Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität

(1) Durch die neue Perspektive der Individualisierung von Unterricht als Antwort auf Leistungsheterogenität, habe ich für mich einige neue und wichtige Einsichten gewonnen.

Zum einen, dass durch Individualunterricht besser auf den Einzelnen eingegangen werden kann, denn Kindern mit Lernschwierigkeiten kann individualisierter Unterricht besser gerecht werden und auch Kindern, denen das Lernen sehr leicht fällt, können über die Mindesterwartungen hinweg Lerninhalte vertiefen, sodass jeder Schüler das bekommt, was er gerade braucht um seine Potenziale entfalten zu können. Zudem kann jeder in seinem eigenen Lerntempo arbeiten, dadurch kann Unter- bzw. Überforderung vermieden werden.

Darüber hinaus kann es bei Frontalunterricht, also wenn der Unterricht nicht individualisiert wird, passieren, dass der Lehrer ein falsches Bild des Wissensstandes der Schüler hat, da er sein Wissen über diesen nur anhand der Schüler, die sich am Unterricht aktiv beteiligen aufbaut.

Es gilt aber auch Vorsicht beim Umsetzen des Individualunterrichtes, denn es besteht die Gefahr, dass es zu Konflikten zwischen Leistungsschwachen und Leistungsstarken Kindern innerhalb des freien Lernens kommt. Eine soziale Differenz kann zum Beispiel durch die Begrenzung des Raumes für einzelne Schüler oder durch kompensatorische Hilfe bzw. Sonderbehandlung durch die Lehrkraft entstehen.

Im Endeffekt ist also die Homogenisierung als Umgang mit der Heterogenität nicht der richtige Weg, da nicht jeder einzelne Schüler gleich schnell versteht und lernt. Vielmehr liegt in der Heterogenisierung als Antwort auf Heterogenität die Lösung, denn hier wird unterschiedlich auf jeden einzelnen Schüler reagiert und durch die differenzielle Behandlung der Einzelnen werden wieder Unterschiedlichkeiten hervorgebracht die auch wünschenswert sind, da Jeder andere Stärken hat, die er hier ausbauen und einbringen kann.

(2) Meiner Meinung nach leistet die auch kritische Sichtweise auf die mit der Individualisierung verbundenen Herausforderungen und Probleme einen wichtigen Beitrag für die Reflexion des Umgangs mit Leitungs-Heterogenität im Unterricht.

Wenn man nur die positiven Aspekte der Individualisierung betrachten würde und die kritische Sichtweise vernachlässigt, schafft man bei der Umsetzung des Individualunterrichts, zum Beispiel in Form von freiem Unterricht wieder neue Probleme, wie soziale Konflikte, die dem Lernen und der Klassenatmosphäre schaden. Bei der Umsetzung sollten also auch immer Risiken und Gefahren beachtet werden, damit man diese so früh wie möglich erkennt und ihnen entgegengewirkt werden kann. Einige Risiken lassen sich möglicherweise auch von Vornherein beseitigen, wenn man nur um ihre Existenz weiß und sie nicht einfach ignoriert. Zudem können so auch die nötigen Ressourcen, die für eine gute Umsetzung der Individualisierung des Unterrichtes benötigt werden beschafft werden, sodass diese zur Verfügung stehen und die Individualisierung nicht von Anfang an scheitert.

(3) In der Beobachtung von Unterricht in Praktika könnten aus einer solchen Sicht Fragen wie,

„Findet hier eine Individualisierung im Unterricht statt? „wenn ja, wie wird diese umgesetzt?“,

„wie ist die Lernatmosphäre?“ „wodurch ist diese geprägt?“,

„wie gehen die Lehrer mit den Risiken und Gefahren der Individualisierung um?“,

„gab es eventuell Konflikte? „wenn ja, wie gehen die Lehrer mit ihnen um, hätten sie vielleicht vermieden werden können?“ und

„Bestehen genügend Ressourcen (Fachkräfte, passende Materialien, etc.) damit Individualisierung erfolgreich stattfinden kann?“

entwickelt werden.

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