Ein Denkanstoß gefällig? Eine Podiumsdiskussion zur Meinungsfreiheit

Ich bin überwältigt. Überwältigt von den vielen negativen Geschehnissen und deren Auswirkungen die viele Menschen in der Türkei momentan erleben. Das hier ist bereits mein dritter Versuch Worte dafür zu finden und ich habe immer noch das Gefühl nicht alles oder das richtige gesagt zu haben. Aber die Meinungsfreiheit wirkt besonders jetzt noch fragiler als gedacht und es ist wichtig dass wir darüber sprechen.

In einem Gespräch mit anderen Studierenden erfuhr ich von der Podiumsdiskussion in der Zentralbibliothek an diesem Dienstag und habe mich spontan entschieden darüber schreiben. Nicht nur über die Podiumsdiskussion selbst, sondern auch über die allgemeine Situation und ihre Auswirkungen. Immerhin arbeite ich durch die EULe auch journalistisch und wollte mit diesem Beitrag eure Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema lenken!

Die „INPUTS Vortragsreihe: Bremer Denkanstöße“ hat sich an diesem Abend thematisch mit der aktuellen Unterdrückung von türkischen Journalisten und Akademikern befasst. Zur Diskussion wurden Celal Başlangiç (Journalist), Prof. Dr. Betül Yarar (Akademikerin), Dr. Çetin Gürer (Akademiker) und Dr. Ulrike Flader (Dozentin) als Moderatorin eingeladen.
Vor der Diskussion hielt Celal Başlangiç einen Vortrag über die Manipulation der Eigentumsverhältnisse der türkischen Medien durch die AKP (politische Partei). Er beschrieb wie politische Strukturen in der Türkei schon seit längerem einen Großteil der Öffentlichkeit einnehmen und die Medienwelt, sowie einige andere Bereiche, immer mehr den Vorstellungen der Regierung angeglichen werden. Das Gelder zahlloser oppositioneller Mediengruppen ohne Gerichtsbeschluss beschlagnahmt werden. Anschließend werden diese dann von Regierungsnahen Geschäftsmännern aufgekauft und geleitet. Menschen die dabei nicht nur still zusehen wollen und eine andere Meinung öffentlich vertreten oder Kritik äußern werden von oben herab ihrer Lebensgrundlage beraubt.

„Sie verlieren von einen auf den anderen Tag ihren Job und bekommen einen Stempel aufgedrückt. Sie sind nicht nur ökonomisch zerstört, sondern finden auch keinen neuen Job […], außerdem leiden nicht nur sie selbst sondern auch ihre Familien darunter. Sie werden auch von ihrem sozialen Umfeld isoliert“ sagt Prof. Dr. Yarar. Man beschuldigt diese Menschen Terror-Propaganda zu veröffentlichen oder es wird ihnen eine Mitgliedschaft in einer Regierungsfeindlichen Bewegung vorgeworfen. Während der Diskussion wird die heutige Türkei mehrmals als Räuberstaat bezeichnet, ein Ort an dem die Rechtsstaatlichkeit fragwürdig geworden ist.

Menschen werden dafür bestraft, verurteilt und sogar eingesperrt, dass sie von ihrem Recht Gebrauch machen ihre Meinung zu äußern. Celal Başlangiç ist einer von vielen Journalisten die aus dem Exil arbeiten, weil in der Türkei ein Verfahren gegen ihn läuft. Zusammen mit einigen anderen Journalisten hat er in Köln den Fernsehsender „Arti TV“ gegründet, um von dort aus frei und kritisch berichten zu können. Es ist einer von etlichen Versuchen eine alternative Struktur, Grenz-überschreitend zu entwickeln und objektives Wissen sowie News in die Türkei zu senden.

Ich wusste vor dieser Podiumsdiskussion am Dienstag nicht besonders viel über die aktuelle Lage in der Türkei. Nur das prägnanteste aus unterschiedlichen Medienberichten. Aber ich habe dadurch einen Denkanstoß bekommen und diesen hoffe ich euch auch durch diesen Beitrag geben zu können. Diese und ähnliche Ungerechtigkeiten sind zwar aktuell aber keinenfalls neu und auch wenn wir hier an unserer Uni direkt nichts daran ändern können, ist es trotzdem wichtig negatives nicht zu ignorieren und auch über Dinge zu sprechen die weit weg vom Uni Campus passieren.

 

Links: https://www.stabi-hb.de/termine/inputs-vortragsreihe-bremer-denkanstoesse

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