persönlichen Gespräch nicht gestellt werden, da befürchtet wird, dass die Frage in der
Lerngruppe keine Akzeptanz findet. Darüber hinaus können die gestellten und beantworteten
Fragen gespeichert werden, sodass diese auch zu einem späteren Zeitpunkt nachlesbar sind
und damit insbesondere bei individualisierten Prozessen eine Häufung gleicher Fragen
reduziert werden kann, da Andere auf einen Grundschatz gestellter Fragen zurückgreifen
können. Gleichzeitig kann auf Grund der eingehenden Fragen auch das Lehr-Lern-Angebote
auf die Bedürfnisse der Lernenden angepasst werden.
Gleichzeitig muss der Einsatz eines Q&A-Angebots in einem klar definierten Rahmen
erfolgen und das Angebot dabei zuverlässig betreut werden. Es besteht die Gefahr, dass das
Angebot mit der Zeit vernachlässigt wird und Fragen der Lernenden unbeantwortet bleiben
bzw. Antworten erst so spät erfolgend, dass die Lernenden keinen Bezug mehr zum Anlass der
Frage herstellen können. In dieser Hinsicht bietet es sich möglicherweise an den Einsatz mit
bestimmten Ritualen zu Verknüpfen oder feste Zeitfenster für die Bearbeitung und Klärung
der Fragen einzuräumen.
2.3.2 Kollaborative Schreibprogramme
Mit kollaborativen Schreibprogrammen kann das gemeinsame Schreiben an Texten oder
Erstellen von Tabellen und Präsentationen ermöglicht werden. Ihr Vorteil liegt darin, dass alle
Teilnehmenden gleichzeitig an einer Datei arbeiten können. Ein späteres Zusammenfügen und
auf einander abstimmen ist nicht mehr notwendig, da dies bereits im Arbeits- bzw.
Schreibprozess erfolgt. Alle Mitwirkenden können somit direkt auf die Ideen, Planungen und
Arbeiten der jeweils Anderen zugreifen, die ihren eignen Arbeitsprozess dann weiter
beeinflussen können. Diese Programme können den Austausch unter den gemeinsam
arbeitenden Personen beschleunigen, da dieser nicht nur über persönliche Treffen und andere
Kommunikationswege erfolgen muss. Zusätzlich wird visualisiert, welche Arbeitsfortschritte
die jeweiligen Mitarbeitenden machen. Dies kann dazu motivieren, sich intensiver in die
Arbeit einzubringen.
Andererseits erfordert das Arbeiten in kollaborativen Schreibsystemen auch eine hohe
Disziplin und vorhergehende Organisation insbesondere wenn es um die Erstellung
gemeinsamer Arbeitsprodukte geht. Es ergibt möglicherweise Sinn in der Arbeitsgruppe
Arbeitsphasen zu definieren. Beispielsweise (Ideensammlung, Schreibphase, Layout,
Korrektur usw.) In diesem Zusammenhang kann auch eine Zielvereinbarungen getroffen
werden (Was für ein Produkt soll entstehen?) und es können Zeitfenstern festgelegt werden,
bis wann welche Arbeitsphase abgeschlossen sein soll.
3 Literaturverzeichnis
Büsch, A. (2017): Digital Natives und Digital Immigrants. Medienwelten und
Medienkompetenz heutiger Schüler, Lehrer und Elterngenerationen. In Fischer, Christian
(2017) [Hrsg.]: Pädagogischer Mehrwert? Digitale Medien in Schule und Unterricht.Münster:
Waxmann Verlag, S. 59-84
Eickelmann, Birgit/Gerick, Julia (2018): Herausforderungen und Zielsetzungen im Kontext
der Digitalisierung von Schule und Unterricht. In: SchulVerwaltung Nordrhein-Westfalen. 29.
Jahrgang, Heft 2, S. 47-50
Kerres, M./de Witt, C. (2002): Quo vadis Mediendidaktik? Zur theoretischen
Fundierung von Mediendidaktik. In: Sesnik, W./Kerres, M./Moser, H. (2002) [Hrsg.]:
Jahrbuch Medienpädagogik 6
Kiper, Hanna/Mischke, Wolfgang (2009): Unterrichtsplanung. Weinheim/Basel: Beltz Verlag
Middendorf, W. (2017): Pädagogischer Mehrwert? Digitale Medien in Schule und Unterricht
– eine Einführung. In Fischer, Christian (2017) [Hrsg.]: Pädagogischer Mehrwert? Digitale
Medien in Schule und Unterricht.Münster: Waxmann Verlag, S. 11-24
Noyes, Jan/Garland, Kate (2006). Explaining students‘ attitudes toward books and computers.
Computers in Human Behavior, 22, 351-363.
CC-BY-NC-SA: Mario Wittenberg