Beitragsbild von Matthew Roth (WMF) steht unter CCO 3.0 Attribution.
Beschreibung der Methode
Das Lernmemory ist eine Methode, die sich durch Variation der verwendeten Inhalte an unterschiedlichste Lerngruppen und Fachthemen anpassen lässt. Sie zeichnet sich durch die spielerische Aktivierung der Schüler*innen aus und lässt sich in verschiedenen Phasen des Unterrichts einsetzen.
Ablauf der Methode
Zu Beginn werden auf einer freien Fläche, beispielsweise dem Boden des Klassenraums, Karten (Bodenkarten) verdeckt ausgelegt. Alle Schüler*innen erhalten außerdem ebenfalls eine Karte (Handkarte). Die Schüler*innen stellen sich nun in einem Halbkreis um die auf dem Boden liegenden Karten. Nun erklärt die Lehrkraft den Ablauf des Lernmemorys: Ein*e Schüler*in beginnt und deckt eine der Karten auf dem Boden auf. Passt diese Karte zur Karte, die die Person in der Hand hat, hat sie ein Pärchen gefunden und die nächste Person ist an der Reihe. Dieser Prozess wird so lange wiederholt, bis alle Schüler*innen eine passende Bodenkarte zu ihrer Handkarte gefunden haben. Die Schüler*innen sind dabei aufgefordert, sich gegenseitig zu unterstützen, besonders, wenn sie ihr Pärchen bereits gefunden haben.
Benötigte Medien und Materialien
Zunächst wird eine freie Fläche benötigt. Abhängig von der Größe der Karten eignet sich dafür beispielsweise ein Teil des Bodens des Klassenraums, oder auch die Oberfläche von zusammengeschobenen Schultischen. Weiterhin müssen die Memorykarten erstellt werden. Dazu sind pro Schüler*in genau zwei Karten – eine Hand und eine Bodenkarte – nötig. Für manche Inhalte kann es sinnvoll sein, die Bodenkarten von den Handkarten unterscheidbar zu gestalten. Hierbei bietet sich eine farbliche Unterscheidung an. Um den Vorbereitungsprozess vor der Stunde so gering wie möglich zu halten, sollten Hand- und Bodenkarten einander zugeordnet und als Pärchen transportiert werden. Somit kann die Lehrkraft zu Beginn der Stunde die Anzahl der Kartenpärchen an die Anzahl der anwesenden Schüler*innen anpassen.
Variation der Methode
Da sich Memory-Karten mit den unterschiedlichsten Inhalten gestalten lassen, lässt sich das Lernmemory in diversen Fächern in den Unterricht einbinden. Im Mathematikunterricht kann beispielsweise mit verschiedenen Darstellungsformen von Funktionen gearbeitet werden, die die Schüler*innen einander zuordnen sollen. Dies schult die Kompetenz, mit verschiedenen Darstellungsformen von Funktionen umgehen zu können (vgl. Praxis d. Mathematik 2011). Im Geometrieunterricht könnten beispielsweise Abbildungen von geometrischen Formen deren Bezeichnung oder auch deren Eigenschaften zugeordnet werden. Im Sprachunterricht könnten zum Beispiel Vokabeln trainiert werden, indem Schüler*innen Fremdwörter entweder einer Abbildung oder auch einer Übersetzung in einer ihnen bekannten Sprache zuordnen sollen. Auch im Grundschulbereich lassen sich Anwendungskontexte finden. So könnten beispielsweise im Sachunterricht Tiere oder Pflanzen deren verschriftlichten Namen zugeordnet werden. Insofern lässt sich die Methode abhängig von den Inhalten der Memorykarten auf unterschiedlichste Klassenstufen und Anforderungsbereiche skalieren.
Praxisbeispiel und Rückmeldung zur Methode
Im Rahmen eines Erziehungswissenschaften-Seminars an der Universität bekam ich die Möglichkeit, das Lernmemory als Methode zu testen. Da sich die Stunde um verschiedene Darstellungsformen von Brüchen und den Wechsel zwischen jenen Darstellungsformen konzentrieren sollte, wählte ich das Lernmemory als Methode, mit der die Lernenden ihr Vorwissen aktivieren konnten. Dafür erstellte ich Memory-Karten mit Brüchen, wobei ich die Bodenkarten, auf welchen ungekürzte Brüche abgebildet waren, farblich von den Handkarten, auf denen eben diesen Brüchen in vollständig gekürzten Versionen abgebildet waren, unterscheidbar machte. In der Sitzung wurden die Bodenkarten auf einer freien Bodenfläche im Raum ausgelegt. Die Lernenden bekamen je eine Handkarte sowie die Anweisung, die entsprechende Bodenkarte dazu durch Aufdecken zu finden. Dadurch sollte die Kometenz geschult werden, gekürzte und ungekürzte Brüche einander zuordnen zu können. In der Sitzung wurde dabei keine spezifische Reihenfolge durch die Lehrperson vorgegeben, sodass alle Lernenden gleichzeitig Karten aufdeckten. Dies erwies sich als ungünstig, da schon in der recht kleinen Lerngruppe teils Verwirrung dadurch entstand, dass alle Lernenden gleichzeitig Karten aufdeckten. Außerdem kann das parallele Aufdecken vor allem für Schüler*innen, die sich weniger durchsetzen können oder wollen zu Problemen führen. Insofern scheint es besonders in größeren Lerngruppen sinnvoll, in irgendeiner Form eine Reihenfolge festzulegen bzw. die Lernenden eine Reihenfolge festlegen zu lassen.
Zuordnung zur AVIVA-Phase
Die Methode eignet sich entweder für den Unterrichtseinstieg, also für die Phasen „Vorwissen aktivieren“, oder für die Vertiefung von Inhalten, als für die Phase „Verarbeiten“. Sind die Inhalte bereits aus den Stunden zuvor bekannt oder handelt es sich um Alltagswissen, bietet das Lernmemory Schüler*innen die Möglichkeit, ihr Vorwissen durch eigene Tätigkeit und strukturiert durch die Lehrperson zu aktivieren (Vgl. Städeli 2010, S.20). Geht es darum, Inhalte, die in der Stunde erarbeitet wurden, zu vertiefen, so lässt sich das Lernmemory auch in der Phase „Verarbeiten“ als ein Hilfsmittel einsetzen, mit dessen Hilfe Schüler*innen Inhalte „verarbeiten, vertiefen, üben, anwenden [oder] konsolidieren“ (Städeli 2010, S.20) können.
Literatur
Praxis der Mathematik, Jg. 53, H. 38, 2011: Thema: Eine Funktion – viele Gesichter. Darstellen und Darstellungen wechseln.
Städeli, Christoph: Die fünf Säulen der guten Unterrichtsvorbereitung. Das AVIVA-Modell für den kompetenzorientierenten Unterricht, in: Folio, Nr. 6 (2010), S.20-23.
Lizensierung
Unterrichtsmethode – Lernmemory by Johanna Brunn is marked with CC0 1.0 Universal