Rückkehr in die Schule

In der letzten Woche haben wir ein Interview mit einem Studenten veröffentlicht, der seit Ende Februar sein Schulpraktikum absolviert. Lehramtsstudierendeabsolvieren in Schulen ihre Praktika. Viele arbeiten aber auch an Schulen, entweder als AushilfslehrerInnen, in der Nachhilfe oder in den Ganztagsprogrammen der Schulen.

Eigene Erfahrung

Das gilt auch für den Schreiberling, der diesen Text schreibt. Ich helfe an einer Oberschule in Huchting einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern dabei, eine Online-Schülerzeitung zu schreiben. Nach einer viel zu langen Zwangspause konnte ich meine Schülerinnen und Schüler endlich wiedersehen. Also war ich sehr gespannt zu erfahren, wie sie die letzten Wochen erfahren haben.

Erwartungen

Jeden Mittwochnachmittag habe ich meine Nachwuchsschreiberlinge gesehen. Sie waren mal mehr, mal weniger motiviert. Einige sind in den letzten zweieinhalb Jahren immer wieder gekommen. Andere haben nach einem Halbjahr Schluss gemacht mit dem Zeitungmachen. Ich kenne meine Schülerinnen und Schüler also recht gut. Um ehrlich zu sein: Ich habe am Mittwoch letzte Woche erwartet, dass ich lauter entspannter Feriengesichter erblicken würde. Immerhin mussten die SchülerInnen ja nicht zur Schule kommen.

Perspektivenwechsel

Aber ich lag ziemlich falsch. Meine Schützlinge haben eher gestresst, beinahe abgekämpft gewirkt. Sie haben zwar viel Zeit zuhause verbracht, aber diese Zeit haben sie anscheinend nicht nur genossen. Meist wurde in der öffentlichen Debatte auf die schwierige Lage der Eltern eingegangen. Die Kinder dieser Eltern wurden als Belastung dargestellt. Aber auch sie hatten keine leichte Zeit. Die Verunsicherung, die Belastung und die wirtschaftliche Schräglage der Gesellschaft haben auch die jungen Menschen zu spüren bekommen.

Probleme, die auch Studis kennen

Wie wir Studierenden haben auch die Schülerinnen und Schüler erleben müssen, wie bekannte Lernsettings mit einem Mal weg waren. An meiner Schule wurden Aufgaben über die digitale Lernplattform Itslearning verbreitet. SchülerInnen konnten den Lehrkräften schriftlich Fragen stellen oder telefonisch Kontakt aufnehmen. So richtig begeistert hat diese Form des Lernens die SchülerInnen, mit denen ich reden konnte, nicht. Seit Kurzem findet auch wieder ein „Unterricht“ in der Schule statt. Da aber die Zeit in der Schule sehr begrenzt ist, liegt der Schwerpunkt darauf, dass weiterhin daheim Aufgaben bearbeitet werden. Denn die Klassen wurden halbiert und die neuen Gruppen dürfen auch nur zu bestimmten Tagen kommen.

Begegnungsraum Schule

Eine Schülerin hat sich auch beklagt, dass ihre Freundinnen allesamt in einer anderen Gruppe sind. Das ist natürlich schon bitter nach den vielen Wochen mit Kontaktbeschränkungen. Dazu passt auch der Kommentar eines anderen Schülers. Er meinte, die Zeit zuhause sei langweilig gewesen und er habe sich auf die Schule gefreut. Auf meine Nachfrage, auf was er sich im Besonderen gefreut habe, erwiderte er, dass er am meisten die Pausen vermisst habe. Mit den Hygieneregeln scheinen die SchülerInnen gut zurecht zu kommen. Zwei Schüler haben sich sogar beschwert, dass sich ausgerechnet die Lehrerinnen und Lehrer häufiger kleine Regelverstöße leisten als sie selbst.

Was habe ich also mit meinen SchülerInnen gemacht?

Ich hatte mir verschiedene Pläne zurechtgelegt, was ich mit meiner Gruppe an diesem Nachmittag machen könnte. Letztlich habe ich mich dann schlicht und einfach dazu entschlossen, möglichst Normalität wieder einkehren zu lassen. Das heißt, dass alle ohne viel Druck an ihren Texten weiterschreiben konnten und nach getaner Arbeit spielen oder ihr Bildschirmhintergrundbild neu einrichten durften. Natürlich habe ich alle vorher zum Händewaschen geschickt, sie in großen Abständen gesetzt und immer wieder „Abstand“ gerufen, wenn sich zwei SchülerInnen zu nahe kamen. Aber die Online-Schülerzeitung war wieder da!

 

Ergänzung 03.06.2020: Auf der Seite der Schülerzeitung kann man jetzt auch zwei aktuelle Schülertexte zu dem Thema lesen: LINK

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