Lebendige Statistik

Lebendige Statistik

Foto von Markus Spiske auf Unsplash

Beschreibung der Methode

Im Rahmen der Unterrichtsgestaltung eignet sich die Methode „Lebendige Statistik“ besonders für eine thematische Hinführung und eine erste Sensibilisierung wie Positionierung der Lernenden zu einem (neuen) Thema (AVIVA-Phase: Ankommen und Einstimmen bzw. Vorwissen aktivieren).

Durch den Austausch untereinander und ihrer sich daraus ableitenden Positionierung im Raum können die Lernenden ihre Stellung in der Gruppe erkennen, zugleich wird insgesamt die Heterogenität in der Gruppe erkennbar. Indem die Lernenden ihre eigene Position begründen, stärken sie zugleich ihre Kommunikationsfähigkeiten.

Ablauf der Methode

Die Kriterien nach denen sich die Lernenden im Raum positionieren sollen werden genannt. Bspw. Geburtsort, Wohnort in Relation zu Bremen u.a.

Zum einen kann diese Ordnung als Reihung ausgedrückt werden. Dabei müssen solche Ordnungskriterien benutzt werden, die sich letztlich in eine numerische, alphabetische oder durch eine sonstige Festlegung in Reihenfolge bringen lassen.

Andererseits lässt sich eine Ordnungsreihe durch Gegensätze wie bspw. Ja / Nein, Wenig / Viel finden.

Es wird erläutert, dass sich die Lernenden untereinander austauschen müssen, um sich in diesen Ordnungsverhältnissen im Verhältnis zu den anderen Lernenden „richtig“ positionieren zu können.

In Abhängigkeit zur Fragestellung positionieren sich die Lernenden um und bewegen sich im Raum.

Nach Verortung des eigenen Standpunktes sollte die Kommunikation untereinander aussetzen. Die Lernenden werden gebeten ihre Position im Plenum kurz zu kommentieren.

 

Die Wahl von unkonventionellen Ordnungskriterien zum Einstieg, wie bspw. durch das Nennen von Schuhgrößen oder des letzten Buchstabens des Vornamens o.ä., kann die Stimmung auflockern und erheitern wodurch die Bereitschaft der Lernenden, sich gegenüber der Methode und insgesamt einem neuen Thema zu öffnen, positiv beeinflusst werden kann.

Benötigte Medien und Materialien

Neben einer unbestuhlten, freien Raumfläche werden nicht notwendigerweise weitere Materialien benötigt.

Die Visualisierung der Fragestellungen bzw. der Impulsfragen empfiehlt sich um Verständnisfragen vorzubeugen und eine zusätzliche Unruhe tendenziell abzufangen.

Für die Projizierung werden Beamer und Leinwand oder bspw. eine Tafel oder ein Flipchart zur Verschriftlichung benötigt.

Variation der Methode

Die beschriebene Reihung im Raum anhand von zwei gegensätzlichen Polen lässt sich als Vier-Ecken-Methode modifizieren.

Dafür gibt der/die Moderator:in anhand der Ecken im Raum Antwortmöglichkeiten bspw. anhand von Zahlenbeispielen oder „Größer-Kleiner-Antworten“ vor.

Ferner können den vier Ecken eines Raumes bestimmte Kriterien zugeordnet werden.

Die Lernenden werden gebeten sich in den jeweiligen „Interessensecken“ thematisch zunächst über das Ordnungskriterium auseinanderzusetzen. Weitergehend kann sich das Gespräch auch davon lösen.

Alternativ lässt sich die Vier-Ecken-Methode für eine interessengeleitete Gruppenverteilung einsetzen, indem bspw. thematische Vorschläge zur Bearbeitung eines komplexeren Themas wie dem der Globalisierung, Klimawandel, Arbeitsmigration o.ä. auf Plakatkarton o.ä angekündigt werden. Die Lernenden werden gebeten, sich entsprechend ihrer Interessen räumlich zuzuordnen.

Praxisbeispiel und Rückmeldung zur Methode

Nach praktischer Erprobung der Methode lässt sich festhalten, dass es sich für die weitere Übung von Platzierungsmöglichkeiten im Sinne eines Warm-ups anbietet, zunächst ein, zwei Impulse losgelöst vom eigentlichen Unterrichtsthema (hier: Eine Welt ohne Insekten) zu setzen.

  • Platziere dich so im Raum, dass dein Geburtsort im Verhältnis zu Bremen deutlich wird. (vorne: Bremen / hinten: außerhalb Bremens)
  • Platziere dich so im Raum, dass dein aktueller Wohnort im Verhältnis zu Bremen deutlich wird. (vorne: Bremen / hinten: außerhalb Bremens)

Durch diesen barrierearmen Einstieg wird die allgemeine Aufmerksamkeit der Lernenden erreicht. Grundsätzlich lässt sich beobachten, dass die allgemeine Teilnahmebereitschaft hoch ist.

 

Im weiteren Verlauf lässt sich thematisch sensibilisieren und das zu behandelnde Themengebiet einleiten, wie bspw.:

  • Kannst du aus dem Stehgreif Insektenarten nennen? (vorne: mehrere / hinten: keine)
  • Hast du einen Balkon oder Garten, der zum Insektenschutz beiträgt? (vorne: ja / hinten: nein)
  • Engagierst du dich in deinem Alltag für biologische Vielfalt / Biodiversität und entsprechend (auch) für den Insektenschutz? (vorne: ja / hinten: nein)
  • Hältst du den Insektenschutz für einen (außerordentlich) wichtigen Teilbereich des Klimaschutzes? (vorne: ja / hinten: nein)
  • Ist eine Welt ohne Insekten für dich denkbar? (vorne: ja / hinten: nein)

 

In der Reflexion werden die Einstiegsfragen sowie die gewählte Methode „Lebendige Statistik“ von den Teilnehmenden als positiv bewertet, da der Einstieg gerade keine vertiefende Recherche beinhaltet, sondern eine Platzierung aufgrund von bereits vorhandenem (Alltags-)Wissen ermöglicht.

Die Lehrkraft kann durch die entsprechende Raumverteilung ggfs. Schlüsse auf das vorhandene Vorwissen der Lerngruppe ziehen.

Die Lernenden verdeutlichen sich selbst ihren „Standpunkt“ – in Relation zu anderen, was Reflexionsanlässe bietet.

Zuordnung zur AVIVA-Phase

Im Rahmen der Unterrichtsgestaltung eignet sich die Methode „Lebendige Statistik“ besonders für eine thematische Hinführung und eine erste Sensibilisierung wie Positionierung der Lernenden zu einem (neuen) Thema.

Im AVIVA-Modell lässt sich die Methode der ersten Phase entsprechend dem „Ankommen und Einstimmen“ bzw. der zweiten Phase „Vorwissen aktivieren“ zuordnen.

Gemäß der AVIVA-Methode lässt sich zwischen einem direkten und indirekten Vorgehen differenzieren. Sofern die Lehrkraft die Methode intensiv(er) „moderiert“ und auf einzelne Standpunkte und Platzierungen der Lernenden eingeht und diese bereits als Diskussionsanlässe nutzt, liegt tendenziell ein direktes Vorgehen vor. Gibt die Lehrkraft das methodische Vorgehen in die Lerngruppe, bspw. durch eine zurückhaltende Anleitung, Intervention und Moderation, ist das Vorgehen tendenziell indirekt. In Abhängigkeit zur Lerngruppe zeigen sich in der Praxis häufig Mischformen des direkten wie indirekten Vorgehens.

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass die Methode „Lebendige Statistik“ tendenziell direkt durchgeführt wird, sofern die Ausgangsfragen nicht wortlos projiziert werden (sollten) und den Lernenden das weitere Vorgehen klar ist.

Literatur

Qualitäts- und UnterstützungsAgentur – Landesinstitut für Schule, Soest. https://www.schulentwicklung.nrw.de/cms/methodensammlung/methodensammlung/index.html (Zugriff am: 06.02.2023)

Maurer, Markus / Städeli, Christoph et al.: Fünf Säulen einer guten Unterrichtsvorbereitung. Das AVIVA-Modell im Blended Learning. 05.07.2021. https://sgab-srfp.ch/das-aviva-modell-im-blended-learning/ (Zugriff am: 06.02.2023)

Lizensierung

Lebendige Statistik by Maike Onken is licensed under CC BY-SA 4.0