Bild: Elterncafé an der Offenen Schule Köln
Elterncafés werden oft als Maßnahme empfohlen, damit Eltern Erfahrungen miteinander austauschen und mit der Schule in Kontakt treten können, z.B. von der Kultusministerkonferenz. Aber was bedeutet das konkret, und warum sollten sich Eltern ein solches Angebot wünschen? In der pädagogischen Literatur und auch in einigen Interviews im isekim-Projekt tauchen „Elterncafé“ und „Elternstammtisch“ als informelles Angebot von Eltern für Eltern auf, das je nach Zusammensetzung der Elternschaft in der Schule auftauchen und wieder verschwinden kann.
Elterncafés werden aber auch von Schulen initiiert und durch pädagogische Fachkräfte und Honorarkräfte aus der Elternschaft unterstützt, wenn sich Schulen dadurch bessere Kontakte vor allem mit zugewanderten Eltern erhoffen. So äußert eine schulische Beschäftigte der Duisburger Kooperationsschule im isekim-Interview, dass ein Elternfrühstück oder Elterncafé als eine Möglichkeit gesehen wird, eine zentrale Frage zu lösen: „Wie kriegen wir unsere Eltern hier eingebunden?“ Dabei scheinen regelmäßige, anlasslose Termine nur kleine Teile der Elternschaft anzusprechen, während ein Muttertagsfrühstück mit kleinen Geschenken durch die Kinder die Mensa der Schule gefüllt hat.
Angeregt durch das Duisburger Beispiel soll in der Oberschule Johannes Gutenberg in Dresden eine andere Variante eines Elterncafés getestet werden. Elterngespräche könnten sich künftig auf einen Tag im Monat konzentrieren, an dem die Schüler*innenfirma ein Café-Angebot bereitstellt. Es geht also darum, dass Eltern sich in der Schule willkommen fühlen sollen und nicht auf dem Flur warten oder gleich nach einem Gespräch wieder gehen müssen.
Ein „thematisches Elterncafé“ wird in einer Projektbroschüre aus Brandenburg beschrieben: Eine Schule hat regelmäßig Vorträge zu erziehungsrelevanten Themen in türkischer Sprache angeboten, über die im Anschluss bei Tee und Gebäck gesprochen werden konnte. Dies habe auch Lehrkräfte dazu bewogen, Elternabende umzugestalten und die Elternpartizipation von „türkeistämmigen“ Eltern gestärkt. Dass das immer so ist, bezweifelt die Erziehungswissenschaftlerin Ellen Kollender, die viel zur Elternpartizipation geforscht hat. Sie sieht die Gefahr, dass die Tendenz zur Zweiteilung der Elternschaft verstärkt wird: „– im (zugespitzten) Sinne von: Die ›migrantischen Eltern‹ spielen im Elterncafé Bingo, während die ›deutschen Eltern‹ über die programmatische Entwicklung der Schule mitbestimmen.“
Die zentrale Frage dürfte sein: Schätzt die Schule die Wünsche und Bedarfe von Müttern, Vätern und anderen häuslichen Kontaktpersonen der Schule richtig ein?
Dita Vogel
Kollender, Ellen (2023): Eltern in der Schule der Migrationsgesellschaft – eine rassismuskritische Perspektive. In: Georgi, Viola B./Karakasoglu, Yasemin (Hrsg.): Allgemeinbildende Schulen in der Migrationsgesellschaft. Diversitätssensible Ansätze und Perspektiven. 1. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer. S. 98–113, S. 106