Beitrag zur RV 11 am 13.06. – Vorstellungen von Schüler*innen als Ausgangspunkt sozialwissenschaftlichen Lernens

  1. Diskutieren sie die Relevanz der Arbeitshypothese der „doppelten Heterogenität“ für eines ihrer Fächer und stellen sie dies anhand einen konkreten Unterrichtsinhaltes dar.

    Die Arbeitshypothese der „doppelten Heterogenität“ umschreibt die unterschiedlichen Sichtweisen von Schüler*innen und Lehrer*innen im Bezug auf einen Sachverhalt.
    So sind zum Beispiel eigene Vorstellungswelten mit dem Begriff „Staat“ verknüpft, die sich von Lehrer*in zu Schüler*in vermutlich gravierend unterscheiden.
    Durch diese unterschiedliche Auffassung von einem bestimmten Umstand können Missverständnisse entstehen, die es den Schüler*innen im Zweifelsfall unmöglich machen, Arbeitsaufträgen zum behandelten Thema wie von der Lehrkraft gewünscht nachzukommen. Als Lehrperson mit Begriffen wie „Zellmembran“ wie selbstverständlich umzugehen, sollte also vermieden werden.

    So ist auch und beispielsweise im Fach Kunst die willkürliche Bezugnahme auf einen Künstler wie Picasso, der „ähnlich arbeite wie im Arbeitsauftrag der Schüler*innen formuliert“ ungeschickt.
    Denn nicht nur im Bezug auf Begriffe sondern auch auf Namen ist doppelte Heterogenität vorhanden.
    Es sollte zunächst festgestellt werden, welche Assoziationen die Kinder mit diesem Künstler verbinden oder ob er generell bei der Schülerschaft geläufig ist um keine Verwirrung zu stiften und jedem Kind die gleiche Grundlage zu liefern auf der es zweifelsfrei seine/ihre folgenden Arbeitsschritte aufbauen kann.
    Gerade bei einer derartigen Vielfalt an verschiedenen Künstler*innen und eigenen Techniken sollte hier vielleicht mit jeder Bezugnahme auf eine*n Maler*in eine kurze Zusammenfassung seiner/ihrer Rolle in der Kunstgeschichte einhergehen.

  2. Skizzieren sie unter Bezugnahme auf einen konkreten Unterrichtsinhalt drei methodische Varianten zur unterrichtspraktischen „Erhebung“ von SchülerInnenvorstellungen.

    Für den Geschichtsunterricht und den Beginn des Themas „Der Zweite Weltkrieg“ wäre es möglich zu Beginn der Einheit die Schüler*innenvorstellungen hinter besagter Thematik zu erheben um sich als Lehrkraft einen Überblick über den allgemeinen Kenntnisstand zu machen und so gegebenenfalls Problemen auszuweichen, die sich auf einer falschen oder fehlenden Assoziation, auch im Bezug auf untergeordnete Begriffe, begründen könnten.

    Die Diskussion wäre eine Möglichkeit als Lehrkraft die Kenntnisse der Schüler*innen im Vorhinein zu sichten um die Nutzung von unbekannten Begriffen zu vermeiden.
    Jede*r Schüler*in hat hier die Möglichkeit seine Vorstellungen zu äußern und Aspekte zu nennen, sodass am Ende der Diskussion auch alle Kinder über ein ähnliches Grundwissen verfügen sollten.

    Auch ein Brainstorming in Gruppenarbeit ist möglich.
    Beispielsweise bei der Erstellung einer Mindmap auf Grundlage des aktuellen Wissensstandes. Auch hier erfahren die Kinder während des Arbeitsprozesses durch ihre Gruppenmitglieder*innen mehr über die Thematik.
    Werden die Mind-Maps gegen Ende aufgehängt, profitiert jede*r von dem Vorwissen seiner/ihrer Mitschüler*innen.

    Zu guter Letzt ist auch die anonyme schriftliche Bearbeitung des Arbeitsauftrages „Was weißt du über dieses Thema?“ in Einzelarbeit möglich. Nach Erfüllung der Aufgabe kann die Lehrkraft die gesamten Kenntnisstände sichten. Dies hat den Vorteil, das kein Kind vergessen wird, wie es bei Diskussion oder Gruppenarbeit der Fall sein kann.
    Auf der anderen Seite erfolgt hier kein Wissensaustausch mit den Mitschüler*innen.
    Somit wäre es sinnvoll, auch bei den zuvor genannten methodischen Varianten, zum Abschluss der Erhebung mit der Schülerschaft die Ergebnisse zu besprechen. Dabei können zudem Fehlinformationen ausgeschlossen werden.

  3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe in Bezug auf unterschiedliche Sprachwirklichkeiten von SchülerInnen und LehrerInnen.

    Es wäre möglich über einen bestimmten Zeitraum in Erfahrung zu bringen, mit wie vielen Wörtern jedes Kind pro Unterrichtseinheit konfrontiert wird, bei denen es eigentlich einer Erklärung bedarf.
    Hier könnte beispielsweise jede*r Schüler*in eine Woche lang unklare Begriffe und Namen, die nicht von der Lehrperson aufgelöst werden, noch während des Unterrichtsgeschehens in einem Heft notieren.
    So kann eine Statistik erstellt werden auf deren Grundlage eine Forschung zu Konsequenzen, die aus der Ausschließung von Schülervorstellungen resultieren können, betrieben werden.
    Diese kann beispielsweise die Unterschiede im Leistungsfortschritt der Kinder bei der Lehrkraft, die die wenigsten- und der, die die meisten unklaren Begriffe verwendet, aufzeigen.

    Formulierung der Beobachtungsfrage:
    Welche Konsequenzen im Lernfortschritt ergeben sich aus der (Nicht-)Beachtung von doppelter Heterogenität?

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