Abschlussreflektion

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf
    a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und
    b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen. 

In der Ringvorlesung habe ich allgemein gesehen Verschiedenes über Inklusion, Deutsch als Fremdsprache, Interkulturelle Bildung, Kollektive Zusammenarbeit in der ganzen Schule durch Vorlesungen über andere Fächer und Schule und Gesellschaft als Zusammenhang gelernt. 

Die größte erziehungswissenschaftliche Erkenntnis war das Spannungsfeld zwischen Homogenität und Heterogenität von SuS. Homogenität ist dabei die unterbewusste Idealvorstellung eines jeden in Bezug auf eine Klasse. Hierbei dienen Stereotype zunächst als “Rettungsanker” beim Wunsch nach Ordnung in einer Gemeinschaft. SuS, die dieser Idealvorstellung nicht entsprechen, werden als heterogen im Vergleich zur vermeintlich homogenen Klasse angesehen. Heterogenität ist so gesehen ein gesellschaftliches Konstrukt, da sie immer abhängig von der Normalvorstellung einer Person ist. Die Frage ist nun jedoch, was normal ist. Man muss sich deshalb bewusst machen, dass SuS einer Schule oder einer Klasse immer eine heterogene Gruppe bilden, denn jede*r Schüler*in ist ein Individuum und unterscheidet sich ein bisschen von seinem oder seiner Nachbar*in. SuS sind heterogen in der Kognitition, also der Geschwindigkeit mit der Informationen verarbeitet werden, in der Affektion, also der Lust am Lernen, und in der Meta-Kognition, also den unterschiedlichen Lernstrategien. In den Ringvorlesungen ging es also vorrangig darum, wie mit dieser Heterogenität umzugehen sei. Im allgemeinen Gleichstellungsgesetz steht, dass niemand auf Grund seiner Herkunft, seines Geschlechts oder Anderem diskriminiert werden darf. Das gilt eben auch für die Schule: In einer heterogenen Klassengemeinschaft darf keine*r auf dem Bildungsweg ausgeschlossen werden. Auch die Bremer Schulen haben es sich zur Aufgabe gemacht, inklusiv zu arbeiten. Inklusion bezieht sich hierbei aber nicht nur auf Menschen mit Behinderung, sondern auf alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Förderbedürfnissen. Dieser Ansatz soll Chancengleichheit, also das Recht auf gleiche Ausgangsbedingungen für die einzelnen Glieder von Staat und Gesellschaft bei der Entfaltung ihrer unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen für alle Sus sicherstellen. Chancengleichheit an Schulen bedeutet aber nicht, dass auf dem Bildungsweg eine gerechte Auslese stattfinden soll. Die gleiche Aufgabe an alle SuS zu stellen wäre also falsch. Hier kommt die Heterogenität ins Spiel: Jede*r hat unterschiedliche Voraussetzungen und kann somit die Aufgabe unterschiedlich gut lösen. Die Annahme, dass Chancengleichheit herrscht, da jede*r die Chance auf eine Hochschulreife hat, ist also unzutreffend. SuS müssen unterstützt werden. Doch auch wenn alle die gleiche Unterstützung bekommen würden, könnten sie nicht die gleichen Leistungen bringen, da ihre Ausgangsbedingungen zu unterschiedlich sind. Unterschiedliche SuS brauchen also eine unterschiedliche Unterstützung. Wenn man nun bedenkt, dass in der heutigen meritokratischen Rechtsnorm gesellschaftliche Positionen nach dem Grad der Ausbildung vergeben werden, wird noch einmal deutlich, wie wichtig der Beruf des Lehrers oder der Lehrerin ist. 

Im Umgang mit Heterogenität müssen die SuS also differenziert betrachtet werden. Das geschieht zum einen von außen, indem SuS nach Niveau in unterschiedliche Lerngruppen eingeteilt werden oder zum andern von innen. Hierbei wird innerhalb einer Klasse differenziert. Eine Methode der inneren Differenzierung sind gestufte Lernhilfen. Diese Methode betrachte ich als eine zentrale fachdidaktische Erkenntnis für meine Fächer Musik und Französisch. Eine Aufgabe wird hier in Lösungsschritte zerlegt, welche die SuS bei Bedarf erfahren können. So kann jede*r Schüler*in sein Niveau selbst einschätzen. 

Eine weitere didaktische Methode, die mir im Hinblick auf meine Fächer nützlich erscheint, habe ich der Vorlesung von Prof. Dr. Frank J. Müller, in der es eigentlich um Inklusion ging, entnommen. Ein literarischer Text wurde vereinfacht aufgearbeitet, um mit dem Förderbedarf Lesen umzugehen. Das ist eine sehr schöne Methode, um SuS die Angst vor schweren Texten zu nehmen. Ich werde diese Methode unabhängig von Inklusion auch für meinen Französischunterricht verwenden, da auch im Fremdsprachenunterricht nicht alle SuS problemlos lesen können. Der Lernstoff wird bei dieser Methode im Sinne der Repräsentationsebenen nach Brunner (1971) enaktiv (handelnd), ikonisch (bildhaft) und symbolisch (sprachlich) umgewandelt. Da das natürlich sehr viel Arbeit ist, gefällt mir die Idee, gemeinsam mit anderen Lehrer*innen zu arbeiten und die Materialen über die Schulgrenzen hinweg zu teilen.  

Eine weitere generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnis ist die Raumtheorie von Lotman (1970). Ihr zufolge ist Sprache ein durch Menschen auf reale Räume projiziertes Strukturmuster. Es bring das jeweilige kulturell geprägte Weltbild zum Ausdruck. Wenn Begriffe im Unterricht verwendet werden, bringen SuS ihre eigenen Vorstellungen mit, die jedoch nicht konkret und oft unterschiedlich sind. Die Begriffe werden nämlich im Kontext der Gesellschaft verstanden und auf eigene Erfahrungen bezogen. In Musik zum Beispiel kann so über die Arbeit mit Begriffen verschiedener Genre deutlich werden, wie heterogen die SuS sind. 

 2. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl! 

Wie geht man mit Mehrsprachigkeit im Unterricht um?
In einer Klasse werden im Normalfall nicht nur verschiedene Sprachen unter den SuS gesprochen werden, auch die SuS selbst sprechen oft mehr als eine Sprache. In einer international orientierten Gesellschaft wie heute, gilt es, diese Vielseitigkeit zu unterstützen. Gleichzeitig stellen fehlende Deutschkenntnisse beim Lernen oft ein Problem dar. Ich möchte gerne mehr darüber erfahren, wie ich die Musik nutzen kann, um SuS Deutsch beizubringen. Es gibt bereits Projekte, bei denen im Deutschunterricht für Nicht-Muttersprachler Musik zur Hilfe genommen wird. Ich würde jedoch gerne wissen, wie ich als Lehrerin an einem Gymnasium, einer Oberschule oder einer Gesamtschule solche konkreten Projekte umsetzen kann. 

Welche Auswirkungen hat die äußere Differenzierung von SuS?
Ich war auf einem Gymnasium. Obwohl wir natürlich nicht alle nur Einsen schrieben und auch nicht alle immer motiviert für den Unterricht waren, würde ich meine ehemalige Klasse als eher weniger heterogen beschreiben. Es gab keine Kinder, die nicht Deutsch als Muttersprache hatten, die Eltern verdienten alle recht gut und wir waren auch keine inklusive Schule. Gleichzeitig gab es in der Nachbarstraße eine Realschule, die im Jahresabschlussranking immer weiteraus schlechter war und bei der regelmäßig die Polizei wegen Schlägereien kommen musste. Die SuS auf den beiden Schulen hatten also sehr unterschiedliche Lernvoraussetzungen. Ich würde gerne mehr darüber erfahren, wie sich die unterschiedlichen Schulformen auf den Schulerfolg und auf das spätere Leben von SuS auswirken.

 

3. Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten? 

Der Weg zu einem guten Unterricht ist laut Dr. Christoph Kulgemeyer eine gute Tiefenstruktur des Unterrichts. Das geschieht zum einen durch kognitive Aktivierung, die Leute sollen also zum Mitdenken gebracht werden. Um mich darauf vorzubereiten möchte ich interessante Unterrichtsthemen in Bücher oder in Modellstunden aus Fachzeitschriften finden. Die Ideen möchte ich immer wieder aufschreiben und sammeln. Zum anderen ist eine konstruktive Unterstützung in emotionaler und fachlicher Hinsicht notwendig. Hierfür möchte ich die Antinomien des Lehrer*innenhandelns (Helper 2002) weitergehend vertiefen. Sie helfen gut beim emotionalen Verständnis von SuS. Fachlich möchte ich SuS durch weitere Methoden, die der gestuften Lernhilfe ähnlich sind, unterstützen. Des Weiteren ist ein gelungene Classroommanagement wichtig. Eine konzentrierte Lernatmosphäre herzustellen betrachte ich als die größte Herausforderung. Ich bin der Meinung, dass sie das Ergebnis eines gelungenen Unterrichts ist. Dennoch kann man auch gezielt zum Beispiel durch eine gute Körpersprache darauf hinarbeiten.  

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