Zeichnung des Kollegiums einer Bremer Willkommensschule. Illustration: Viktoriia Zhukova
Schulische Elternbeteiligng in der Ankommensphase – wie kann das gehen? Diese Frage stellt sich in Deutschlernklassen, die unter unterschiedlichen Bezeichnungen wie Internationale Klasse, Vorklasse oder Willkommensklasse für die meisten zugewanderten Eltern und Kinder der erste Berührungspunkt mit Schule in Deutschland sind. Um Antworten auf diese Frage zu finden, fand im Dezember ein Fachtag an einer sogenannten „Willkommenschule“ in Bremen statt. Diese Schule wurde 2022 zunächst als befristeter Notbehelf mit ukrainischen Lehrkräften für ukrainische Kinder eingerichtet. Nun soll sie nach den Plänen der Stadt Bremen längerfristig Kinder und Jugendliche aufnehmen, die im Sekundarschulalter ohne Deutschkenntnisse in die Stadt kommen. Den Fachtag haben wir im Projekt isekim vorbereitet, um gemeinsam mit Lehrkräften und Vertreterinnen eines Projekts für migrantische Eltern nach Antworten zu suchen.
Das grundsätzliche Problem: Wie ist Elternbeteiligung möglich, wenn der Alltag von Unsicherheit geprägt ist: es ist unsicher, wie lange Kinder und Jugendliche in der Deutschlernklasse bzw. Willkommensschule verbleiben, es ist oft überhaupt unsicher, wie lange die Familie in Deutschland bleiben will oder kann, und auch die Lehrkräfte haben in solchen Klassen oft nur einen befristeten Vertrag.
Hinzu kommt, dass in der Ankommensphase, in der viele Herausforderungen auch jenseits von Schule (z.B. Ämtergänge, Arztkontakte, Orientierung im neuen Lebensumfeld) bewältigt werden müssen, neu zugewanderte Eltern es als große Erleichterung empfinden, wenn sie ihre Kinder vertrauensvoll der Schule übergeben und auf gute Betreuung und hochwertige Bildung hoffen können, ohne dass sie hier besondere Aufgaben übernehmen müssten – dies gilt auch für die Willkommensschule.
Beim Fachtag wurden viele Ideen entwickelt, wie Erziehungsberechtigte niedrigschwellig in die Arbeit der Schule einbezogen werden können, ohne sie mit zusätzlichen Aufgaben in der Ankommenssituation zu belasten. Im Mittelpunkt standen daher vor allem Ideen, welche Formate sich dafür eignen Zu diesen Ideen gehören regelmäßige niedrigschwellige Angebote mit Sprachmittlung z.B. zum Schulsystem oder besondere Tage der offenen Tür mit Projektpräsentationen von Schüler*innen. Dabei könnte mit migrantischen Elternorganisationen kooperiert werden, die auch über die gezielten Veranstaltungen an der Schule hinaus Kontinuität als Ansprechpartner*innen für die Eltern bieten. Dass der Aufbau von klassischen Klassen- und Schulelternvertretungen für Klassen und Schulen möglich sein wird, die vielleicht nur wenige Monate oder Jahre besucht werden, wurde von allen Teilnehmenden bezweifelt und unter den gegebenen Bedingungen auch als wenig sinnvoll empfunden.
Wer kann uns von mehr oder weniger erfolgreichen Erfahrungen mit Elternvertretungen in Deutschlernklassen berichten? Antwort gern unter isekim@uni-bremen.de
Dita Vogel und Pia Grimpo