Umgang mit religiöser Diversität am Beispiel Judentum

Wenn man die Religionsausübung des Judentums in Bezug auf die jüdischen Speisegesetze betrachtet werden schnell unterschiedliche Positionen deutlich.
Menschen die nicht religiös bzw. anders gläubig sind können häufig das Regelwerk der Juden nur schwer nachvollziehen und sehen es als unlogisch an. Wenn man nun aber die verschiedenen Positionen innerhalb des Judentums betrachtet wird klar, dass auch hier unterschiedliche Meinungen herrschen. Die einen sehen die Regeln und damit auch die Speisegesetze als den Sinn des Lebens, der einem die Möglichkeit gibt ein gutes Leben zu führen und nach Gottes Vorstellungen zu leben. Es ist für sie also eine Hilfe religiöse Tiefe zu erleben und ein bewusstes Leben zu führen. Andere Juden wiederum sehen es als ein penibles Regelwerk, das die Handlungsmöglichkeiten einschränkt.
Auch in der Strenge und Genauigkeit der Auslebung der Speisegesetze herrscht Uneinigkeit. Wo die einen es sehr genau nehmen und auch auf winzig kleine Bestandteile ihrer Nahrung achten, sind andere der Meinung es zähle nur Jenes was man auch wirklich sehe.

 

Innerhalb des Judentums herrscht interne Diversität. Auch am Beispiel der Speisegesetze ist dies gut zu erkennen. Wie auch weiter oben schon beschrieben, herrschen innerhalb der Gemeinschaft der Juden unterschiedliche Meinungen. Jeder kann für sich selber entscheiden ob und inwieweit er oder sie die Gesetze einhalten möchte. Zudem können auch die Gründe für das Einhalten der Gesetze unterschiedlich sein. Einige sehen es als Regeln die befolgt werden müssen, weil Gott ihnen diese auferlegt hat und andere sehen es wie oben schon erwähnt als eine Möglichkeit, die religiöse Tiefe verleiht.

Religion verändert sich zudem auch ständig und ist beeinflusst durch historische Prozesse und Teil soziokultureller Prozesse. Durch die Globalisierung und das aufeinander treffen verschiedener Kulturen gibt es immer mehr kulinarische Vielfalt und neue Gerichte, die immer komplizierter und unüberschaubarer werden. Die Menschen sind auch immer mehr auf Schnelligkeit beim Essen aus und damit gibt es auch immer mehr Fastfood und Fertiggerichte, bei denen die Inhalte auch nicht mehr klar zu überblicken sind. Dadurch ist es schwieriger sich nach den jüdischen Speisegesetzen zu ernähren. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr neue Trends wie Gluten freies, Laktose freies, vegetarisches und veganes Essen. Hiermit passt es wieder zum „Trend“ sich anderes als die anderen zu ernähren. Zudem ist es in Ländern mit einem hohen Anteil an Juden in der Bevölkerung leichter sich an die Gesetze zu halten, da die Restaurants und Nahrungsmittel dort eher dafür ausgelegt sind. Wichtig zu betrachten ist auch, dass der Mensch sich immer mehr zu einem freien Individuum mit freiem Willen entwickelt, welches selber über sein Leben und seine Nahrungsaufnahme entscheiden kann. Außerdem kann die Ausübung der Religion und das Einhalten der Speisegesetze auch einen Teil des Zusammengehörigkeitsgefühls der jüdischen Gemeinschaft ausmachen.

 

Ich habe mal bei einem deutsch-israelischen Austausch mitgemacht und ein wenig über die Speisegesetze der Juden erfahren, die meisten der israelischen Jugendlichen nahmen es mit den Speisegesetzen nicht sehr genau und haben es nicht als Pflicht, sondern eher als Möglichkeit angesehen. Ich denke jeder sollte die Speisegesetze in der Art und Weise und Intensität ausleben, wie er es selber für angemessen hält. Wenn man das Gefühl hat durch die Speisegesetzte seine Religion intensiver und aktiver ausleben zu können und es als persönlichen Gewinn empfindet sollte es diesen Personen auf keinen Fall verwehrt bleiben nach den jüdischen Speisegesetzen zu leben. Ich denke man sollte aber auf jeden Fall auf seine persönliche Gesundheit achten und ich denke es ist wichtig, dass niemand dazu genötigt wird sich nach den Speisegesetzen ernähren zu müssen. Das pädagogische Ziel sollte sein, dass alle einander und ihre Einstellungen zu den Speisegesetzen akzeptieren.

 

Die Situation, die sich ergibt ist, dass mit der Klasse ein gemeinsames Essen zur Feier des Schulabschlusses geplant ist. Eine Schülerin möchte nicht teilnehmen, da sie nur koscheres Essen zu sich nimmt. Eine andere Schülerin sagt ihr, sie sei albern, da es auch Juden und Jüdinnen gibt, die sich nicht koscher ernähren.

In dieser Situation ist es vorrangig wichtig die Religion der Schülerin nicht vor der ganzen Klasse zu enthüllen, denn es ist ihre Privatsache und nur sie selber sollte darüber entscheiden, wer über ihre religiösen Einstellungen Bescheid wissen soll und wer nicht. Mit der einen Schülerin, die augenscheinlich über die Religion der Schülerin Bescheid weiß, sollte man reden und ihr erklären, dass auch intern in Religionen Diversität herrscht und jeder für sich selber entscheiden kann wie er seine Religion auslebt. Zudem kann man auch im Religionsunterricht auf dieses Thema eingehen um die Klasse im Allgemeinen aufzuklären, ohne dabei Bezug auf die jüdische Schülerin zu nehmen.

Um zu ermöglichen, dass die Schülerin am Essen teilnehmen kann, könnte man das Essen generell koscher planen oder zumindest eine Alternative oder Ähnliches für sie anbieten. Dies sollte man mit der Schülerin und vielleicht ihren Eltern besprechen, denn es ist am wichtigsten, dass sie sich in der Situation wohl fühlt.

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