
Think-Square-Share
Beschreibung der Methode
Die Think-Square-Share-Methode ist eine Abwandlung und Ergänzung der Think-Pair-Share-Methode, bei der die Partnerarbeit durch eine Gruppenarbeit ersetzt wird. Sie ist eine bewährte Technik des kooperativen Lernens, die den Austausch zwischen Schüler:innen strukturiert fördert. Diese Methode unterstützt nicht nur das Verstehen der Lerninhalte, sondern fördert auch die Kommunikationsfähigkeit und die aktive Beteiligung aller Schüler:innen.
Diese Methode kombiniert verschiedene Sozialformen, von Einzel- über Partner- bis hin zu Gruppen- und Plenumsarbeit. Dadurch wird das kooperative Lernen intensiviert, da sich Lernende gegenseitig unterstützen und sie ihr Wissen vertiefen können. Leistungsstarke Schüler:innen können leistungsschwächeren helfen, wodurch Leistungsunterschiede innerhalb der Klasse ausgeglichen und die Teamfähigkeit gefördert werden (Mattes 2016).
Sowohl Think-Pair-Share als auch Think-Square-Share ermöglichen eine aktive Einbindung aller Schüler:innen und reduzieren die Abhängigkeit vom freiwilligen Melden im Unterricht. Indem Lernende sich gegenseitig Wissen erklären, festigen sie nicht nur ihr eigenes Verständnis, sondern profitieren auch vom Perspektivenwechsel in der Gruppenarbeit.
Ablauf der Methode
Zu Beginn erklärt die Lehrkraft die drei Phasen der Methode. Zunächst bearbeiten die Lernenden individuell eine Aufgabe (Think), die von der Lehrkraft formuliert wird. Nach der Einzelarbeit folgt eine Phase der Kooperation, in der sich die Schüler:innen zu einer Vierergruppe (Square) zusammenfinden und ihre Ergebnisse austauschen bzw. sich gegenseitig die Inhalte erklären. Abschließend präsentieren einige Gruppen ihre Erkenntnisse im Plenum (Share) und diskutieren sie mit der Klasse (Mattes 2016). Wichtig ist auch, dass jede Phase eine klare Zeitvorgabe hat, in der die Bearbeitung der Schritte erfolgt.
Benötigte Medien und Materialien
Für den Einsatz dieser Methode müssten im Vorfeld die benötigten Informationstexte durch die Lehrkraft gesammelt und den Schüler:innen zur Verfügung gestellt werden. Diese könnten in einen gemeinsamen Kursordner hochgeladen werden. Zudem benötigten die Schüler:innen entweder DinA4-Papier oder ein Tablet zur Bearbeitung der Aufgaben. Für die dritte Phase der Methode wäre der Zugang zum digitalen Tool Padlet erforderlich, in dem die Schüler:innen ihre Ergebnisse eintragen könnten, sodass diese für alle Schüler:innen sichtbar wären.
Variation der Methode
Die Methode selbst kann variiert werden, indem eine zusätzliche Phase der Partnerarbeit der Phase der Gruppenarbeit vorgeschaltet wird. Zudem lässt sich die Methode in allen Fächern und Altersstufen zu verschiedenen Themen anwenden. Diese kann zum Beispiel in naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie genutzt werden, um Problemlösestrategien zu entwickeln. Wichtig ist es, die Methode entsprechend der Altersstufe anzupassen. So sollten Fragen für Grundschüler:innen einfach formuliert und die Reflexionszeit etwas verlängert werden. Bildkarten können helfen, den Ablauf der Methode besser zu verstehen.
Diese Methode eignet sich besonders gut für den Austausch in einer Fremdsprache. Satzbausteine und Vokabelhilfen erleichtern es den Schüler:innen, sich klar auszudrücken. Auch in der Mathematik kommt diese Methode zum Einsatz, um Problemlösungen oder Hypothesen zu entwickeln. Lernende können unterschiedliche Lösungswege finden oder Ergebnisse interpretieren.
Praxisbeispiel und Rückmeldung zur Methode
Die Methode fand Anwendung in einer Gruppe von acht Teilnehmer:innen zum Thema „Einsatz von KI im Unterricht“.
Phase Think: Die Schüler:innen haben in Einzelarbeit jeder für sich die zugeteilten Texte zum Thema der Nutzung von KI im Unterricht gelesen und die Argumente für bzw. gegen die Nutzung der KI im Unterricht markiert. Sie haben die folgenden Fragen erarbeitet:
- Was sind die Gründe für den Einsatz von KI im Unterricht?
- Was sind die Gründe gegen den Einsatz von KI im Unterricht?
Phase Square: Die Schüler:innen haben sich in zwei Gruppen von vier Personen zusammengefunden und einander die Vor- und Nachteile der Nutzung von KI im Unterricht anhand ihrer Notizen erklärt. In dieser Phase sollten auch Unklarheiten durch Nachfragen verringert werden und Verständnisfragen geklärt werden.
Phase Share: Die Pro- und Contra-Argumente wurden in den Gruppen jeweils in ein Padlet zusammengetragen und anschließend im Plenum besprochen.
Die Teilnehmer:innen haben folgende Rückmeldung zu dieser Methode gegeben. Sie empfanden die Texte vom Inhalt her sehr gehaltvoll und informationsreich, sie haben jedoch die Länge einiger Texte bemängelt und die Kritik geäußert, es wären zu viele Texte, die sie lesen sollten. Dementsprechend wurde von einigen Teilnehmen negativ angemerkt, dass die Aufgabe in der vorgegebenen Zeit nicht umsetzbar war. Es sollte laut der Gruppe darauf geachtet werden, dass die Texte etwa gleichlang sind. Zudem hat sich einigen Teilnehmer:innen der Sinn des Vorlesens der Argumente nicht erschlossen. Hier muss jedoch angemerkt werden, dass die Schüler:innen, die die Gegenargumente vertreten, sich nicht auf die Argumente für den Einsatz der KI im Unterricht fokussieren und durch die Diskussion in der Phase des Share, diese auch zu hören bekommen und nicht nur im Padlet nachlesen, sodass mehrere Wahrnehmungskanäle aktiviert werden und die Informationen besser gespeichert werden.
Zuordnung zur AVIVA-Phase
Im AVIVA-Modell lässt sich die Think-Square-Share-Methode der Informations-Phase zuordnen: Die Schüler:innen lesen in verschiedenen Texten, aus denen sie wählen können, die Pro- und Contra-Argumente bezüglich der KI-Nutzung im Unterricht und erarbeiten sich die Argumente heraus, sowohl für die Pro- als auch für die Contra-Seite. Anschließend teilen sie diese Argumente mit der Gruppe. Die gesammelten Argumente werden im Padlet zusammengetragen. Diese Methode ist auch der Phase Verarbeiten im AVIVA-Modell zuzuweisen, denn es ermöglicht den Schüler:innen, zuvor generiertes Wissen zu verarbeiten und anzuwenden.
Literatur
Bruckermann, T. und Kirsten Schlüter (Hrsg.) (2017). Forschendes Lernen im Experimentalpraktikum Biologie Verfügbar unter: https://doi.org/10.1007/978-3-662-53308-6_1, Berlin, Heidelberg: Springer Spektrum.
Mattes, W. (2016) Methoden für den Unterricht: kompakte Übersichten für Lehrende und Lernende. Paderborn: Schöningh.
Städeli, C. (2010). Die fünf Säulen der guten Unterrichtsvorbereitung: das AVIVA-Modell für den kompetenzorientierten Unterricht: Christoph Städeli. Folio: die Zeitschrift des BCH| FPS für Lehrkräfte in der Berufsbildung, (6) https://edudoc.ch/record/87665/files/0610_staedeli_d.pdf (Letzter Zugriff: 27.11.2024)
Lizensierung
Think-Square-Share by Benar Ibrahim is marked with CC0 1.0