In unseren Interviews mit Beratenden und anderen Aktiven im Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisationen für Bildung & Teilhabe (bbt) haben Eltern wiederholt die Adressierung von Rassismus in Schulen als ein für sie relevantes Anliegen in der Schule-Eltern-Kommunikation an uns herangetragen. Die Thematik wurde auch in mehreren Schulen angesprochen.
Eltern, die rassistische Vorfälle in der Schule angesprochen haben (beispielsweise das Herunterreißen des Kopftuchs einer Schülerin), berichten von Versuchen der Beschwichtigung und Besänftigung seitens der Schule, die von Eltern oftmals als Banalisierung von rassistischen Vorfällen wahrgenommen werden. Diese Verharmlosung von Rassismus und die Zurückweisung der Ernsthaftigkeit ihres Anliegens kann das Vertrauen der Eltern in die Schule erschüttern – so die Interviewten.
Ein Elternteil beschreibt in diesem Zusammenhang den Wunsch nach mehr „Soforthilfe”. Eltern wünschten sich hier ausdrücklich, dass von ihnen an die Schule herangetragene Konflikte unverzüglich adressiert werden. Über Rassismus sprechen zu können, erfordere ein Vertrauensverhältnis zur Schule. Um dieses aufrecht zu erhalten, muss die Schule die Anliegen und Perspektiven der Eltern ernst nehmen. Egal, was letztendlich hinter einer Situation steckt – zentral ist aus rassismuskritischer Perspektive, zunächst eigene Erklärungsversuche und Perspektiven zurückzunehmen, aufmerksam zuzuhören und zu fragen, was aus der Sicht der Betroffenen eine angemessene Reaktion ist. Das Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisation für Bildung & Teilhabe (bbt) empfiehlt darüber hinaus in ihrem Positionspapier 2020 die Etablierung von anonymen Beschwerdestellen, um Rassismus gezielt zu adressieren und das Vertrauen (von Eltern) in das deutsche Bildungssystem zu stärken.
Mehr Forschung zu Rassismuskritik in Schule und Erziehungswissenschaft betreibt zum Beispiel das Netzwerk Rassismuskritische Schulpädagogik. Unter Beteiligung verschiedener Akteur*innen wird der Frage nach einer rassismuskritischen Perspektive und solidarischen Handlungsansätzen in Wissenschaft und Bildungspraxis nachgegangen.
Pia Grimpo