In den letzten Wochen wurde unser Bildungssystem in einem sehr hohen Tempo umgewälzt. Zunächst stand alles still. Dann wurde vieles nur in Teilen wieder aufgebaut und neu strukturiert. Wir Studierenden haben das ganz persönlich erlebt. Auch die Kitas und Schulen waren stark betroffen. Lehrkräfte mussten versuchen, ihre Schülerinnen und Schüler daheim zu erreichen und möglichst gut zu unterrichten. Eltern waren plötzlichen damit konfrontiert, ihre Kinder den ganzen Tag zu betreuen und auch beim Lernen zu helfen.

Viele technische Fragen

Unvermittelt stellten sich manigfaltige technische Herausforderungen wie der Unterricht über digitale Plattformen. Eigentlich gibt es für die Schulen in Bremen eine gemeinsame Lernplattform, die allerdings in den letzten Jahren in den verschiedenen Schulen von den verschiedenen Lehrkräften unterschiedlich stark genutzt wurde. Auch die Uni hat mit StudIP, seinem Blogsystem und der Möglichkeit, Programme wie Zoom zu nutzen, viele mögliche technische Hilfsmittel an der Hand, um den Betrieb am Laufen zu halten. Neben einigen Anlaufschwierigkeiten und Zugangshürden bleibt diese distanzierenden Kommunikation aber stets defizitär.

Andere technische Fragen

Was uns persönlich bisher umgetrieben hat, sind solche technischen Fragen. Weiten wir den Blick von den konkret bei uns vorliegenden Problemen, dann erkennen wir, dass Öffentlichkeit und Politik auch das Bildungssystem insgesamt technisch betrachtet haben, als das System wieder hochgefahren wurde. Zum einen schien die Schule zunächst ein Aufbewahrungsort für Kinder und Jugendliche zu sein, den es braucht, damit die erwachsenen Arbeitskräfte ihren Tätigkeiten nachgehen können. Zum anderen sollten beim Einstieg in den Schulbetrieb die Abschlussjahrgänge priorisiert werden. Was sagt das darüber aus, wie wir als Gesellschaft unsere Bildungsinstitutionen betrachten? Zynisch könnte man meinen, dass Schulen als Aufbewahrungsort und Zertifizierungsmaschinerie dem wirtschaftlichen Funktionieren dienen.

Weiter, weiter, immer weiter

Wie auch viele andere Bereiche unserer Gesellschaft hat das Corona-Virus das Bildungswesen einem Stresstest unterzogen. Schwächen wurden offengelegt. Alte Versäumnisse könne nicht mehr übersehen werden. Und wir müssen uns fragen, wo wir mit der Bildung überhaupt hinwollen. Man kann die Institution Schule nicht einfach umbauen, ohne sich Gedanken zu machen, wo man überhaupt hinwill.

Was Schule soll

Die Schule wurde schon in der jüngeren Vergangenheit mit großen Veränderungen konfrontiert. Die Schule soll den sozialen Aufstieg besser ermöglichen. Sie soll Inklusion betreiben, indem die Sonderschulen größtenteils in die anderen Schulen aufgehen. Sie soll eingewanderte Kinder aus dem EU-Ausland und aus Krisenregionen in die Gesellschaft integrieren und ihnen neben dem Schulalltag die deutsche Sprache beibringen. Sie soll auch den digitalen Wandel berücksichtigen. All dies sollte in die altbekannte Schule eingebaut werden, zu einer Zeit, in der finanzielle Löcher im Bildungssystem bestehen und Lehrkräfte und andere Professionen wie Sonderpädagogen vielerorts fehlen. Diese Schule trifft jetzt auf die Umwälzungen der Corona-Zeit. Und die Schule soll bitte auch hier die Probleme der Gesellschaft übernehmen.

Bildung: Was soll das überhaupt sein?

Ist die Schule also eine Art Reparaturwerkstatt für soziale und wirtschaftliche Probleme und Herausforderungen? In der Krise ist es wohl nicht verwunderlich, dass man versucht, das Bestehende zu erhalten. Aber vielleicht sollten wir auch mal wieder ein paar grundsätzliche Fragen besprechen, wie etwa: Was ist Bildung überhaupt? Was ist wirklich wichtig für die Gesellschaft? Für wen ist die Schule da: Gesellschaft, Wirtschaft, Eltern oder für die Schülerinnen und Schüler? Und wir Studierenden können diese Fragen ja auch mal auf uns und die Universität übertragen.

 

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