Interview mit Sabine

von | Jun 13, 2021

1. Charakteristika zur Uni rückblickend:

Die Uni bot viel Freiheiten in: Erstens dem Studium, aber auch in der Lohnarbeit, weil sie selbstbestimmt in ihrem Bereich Digitalisierung arbeiten konnte, der jedoch auch erst im Entstehungsprozess war (in den 90er Jahren) und deshalb sowieso ein offeneres Klima innehatte.

Dies hatte auch Schwierigkeiten: Wenn viele mitbestimmen, dauert ein Diskussionsprozess lange, bis es zu einem Ergebnis kommt. Das sieht sie immer noch als Vorteil, der Nachteil daran ist lediglich, dass mensch geduldig sein muss.

Ihr Studier- und Arbeitsumfeld war nicht so starr an Regeln gebunden, weil für viele Bereiche noch gar keine fest verankerten Regeln vorhanden waren.

Sie arbeitete also im Thema Kommunikation; Sie gestaltete die erste Uni-Webseite, diese war eine der ersten Webseiten von Universitäten in Deutschland. Gleichzeitig erinnert sich und zieht Sabine den Vergleich von verschiedenen Kommunikationsformen; und das ist aus meiner Perspektive bezüglich des studentischen Klimas in den 70er spannend zu betrachten, denn in den Anfangsjahren der Uni waren die gängigsten Kommunikationsformen:

–       Wandzeitungen

–       Flugblätter

–       Das Megafon

Auch Wandzeitungen wurden von Kunststudierenden mitgestaltet und abseits von einer reinen Text- und Informationsform nach und nach mit Karikaturen und ähnlichem angereichert, um Nachrichten und wichtige Themen visuell darzustellen.

Was sind die gängigsten Kommunikationsformen heute und wie können wir vielleicht vergessene Formen wieder nutzen?

2. Als Vergleich von damals zu heute stellt Sabine fest:

Ich sag mal so salopp: Im Studium in den 70ern hat man fürs Leben viel mehr gelernt als jetzt bei dem relativ verschulten und stramm organisierten Studium.

Warum?

Du hattest erstmal keinen Frontalunterricht in Hörsälen, sondern es gab nur Seminare. Wir saßen mit 20 Leuten und dem Prof zusammen und haben diskutiert wie die Blöden. Wir hatten auch sehr viel Zeit um uns auf allgemein gesellschaftliche Probleme zu kümmern und die da auch zu verwurschteln in den Diskussionen. Es war nicht so fokussiert auf Studium und dessen Leistungskontrollen.

Wir haben viel Politik machen können. Und ich verfolge auch heute immer noch ein bisschen, was zum Beispiel der Asta sagt. Aber gefühlt ist es so, dass die Studierenden heutzutage gar nicht mehr so viel Lust haben, für großartige politische zeitaufwendige Aktionen.

Ich denke auch vom Studium her selbst, als die Uni gegründet wurde, hatte sie 18 Studiengänge. Jahre später, kurz bevor ich in Rente ging, waren es ca. 50 Studiengänge. Es wird zugespitzt auf ganz spezifische Fragen und gefühlt hat man überhaupt nicht mehr das Ganze im Kopf. Früher gab es das Studium Generale. Da kam dann alles rein. Ich denke dadurch ist diese Verschulung des Studiums vorangeschritten. Also in den 70ern haben wir zum Beispiel dafür gekämpft, dass es kein Hörsaal an der Uni geben soll. Das war vor der Keksdose. Nicht unbedingt als Protestaktion, sondern als klare Verhinderung: Denn mit der Keksdose würde es einen klaren Frontalunterricht geben ne, es heißt ja auch _Vorlesung_ (betont). Die Studenten haben die Schnauze zu halten und der Prof hält einen Vortrag. Und wir wollten Seminare, Diskussion, Auseinandersetzung. Heute kann man sich das glaube ich gar nicht mehr vorstellen, dass es eine Uni gibt ohne Hörsaal, ne.

3. Politik, Politik, Politik, Politik, Politik, Politik, Politik, Politik, Politik, Politik

Also ich denke, das politische Geschehen ist vielfach eingesetzt und in den Vordergrund gesetzt worden. Also man sollte ja zum Beispiel im Lehramtsstudium immer ein Projekt pro Fach machen: Ein Beispiel habe ich im Kopf: Ich war in dem Projekt „AKW Nein Danke“. Das war 78. Und da saßen wir interdisziplinär zusammen. Da waren Wirtschafter, Menschen aus dem naturwissenschaftlichen Bereich, die haben ihren Beitrag gebracht und wir von der sozialwissenschaftlichen Seite. Das aktuelle Thema, das ALLEN unter den Nägeln gebrannt hat, haben wir im Studium aus verschiedenen fachlichen Sichten betrachtet und hatten damit dann ein _Ganzes_.

Ein anderes Beispiel für ein Projekt:

Kind, Küche… und noch irgendwas mit K. – Kinder und Küche. Es ging um die Frankfurter Küche, die in den 20er Jahren entwickelt wurde, wo kein Esstisch mehr drinnen stand und die Kinder konnten nicht mehr in der Küche spielen. Die Funktion von Küche hatte sich verändert. Das Leben fand nicht mehr in der Küche statt. Das war ein Projekt, was sich sehr mit Architektur und Modeerscheinung auseinandersetzte und wie sich das auf das gesamte Familienleben auswirken kann. Das waren einfach sehr lebensnahe Themen.

Das Interdisziplinäre und der aktuelle Bezug zum gesamtgesellschaftlichen war wesentlich für das Projektstudium. Auch hier stellt sich im Vergleich von unterschiedlichen Jahrzehnten die Frage: Welche Ansprüche hat ein akademischen Umfeld heute? Möchten wir (Forschung)methoden lernen und anwenden, möchten wir Vergangenes erlernen, um zu verstehen, wie wir das Heute sehen und sehen können oder möchten wir praxisnah und “nah am Leben” lernen und entdecken? Wo kann man zwischen all dem Schnittstellen finden oder anders herum gesagt; Wo könnten wir das verschulte System Studium wieder mehr… ‘persönlicher’ machen?

3.1. Politik, Politik, Politik, Politik, Politik, Politik, Politik, Politik und Drittelparität

Das war schon lustig. Also… lustig klingt ein bisschen blöd. Da sind natürlich die Interessen; klar jeder saß dort als Vertreter für seine Gruppe und: es hat sich gelohnt! Also erst wurde wirklich nach Nase abgestimmt, jeder hatte eine Stimme. Und irgendwann hatten ja die Profs mehr Stimme als der Rest. Und da wurden natürlich unzählige Demos und Aktionen gemacht. Im Prinzip wurde: wenig studiert und viel gekämpft (lächelt).

3.2 Sabine war Sozialreferentin 73/74 im AStA. Innerhalb ihres Amtes ist folgende Struktur entstanden:

Ich hatte damals nicht damit gerecht, mit dem Abtreibungsgesetz von damals als Sozialreferentin in Berührung zu kommen. Aber dann kamen Leute zu mir: „Bekomme ich bei dir als Sozialreferentin eine Adresse für eine Abtreibungsstelle?“ In Deutschland konnte man das ja nicht machen, und habe dann nach und nach, so kam es dann, die Menschen nach Groningen vermittelt. Ohne richtige Namen. Viele viele Fälle, wo ich dann quasi die Frauen geschützt habe, damit der Name nicht auffiel, damit die nicht vom Privattelefon aus telefonieren mussten und zurückverfolgt werden konnten und somit völlig im Tunnel nach Groningen fahren konnten und wieder zurück… Ist irre ne?

War das bekannt im AStA und in der Uni?

Es war Mund-zu-Mund-Propaganda. Ich habe auch die Menschen immer gefragt: Wie kommst du auf mich? Später wusste ich es dann ja. Bei dem ersten Fall hatte ich noch nicht einmal eine Adresse wo die Frauen hätten hingehen lassen. Ich wusste gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Es ging einfach irgendwie so los. Und da es in Bremen einige aktive Frauen gab, von denen man gehört hat, habe ich eine von ihnen angerufen und hab gesagt: Hier; ich sitz im AStA, habe das Problem, da möchte jemand eine Adresse haben und ich habe KEINE AHNUNG. So habe ich mir dann die Infos gesucht, die ich brauchte.

Welche Person hast du kontaktiert?

Romina Schmitter. Eine bekannte Feministin. Sie hat mir so geholfen, das war so toll. Und es war auch verrückt. Eine fremde Person ansprechen mit dem Problem, da war ich so klein in dem Moment. Und Romina war so nett.

Wann war das?

Das war 73. Es ist wichtig, dass man sich das mal klarmacht: Anfang der 70er Jahre muss die Frau ins Ausland gehen, um abtreiben zu können.

Ja, das ist eine Schande.

Ich hab das 1973 natürlich nicht an die große Glocke gehängt. Eingeweiht waren nur wenige, darunter die damaligen AStA-Mitglieder. Es war ja illegal, a) musste ich als Vermittlerin geschützt werden und b) wäre ein Polizeieinsatz im AStA politisch mehr als schädlich gewesen. Ich war für das Thema naturgemäß als Sozialreferentin und noch dazu als einzige Frau im AStA zuständig. Ich wurde in jeglicher Hinsicht von allen Eingeweihten soweit wie möglich unterstützt, von A-Z = Arbeitsumverteilung bis Zustimmung. Ich hätte mich damals auch gewundert, wenn sich einer dagegen ausgesprochen hätte. Der Kampf gegen §218 war ja schon in vollem Gange.

Und in Groningen waren die Menschen sehr gefühlvoll und sehr hilfsbereit mit der Problematik. Die einzige Bedingung (außer Bezahlung), die die hatten, war, dass man in Deutschland noch eine Nachsorge hatte bei einem Frauenarzt. Und da gab es in Bremen 2-3 Adressen, von denen ich wusste, dass sie das tun.

Sabine hat sich also von ihrem Amt im Asta aus – zwar irgendwie zufällig – um eine wichtige, hochpolitische, feministische Sache gekümmert und Frauen unmittelbare in der Praxis geholfen, Schritte zu gehen oder gehen zu können. Hut ab, Sabine.

4. Linke Gruppen

Sabine gehörte MSB Spartakus an: Marxistisch-Leninistisch, DKP mäßig ausgerichtet. Sie reflektierte: Eigentlich habe ich 50 Prozent studiert und 50 Prozent Politik gemacht. Bei den Vollversammlungen war die Mensa brechend voll. Die politische Ausrichtung war links links links. Die Hauptakteure in den Diskussionen waren die drei oder die Hauptströmungen der MSB Spartakus (DKP), KBW (Maoistisch) und den SAB (Sozialistisch, etwas links von den Jusos). Diese dominierten.

Es wäre schön gewesen, wenn die linken Gruppen mehr zusammengearbeitet hätten, anstatt auch immer gegeneinander zu kämpfen. Es ging vor allem darum: Die einen sagten, wir müssen mit der arbeitenden Bevölkerung zusammenarbeiten, also auch mit den Gewerkschaften, ansonsten können wir unsere Kämpfe vergessen. Die anderen sagten: Ne. Wir sind die geistige Elite, sehr überspitzt gesagt, wir haben den Überblick und können die Probleme so alleine durchschauen. Das heißt innerhalb der Strömungen haben sich zwei Pole gebildet. Der MSB zum Beispiel war der ersten Meinung. Die zweite Meinung vertrat vor allem der KSB.

Was ist mit den Kämpfen genau gemeint?

Also wir haben ja allgemein politische Auseinandersetzungen gehabt. Es ging vor allem darum: AKWs abschaffen. Da ging es um die ganze Bevölkerung. Frauenrechte. Auch die gesamte Bevölkerung. Wir konnten nicht stellvertretend als Studis sagen: AKWs sind scheiße. Wir waren der Ansicht: Das müssen alle gemeinsam machen. Wir alleine können nichts. Deshalb ging es natürlich um gesellschaftliche Dinge und Probleme, die wie gesagt, jedem unter den Nägeln brannte. Aber andererseits auch um Hochschulpolitik: Dass die Profs zum Beispiel weniger Privilegien haben sollten bzw. nicht mehr als andere. Weil dann wird es eine elitäre Uni. Dann kommt das Bildungsbürgertum wieder unter sich.

Also es ging schon permanent darum, flache Hierarchien zu schaffen und zu behalten, aber auch die gesamtgesellschaftliche Brille aufgesetzt zu lassen?

Genau. Ich meine, Ende der 60er vor allem kam das Ding nochmal auf, dass die Bildungselite eben NICHT gesamtgesellschaftlich und gemeinsam gedacht hat, sondern ihre eigene Soße gemacht hat. Und genau das zu verhindert oder zu vernichten, war ja der Ansatz der Reformuniversitä

5.______________

Flache Hierarchien. Das haben sich Sabine und ich nochmal genauer angeschaut. Und zwar bezüglich eines Themas, einer Tätigkeit, die damals in den 70ern allgegenwärtig, normal und in Kette getan wurde:

Das Rauchen.

Ich hab, wenn ich über die Zeit erzähle, auch einen bitteren Geschmack im Mund. Ich will damit keinen Neid erzeugen. Weißt du, dieser Satz: Früher war alles besser! Ich hasse ihn. Und ich erzähle dir das jetzt, die in einer Situation studiert, wo viel mehr Fesseln angelegt sind. Und ich möchte auf jeden Fall.. Es soll mutmachend sein. Insofern ist das ein bisschen ein Wehmutstropfen. Es ist ja nicht alles toll gewesen, aus heutiger Sicht. Wenn du dir vorstellst, wir haben alle in den Seminaren geraucht wie die blöden. Und dann gab es immer ein oder zwei Menschen, die gesagt haben: „Könnt ihr bitte aufhören zu rauchen?“ – und die haben wir niedergemacht. Also wir waren da richtig böse. Gut, das war der Zeitgeist da. Im Nachhinein sage ich: Was haben wir da getan? Aber Rauchen war unser Recht und das haben wir durchgesetzt wie blöd. Es war natürlich auch irgendwie so ein Ausdruck von Protest. Aber manchmal gegen die falschen Leute. Und was mir auch klar geworden ist, wir sind ja alle erwachsen geworden ohne geeignete Vorbilder. Wir hatten unsere Eltern und Großeltern, die im Faschismus groß geworden sind. Es war alles sehr stringent. Wir waren alle so drauf: So wie unsere Eltern wollen wir nicht sein. Aber wie machen wir das? Und da gab es keine Vorbilder. Angst hatten wir nicht, wir hatten einfach einen dicken Kopf und wollten durch die Wand. Da kommt natürlich auch ganz viel Chaos bei raus. Wie: „Wir rauchen jetzt und fertig!“ *lacht*. 

…Auf eine Art demokratisch sein wollen und auf eine andere Art jemanden zu unterdrücken, weil man sagt: das musst du halt jetzt aushalten, wenn wir hier alle rauchen. Vielleicht war es ein wichtiges Mittel, um persönliche Freiheit auszudrücken. Da kann man sich heutzutage für schämen, finde ich. Das gehört dazu, dass es erwähnt wird, dass es auch so diktatorische Qualm-Räume gab.

6. Feminismus?

Es gab viele feministische Aktionen. Allerdings gab es ein Bild von stereotypischen Feministinnen, die, die oftmals Latzhosen und Lila trugen oder so ne, die angefeindet wurden. Die hatten es glaube ich sehr schwer. Angefeindet nach dem Motto: „Das ist eine eigene Soße. Es wurde nicht anerkannt, dass genau das eines der gesellschaftlichen Probleme sei, dass Frauen die gleichen Rechte überall haben müssen wie Männer. Theoretisch war das auch damals für alle klar, aber wenn spezielle Feministinnen ganz konkret darauf bestanden, dass sie jetzt im Vordergrund stehen, das geht das wieder nicht. „Ja natürlich seid ihr gleichberechtigt… aber ich hab Hunger, geh mal in die Küche“. Das hat man in den 70ern halt auch noch so gemerkt. Frauen, die damals sehr stark dafür kämpften, wurden kritisiert, dass sie das Thema so exponiert hervorheben und scheinbar über andere Themen stellten, was nicht Konsens war zur damaligen Zeit. Wobei das bei allen anderen politischen Schwerpunkten plötzlich kein Problem mehr war. Wenn sich eine Gruppe beispielsweise nur dominant mit Anti-AKW beschäftigte und dort ungleiche Verhältnisse der Relevanz schuf, war das natürlich in Ordnung. Also da war, denke ich mal, die Zeit noch nicht so, dass… heute ist es eher eine Selbstverständlichkeit, dass das Problem genauso wichtig oder auch mal wichtiger ist als andere Probleme. Wenn es um Frauenrechte ging, damals, sind nicht alle auf die Straße gegangen, sondern eher die Frauen und deren Umfeld. Wenn es zum Beispiel um AKWs ging, waren ALLE auf der Straße.

7. Was ging ab mit der Kunst?

Wandbilder, wie das feministische Bild von Marlis initiiert, waren tolle Aktionen. Und auch von der Uni gefördert.“ Und nicht nur diese hatten ein politisches Aussagepotential, auch die zu Anfang genannten Wandzeitungen wurden nach und nach mit künstlerischen Attributen ausgestattet. Damals haben einige Studierenden altes Wandpapier vom Weserkurier abgeholt und für plakatives Informieren und visuelle Dekoration genutzt. Die Kunst hatte also an den Wandzeitungen einen Anteil, aber eher als Aufreißer. „Die Wandbilder, habe ich das Gefühl, wurden eher ‚nur wahrgenommen‘. Man fand sie schön oder nicht schön. Es gab eher nur einen kleinen Kreis drum herum, der das aktiv begleitet hat und Stellung dazu genommen hat. Die meisten haben es einfach nur als Deko gesehen. Zwar schon mit einer inhaltlichen Aussage, so wie das Wandbild im GW2 mit der Treppe, das hat auf jeden Fall eine politische Aussage, klar. Aber in dem Rahmen, von dem Seminar, in dem das entstanden ist, blieb das auch eigentlich. Auch das Chile-Wandbild hat jetzt nicht die Massen bewegt.

Teilweise ging es bei den Wandbildern natürlich auch rein um Verschönerung. Bei dem Chemie-Fachbereichsgebäude hab es auch mal eine Wand mit chemischen Formeln künstlerisch angebracht. Diese Absicht des Protestes, die in den Bildern wie für Chile oder die Frauenbewegung entstanden, die sind so hingenommen worden: Okay, schönes Bild mit Aussage, aber keine Kampfaufforderung. Die Bilder, die dann später entstanden sind, zum Beispiel in den 90er Jahren, die wurden immer unpolitischer. Eine Kunstszene an der Uni gab es so in den 70ern nicht. Die war eher an der Hochschule der Gestaltung verortet.

Für einen Überblick über die Wandbilder kommt ihr hier auf die Webseite des Uni-Archivs, sowie hier zu zwei anderen Interviews, die ich mit Künstlerin aus Bremen geführt habe.

Sabine war Studentin an der Uni Bremen für Sozialwissenschaften und Kunst auf Lehramt von 1977 bis 1982. Sie hat nach ihrem Abschluss eine Mutterschaftsvertretung in der Uni gemacht und hat ihren Arbeitsplatz dann nie gewechselt; ist bis zur Rente an der Uni geblieben als Mitarbeiterin im EDV- und Internetschulungsbereich bis zum Organisationsbereich für generelle Online- und Digitalisierungsangelegenheiten der Uni. Sie kennt die Uni also aus mehreren Perspektiven: Als Studentin, als Gremienengagierte, als Mitarbeiterin. Hier habe ich einige Aussagen aus unserem Gespräch paraphrasiert und teils zitiert.

 

Was hat mich das Gespräch mit Sabine gelehrt? Zu aller erst fande ich super spannend die verschiedenen Blickwinkel von Studierende, Arbeitende und Gremienengagierte haben zu können. Für mich machte die Uni Bremen nach dem Gespräch den Eindruck, als würde so viel vom eigenen persönlichen Leben dort Platz gefunden haben und eingebettet werden in: politische Ansichten, das Ausformulieren überhaupt von der eigenen politischen Meinung im direkten Umfeld (und nicht über 10 Theoretiker*innen, die mensch bespricht) und dem Zusammenfließen von Lernen und Organisierung. Ich bewundere die Idee des Projektstudiums auch immer noch beziehungsweise wünsche mir mehr und mehr, es selbst mal ausprobieren zu können und eine andere Art von ‘Wie bilde(t) (s)ich das, worüber ich nachdenke?’ zu erleben. Trotzdem möchte ich auch nicht alles entweder ‘gut’ oder ‘schlecht’ zuordnen. Gerade bei einem Ort der Lernens und Interagierens können verschiedenste Formen passend auf den Inhalt sein, so wie ich in meinem Studium auch viele Vorlesung einfach spannend zu konsumieren fand. Es muss nicht per se schlecht sein. Nur kann ich nun durch andere Perspektiven aus meinem Rahmen austreten und denke nicht: ‘So wie heute funktioniert halt Uni’. Sondern: ‘So kann Uni funktionieren, so kann Uni verändert werden, solche Vorschläge könnte ich in Zukunft machen, um Neues  reinzubringen, wenn auch nur im kleinen Maße’.