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RV01 – Heterogenität und Schule

  1. Bitte begründen Sie unter Rückgriff auf die Ausführungen in der Präsentation, warum Heterogenität im schulischen Kontext häufig als ´Herausforderung´, die bewältigt werden muss, wahrgenommen wird?

Das momentane Schulsystem ist größtenteils homogen, z.B. mit einheitlichen Curricula oder Rückstufungen. Nach Trautmann/Wischer ist Heterogenität in der Pädagogik als Reflexionsansatz zu denken, dies bedeutet nicht, das Kind selber, sondern das System Schule zu ändern, um den Anforderungen eines jeden Kindes gerecht zu werden (Trautmann/Wischer 2011, S.17-18). Lehrer*innen sind Teil dieses Systems. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und seine Gewohnheiten zu ändern, dass fällt oft besonders schwer (Verplanken/Orbell 2019: 67-85).
Wenn Lehrkräfte der Heterogenität in der Schule gerecht werden möchten, dann müssen sie als Teil des Systems Schule ihren Stunde individuell gestalten, anstatt bspw. der ganzen Klasse ein und denselben Aufgabenzettel hinzulegen. Dies kostet mehr Ressourcen – ob dies nun Zeit, Geld oder Lehrpersonal an sich ist. Hilfreiche Lehrstrategien wie das Co-Teaching können nur dann gut bewältigt werden, wenn genügend Ressourcen zum Austausch zwischen Lehrern vorhanden sind – oder wenn es überhaupt genügend Lehrer*innen an der Schule gibt. Aber auch die räumlichen Gegebenheiten müssten geändert werden: kleinere Klassenräume, die z.B. in 2 Räume geteilt werden können. Zudem wäre eine Bildungsdidaktik, die die kindliche Individualität aufgreift von Nöten, um den Lehrern, die momentan die ganze „Last der Individualisierung“ tragen, abzunehmen ( denn die Lehrer*innen sind nur ein Teil des Systems, und nicht das System Schule selbst). Solche, der Heterogenität angepassten, Methoden werden daher oft als „Herausforderung“ angesehen, da sie das ganze System Schule verändern und nicht von Einzelpersonen getragen werden können.

  1. Was ist damit gemeint, wenn von dem ´Konstruktionscharakter´ von Heterogenität die Rede ist? Bitte erklären Sie das in eigenen Worten.

Bei einer sozialen Konstruktion wird aufgrund von bestimmten Merkmalen eine Kategorie gebildet, anhand derer dann Menschen klassifiziert und ggf. auch hierarchisiert werden. Dabei werden die Merkmale in ihrer Komplexität reduziert und somit Stereotypen gebildet. Dies kann aber nur in Abgrenzung zu anderen gewählten Merkmalen geschehen, d.h. es wird immer eine „Norm“ zugrunde gelegt, um dann die „Normabweichung“ zu bestimmen (vgl. Abdul-Hussain/Hofmann 2013). Wenn man nun Heterogenität beschreibt, dann passiert dies auch an Differenzlinien der „Homogenität“, sei es nun im Bereich „Behinderung“, Religion oder Alter.

  1. Bearbeiten Sie eine der beiden unten aufgeführten Aufgabenstellungen (3a oder 3b)

3b) Welche Erfahrungen im Umgang mit der Corona-bedingten Ungleichheit der Bildungschancen von Schüler*innen machen Sie aktuell in ihrem Umfeld. Bitte reflektieren Sie diese mit Bezug auf die Stellungnahme der Bildungswissenschaftler*innen.

Ich wohne zurzeit zusammen in einem Haus mit meinem Bruder und seiner kleinen Familie. Beide Eltern sind seit der „Corona-Krise“ im Home-Office, da meine Nichte nicht in die Kita kann. Sie haben Glück, beide können sich tagsüber aufteilen, oder ich passe bei Engpässen auf. Meine Nichte hat in dieser kurzen Zeit gelernt, Fahrrad zu fahren oder kann nun ihren Namen schreiben, fast den ganzen Tag beschäftigt sich jemand mit ihr. Natürlich – sie geht noch nicht in die Schule. Aber trotzdem wird von Kindern in der Grundschule ein gewisses Niveau  erwartet, welches sie mitbringen sollen. Und so ist es auch in der Sekundarstufe. Mein Nachbarsjunge beklagt sich darüber, jeden Tag lernen und üben zu müssen – ich denke mir dabei, wie froh er darüber sein kann, dass seine Eltern sich darum kümmern (können). Die Corona-Krise scheint für bildungsnahe Haushalte lösbar, aber für Haushalte, in denen diese technischen oder zeitlichen  Möglichkeiten nicht gegeben sind, werden die Kinder nicht ausreichend unterstützt, weswegen ich mich den Sorgen der Bildungswissenschaftler anschließe, dass die Bildungschancen nach der „Corona-Krise“ wieder ungleicher als zuvor verteilt sein werden.

Zusätzliche Quellen außerhalb der Vorlesungsmaterialien:

Literaturverzeichnis:

1.Verplanken B., Orbell S. (2019): Habit and Behavior Change. In: Sassenberg K., Vliek M. (eds) Social Psychology in Action. Springer, Cham

2.Abdul-Hussain S.,Hofmann R. (2013): Diversität als Soziale Konstruktion abgerufen von https://erwachsenenbildung.at/themen/diversitymanagement/theoretische_grundlagen/soziale_konstruktion.php zuletzt aufgerufen am 22.04.2020

Bildverzeichnis:

1. „Die Lerngruppe ist sehr heterogen“ -Vielfalt als Normalität aufgerufen von https://www.vielfalt-lernen.de/2013/09/13/die-lerngruppe-ist-sehr-heterogen-vielfalt-als-normalitaet-anerkennen/ zuletzt am 22.04.2020

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