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Als Lehrziele versteht man allgemein von Lehrer*innen gesetze Unterrichts-, Stunden-, Semesterziele. Oft werden Lehrziele in Literatur mit Lernzielen gleichgesetzt. Doch dabei wird von vielen kritisiert, dass diese beiden Begriffe klar voneinander zu unterscheiden sind (siehe Reiter zur Differenzierung von Lehr- und Lernziele).

Der Begriff Lehrziel wird jedoch im Instruktionsdesign, Bildungstechnologie und im organisierten Lernen (wie in bspw. in Bildungsinstitutionen) öfter verwendet, da die Ziele in dem Kontext selten von Lernenden selbst formuliert werden, sondern von Lehrenden.

 

 

Was sind Lernzieltaxonomien?

  • Taxonomie=systematische Klassifikation

Eine Lernzieltaxonomie meint also eine Klassifikation oder Ordnungslogik von Lernzielen. Diese helfen dabei, verschiedene Lernziele zu strukturieren und zu kategorisieren.

 

Modelle dazu:

Bloom (1956)

 

Das Modell zur Darstellung der Lernzieltaxonomien von Bloom gilt als Grundlage für alle darauffolgenden Modelle (dazu gleich mehr)

Blooms Modell besteht aus hierarchisierten Lernzielstufen (Hierarchisierung von links nach rechts) und unterscheidet zwischen drei Wissensdimensionen: faktisches, konzeptionelles und prozedurales Wissen

Wissensdimension Kognitive Prozessdimension (Lernzielstufen)
  Wissen Verständnis Anwendung Analyse Synthese Evaluation
Faktisch            
Konzeptionell            
Prozedural            

Mögliche Nachteile am Bloom´schen Modell?

Das Modell nach Bloom ist eindimensional, berücksichtigt emotionale und psychosoziale Faktoren nicht und weist einen sehr hohen Abstraktionsgrad auf.

Daher: eine Weiterentwicklung

 

Anderson & Krathwohl (2001)

Das Modell von Anderson und Krathwohl weist eine wesentliche Veränderung zum Modell von Bloom auf: kognitive Prozesse werden auf ein Thema angewendet > aus Substantiven werden Verben.

Das Gliederungskriterium der Verben ist dabei die Komplexität der jeweiligen Prozesse.

Außerdem wird eine zusätzliche Wissensdimension eingeführt: die metakognitive Wissensdimension.

Metakognitive Wissensdimension meint die Anwendung von Strategien zum Umgang mit vorhandenem Wissen

Wissensdimension Kognitive Prozessdimension (Lernzielstufen)
  Erinnern Verstehen Anwenden   Analysieren   Beurteilen Erschaffen  
Faktisch            
Konzeptionell            
Prozedural            
Metakognitiv            

Mögliche Nachteile im Modell von Anderson und Krathwohl?

Auch dieses Modell ist auf die kognitiven Aspekte des Lernens beschränkt und weist ebenfalls einen hohen Abstraktionsgrad auf.

Gibt es Modelle, die diese Defizite auszugleichen versuchen?

Klar, das Modell von Euler und Hahn beispielsweise!

Euler und Hahn

Im Modell der Lernzieltaxonomien von Euler und Hahn wird versucht, die auf kognitive Aspekte beschränkte Sicht von Anderson und Krathwohl durch die Komponenten Fertigkeiten (Können) und Einstellungen (Werten) zu ergänzen und diese verschiedenen Kompetenzbereichen zuzuordnen.

Sie unterscheiden zwischen: Sach-, Sozial- und Selbstkompetenzen

 

Kompetenz? Was bedeutet Kompetenz und was hat das mit Lernzieltaxonomien zu tun?

Unter Kompetenzen werden (nach Klafkis Kompetenzmodell der kritisch-konstruktiven Didaktik) als Fähigkeiten oder Fertigkeiten verstanden, die es möglich machen, dass in betreffenden Bereichen Probleme gelöst werden können bzw. die Bereitschaft besteht, diese Probleme lösen zu wollen.

Unterscheidung Kompetenzgrad: Kompetenzen liegen in der Regel in einem bestimmten Ausmaß vor

Und der Bezug zu Lernzielen?

Kompetenzen können wie Lehrziele, zur Planung des Unterrichts eingesetzt werden, um das am Ende einer Lehreinheit zu erreichende Ziel zu bestimmen.

Zudem können mithilfe des geforderten Kompetenzgrads und der tatsächlich vorliegenden Kompetenz (Kompetenzgrad) Lehrziele spezifiziert werden.

Bei der Definition der geforderten Kompetenzgrade helfen Kompetenzmodelle > prozessorientierte Modellvorstellungen über den Erwerb von fachbezogenen und fachübergreifenden Kompetenzen

 

 

Was sind die Auswirkungen davon, wenn wir Lehr- und Lernziele formulieren?

Lehr- und Lernziele können uns dabei helfen, Struktur und Ordnung in den Lehr/-Lernprozess zu integrieren. Mögliche Auswirkungen von der Formulierung von Lehr- und Lernzielen könnten sein:

Auswirkungen von Lehrzielen: 

-Lehrziele können als Richtungsweiser (nachfolgender) Aktivitäten dienen

-die Motivation und das Engagement der Lernenden fördern

-die Selbstregulation der Lernenden fördern (durch Förderung des Selbstgesteuerten Lernens kommt es zur Selbstregulation der Lernenden , sie können dadurch ihre Lernprozesse selbst organisieren)  

-die Problemlösekompetenz der Lernenden fördern (Lehrziele, die Problemlösekompetenz fördern, lehrt den Lernenden Dinge kritisch zu betrachten, Informationen zu bewerten und sich in der Welt zu orientieren) 

-die Soziale Kompetenz der Lernenden fördern (dies fördert den Zusammenhalt, die Kommunikation, Empathie und die effektive Interaktion mit anderen Lernenden)

-die Reflexionsfähigkeit der Lernenden fördern (Lernende können Lernprozesse reflektieren und ihre Stärken und Schwächen erkennen, außerdem wissen sie, wie sie ihre Lernstrategien verbessern können)

Auswirkungen von Lernzielen: 

-Lernziele können als Richtungsweiser (nachfolgender) Aktivitäten dienen

-Lernziele können z.B. sein: Informieren (Reduktion auf das Einfache), Wissen (anspruchsvoller, man generiert neues), Kompetenz und Expertise 

-es gibt 40 Arten an verschiedenen Lernformen 

„cognoscere“ können sein: Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Behalten, Erinnern

Lernziele werden beeinflusst durch z.B.: wo man lernt (Schule, Beruf, Freizeit), mit wem gelernt wird (mit anderen oder allein), welche Gefühle man dabei hat (Wut, Unlust, Neugier, etc.) und außerdem wie frei man dabei ist und was gelernt werden soll

 

 

 

 

 

Wie wichtig ist die Formulierung einer Aufgabe?

Insgesamt ist die Formulierung von Lehrzielen wichtig, um den Lehrprozess zu lenken, die Motivation der Lernenden zu fördern, die Bewertung zu erleichtern und die Kommunikation zu verbessern. Gut formulierte Ziele tragen zu einem effektiven und zielgerichteten Lernen bei.

Lehrziele sollten möglichst konkret und eindeutig formuliert werden. Zur Formulierung eignen sich Begriffe, die bei den Adressat*innen des Lehr- und Lernangebots als bekannt vorausgesetzt werden können, nicht Fachbegriffe, die erst in der Lerneinheit erklärt werden.

Lehrziele sollten vor der Entwicklung von Lernmaterialien identifiziert werden, um die Reflexions- und Planungsfunktionen von Lehrzielen bestmöglich zu nutzen. Wenn die Lehrziele im Vorfeld geklärt sind, können die Schüler*innen bereits zu Beginn entscheiden, ob die Lehrziele des entwickelten Unterrichtsprogramms mit seinen/ihren persönlichen Lernzielen übereinstimmen, was sich positiv auf die Lernmotivation auswirken kann, wenn die Unterrichtsziele und Lernziele übereinstimmen.

 

Hier ein paar Beispiele:

Lernziel auf den Lernprozess statt auf das Lernergebnis beziehen

 

Ein falsch formuliertes Lehrziel…

„Die Schülerinnen und Schüler schauen einen Film zum Sonnensystem an.“

 

Ein gut formuliertes Lehrziel…

„Lernende können die Planeten des Sonnensystems benennen.“

 

Daraus folgt…

Für Lehrer*innen ist es schwierig, für den Unterricht geeignete Lehrmittel auszuwählen und die Lernenden verstehen nicht, in welchen Situationen sie das Gelernte anwenden sollen.

 

Ein weiteres Beispiel:

Lehrziele anstatt Lernziele verwenden

 

Ein falsch formuliertes Lehrziel…

„Die Kompetenz zur Bildung des Plusquamperfekts von Verben im Englischen wird gefördert.“

 

Ein gut formuliertes Lehrziel…

„Lernende können das Plusquamperfekt von Verben im Englischen bilden.“

 

Daraus folgt…

Lehrkräfte haben zunehmend Schwierigkeiten, die richtige Lehr- und Lernform für ihre Bildungsziele auszuwählen und die Schüler*innen verstehen nicht, was sie am Ende erreichen müssen.

 

 

Hier sind die Vorteile einer gut formulierten Aufgabenstellung:

  • Klarheit: Durch die Formulierung von Lehrzielen wird deutlich, was genau die Lernenden am Ende des Unterrichts oder Kurses erreichen sollen. Dadurch entsteht Klarheit über die angestrebten Ergebnisse und ermöglicht den Lernenden, ihre Fortschritte zu verfolgen.

 

  • Ausrichtung: Lehrziele helfen dabei, den Unterricht oder Kurs auf bestimmte Ziele auszurichten. Sie dienen als Leitfaden für die Planung und Gestaltung des Lernprozesses und helfen dabei, relevante Inhalte und Aktivitäten auszuwählen, die die gewünschten Ziele unterstützen.

 

  • Motivation: Klare und spezifische Lehrziele können die Motivation der Lernenden steigern, da sie ein klares Verständnis davon haben, was sie erreichen können und welche Fortschritte sie machen. Gut formulierte Ziele können als Ansporn dienen und den Lernenden helfen, fokussiert und engagiert zu bleiben.

 

  • Bewertung: Lehrziele bieten eine Grundlage für die Bewertung des Lernerfolgs. Wenn klare Ziele definiert sind, können Lehrkräfte oder Dozenten besser beurteilen, ob die Lernenden die angestrebten Ergebnisse erreicht haben. Die Formulierung von Lehrzielen ermöglicht somit eine objektive Bewertung und Rückmeldung.

 

  • Kommunikation: Lehrziele dienen auch als Kommunikationsmittel zwischen Lehrkräften und Lernenden. Durch die klare Formulierung von Zielen können Erwartungen und Anforderungen deutlich gemacht werden, was zu einer effektiveren Kommunikation und Zusammenarbeit im Lernprozess führt.

     

    Habt ihr Lust auf mehr Beispiele? Dann klickt hier.

     

     

     

    ist die Unterscheidung überhaupt wichtig?

    Ja, die Unterscheidung ist wichtig. Oft begegnet es uns in der Literatur, dass die Begriffe Lehrziele, Lernziele und Handlungsziele synonym verwendet werden. Eine Differenzierung der Begriffe hat sich in der Literatur zumindest nicht konsequent durchsetzen können. Da eine differenzierte Verwendung der Begriffe wichtig für deren Verwendung in bestimmten Kontexten ist, hier eine kurze Unterscheidung:

    Handlungsziele sind Ziele, die sie sich selbst gesetzt haben und Interessen und Bedürfnisse berücksichtigen. Schüler*innen werden hier aktiver  in das Unterrichtsgeschehen eingebunden. Dies unsterstützt eine realistischere Zielplanung, da z.B Überbelastung besser gesehen wird.

    Lehrziele sind von Lehrpersonen formulierte Ziele. Sie sind konkret formuliert und beschreiben das Können, Wissen, sowie die Handlungs- und Beurteilungsfähigkeit die vom Lernenden am Ende einer Stunde erreicht werden soll (vgl. Hilbert Meyer: S.4).

    Lernziele sind zusammengesetzt aus Lehr- und Handlungszielen und fokussieren die Lernende Person. Lernziele sind Teil des Lehrplans und geben an, was die Schüler*innen am Ende des Unterrichts gelernt haben sollen.

     

    Willst du Beispiele zu den Zielen? Diese findest du auf Seite 19- 21. Klicke hier.

     

    Für  den englischen Begriff Assessment es gibt keine eindeutige Übersetzung ins Deutsche. Assessment lässt sich am ehesten als Prüfung oder Evalution definieren. 

    Es gibt mehrere Gründe, warum Assessments von besonderer Wichtigkeit sind: 

    • Lernerfolge werden bestätigt und zertifiziert (besonders für das spätere Berufsleben und Werdegang essenziell) 
    • Lernergebnisse und Rückmeldung können beim Lernprozess helfen 
    • Stellt oft die Grundlage für den Lernprozess dar

    Des Weiteren ist es als lehrende Person wichtig mitzudenken, welche Art von Assessment von den Schüler*innen verlangt wird. Denn Schüler*innen passen ihre persönliche Lernstrategien nach den gefragten Assessments an, also ob:

    • Interesse besteht Inhalte zu verstehen und in das Vorwissen zu integrieren (Tiefenorientierung)
    • Es doch eher beim Auswendiglernen und Reproduzieren belassen wird (Oberflächenorientierung)
    • Angestrebt wird die bestmögliche Bewertung zu erreichen (strategische Orientierung) 

     

    Es gibt viele Arten von Assessment, auf welche man in Lehrsituationen zugreifen kann. Viele davon kennst du wohlmöglich schon aus der Schule, wie beispielsweise: 

    • Natürliches Feedback (wenn man bei Problemlösung auf ein Ergebnis kommt) 
    • Peer- Feedback (Lernende geben untereinander Rückmeldung) 
    • Selbst- Feedback (z.B. mit Musterlösung)
    • Elektronisches Feedback (innerhalb medialer Lernumgebung)

    Ihr wollt mehr zu Lerntaxonomien erfahren?

    Dann klickt das Video an!

    Kannst du gut fomulierte Lernziele von schlecht formulierten unterscheiden?

    Mache den Test!

    Literaturverzeichnis:

    • Baumgartner, Peter (2011): Taxonomie von Unterrichtsmethoden. Ein Plädoyer für didaktische Vielfalt. Münster: Waxman.
    • Klafki, Wolfgang (1976): Aspekte kritisch-konstruktivistischer Erziehungswissenschaft. Weinheim: Beltz.
    • Meyer, Hilbert (2007): Leitfaden Unterrichtsvorbereitung. https://uol.de/f/1/inst/paedagogik/personen/hilbert.meyer/7.4.Trainingsbogen_zur_Lernzielanalyse.pdf, Frankfurt am Main: Springer.
    • Niegemann, Helmut M (2008): Zielspezifizierung: Lehrzielbestimmung. In Kompendium multimediales Lernen, 113-116. Berlin: Springer.
    • Reichelt, Maria (2019): Lehrziele und Kompetenzmodelle beim E-Learning, In Lernen mit Bildungstechnologien. 191-206. Springer.
    • Reinmann, Gabi(2015): Studientext. Didaktisches Design. Hamburg.
    • Städeli, Christoph und Claudio, Caduff (2011): Unterrichten ein Leitfaden für die Praxis. https://www.hep-verlag.de/sites/999193.buchhandelsweb2.de/files/preview/unterrichten.pdf ,Bern: hep-Verlag.
    • Wittwer, Jörg (2019):Wie gut erkennen Lehrkräfte ihre eigenen Fehler in der Formulierung von Lernzielen? 113-128 Springer.