Der Methodenname „Placemat“ bezieht sich auf das bei dieser Methode verwendete Arbeitsmaterial — dem Platzset/Platzdeckchen (= engl. place mat). Dieses Platzset bzw. Flipchart liegt während der Durchführung der Methode wie eine Tischdecke in der Mitte des Gruppentisches, weshalb man es Platzdeckchen nennt (vgl. Mattes 2006, S. 2022).

Beschreibung der Methode

Bei der Placemat-Methode handelt es sich um eine Form des kooperativen Lernens, die einen grafischen Ansatz beinhaltet. Da alle Schüler:innen bei dieser Methode artikulieren und ihre Gedanken zu einem Thema kommentieren, handelt es sich hierbei um eine schriftliche Austauschmethode. Das Ziel ist es, gemeinsam Meinungen und Argumente, sowie Ideen zu einem bestimmten Thema zu sammeln. Dabei verschriftlichen die Schüler:innen ihre Gedanken zuerst eigenständig, leiten diese den anderen Gruppenmitgliedern zur Weiterentwicklung und Kommentierung weiter und anschließend wird aus dem Gedankenpool ein gemeinsames finales Ergebnis aufgestellt. Diese Arbeitsschritte sind sicherlich schon von der Think-Pair-Share Methode bekannt (vgl. Reich 2010, S. 1-11).

 

Das Placemat lässt sich in allen Unterrichtsfächern einsetzen und soll die kognitive Aktivität der Schüler:innen fördern. Dabei werden verschiedene Lernziele angestrebt. Zum einen sollen die Schüler:innen Aspekte eines Themas schriftlich artikulieren und Beiträge anderer Schüler:innen beurteilen, bewerten und weiterentwickeln. Und zum anderen sollen die Schüler:innen gemeinsame Ergebnisse aus einer Arbeitsphase ableiten. Des Weiteren werden auch die Methoden- und Sozialkompetenz bei den Schüler:innen gefördert, indem sie ihre schriftliche Ausdrucksfähigkeit und Argumentation üben, die Diskussions- und Kompromissfähigkeit im Hinblick auf zentrale Ergebnisse ausgebaut und die Beteiligung aller Gruppenmitglieder benötigt wird (vgl. ebd.).

Ablauf der Methode

Als Zeitrahmen sollte man mindestens 30 min (ohne Plenumsphase) einplanen, wobei der Zeitbedarf von der Gruppengröße abhängig ist. Die optimale Gruppengröße beträgt vier Schüler:innen, wobei alternativ Gruppengrößen zwischen drei und fünf Schüler:innen gebildet werden können. Das Placemat wird dabei wie folgt eingeteilt (vgl. Kroker 2023):

Abb. 1: Einteilung des Placemat bei einer Gruppengröße von vier Schüler:innen (Kroker 2023).

Insgesamt gliedert sich die Methode in drei Hauptarbeitsphasen: 1. der Einzelarbeitsphase, 2. der Gruppenarbeitsphase und 3. der Plenumsphase. Zu Beginn erläutert die Lehrkraft den Schüler:innen die Methode und Aufgabenstellung. Anschließend erfolgt die Einteilung der Gruppen und die Lehrkraft legt die Schreibzeit fest. Infolgedessen setzen sich die Schüler:innen in ihre Gruppen an den Tisch zusammen und die Lehrkraft legt das Placemat in die Mitte des Tisches. Nun bekommt jede:r Schüler:in ein Feld auf dem Placemat zugeteilt (vgl. Abb. 1, S. 1) und die Durchführung beginnt (vgl. Kroker 2023, S. 2022):

 

  1. Phase: Brainstorming (Einzelarbeitsphase, 5-10 min)
  • In die zugeteilten Felder notieren die Schüler:innen jetzt stichpunktartig ihre Gedanken zu der Thematik. Während dieser Phase erfolgt kein Austausch unter den Schüler:innen und es darf nicht bei der/die Nachbar:in abgeschaut werden.
  • Daraufhin wird das Placemat gedreht oder die Schüler:innen rutschen einen Platz weiter, sodass sie nun das Feld von der/die Nachbar:in vor sich liegen haben. Die Gedanken der anderen Person werden nun gelesen und ergänzt bzw. ggf. kommentiert (mit andersfarbigem Stift). Das Drehen erfolgt bei einer Gruppengröße von vier Schüler:innen insgesamt viermal (jeweils 2,5 min). Befindet sich das Placemat anschließend wieder in der Ausgangsposition, kann jede:r die Gedanken der anderen lesen.    
  1. Phase: Austausch (Gruppenarbeitsphase, 10-15 min)
  • Nun diskutieren die Schüler:innen die Gedanken und anschließend einigen sie sich auf ein oder mehrere Gesamtergebnis(se). Dies wird dann in das Feld in der Mitte eingetragen.
  1. Ergebnissicherung/Präsentation (Plenumsphase, 20-30 min)
  • Zum Schluss stellen die einzelnen Gruppen sich ihre Ergebnisse gegenseitig vor und vergleichen diese miteinander. Dies kann z. B. durch Präsentationen oder einem Galeriegang im Plenum erfolgen.

 

Die Lehrkraft spielt bei der Durchführung die Rolle des/der Moderator:in, welche:r den Lernprozess begleitet. Zudem ist die Lehrkraft auch Expert:in, da durch die Lehrkraft der Lernprozess durch Input gesteuert wird und in der abschließenden Plenumsphase können die Ergebnisse der Gruppe inhaltlich koreferiert werden (vgl. Böddicker et al. 2016).

Benötigte Medien und Materialien

Für die Durchführung der Placmat-Methode werden Gruppentische, A3 Flipcharts (mit vorgezeichneten Placemats) und verschiedenfarbige Stifte benötigt. Jede:r Schüler:in erhält dabei einen andersfarbigen Stift innerhalb der Gruppe. Falls kein A3 Flipchart zur Verfügung steht, kann man auch alternativ A4 Papierbögen für jede:n Schüler:in austeilen und ein A4 Bogen für das Gruppenergebnis dazu legen (vgl. Flepp/Steiner o. J.; Mattes 2006).

Variation der Methode

Je nach Gruppengröße lässt sich das Placemat unterschiedlich aufteilen (Links: 4er-Gruppe, Mitte: 3er-Gruppe, Rechts: 5er-Gruppe):

 

Abb. 2: Einteilung des Placemat nach Gruppengröße (Böddicker et al. 2016).

 

Dabei können auch noch weitere Abwandlungen vorgenommen werden. Anstatt das Placemat zu drehen, können sich die Schüler:innen ihre Ergebnisse nach der Einzelarbeitsphase auch gegenseitig mündlich vorstellen (z. B. als Präsentation oder Galeriegang) und diskutieren dann die Ergebnisse miteinander. Dabei würde sich die Gruppe ohne Ergänzungen und Kommentare auf gemeinsame Ergebnisse für den Plenumsvortrag einigen. Zudem kann man den Schüler:innen auch mehr Selbststeuerung und Verantwortung übertragen, was das konstruktivistische Lernen fördern würde. Hierzu würde die Gruppe untereinander z. B. eine:n „Zeitmanager:in“ bestimmen, der die Einhaltung der Zeitvorgaben während der Gruppenarbeitsphase kontrolliert und situativ entscheidet, ob mehr oder weniger Zeit benötigt wird. Und die Gruppe könnte eine:n „Sozialmanager:in“ bestimmen, welche:r darauf achtet, dass die Kommunikation in der Gruppe gleichberechtigt und fair erfolgt, sodass jedes Gruppenmitglied die Chance erhält, seine Gedanken zu äußern und auch am Schluss ein Gesamtergebnis in der Mitte des Placemat festzuhalten (vgl. Böddicker et al. 2016).

Praxisbeispiel und Rückmeldung zur Methode

Als Praxisbeispiel sollten die Studierenden zu der Fragestellung „Was zeichnet gute Ernährung aus?“ in drei Phasen ihr Vorwissen mittels der Placemat Methode aktivieren:

 

  1. Einzelarbeitsphase: Eigene Ideen notieren, Anmerkungen ergänzen (5-10 min)
  2. Gruppenarbeitsphase: Diskussion; Einigung auf Gruppenergebnis(se) (10-15 min)
  3. Plenum: Vorstellung der Ergebnisse (5-10 min)

 

Insgesamt verlief die Durchführung mit den Studierenden gut, wobei es zu einem regen Diskussionsaustausch kam, da durch die Placemat Methode viele differente Ansatzpunkte zu dem Thema diskutiert wurden. Die Ergebnisvorstellung erfolgte als mündliche Präsentation. Es konnte auch festgestellt werden, dass durch die schriftliche Phase, bei der feste räumliche und zeitliche Vorgaben vorliegen, sich auch die stilleren Schüler:innen artikulieren, da jedes Gruppenmitglied dazu aufgefordert wird, sich zu beteiligen. Auch wird durch die zu Beginn einleitende Stillarbeit die individuelle Auseinandersetzung mit der Fragestellung eingefordert. Hierdurch arbeitet jede:r Schüler:in auf ihrem/seinem persönlichen Lernniveau, wodurch eine natürliche innerliche Differenzierung ermöglicht wird. Darüber hinaus wird die Dominanz einzelner Schüler:innen durch die Methode vermindert und es entsteht keine Unruhe innerhalb der Gruppe während der Arbeitsphasen. Die Schüler:innen lernen somit kooperativ zu arbeiten und sich untereinander abzustimmen. Auch wurde eine einfache Umsetzung als positiver Punkt seitens der Studierenden zurückgemeldet, wobei gleichzeitig durch so eine einfache Methode sehr viel Wissen gesammelt und weitervermittelt werden kann. Wichtig zu berücksichtigen ist bei dieser Methode auch, dass die formulierten Fragestellungen offen sein sollten, damit den Schüler:innen vielfältige Antwortmöglichkeiten geboten werden können. Es sollte somit z. B. keine Begriffsdefinition als Fragestellung vorgegeben werden. Vorteilhaft ist aber auch, dass diese Methode auch bei Klassen mit wenig Gruppenarbeits-Erfahrung eingesetzt werden kann (vgl. Kroker 2023; Mattes 2006; Reich 2010, S. 1-11). 

Zuordnung zur AVIVA-Phase

Die Placemat Methode wurde von uns beim AVIVA-Modell in die Phase des „Vorwissen aktivieren“ (AVIVA) eingeordnet, da die Studierenden dazu angeregt werden sollten, darüber nachzudenken, was eine gute Ernährung auszeichnet.

 

Die Placemat Methode kann einerseits als Einstieg in ein neues Thema verwendet werden, wodurch das Vorwissen der Schüler:innen zu der Thematik ermittelt werden kann, an die man als Lehrkraft dann anknüpft. Andererseits kann man die Methode aber auch zur Beantwortung von Fragen und zur Entwicklung von Ideen und Meinungsbildung im Verlauf der Vermittlung eines Unterrichtsthemas anwenden. Dadurch wenden die Schüler:innen dann ihr bereits erlerntes Wissen auf neue Problemstellungen oder Diskussionsfragen an. Zusätzlich kann die Methode aber auch als Abschluss einer Einheit als Sicherung und Wiederholung im Unterricht eingesetzt werden (vgl. Böddicker et al. 2016). 

Literatur

BÖDDICKER, N., H. H., HINZER, A., HOFER, M., KARSTEN, N., KHAN, A., RUBENS-LAARMANN, A., WILHELM, S. 2016. Methodensammlung. Für Dozierende der Heinrich-Heine-Universität [Online]. Düsseldorf: Integrierte Qualitätsoffensive in Lehre und Studium Available: https://www.hhu.de/fileadmin/redaktion/Lehre/Hochschuldidaktik/Downloads/Methodenbuch_Stand151216.pdf [Accessed].

KROKER, B. 2023. Unterrichtsmethoden: Placemat-Methode [Online]. Ellwangen: Betzold. Available: https://www.betzold.de/blog/placemat/ [Accessed].

LECI FLEPP, E. S. Placemat-Methode [Online]. Graubünden/Wallis: Pädagogische Hochschule Graubünden/Wallis. Available: http://www.mintalp.ch/projekt-wasser/methodenkoffer/placemat-methode/ [Accessed].

MATTES, W. 2006. Placemat (Platzset). Methoden für den Unterricht. Kompakte Übersichten für Lehrende und Lernende, Schöningh: Paderborn, Westermann.

REICH, K. 2010. Methodenpool. Placemat-Methode [Online]. Köln: Universität Köln. Available: http://methodenpool.uni-koeln.de/download/placemat.pdf [Accessed].

S., D. 2022. Placemat-Methode: Alles über die Methode zur Gruppenarbeit [Online]. Kita.de. Available: https://www.kita.de/wissen/placemat-methode/ [Accessed].

Lizensierung

Placemat by Vanessa Niemeyer is licensed under CC BY-SA 4.0

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