Abschlussreflexion der Ringvorlesung vom 08.07.2019

Die Abschlussreflexion zu der Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität in der Schule“ schafft Zusammenhänge, sowie Beziehungen zwischen den gehaltenen Vorträgen und der Bearbeitung bzw. dem Erstellen der Beitrage zu den jeweiligen Vorlesungsinhalten. Die Heterogenität an sich ist ein weit fassendes Thema, welches vor allem durch Sensibilität geprägt sein sollte, da dieses keinen Ausnahmen, sondern dem Alltag entspricht. Gerade für uns als angehende Lehrkräfte sollte die Thematik der Heterogenität eine große Präsens haben, denn mit unserer Haltung, unserem Interesse und Engagement, besteht die Möglichkeit, dass Kinder in ihrer Einzigartigkeit erkannt und individuell gefördert werden können. Mit der Vorlesung wurden theoretische Inhalte geschaffen, die Einblick darin gewähren, dass die Möglichkeiten der fachdidaktischen Handlungen vielfältig sind.

Der zentrale Blickwinkel spiegelte sich immer im Bereich der Vielfalt wieder, d.h. es gibt nicht schwarz oder weiß, sondern ein großes Spannungsgeld zwischen der Homogenität und der Heterogenität.

Ein Aspekt, der mich in der Vorlesung sehr angesprochen hat, war der zentrale Punkt des Lehrerdaseins, sowie die Förderung der Schülerinnen und Schüler. Es wurde darüber gesprochen, dass das Vorwissen des Kindes relevanter für die Schullaufbahn/den Schulerfolg ist, als die Ergebnisse durchgeführter Intelligenztests. Jedes Kind bringt auf Grund verschiedener Situationen oder Lebensumstände individuelles Vorwissen mit, an dem die Schule anknüpfen sollte. Für die Lehrkraft ist es wichtig zu erkennen, wo man mit dem bereits vorhandenen Wissen anknüpfen kann, wo gefordert werden kann und wo eine Förderung erforderlich ist. Jedoch sollte sich jedes Kind weitgehend individuell entwickeln können und Lehrkräfte sollten, auf Grund des Vorwissens, das „Schubladendenken“ ablegen. Eine weitere Sitzung deckt sich im gewissen Maß mit dem bereits erwähnten. In dieser ging es vor allem um kooperatives Lernen und spielerische Förderungen. In diesem Aspekt wird die Kita aber auch die Zusammenarbeit mit den Eltern angesprochen. Kinder bekommen schon in der Kita die Möglichkeiten auf spielerische Förderung und lernen dazu. Ebenso erfahren manche Kinder bereits in ihrem Elternhaus, was es heißt, Neues auf spielerische Art zu lernen. Dennoch gibt es auch Fälle, in denen Möglichkeiten und Kenntnisse auf Seiten der Eltern fehlen. An diesem Punkt sollte durch Kitas und Schulen angeknüpft und unterstützend gehandelt werden, wie beispielsweise durch das Bereitstellen von Materialien. Generell erfordert dieses Konzept einen stetigen Austausch zwischen Eltern und Pädagogen.

Kurz zu erwähnen bleibt noch die positive Feedbackkultur. Dieses sollte jede Lehrkraft anstreben, um den gesamten Lernprozess nicht nur auf das Ergebnis zu beschränken, sondern motivierend und individuell zu unterstützen. Dieses findet sich in dem Vortrag von Herrn Sven Trostmann wieder, in dem es deutlich wurde, dass eine Regelstandorientierung dabei wenig hilfreich ist, das Lernprozesse individuell verlaufen (Fend 2006, S.15). Aus diesem kurzen Absatz wird deutlich, dass die Leistungskontrollen, auf Grund der Individualität, nicht jedem Kind gerecht werden.

In Bezug auf meine beiden großen Fächer, Deutsch und Inklusive Pädagogik, waren mir einige der Inhalte nicht fremd. Gerade der Bezug zur Inklusiven Pädagogik lässt sich mit dem Oberthema der Heterogenität sehr gut herstellen. Die Individualität und die damit verbundene Förderung ist ein Idealbild der Pädagogik, welches sich jedoch leider nicht an jeder Schule realisieren lässt. Dennoch erachte ich es aus diesem Grund gerade wichtig, dass alle Lehrkräfte, unabhängig von der Fächerkombination, auf den Bezug von Heterogenität geschult werden sollten. Bezogen auf das Fach Deutsch spielt die Bildungssprache, aus dem Vortrag von Andrea Daase, eine zentrale Rolle. Kinder kommen, wie bereits erwähnt, mit unterschiedlichen Lernständen in die Schule. Setzt man diesen Aspekt nun in den Zusammenhang mit der Bildungssprache, wird deutlich, dass einige Kinder beispielsweise Fragestellungen verstehen und sofort bearbeiten können, während andere Kinder die Fragestellung in vereinfachter Form erklärt bekommen müssen, um zu verstehen wie die Arbeitsanweisung lautet. Die Kinder müssen demnach nicht nur die Umgangssprache, sondern auch die Fachsprache erlernen, um ein gewissen Niveau im Sprachbereich zu erwerben. Dieses sprachliche Niveau führt dann dazu, dass Kinder möglichst ohne Schwierigkeiten im Schulsystem zurechtkommen. Letztlich stellt man fest, dass auch dieser Punkt zum Ausgangspunkt der Individualität zurückführt.

Ich glaube, dass unser Schulsystem immer noch selektiert. Die Kinder werden auf Grund ihrer Leistungen kategorisiert und in gut oder schlecht eingeteilt, dieses zeigt sich insbesondere am Ende der vierten Klasse. Denke ich an meine Schulzeit zurück, war es sehr ähnlich, denn mit dem Halbjahreszeugnis der viertel Klasse wurde eine Empfehlung für eine weiterführende Schule ausgesprochen, welche sich meistens zum Ende der Grundschulzeit nicht veränderte und von vielen Eltern als Leitpfaden angenommen wird. Diese Einteilung ist jedoch nicht nur für die Schule realisierbar. Ist ein Kind verhaltensauffällig und leidet beispielsweise an Konzentrationsmangel wird dieses, leider auch heute noch schnell mit schlechten Noten abgetan und die positive Lernzeit wird in den Hintergrund gerückt. Spinnt man diesen Gedanken weiter, geht das Kind beispielsweise, zu unserer Zeit, auf eine Hauptschule, macht dort seinen Abschluss nach der neunten Klasse und ist nun begrenzt in seinen Möglichkeiten, da viele Betriebe für die Ausbildung heute schon als Minimum einen erweiterten Realschulabschluss anfordern. Wird also auf Grund von Verhaltensweisen, die in die Notengebung einfließe, unsere Zukunft schon zu Grundschulzeiten vorausgeplant? Diese Frage stelle ich mir in Bezug auf das aktuelle Schulsystem, die Eltern außen vor gelassen.

Betrachte ich mein letztes Praktikum, konnte ich feststellen, dass sich Aspekte im Vergleich zu meiner Grundschulzeit verändert haben. Es findet eine Öffnung des Unterrichts statt, die Kinder sollen mehr individuelle Förderung erhalten. Ich hatte das Glück eine Schule kennenzulernen, die sich neben den Regelschüler/innen auch auf den Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung spezialisiert hat. Durch eine große Anzahl von Pädagogen, war es möglich, alle Kinder individuell zu betreuen. Dennoch zeigten sich auch in dieser Klasse alte, aber eher schleichende Muster, im Hinblick auf die Einteilung in gut und schlecht. Zwei Kinder mit Autismus wurden beispielsweise immer wieder von der Gruppe entfernt, damit Ruhe herrscht. Dieses war meines Erachtens nicht gegeben, da eine gewisse Grundlautstärke den Klassenraum füllte. Für mich war demnach nicht ersichtlich, wieso diese Kinder den Raum mit einer Assistenz verlassen mussten, zu mal sie noch lauter wurde,n, als sie gingen, während Kinder, die eine permanente Grundlautstärke an den Tag legten erneut ermahnt wurden. An dieser Stelle konnte ich feststellen, dass das Konzept noch nicht richtig ausgereift war, da sich ähnliche Szenarien vermehrt in meiner Zeit an der Schule abspielten.

Was ich jedoch als sehr positiv empfunden habe, war die Mühe, die sich gegeben wurde, dass jedes Kind in seinem individuellen Tempo arbeiten konnte. Es wurde für jedes Kind der gleiche Lernpfad als Übersicht erstellt, der jedoch im eigenen Tempo bearbeitet werden konnte. Generell lässt sich sagen, dass sich die Pädagogen bemüht haben, jedem Kind ein gemütliches Lernumfeld zu schaffen, in dem es motiviert und konzentriert arbeiten kann. Deutlich wird, dass die Unterrichtsform von der Einstellung der Lehrkraft abhängt, auch dieses hat sich vor allem in dieser Klasse gezeigt.

Ich würde gerne das Thema des zweiten Vortrags vertiefen. Christoph Fantini sprach von dem Punkt des Einflusses des sozioökonomischen Status, dieses könnte für mich noch intensiver behandelt werden. Als Grund dafür sehe ich die Zahl der Armut in Deutschland, von der man ausgehen kann, dass diese in den nächsten Jahren nicht sinken wird und wir als Lehrkräfte demnach mit dieser Thematik konfrontiert werden. Eine Frage die ich mir stelle ist, wie ich als Lehrkraft konkret mit diesen Situationen umgehen kann. Aber auch das angeschnittene Thema der Leistungsbeurteilung finde ich spannend, da es hier eine Vielfältigkeit der Sichtweisen gibt. Gerade für uns als angehende Lehrkräfte ist dieses ein zentrales Thema, da wir später selbst vor Bewertungen stehen werden, bzw. diese geben müssen. Konkretisiert fände ich es vor allem wichtig, wie unterschiedlich faire Leistungsbeurteilungen aussehen können und wie man diese umsetzt.

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