Abschlussreflexion

(1)Aus der Vorlesung „Umgang mit Heterogenität“ konnte ich für mich einige wichtige theoretische Erkenntnisse gewinnen. Zunächst einmal sehr grundlegend was Heterogenität ist und durch welche verschiedenen Faktoren die Heterogenität in der Schule bedingt wird. Heterogenität ist die Unterschiedlichkeit und Einzigartigkeit der Schüler*innen und wird nicht nur durch das Geschlecht, die Herkunft und das Alter bedingt, denn auch die Leistungsfähigkeit, die Religion, mögliche Behinderungen und das Alter der Schüler*innen spielen eine wichtige Rolle. Hierdurch ergibt sich, dass jede*r Schüler*in individuelle Förderung benötigt und nicht alle die gleiche Unterstützung brauchen, um die gleichen Aufgaben zu bewältigen und Lernziele zu erreichen. Durch individuellen Unterricht hat jeder die gleiche Chance sein eigenes Potenzial bestmöglich auszuschöpfen. In vielen Schulen wurde und wird auch heute noch der individualisierte Unterricht als pädagogisches Problem gesehen. Was mich auch an meine eigene Schulzeit erinnert hat, war ein Zitat, welches in der Vorlesung „Individualisierung von Unterricht“ angeführt wurde.

Die Schule „erweitert nicht, sondern sie verengt vielmehr die pädagogische Tätigkeit; sie verhindern die Anschließung an Individuen, denn die Schüler erscheinen massenhaft in gewissen Stunden“ (Johann Friedrich Herbart 1810).

Hierdurch wird auch deutlich, dass es nicht einfach ist den individualisierten Unterricht durchzuführen und dass die heutigen Lehrer vor vielen Herausforderungen stehen, die es aber heißt anzugehen.

Bewusst geworden ist mir hier auch noch einmal, dass eine Norm in einer Gesellschaft oder auch eine Norm in der Schule nur konstruiert, also von uns selbst erschaffen ist. Dies kann man auch gut daran erkennen, was in den verschiedenen Kulturen als normal angesehen wird und was als Abweichung von eben dieser Norm gilt.

Eine weitere Erkenntnis, die ich gewinnen konnte ist, dass Leistungsunterschiede für sich genommen nicht besorgniserregend sind, da jede*r Schüler*in seine/ihre eigenen Stärken aber eben auch Schwächen hat. In diesen Fällen gibt es beispielsweise die Möglichkeit des spielenden Lernens, um leistungsschwächere Schüler an Unterrichtinhalte heranzuführen. Problematisch wird es aber, wenn die schwachen Leistungen mit Heterogenitätsfaktoren, wie einem Migrationshintergrund, korreliert sind. Dies würde bedeuten, dass diese Schüler*innen nicht so gefördert werden, wie sie es eigentlich müssten und ihr volles Potenzial gar nicht erst ausgeschöpft werden kann. In diesem Fall muss nach den Gründen für solche schwachen Leistungen gesucht werden, um etwas an den Umständen zu ändern.

Ein weiterer Aspekt, der in der Vorlesung beleuchtet wurde, war die Problematik von Sonderschulen. Meine Vorerfahrungen, die ich mit Sonderschulen gemacht habe, waren bisher eigentlich sehr positiv. Ich dachte, dass die Schüler*innen an dieser Schule genau die Förderung erhalten, die sie auch benötigen und dass solche Förderungen in Regelschulen gar nicht möglich seien. Meine Einstellung zu Sonderschulen hat sich zwar noch nicht vollständig aufgelöst, aber ich verstehe die Problematik. Schüler die auf eine Sonderschule gehen, bleiben immer unter sich und haben so nicht die Möglichkeit positive Verhaltensweisen von anderen zu übernehmen und lernen möglicherweise negative Verhaltensweisen. Zudem haben weder sie die Möglichkeit an der Gesellschaft teilzuhaben, noch die Schüler*innen, die eine Regelschule besuchen, die Möglichkeit schon früh zu lernen, dass die Welt heterogen und voll von individuellen Menschen ist.

Auch das Thema der Religion als Faktor der Heterogenität wurde innerhalb der Vorlesung genauer betrachtet. Hier wurde deutlich, dass es nicht nur darum geht, dass es verschiedene Religionen gibt, es wurde vielmehr betont, dass auch eine Heterogenität innerhalb der einzelnen Religionen besteht. Diese entsteht durch unterschiedliche Interpretationen und Auslegungen. Zudem verändern sich die Religionen auch ständig, stehen also unter einem Wandel.

Da ich Biologie und Deutsch auf Lehramt studiere, haben mich die Inhalte zur Deutschdidaktik auch sehr interessiert. Zum einen die Vielfalt der Sprachen nicht nur als Barriere zu sehen, sondern auch als Chance wahrzunehmen, wobei es hier nicht nur um andere Landessprachen geht, sondern auch um andere Dialekte und Fachsprachen. Was mich überrascht hat war, dass Jungen im Deutschunterricht nicht die gleichen Leistungen erbringen wie Mädchen. In der Pisa Studie von 2009 zeigte sich, dass die Lesekompetenz zwar bei Mädchen und Jungen von 2000 bis 2009 gestiegen ist, jedoch der Unterschied zwischen den Jungen und den Mädchen konstant blieb. Die Gründe hierfür liegen zu einem großen Teil daran, wofür Jungen und Mädchen sich interessieren. Bei einer Untersuchung, die Mädchenbücher und Jungenbücher in den Fokus didaktischer Forschung stellte, zeigte sich, dass der Anteil der Mädchenbücher in der Datenbank FIS-Bildung verzeichneter Titel von 1989-2016 bei 38 lag, der der Jungen hingegen nur bei 8. Dies zeigt, dass eher Bücher mit Themen, die Mädchen interessieren behandelt werden. Dies wiederum führt dazu, dass ein Großteil der Jungen sich nicht so sehr für den Unterricht begeistert und dieses Desinteresse führt bei manchen Lehrkräften dazu, dass sie eine an Kategorien orientierte, undifferenzierte Denkweise gegenüber Jungen und Mädchen im Deutschunterricht entwickeln. Das Problem wird hierdurch leider nur verschärft, da man auch weniger Leistung erbringt, wenn weniger Leistung von einem erwartet wird. Es ist also wichtig, dass in Zukunft mehr Inhalte behandelt werden, die auch für Jungen relevant sind um auch diese für den Deutschunterricht zu begeistern.

Bezogen auf die Fachdidaktik des Faches Biologie kann ich mir gut vorstellen, dass die Methode des spielenden Lernens, die im Zusammenhang mit der Leistungsheterogenität im Mathematikunterricht vorgestellt wurde, eine gute Möglichkeit wäre, leistungsschwächeren Schülern und Schülerinnen kompliziertere Inhalte näher zu bringen. Zudem wären gestufte Lernhilfen auch eine gute Möglichkeit, um allen die gleichen Inhalte zu vermitteln, unabhängig davon, wie gut ihr Verständnis für das Unterrichtsfach ist.

Bei der Deutschdidaktik ist es wichtig, wie oben schon erwähnt, Inhalte zu wählen, bei denen für jeden etwas dabei ist. Zudem ist es auch sehr wichtig sich selber immer wieder zu reflektieren, um so herauszufinden ob undifferenzierte Denkweisen bei der Wahrnehmung und Bewertung von Schülern vorliegen, um diese gegebenenfalls verändern zu können. Eine weitere Methode die im Deutschunterricht angewendet werden könnte, um individualisierten Unterricht umzusetzen, wäre, dass Texte, die bearbeitet werden sollen, den gleichen Inhalt haben, aber in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden realisiert sind, sodass jeder unabhängig von seiner Leistungsfähigkeit am Unterricht partizipieren kann.

(3)Im weiteren Verlauf meines Studiums würde ich gerne noch mehr über die verschiedenen Ansätze zur Verwirklichung der Inklusion lernen. In der Vorlesung wurde davon gesprochen, dass Kinder, die einen Anspruch auf einen Förderbedarf haben, nicht unter sich in Förderschulen bleiben, sondern dass alle Schüler*innen gemeinsam an einer Schule unterrichtet werden sollten. Ich denke es wäre sehr wichtig zu lernen, wie man speziell mit Kindern umgeht, die mehr Hilfe benötigen als andere Kinder, denn ich möchte jedem meiner Schüler*innen gerecht werden und jedem/-r den Unterricht bieten, den er oder sie braucht um sein/ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Zudem würde ich gerne mehr über die Mehrsprachigkeit im Unterricht erfahren. Auch wenn Mehrsprachigkeit gut ist und als Ressource angesehen werden sollte, bin ich mir nicht ganz sicher, wie ich mit Kindern umgehen soll, die deutsch nicht verstehen, weil sie beispielsweise aus Krisengebieten nach Deutschland geflüchtet sind. Mir ist noch nicht klar, wie ich innerhalb des Unterrichts, aber auch vor allem im Deutschunterrichts, mit diesen Schüler*innen umgehen soll. Wie kann ich dafür sorgen, dass auch sie etwas aus dem Unterricht mitnehmen und welche Möglichkeiten habe ich, um sie in den Unterricht mit einzubeziehen und ihnen die Möglichkeit zu bieten, Deutsch nach und nach besser zu verstehen?

(4)Für mich persönlich sehe ich als besondere Herausforderung die Planung und Durchführung des individualisierten Unterrichts. Ich denke, dass der individualisierte Unterricht ein sehr wichtiges Element der Inklusion darstellt und dass dies das Ziel ist, was es zu erreichen gilt. Für mich ist besonders deutlich geworden, dass hierfür viele Ressourcen benötigt werden, es kostet mehr Zeit den Unterricht vorzubereiten und es wird auch mehr als eine Lehrkraft benötigt um den Schülern in der Unterrichtsstunde die nötige Unterstützung zu geben, die sie brauchen. Hier habe ich die Befürchtung, dass man in der Zeit, die einem zur Unterrichtsvorbereitung zur Verfügung steht, keinen guten individualisieren Unterricht vorbereiten kann oder auch nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung steht. Eine mögliche Vorbereitung wäre, sich mit Lehrer*innen zu unterhalten und sich ihre Erfahrungen zum individualisierten Unterricht anzuhören. Eventuell wissen sie, was gut und was weniger gut funktioniert oder haben Methoden oder Quellen guten Unterrichtsmaterials, welches sich für individualisierten Unterricht eignet.

Eine weitere Herausforderung sehe ich darin, dass Schüler und Schülerinnen sich aufgrund ihrer Religion gegenseitig Ärgern oder dass es zu Mobbing aufgrund von unterschiedlicher Ausübung der gleichen Religion oder unterschiedlicher Religionen kommt. Hier ist es sehr wichtig aufzuzeigen, dass jede*r seiner Religion so ausleben kann wie er/sie es selber möchte. Ich denke, wenn es innerhalb einer Klasse zu Streit in Glaubensfragen kommt, ist es schwieriger zwischen den Parteien zu vermitteln, denn jede*r könnte der Meinung sein, er/sie habe recht. Es gibt jedoch kein richtig oder falsch bei solchen Fragen, weswegen es eher auf den Konsens ankommt, dass jeder das glauben darf, was er oder sie gerne möchte. Man könnte sich in Vorbereitung auf solche Konflikte mit den unterschiedlichen Religionen, die Schüler*innen haben, auseinandersetzten und eventuell auch hier mit erfahrenen Lehrern und Lehrerinnen sprechen, die schon Erfahrungen mit solchen Konflikten gemacht haben.

Heterogenität im Deutschunterricht

Im Deutschunterricht spielt Heterogenität durch Gender, unterschiedliche Vorerfahrungen, Vielfalt der Muttersprachen, Vielfalt der Körperlichen Entwicklung, Vielfalt der Interessen und noch vieles mehr natürlich, wie auch in jedem anderen Unterricht eine Rolle.
Sehr wichtig ist es, die Vielfalt der Muttersprache im Deutschunterricht zu betrachten, denn Schüler und Schülerinnen, die eine andere Sprache als Deutsch als Muttersprache haben, können Schwierigkeiten haben im Unterricht mitzukommen. Man kann es also auf der einen Seite als Defizit betrachten aber, wenn man betrachtet, dass Sprachvielfalt keine Ausnahme, sondern ein Normalfall ist, kann man es auch von einer anderen Seite, nämlich als Ressource ansehen. Auch das Konzept der Sprachaufmerksamkeit geht genau hiervon aus. Dabei ist es wichtig zu betrachten, dass Sprachvielfalt nicht nur auf Fremdsprachen reduziert ist, sondern jede Person viele verschiedene Sprachen, wie Dialekte oder Fachsprachen nutzt. Dieses Konzept dient der Sprachförderung aller Kinder und Jugendlicher, denen die Deutsch als Erstsprache sprechen gleichermaßen denen, die Deutsch als Zweit- oder Drittsprache sprechen. Zudem ist der enge Zusammenhang zwischen Sprache und Kultur auch von großer Bedeutung.
Auch Vielfalt der Gender ist ein sehr wichtiges Thema im Deutschunterricht, denn es gibt immer wieder Studien die belegen, dass Jungen schlechtere Leistungen erbringen, als Mädchen. Dieser Umstand ist recht interessant, da er einer der größten Einflüsse auf die Leistungsunterschiede im Deutschunterricht darstellt. Um dem auf den Grund zu gehen kann man die Unterschiedlichen Interessen der Mädchen im Gegensatz zu den Jungen betrachten. Nach einer empirischen Erhebung ist die Wichtigkeit von Romanen im Peergespräch bei Mädchen wichtiger als bei Jungen. Zudem lesen Jungen nach einer Studie von 2011 wesentlich weniger als Mädchen. Jungen schauen nach den Studien im Gegensatz dazu etwas mehr Fernsehen und interessieren sich wesentlich mehr für Computerspiele als Mädchen. Auch die Entwicklung der Lesemotivation zeigt, dass sich Mädchen etwas mehr für Märchen, Sagen und Phantasiegeschichten interessieren und Jungen etwas mehr für Texte, die informieren. In der Lektürepraxis in der Schule liegen auf dem ersten Platz wahre Geschichten, wofür sich Jungen und Mädchen gleichermaßen interessieren und auf dem zweiten Platz liegen Märchen und Sagen, für die sich, wie eben erwähnt, Mädchen mehr interessieren. Dieser Umstand lässt vermuten, dass die Themenauswahl im Unterricht dazu beitragen könnte, dass Jungen eine schlechtere Leistung erbringen als Mädchen. Wenn man Aussagen von Lehrern und Lehrerinnen betrachtet wird deutlich, dass einige von Ihnen ein Schubladendenken haben und Jungen von vornherein als solche ansehen, die sich nicht für Deutsch interessieren und keine guten Leistungen erreichen können. Auch dies kann dazu führen, dass Jungen schlechtere Leistungen erbringen, denn wenn von jemandem wenig erwartet wird, wird er nicht richtig gefordert, und kann nicht sein Bestes geben. Aufgrund dessen ist es sehr wichtig, dass ein Umdenken stattfindet, dass Lehrer ihre Einstellungen ändern und dass mehr Inhalte behandelt werden, die Jungen interessieren um Chancengleichheit für alle Schüler und Schülerinnen zu gewährleisten.

In meiner Schulzeit habe ich nur wenige Erfahrungen mit Heterogenität im Deutschunterricht gesammelt. Generell haben die Mädchen und die Jungen in meiner Wahrnehmung ein sehr ausgewogenes Leistungsverhältnis gehabt. Es gab zwar immer wieder Schüler*innen die besonders heraus stachen, aber es waren mal Mädchen und mal Jungen. Nur in der 12 Klasse gab es einen Deutschlehrer in meiner Parallelklasse, vom dem immer gesagt wurde, dass er Mädchen und religiöse Schüler*innen unfair behandeln würde. In meiner gesamten Schulzeit gab es nie jemanden in meiner Klasse, der nicht Deutsch als Muttersprache gesprochen hat, deswegen habe ich hierzu auch keine hervorstechenden Erfahrungen gesammelt.

Da ich noch nicht sehr viele Erfahrungen mit Sprachenvielfalt im Unterricht gemacht habe, finde ich es umso interessanter in meinem Praktikum genau das zu beobachten. Eine interessante Beobachtungsaufgabe wäre:
„Welche unterschiedlichen Sprachen werden im Unterricht gesprochen, wie wird mit den unterschiedlichen Sprachen umgegangen, stellen sie eher ein Hindernis da oder werden sie als Chance genutzt? Wenn ja wie?“

Ich denke eine Maßnahme, die sich positiv auswirken würde wäre, dass die Kinder sich im Unterricht beispielsweise das Buch, dass sie lesen selber aus einer Auswahl aussuchen können. Dies könnte dazu führen, dass alle etwas finden, was sie interessiert.
Eine weitere wäre, dass die Lehrer darüber aufgeklärt werden, dass auch Jungen sehr gut in Deutsch sein können und jeder individuell bewertet werden muss. Auch wenn dies schwierig ist, da manche Einstellungen auch unbewusst geschehen denke ich, dass dies etwas bringen könnte um auch eben diese unbewussten Einstellungen aufzudecken und dafür zu sorgen, dass Jungen nicht aufgrund von Vorurteilen anderes behandelt und anders benotet werden.

Gendersensible Pädagogik in der Schule

Das was einem Geschlecht zugeschrieben wird, was für unterschiedliche Vorlieben die unterschiedlichen Geschlechter haben und wie man damit dann in der Schule und in der Erziehung umgeht wurde schon immer unterschiedlich interpretiert. Es gab große Denker, die früher beispielsweise der Meinung waren, dass Frauen nicht studieren sollten. Dies wird heute als Deformierung der Frauen enttarnt, damals waren solche Aussagen jedoch nicht unüblich.
Heute gibt es in der Grundschule kaum noch männliche Lehrkräfte. Dies führt dazu, dass Schüler ein Stück weit determiniert werden, denn wenn man die Schüler und Schülerinnen befragt, aus welchem Grund es überwiegend weibliche Lehrkräfte gibt bekommt man beispielsweise zur Antwort, dass Frauen eben schlauer seien als Männer und Frauen auch eher für die Erziehung und Pflege zuständig seien und die Männer im Gegensatz dazu eher sportliche, technische und gefährliche Berufe erlernen würden. Dies zeigt auf, dass ein Großteil der Jungen denkt, sie könnten keinen sozialen Beruf erlernen und ein Großteil der Mädchen glaubt, sie sollten eben dies tun.
Wenn man im Bezug auf die Geschichte der Genderpädagogik die Debatte von ca. 1900 bis 1960 über die Koedukation, also den gemeinsamen Unterricht für Jungen und Mädchen betrachtet, zeigte diese zwei extreme Seiten auf. Die eine Seite war sehr dagegen und argumentierte damit, dass eine sexuelle Überreizung passieren würde und die Mädchen die Jungen stören würden. Sie meinen die männliche Schule sei nicht für Mädchen und sie waren der Meinung, dass homogene Lerngruppen sehr viel besser seien als heterogene Gruppen. Auf der anderen Seite standen die Befürworter, die in der Koedukation vielmehr bessere Bildungschancen und auch Gerechtigkeit für die Mädchen sahen. Sie waren der Meinung, es würden sich positive Effekte sowohl für die Mädchen als auch für die Jungen einstellen. Als dann schließlich in den 1960er Jahren die Koedukation eingeführt wurde, beschränkte sich dies in der Praxis zunächst auf die Schaffung sanitärer Anlagen, also Mädchentoiletten in Jungenschulen.
Auch heute gibt es immer noch Zuschreibungen und Selbstinszenierungen bei Schülern und Schülerinnen. Es gibt die Zuschreibung für Mädchen, dass die ruhig, diszipliniert, gut angepasst wären und keine hohes Selbstvertrauen hätten. Jungen wird dagegen eher soziale Inkompetenz zugeschrieben. Das Zwei-Drittel-Aufmerksamkeitsgesetzt besagt, dass Jungen zwei Drittel der Aufmerksamkeit bekommen, und sie deswegen mehr Selbstbewusstsein hätten. In Wirklichkeit ist es aber kein wirklicher Vorteil für Jungen, denn die meiste Zeit ist es eher die Sanktionierung aufgrund derer sie mehr Aufmerksamkeit bekommen. Eine weitere These ist, dass Mädchen in den MINT Fächern strukturell und durch die Lehrkräfte benachteiligt sind. Diese Benachteiligung findet auch immer noch statt, es darf aber nicht vergessen werden, dass es auch viele Lehrkräfte gibt, die gerade Mädchen fördern und motivieren. Auf der anderen Seite gibt es auch Hinweise darauf, dass Jungen einen Nachteil in den sprachlichen Fächern haben.
Der Einfluss durch Familie und Gesellschaft ist auch etwas, was beim Blick auf Gender nicht vernachlässigt werden darf, denn in jeder Kultur gibt es auch wieder Unterschiedlichkeiten, was Jungen und Mädchen an Eigenschaften zugeschrieben wird. Nach der integrativen Position ist „… nur die Unterscheidung Mann und Frau […] kulturell variabel, nicht auch die Eigenschaft Mann und Frau zu sein.“ (N. Luhmann, S. 50)

Im Endeffekt wäre es also sehr gut, wenn mehr Männer für die pädagogische Arbeit mit Jüngeren gewonnen werden könnten und Jungen und Mädchen in der Schule auch Gehör finden, denn sie selber haben das größte Wissen über ihre eigene Lebenslage. Sehr wichtig ist auch, dass man sich als Lehrkraft immer wieder selber reflektiert und schaut, wie man sich selber inszeniert. Und man darf nicht vergessen das Geschlecht in einem Kontext von Ethnizität und sozioökonomischer Herkunft zu verstehen.

In meiner Schulzeit habe ich auch ein Paar Erfahrungen zu dem Thema Gender gesammelt. In der Grundschule hatte ich einen Mathematiklehrer, der immer meinte Mädchen könnten nicht gut in Mathe sein. Er ging meist sehr viel mehr auf die Fragen von Jungen ein, als auf die Fragen von uns Mädchen und machte sich auch häufig über Mädchen lustig.
Im Gegensatz dazu habe ich in der weiterführenden Schule und im berufsbildenden Gymnasium in den Naturwissenschaften und anderen Fächern in denen bisher bzw. teilweise immer noch strukturelle Benachteiligungen vorlagen, immer wieder eine spezielle Forderung der Mädchen erfahren.  Es gab zum Beispiel die Möglichkeit für die Mädchen an einem Chefpraktikum teilzunehmen und in technische Betriebe hineinzuschauen.
In meiner Grundschulzeit gab es mehr weibliche Lehrkräfte als männliche Lehrkräfte, jedoch gab es ab der Mittelstufe ein sehr ausgewogenes Verhältnis der Lehrerinnen und Lehrer.

Eine mögliche Beobachtungsaufgabe für das kommende Praktikum zum Thema „gendersensible Pädagogik“ wäre, ob jegliche bewusste oder unbewusste Zuschreibungen oder Selbstinszenierung durch Lehrende oder Schüler bestehen. Wenn dies zu erkennen ist, ist zu betrachten wie sich dies äußert. Interessant ist auch zu beobachten, ob im Bezug hierauf der ethnische Hintergrund eine Rolle spielt und wie sich dies zeigt. Darüber hinaus wäre eine Beobachtung des Naturwissenschaftlichen Unterrichts im Umgang mit Gender überaus aufschlussreich.

Umgang mit religiöser Diversität am Beispiel Judentum

Wenn man die Religionsausübung des Judentums in Bezug auf die jüdischen Speisegesetze betrachtet werden schnell unterschiedliche Positionen deutlich.
Menschen die nicht religiös bzw. anders gläubig sind können häufig das Regelwerk der Juden nur schwer nachvollziehen und sehen es als unlogisch an. Wenn man nun aber die verschiedenen Positionen innerhalb des Judentums betrachtet wird klar, dass auch hier unterschiedliche Meinungen herrschen. Die einen sehen die Regeln und damit auch die Speisegesetze als den Sinn des Lebens, der einem die Möglichkeit gibt ein gutes Leben zu führen und nach Gottes Vorstellungen zu leben. Es ist für sie also eine Hilfe religiöse Tiefe zu erleben und ein bewusstes Leben zu führen. Andere Juden wiederum sehen es als ein penibles Regelwerk, das die Handlungsmöglichkeiten einschränkt.
Auch in der Strenge und Genauigkeit der Auslebung der Speisegesetze herrscht Uneinigkeit. Wo die einen es sehr genau nehmen und auch auf winzig kleine Bestandteile ihrer Nahrung achten, sind andere der Meinung es zähle nur Jenes was man auch wirklich sehe.

 

Innerhalb des Judentums herrscht interne Diversität. Auch am Beispiel der Speisegesetze ist dies gut zu erkennen. Wie auch weiter oben schon beschrieben, herrschen innerhalb der Gemeinschaft der Juden unterschiedliche Meinungen. Jeder kann für sich selber entscheiden ob und inwieweit er oder sie die Gesetze einhalten möchte. Zudem können auch die Gründe für das Einhalten der Gesetze unterschiedlich sein. Einige sehen es als Regeln die befolgt werden müssen, weil Gott ihnen diese auferlegt hat und andere sehen es wie oben schon erwähnt als eine Möglichkeit, die religiöse Tiefe verleiht.

Religion verändert sich zudem auch ständig und ist beeinflusst durch historische Prozesse und Teil soziokultureller Prozesse. Durch die Globalisierung und das aufeinander treffen verschiedener Kulturen gibt es immer mehr kulinarische Vielfalt und neue Gerichte, die immer komplizierter und unüberschaubarer werden. Die Menschen sind auch immer mehr auf Schnelligkeit beim Essen aus und damit gibt es auch immer mehr Fastfood und Fertiggerichte, bei denen die Inhalte auch nicht mehr klar zu überblicken sind. Dadurch ist es schwieriger sich nach den jüdischen Speisegesetzen zu ernähren. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr neue Trends wie Gluten freies, Laktose freies, vegetarisches und veganes Essen. Hiermit passt es wieder zum „Trend“ sich anderes als die anderen zu ernähren. Zudem ist es in Ländern mit einem hohen Anteil an Juden in der Bevölkerung leichter sich an die Gesetze zu halten, da die Restaurants und Nahrungsmittel dort eher dafür ausgelegt sind. Wichtig zu betrachten ist auch, dass der Mensch sich immer mehr zu einem freien Individuum mit freiem Willen entwickelt, welches selber über sein Leben und seine Nahrungsaufnahme entscheiden kann. Außerdem kann die Ausübung der Religion und das Einhalten der Speisegesetze auch einen Teil des Zusammengehörigkeitsgefühls der jüdischen Gemeinschaft ausmachen.

 

Ich habe mal bei einem deutsch-israelischen Austausch mitgemacht und ein wenig über die Speisegesetze der Juden erfahren, die meisten der israelischen Jugendlichen nahmen es mit den Speisegesetzen nicht sehr genau und haben es nicht als Pflicht, sondern eher als Möglichkeit angesehen. Ich denke jeder sollte die Speisegesetze in der Art und Weise und Intensität ausleben, wie er es selber für angemessen hält. Wenn man das Gefühl hat durch die Speisegesetzte seine Religion intensiver und aktiver ausleben zu können und es als persönlichen Gewinn empfindet sollte es diesen Personen auf keinen Fall verwehrt bleiben nach den jüdischen Speisegesetzen zu leben. Ich denke man sollte aber auf jeden Fall auf seine persönliche Gesundheit achten und ich denke es ist wichtig, dass niemand dazu genötigt wird sich nach den Speisegesetzen ernähren zu müssen. Das pädagogische Ziel sollte sein, dass alle einander und ihre Einstellungen zu den Speisegesetzen akzeptieren.

 

Die Situation, die sich ergibt ist, dass mit der Klasse ein gemeinsames Essen zur Feier des Schulabschlusses geplant ist. Eine Schülerin möchte nicht teilnehmen, da sie nur koscheres Essen zu sich nimmt. Eine andere Schülerin sagt ihr, sie sei albern, da es auch Juden und Jüdinnen gibt, die sich nicht koscher ernähren.

In dieser Situation ist es vorrangig wichtig die Religion der Schülerin nicht vor der ganzen Klasse zu enthüllen, denn es ist ihre Privatsache und nur sie selber sollte darüber entscheiden, wer über ihre religiösen Einstellungen Bescheid wissen soll und wer nicht. Mit der einen Schülerin, die augenscheinlich über die Religion der Schülerin Bescheid weiß, sollte man reden und ihr erklären, dass auch intern in Religionen Diversität herrscht und jeder für sich selber entscheiden kann wie er seine Religion auslebt. Zudem kann man auch im Religionsunterricht auf dieses Thema eingehen um die Klasse im Allgemeinen aufzuklären, ohne dabei Bezug auf die jüdische Schülerin zu nehmen.

Um zu ermöglichen, dass die Schülerin am Essen teilnehmen kann, könnte man das Essen generell koscher planen oder zumindest eine Alternative oder Ähnliches für sie anbieten. Dies sollte man mit der Schülerin und vielleicht ihren Eltern besprechen, denn es ist am wichtigsten, dass sie sich in der Situation wohl fühlt.

Auf dem Weg zu einer Schule für alle

Wenn man die Konsequenzen der Aussonderung von Schülern und Schülerinnen mit Förderbedarf betrachtet, fällt zunächst auf, dass es zwei verschiedene Möglichkeiten der Aussonderung dieser Schüler und Schülerinnen gibt. Zum einen werden immer noch einige Schüler und Schülerinnen mit Förderbedarf in Sonderschulen unterrichtet, zum anderen gibt es auch noch die exkludierende Inklusion, bei der sie zwar im selben Klassenraum bei den anderen unterrichtet werden, sie aber gesammelt in einem anderen Bereich, gesonderte Aufgaben bekommen. Das Problem bei den Förderschulen ist, dass die Schüler und Schülerinnen mit Förderbedarf unter sich bleiben und keine Möglichkeit haben zu lernen in einer Gesellschaft mit ganz unterschiedlichen Menschen zu leben und auch von anderen positive Verhaltensweisen zu lernen. Wenn man die exkludierende Inklusion betrachtet ist hierbei das Problem, dass das eigentliche Ziel der Inklusion verfehlt wird. Es wird nicht jeder Schüler individuell gefördert und auch der Unterricht und die Klasse als Gruppe wird nicht inklusiv gestaltet. Hierdurch fühlen sich die Schüler und Schülerinnen mit Förderbedarf nicht als Teil der Gruppe und auch die Schüler und Schülerinnen ohne Förderbedarf sehen sie nicht als Teil der Gruppe und als anders an.

Wenn Schüler oder Schülerinnen mit den Förderschwerpunkten Wahrnehmung und Entwicklung oder Lernen im Klassenverband sind, ist es wichtig zu wissen, was diese Diagnosen für Informationen enthalten. Diese enthalten nur die Information, dass diese Kinder mehr bzw. andere Ressourcen benötigen, als Schüler und Schülerinnen ohne oder anderem Förderbedarf. Diese Kategorien sind sehr oberflächlich und sagen lediglich aus, dass diese Kinder noch nicht der Norm entsprechend entwickelt sind oder Schwierigkeiten beim Lernen haben. Wie sich diese Kinder verhalten und was für Schwierigkeiten aber auch Stärken diese Kinder speziell haben, ist den verschiedenen Förderschwerpunkten nicht zu entnehmen. Es ist jedoch wichtig diese Informationen zu haben um den Unterricht gegebenenfalls anpassen zu können. Hierzu kann man sich mit dem Schüler, seinen Mitschülern und auch seinen Eltern zusammensetzen um diese und noch andere Informationen wie den bisherigen Werdegang und die Familiensituation einzuholen.

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten der Vielfalt der Schüler und Schülerinnen gerecht zu werden. Beispielsweise kann der erweiterte Lese- und Schreibbegriff dabei helfen auch Schüler und Schülerinnen zu erreichen, die nicht die „normale“ Schrift lesen oder schreiben können. Dabei wird zum Beispiel mit Bildern oder Piktogrammen gearbeitet. Eine weitere Möglichkeit sind technische Hilfen, die Zugänge schaffen können. Auch unterschiedliche Niveau-stufen sind eine Möglichkeit mit allen gemeinsam Unterricht zu machen und dabei im Grunde den selben Stoff zu vermitteln. Diese Unterrichtsmaterialien sind zwar in der Erstellung sehr zeitaufwendig, jedoch gibt es schon viele frei zugängliche Materialien im Internet und man kann sich mit anderen Fachlehrerinnen und ehemaligen Kommilitonen zusammensetzen und Unterrichtsmaterialien austauschen.

Die Entwicklung der Sonderschulen stellt historisch eine Entwicklung dar, denn diese gab Schülern mit Förderbedarf die Möglichkeit zur Schule zu gehen. Dabei gab es für die Schüler und Schülerinnen die Begleitung und Förderung die sie benötigten. Jedoch war bzw. ist es nur ein Schritt auf dem Weg zu einer Gleichberechtigung.

Mathematische Leistungsunterschiede – Konsequenzen für das mathematische Lernen

Die Unterschiede von Schülern und Schülerinnen in den mathematischen Leistungen an sich sind kein Grund zur Sorge, denn jeder Schüler und jede Schülerin hat diverse Schwächen und Stärken. Der Abstand zu den Leistungsschwachen sollte jedoch auf keinen Fall zu groß sein, denn alle sollten die elementaren Fähigkeiten der Mathematik besitzen, um den Alltag bestreiten und einen Beruf ausüben zu können. Zudem ist es ein Grund zur Besorgnis, wenn die Leistungsunterschiede davon abhängig sind, ob man beispielsweise einen Migrationshintergrund hat oder nicht, denn jeder Schüler und jede Schülerin sollte die Möglichkeit dazu haben, sein volles Potential auszuschöpfen und nicht an unfairen Startbedingungen scheitern, die dann Grund für eine permanente Leistungsdifferenz sind.

Das Spielen im Mathematikunterricht ist angesichts von Leistungsunterschieden eine Chance für den Lehrenden auch den Schülern und Schülerinnen den Zugang zu Mathematik zu ermöglichen, die sonst nicht sehr viel Freude an Mathematikaufgaben haben. Auch die Schüler und Schülerinnen die schon über eine höhere Mathekompetenz verfügen haben die Möglichkeit ihr können im Spiel zu zeigen und eventuell versteckte Zusammenhänge leistungsschwächeren Schülern und Schülerinnen zu erklären. Ein großer Vorteil für die Lehrenden ist, dass sie mit einem Spiel gut den Einstieg in ein neues Thema gestalten können. Sie können so von vorne herein Verständnisprobleme aus dem Weg räumen, die eventuell sonst später für einzelne Schüler und Schülerinnen im persönlichen Gespräch geklärt werden müssten. Es ist also sowohl für den Schüler / die Schülerin, als auch für den Lehrer / die Lehrerin angenehmer, wenn der Einstieg in ein Thema oder ähnliches durch ein Spiel erfolgt.

 

Beobachtungsaufgaben für kommende Praktika, welche die Tiefenstruktur von Unterricht in den Blick nehmen:

Beobachten Sie, in welcher Art und Weise die Schüler und Schülerinnen kognitiv aktiviert werden. Werden sie spielerisch an ein Thema herangeführt oder wird entdeckendes Lernen auf eine andere Art und Weise umgesetzt?

Beobachten Sie, wie die Tiefenstruktur des Unterrichts sich auf das Verstehen der Lerninhalte bei den Schülern und Schülerinnen auswirkt. Wirken sie, als hätten sie ein Grundverständnis des vorliegenden Themas? Was könnte man eventuell tun um das Verständnis zu verbessern?

 

Selbstverständlich eröffnen sich auch Herausforderungen, wenn es um die adaptive Planung von Unterricht geht. Zum einen ist es wichtig, dass die lernstarken Schüler sich nicht unterfordert fühlen und sich bei Lernspielen und ähnlichem langweilen. Dazu kommt auch noch, dass darauf geachtet werden muss, dass die lernschwachen und lernstarken Schüler und Schülerinnen miteinander lernen und sich nicht die Lernstarken über den Lernschwachen erhaben fühlen. Es muss also gut geplant und durchdacht werden, damit die Planung erfolgreich ausgeführt werden kann.

Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität

(1) Durch die neue Perspektive der Individualisierung von Unterricht als Antwort auf Leistungsheterogenität, habe ich für mich einige neue und wichtige Einsichten gewonnen.

Zum einen, dass durch Individualunterricht besser auf den Einzelnen eingegangen werden kann, denn Kindern mit Lernschwierigkeiten kann individualisierter Unterricht besser gerecht werden und auch Kindern, denen das Lernen sehr leicht fällt, können über die Mindesterwartungen hinweg Lerninhalte vertiefen, sodass jeder Schüler das bekommt, was er gerade braucht um seine Potenziale entfalten zu können. Zudem kann jeder in seinem eigenen Lerntempo arbeiten, dadurch kann Unter- bzw. Überforderung vermieden werden.

Darüber hinaus kann es bei Frontalunterricht, also wenn der Unterricht nicht individualisiert wird, passieren, dass der Lehrer ein falsches Bild des Wissensstandes der Schüler hat, da er sein Wissen über diesen nur anhand der Schüler, die sich am Unterricht aktiv beteiligen aufbaut.

Es gilt aber auch Vorsicht beim Umsetzen des Individualunterrichtes, denn es besteht die Gefahr, dass es zu Konflikten zwischen Leistungsschwachen und Leistungsstarken Kindern innerhalb des freien Lernens kommt. Eine soziale Differenz kann zum Beispiel durch die Begrenzung des Raumes für einzelne Schüler oder durch kompensatorische Hilfe bzw. Sonderbehandlung durch die Lehrkraft entstehen.

Im Endeffekt ist also die Homogenisierung als Umgang mit der Heterogenität nicht der richtige Weg, da nicht jeder einzelne Schüler gleich schnell versteht und lernt. Vielmehr liegt in der Heterogenisierung als Antwort auf Heterogenität die Lösung, denn hier wird unterschiedlich auf jeden einzelnen Schüler reagiert und durch die differenzielle Behandlung der Einzelnen werden wieder Unterschiedlichkeiten hervorgebracht die auch wünschenswert sind, da Jeder andere Stärken hat, die er hier ausbauen und einbringen kann.

(2) Meiner Meinung nach leistet die auch kritische Sichtweise auf die mit der Individualisierung verbundenen Herausforderungen und Probleme einen wichtigen Beitrag für die Reflexion des Umgangs mit Leitungs-Heterogenität im Unterricht.

Wenn man nur die positiven Aspekte der Individualisierung betrachten würde und die kritische Sichtweise vernachlässigt, schafft man bei der Umsetzung des Individualunterrichts, zum Beispiel in Form von freiem Unterricht wieder neue Probleme, wie soziale Konflikte, die dem Lernen und der Klassenatmosphäre schaden. Bei der Umsetzung sollten also auch immer Risiken und Gefahren beachtet werden, damit man diese so früh wie möglich erkennt und ihnen entgegengewirkt werden kann. Einige Risiken lassen sich möglicherweise auch von Vornherein beseitigen, wenn man nur um ihre Existenz weiß und sie nicht einfach ignoriert. Zudem können so auch die nötigen Ressourcen, die für eine gute Umsetzung der Individualisierung des Unterrichtes benötigt werden beschafft werden, sodass diese zur Verfügung stehen und die Individualisierung nicht von Anfang an scheitert.

(3) In der Beobachtung von Unterricht in Praktika könnten aus einer solchen Sicht Fragen wie,

„Findet hier eine Individualisierung im Unterricht statt? „wenn ja, wie wird diese umgesetzt?“,

„wie ist die Lernatmosphäre?“ „wodurch ist diese geprägt?“,

„wie gehen die Lehrer mit den Risiken und Gefahren der Individualisierung um?“,

„gab es eventuell Konflikte? „wenn ja, wie gehen die Lehrer mit ihnen um, hätten sie vielleicht vermieden werden können?“ und

„Bestehen genügend Ressourcen (Fachkräfte, passende Materialien, etc.) damit Individualisierung erfolgreich stattfinden kann?“

entwickelt werden.

Heterogenität als Herausforderung

Heterogenität wird im schulischen Kontext sehr häufig als Herausforderung wahrgenommen, die bewältigt werden muss. Dies liegt daran, dass es einheitliche Lernziele gibt, die von allen Schülern und Schülerinnen erreicht werden sollen. Jedoch hat jede/-r Einzelne unterschiedliche Startbedingungen durch Unterschiede in ethnischer Herkunft, Weltanschauung, Religion, Geschlecht, Alter und auch durch mögliche Behinderung. So muss also eine individuelle Förderung stattfinden, die genau auf die Bedürfnisse des/der Einzelnen zugeschnitten werden. Hierfür bedarf es Ressourcen, wie Fachpersonal und einem Konzept, dass die unterschiedlichen Förderungen zulässt.

Der Konstruktionscharakter von Heterogenität meint, dass die Heterogenität immer an eine Norm gebunden ist. Eine Norm ist jedoch immer konstruiert, das heißt, dass das was normal ist nicht objektiv ist, sondern nur eine Wahrheit, die von der Mehrheit der Menschen erschaffen wird. Dies kann man daran erkennen, was in verschiedenen Kulturen als normal angesehen wird und was jeweils als Abweichung der Norm gilt. Dies variiert von Kultur zu Kultur sehr stark.

Auch in meiner Schulzeit habe ich Erfahrungen mit dem Umgang von Lehrer*innen mit Heterogenität gemacht. In meiner Realschulzeit beispielsweise, gab es einen Schüler der unter einer Legasthenie litt. Dieser hat in Klausuren in denen die Rechtschreibung mit in die Note gezählt hat, einen Nachteilsausgleich bekommen, um die gleiche Chance wie die anderen zu haben.
In der berufsbildenden Schule, auf die ich danach ging, gab es eine Schülerin in unserer Klasse, die im Rollstuhl saß und auch Probleme hatte über längere Zeit zu schreiben. Sie hatte eine Schulbegleitung, die ihr bei vielen Problemen half, und auch die Lehrer sind mit ihrer Behinderung sehr gut umgegangen. Zudem gab es auch unterschiedliche Zeiten für uns innerhalb der Klasse um Klausuren fertigzustellen. Was mir negativ aufgefallen ist, war die Raumeinteilung und die nicht vorhandene Barrierefreiheit in unserer Schule, die immer wieder zu Problemen führte.

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