Abschlussreflexion

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

Die Ringvorlesung hat mir in erster Linie die hohe Komplexität des Themas „Heterogenität“ vor Augen geführt. Denn obwohl mir der Begriff nicht fremd war und man sich bereits durchaus früher schon mit der Thematik auseinander gesetzt hat, so hat mich dann doch die Vielfältigkeit der Vorlesungsthemen überrascht. Spannend und interessant war hier der Aspekt, dass die Themen zum Teil den einzelnen Fächern zugeordnet wurden, so dass hier eine ideale Verbindung zwischen dem Fach und den Bezug zur Heterogenität, den dieses hat, geschaffen wurde. Während der Vorlesung wurde also nicht nur der Begriff näher geklärt, sondern auch, wo und auf welche Art und Weise Heterogenität vorzufinden ist und wie man auf diesen Umstand reagiert. Vor allem aber habe ich festgestellt, dass Heterogenität zu oft immer noch, auch von mir, als Problem, das es zu lösen gilt, angesehen wird und nicht als Bereicherung und auch als Notwendigkeit in einer Gesellschaft.

In meinen beiden Fächern Religionswissenschaft und Musik, ist Heterogenität sehr unterschiedlich zu bewerten. Denn während in dem einen Fach Vielfältigkeit gewünscht ist oder sogar schlichtergreifend keine Rolle spielt – denn nicht umsonst heißt es, dass Musik eine universelle Sprache sei – so kann Heterogenität im Fach Religion zu einem problematischen Sachverhalt werden. Nicht nur außerhalb der Schule stellt diese Vielfältigkeit innerhalb einer Religion oder zwischen verschiedenen Religionen eine bekannte Problematik dar, weshalb auch im Unterricht die Lehrkraft stets mit Fingerspitzengefühl arbeiten sollte, um ein friedliches und ruhiges Klassenklima zu erschaffen, in denen die Schüler und Schülerrinnen Raum zum Diskutieren finden. So hat die Vorlesung „Über jüdisches Leben reden – (k)ein Tabu?“ noch einmal verinnerlicht, dass Religion eine identitätsbildende Rolle im Leben der Schüler haben kann. Dadurch kann das Fach Religion beziehungsweise Religionswissenschaft ein den Schülern und Schülerinnen emotional sehr nahe stehendes Fach sein, in denen eine gewisse Sensibilität von der Lehrkraft gefordert ist. Musik ist ein Fach, in dem meiner Meinung nach Heterogenität ein Stück weit weniger als Problematik angesehen wird. Natürlich ist es auch davon abhängig wie die Lehrkraft den Unterricht anleitet, aber grundsätzlich spielt Leistungsheterogenität in diesem Fach weit weniger eine Rolle und auch die Sprachbarriere kann deutlich niedriger sein. Auch die Integration scheint während dieses Unterrichtes einfacher zu sein. Der wichtigste Aspekt für einen Musiklehrer ist es allerdings, die Schüler und Schülerinnen nicht aufgrund ihrer unterschiedlichen Musikalität – in dem Fach der wesentliche, heterogene Aspekt – auszugrenzen, sondern so gut wie möglich zu fördern. Denn das Fach ist bereits naturgegeben ein sehr offenes Fach und Musik eine Sprache, die jeder versteht. Erziehungswissenschaftlich sind mir vor allem zwei Aspekte besonders in Erinnerung geblieben. Zum einen die Leistungsheterogenität, die in der Vorlesung „Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität“ von Herrn Prof. Dr. Idel näher erläutert wurde, als auch das Bewusstwerden über Integration in den Schulen, welches in der Vorlesung von Prof. Dr. Frank J. Müller „Auf dem Weg zu einer Schule für alle – gemeinsames Lernen am gemeinsamen Gegenstand oder gemeinsame Lernsituationen?“ besprochen wurde. Durch die Vorlesung habe ich mich zum ersten Mal wirklich mit dem Begriff „Leistungsheterogenität“ beschäftigt und war vor allem erstaunt über die Erkenntnis, wie sehr diese nicht nur in der Schule, sondern auch im Alltag die Menschen prägt. Während ich von meiner Schulzeit nur den „klassisch strengen“ Frontalunterricht kannte, so wurde mir jetzt verdeutlich, welche Vorteile der individualisierte Unterricht haben kann. So könnten beispielsweise heterogene Lerngruppen gebildet werden, um einen Ausschluss aufgrund der Leistung eines Schülers oder Schülerin, entgegen zu wirken. In Bezug zum Thema „Integration“ habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass man beispielsweise durch einen Ausschluss von Schülern und Schülerinnen mit Förderbedarf, ihnen die Chance verwehrt durch die Schülergemeinschaft ihre Entwicklung zu beschleunigen oder auch wie wichtig eine gute Zusammenarbeit zwischen Eltern, Schülern und Sonderpädagogen in dieser Hinsicht ist.

  1. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen in Ihrer Wahrnehmung aus eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Praktika, Berichte aus der Praxis) den Schulalltag besonders stark – und warum? An welcher Stelle könnten Sie einzelne der unter 1 genannten Erkenntnisse zur Erklärung heranziehen?

Wie bereits unter Beantwortung der ersten Frage kurz erwähnt, hat mich vor allem der Frontalunterricht stark geprägt. Meine Schule war recht klein, mit nur sehr wenigen Schülern und älteren Lehrern, die kein Interesse daran hatten, für sie neue Unterrichtsformen auszuprobieren. So wurde auch teilweise keinerlei Rücksicht auf Leistungsunterschiede oder Lerntempi genommen, obwohl das an meiner Schule, durch die geringe Schüleranzahl, sogar ohne enormen Aufwand möglich gewesen wäre. Tatsächlich nahm man das als Schüler ohne weiteres Hinterfragen hin, da das der „Normalzustand“ war. Erst jetzt durch die Ringvorlesung wurde mir bewusst, in wie weit man Unterricht ändern kann und wie vielfältig Unterrichtsformen sein können. Dass es individualisierten Unterricht gibt, das war für mich nahezu eine neue Erkenntnis. Aus heutiger Sicht hätte ich mir gewünscht, dass die Lehrer für diesen offener gewesen wären.

Weiterhin wurde meine Schulzeit auch dadurch geprägt, dass wir eine relativ homogene Schülerschaft waren, an unserer Schule gab es so gut wie keinen Schüler mit Migrationshintergrund und auch keinen Schüler mit speziellen Förderbedarf, weiterhin war es ein Gymnasium mit musikbetonten Schwerpunkt – alles in allem also eine Schulzeit, die nicht sehr durch Heterogenität geprägt war. Umso interessanter und spannender fand ich jetzt natürlich die Vorlesungen zu diesem Thema. In der Vorlesung „Auf dem Weg zu einer Schule für alle – gemeinsames Lernen am gemeinsamen Gegenstand oder gemeinsame Lernsituationen?“, habe ich für das Thema Integration ein ganz neues Bewusstsein entwickelt.

  1. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

Besonders spannend finde ich die Mehrsprachigkeit, die immer mehr eine Rolle in der Schule spielt. Das Interesse liegt zum einen daran, dass ich wie bereits erwähnt, nur wenig Erfahrung in meiner Schulzeit mit dieser Thematik sammeln konnte. Weiterhin bin ich der Meinung, dass die Mehrsprachigkeit in der Schule auch zukünftig ein entscheidender Aspekt für die Schüler und Schülerinnen sein wird. Ich würde gerne mehr darüber erfahren, welche Möglichkeiten es für die Schüler mit geringen Deutschkenntnissen gibt, diese zu verbessern und zu erweitern und vor allem wie man die große Sprachvielfalt gezielt im Unterricht einsetzten kann, so dass diese zur Bereicherung für alle Schüler und Schülerinnen werden kann.

Weiterhin hätte ich Interesse mehr zum Thema „ gendersensible Pädagogik“ zu erfahren. Wie ich bereits in meinem Blog geschrieben habe – „Obwohl sich in dem letzten Jahrhundert sicher einiges geändert hat, was die Genderpädagogik betrifft, so gibt es dennoch weiterhin Aspekte, die zeigen, dass bestimmte Sichtweisen und Vorurteile immer noch nicht abgelegt worden sind. Schlicht und ergreifend wohl auch deshalb, da dieser Prozess in der Gesellschaft immer noch nicht abgeschlossen ist – und letztendlich ist die Schule ein Abbild dieser.“  – vertrete ich die Meinung, dass die Schule eben auch ein Ort der Bildung diesbezüglich ist. So kann die Schule, beziehungsweise die Lehrkräfte, bestimmte Sichtweisen fördern oder dazu beitragen, dass diese sich ändern. Ich würde also gerne mehr darüber erfahren, wie man zum Bespiel bestehenden Vorurteilen, die teilweise auch schon in den Köpfen von Kindern fest verankert sind, pädagogisch lösen kann.

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