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Beschreibung der Methode

Im traditionellen Unterricht werden neue Inhalte von den Lehrkräften eingeführt und gemeinsam mit den SuS erarbeitet. Die Übungen finden dann meist in Form von Hausaufgaben zu Hause statt. Der Flipped Classroom dreht, wie der Name es bereits vermuten lässt, diesen Ablauf um und verortet die Informationsphase außerhalb des Unterrichts. SuS bereiten hier neue Inhalte anhand bereitgestellter Medien selbstständig und im eigenen Tempo vor. Im darauffolgenden präsentischen Unterricht finden anschließend die zugehörigen gemeinsamen Übungen sowie eine Vertiefung statt.

Das Ziel ist es, durch die Auslagerung der Informationsphase mehr Zeit im Unterricht für Übungen und Fragen zu gewinnen. Die SuS können im eigenen Lerntempo arbeiten und lernen, eigenverantwortlich zu agieren.

Ablauf der Methode

  1. Zu Beginn bereitet die Lehrkraft das Informationsmaterial zu dem neuen Thema vor, das mit Hilfe von Leitfragen den SuS einen roten Faden vorgibt und wichtige Aspekte des zu Lernenden hervorhebt.
  2. Die Lehrkraft gibt den SuS die Aufgabe, anhand des der Materialien die neuen Inhalte zu Hause zu erarbeiten und skizziert die folgende Unterrichtsstunde.
  3. Die SuS erarbeiten sich die Inhalte anhand des Lernmaterials (Phase 1).
  4. In der folgenden Unterrichtsstunde bearbeiten die SuS Übungsaufgaben zum neuen Thema, die Lehrkraft steht hier für Fragen zur Verfügung und moderiert die Stunde. Wichtig ist darauf zu achten, dass keine Inhalte aus der „geflippten“ Phase erneut erarbeitet werden müssen (Phase 2).

Benötigte Medien und Materialien

Je nach Gestaltung der Informationsphase benötigen die SuS ein digitales Endgerät, um sich bspw. Videos oder PowerPoint Präsentationen ansehen und diese ggf. auch digital bearbeiten zu können. Diese Medien müssen auch in der folgenden Unterrichtsstunde bereitstehen.

Variation der Methode

  1. Der Standard Flipped Classroom

Der Klassische Ablauf, bei dem die SuS in einer ersten Phase Inhalte anhand eines Lernvideos erarbeiten und in einer zweiten Phase im darauffolgenden Unterricht üben und vertiefen.

  1. Der diskussionsorientierte Flipped Classroom

In der ersten Phase informieren sich die SuS mittels verschiedener Videos zu einem Thema und lernen verschiedene Standpunkte kennen. In der zweiten Phase wird das Thema im Unterricht gemeinsam diskutiert.

  1. Der demonstrationsorientierte Flipped Classroom

Hier wird in der ersten Phase ein Video z.B. zur Durchführung eines Experiments bereitgestellt, welches die SuS in ihrem eigenen Tempo und ggf. auch mehrmals schauen können.

  1. Der gruppenbasierte Flipped Classroom

Die erste Phase läuft wie beim Standard Flipped Classroom, in der zweiten Phase arbeiten die SuS jedoch gemeinsam an den Übungen und können sich so in Gruppen gegenseitig unterstützen.

  1. Der virtuelle Flipped Classroom

In dieser Variante wird auch die zweite Phase digital und ggf. asynchron durchgeführt, auch die Übungen werden digital abgegeben. Diese Methode findet hauptsächlich an Hochschulen Anwendung und erfordert ein hohes Maß an Eigenverantwortung.

  1. „Flipping the Teacher“

In dieser Methode wird das Lernmaterial nicht nur von der Lehrkraft vorbereitet, sondern auch von den SuS. Dadurch geraten diese in eine erklärende Position und müssen das Thema dafür didaktisch aufbereiten. Die entstehenden Materialien können das Produkt der zweiten Phase sein.

Praxisbeispiel und Rückmeldung zur Methode

Wir haben die Methode zur Vorbereitung auf unsere Seminarsitzung selber durchgeführt. Dabei haben wir drei verschiedene Power-Point Präsentationen zur Verfügung gestellt, die unterschiedlich zwischen Video- und Textmaterial gewichtet waren. Als Bearbeitungszeit haben wir 30 Minuten veranschlagt, die Rückmeldungen zeigten aber, dass es hier größeren Variationen gab und das Material teilweise zu umfangreich war. Ein Student benötigte mehr als eine Stunde, um die Aufgaben zu bearbeiten. Dies wurde als Hauptkritikpunkt aufgeführt. Hier ist in Hinblick auf unsere abgeschätzte Bearbeitungsdauer einerseits der Aufgabenumfang zu hinterfragen, andererseits bietet diese Methode gerade jedem/jeder Lernenden die Möglichkeit, im Sinne der Binnendifferenzierung ein eigenes Arbeitstempo zu wählen. Das grundsätzliche Feedback zur Methode war jedoch sehr positiv.

Praxisbeispiele finden sich auf der Seite der Uni Passau unter: https://blog.dilab.uni-passau.de/courses/flipped-classroom/lessons/iii-praxisbeispiele-fuer-den-flipped-classroom/

Auch eine Metastudie von Strelan et al. (2020) zeigt, dass der Flipped Classroom fachübergreifend und durch alle Jahrgänge hinweg zu einem erhöhten Lernerfolg beigetragen hat. Demnach ist der Hauptfaktor hierfür die Möglichkeit, selbstständig strukturiert, aktiv und problemorientiert arbeiten zu können.

 

Zuordnung zur AVIVA-Phase

Der Flipped Classroom lässt sich nur bedingt in dem AVIVA Modell verorten, da die Vorwissens- und Informationsphase ausgelagert werden. In der Übungsstunde soll gerade auf Wiederholung verzichtet und darauf vertraut werden, dass die SuS sich das Wissen eigenständig erarbeitet haben. Deshalb fällt diese Phase in Präsenz weg und der Schwerpunkt liegt hier auf der Erarbeitungsphase, für die gerade die zusätzliche Zeit durch die Auslagerung gewonnen wurde.

Literatur

Strelan, P., Osborn, A., & Palmer, E. (2020). The flipped classroom: A meta-analysis of effects on student performance across disciplines and education levels. Educational Research Review, 30, 100314.

https://blog.dilab.uni-passau.de/courses/flipped-classroom/

https://teachingtools.uzh.ch/de/tools/flipped-classroom

https://www.utep.edu/technologysupport/_Files/docs/Flipping-the-Class-Models.pdf

Lizensierung

Flipped Classroom is marked with CC0 1.0