Der Weg zur Bremer Uni

von | Jun 9, 2021

Erste

Entwürfe

einer

Bremer Uni

in den

1940er & 50er

Jahren

Der Weg zur Bremer Uni

Bereits kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges entstand in Bremen erstmals die Idee, eine eigene Universität zu gründen – aus wirtschaftlichen und bildungspolitischen Gründen [1], aber auch im Sinne der Völkerverständigung, war man doch Land der Täter*innen und hatte Europa und die Welt bereits zum zweiten Mal mit Schrecken und Tod überzogen. Schon damals stand im Zentrum der Überlegungen die Idee, „möglichst weite Kreise der Bevölkerung in Verbindung mit der Universität zu bringen […]“ [2]. Gerade mit diesem Hintergrund „sollte eine breitere Bildung die künftigen Studierenden in die Lage versetzen, Zusammenhänge besser zu beurteilen und negative Zukunftsentwicklungen abzuwenden. Heranwachsende aller gesellschaftlichen Schichten sollten Zugang zur Universität haben […]“ [3]

Schon bei diesen frühen Überlegungen zur Universitätsgründung stand also der Leitgedanke im Zentrum, die Uni für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen, was einer bewussten Abgrenzung gegenüber jener Ordinarienuniversität glich, die im Wesentlichen wohlhabenden Kindern aus Akademiker*innen-Haushalten vorbehalten war. Auch wenn im Laufe der ersten Jahre verschiedene Personen mit unterschiedlichen Interessen die Universitätsgründung federführend vorantrieben – zieht sich wie ein roter Faden die zentrale Rolle der Universität in und für die Gesellschaft als verbindendes Element durch die Überlegungen. Dies spiegelte sich auf verschiedensten Ebenen wieder, sei es durch die Abkehr von der Ausrichtung am Abiturschnitt für die Aufnahme von Studierenden oder in der Strukturierung der Fachbereiche nach gesellschaftlichen Fragen anstatt nach Studienfächern.

Eine Gruppe von Bremer Senatspolitiker*innen (darunter auch der spätere Bürgermeister Spitta) setzte sich beginnend mit den späten 1940er-Jahren das erste Mal konkret mit den Universitätsplänen auseinander. Die Bremer Universität  sollte eine internationale Ausrichtung bekommen, geprägt durch das Vorbild US-amerikanischer Campusuniversitäten; war man doch angewiesen auf die Unterstützung und den guten Willen der lokalen US-Streitkräfte als Besatzermacht und hatte Gefallen gefunden an der Vorstellung, eine internationale Universität nach US-amerikanischem Vorbild aufzubauen. Und so sollten sowohl Studierende als auch Lehrende möglichst international angeworben werden. Geplant war, zwischen einem Drittel und der Hälfte der Studierenden und der Lehrenden aus dem Ausland nach Bremen zu locken. 

In den folgenden Monaten wurde jedoch deutlich, dass sowohl die Unterbringung der Universität als auch die Finanzierung sich als zu große Probleme darstellten. Es wurden immer wieder verschiedene Standorte diskutiert, die jedoch alle entweder zu klein, vermeintlich nicht attraktiv genug für ausländische Studierende und Lehrende, nicht zentral genug oder nicht für die Universität verfügbar waren. 

Auch die Finanzierung über eine eigens dafür eingerichtete Stiftung stellte sich als nicht tragbar für die Stadt Bremen heraus, da sich sowohl im Senat als auch in der Bevölkerung die Stimmen mehrten, den Fokus auf den Wiederaufbau der zerstörten Schulen und der Stadt Bremen als Handelszentrum zu legen, anstatt eine eigene Universität zu bauen. Auch das Konzept einer gemeinsam mit den anderen Bundesländern finanzierten Stiftungsuniversität kam erst in den 60ern auf, was aber wiederum ganz eigene Probleme mit sich brachte, wie sich später herausstellen sollte.

Und obwohl sich in den 1940er- und 1950er-Jahren die Pläne zur Errichtung einer Bremer Universität nicht realisieren ließen und das Konzept einer Internationalen Universität bei der Wiederaufnahme der Planung in den 1960er-Jahren verworfen wurde [4], so verband sie doch, dass „beide Konzepte umfangreiche Reformen und Ansätze zur Überwindung reaktionärer Ideologien und Strukturen vorsahen.“ [5]

 

Fußnoten:

[1] Aus wirtschaftlichen Gründen insofern, als die Bremer Häfen als zentraler Wirtschaftsstandort nach Kriegsende größtenteils zerstört waren; und aus bildungspolitischen Gründen, waren doch in Mainz und Trier – beide in der französischen Besatzungszone – neue Universitäten eröffnet worden und es herrschte die Angst vor, wissenschaftlich abgehängt zu werden.

[2] Gräfing 2012: 23

[3] ebd. 24

[4] Bei den neuerlichen Überlegungen stand nach Gräfing (2015: 36) die Völkerverständigung nicht mehr im Mittelpunkt, sondern waren viel eher der Kalte Krieg und die Studierendenproteste der 68er-Bewegung ausschlaggebende Faktoren gewesen.

[5] Gräfing 2012: 36

Quellen:

Gräfing, Birte (2012): Tradition Reform: die Universität Bremen 1971-2001. Bremen: Donat Verlag.

Meier-Hüsing, Peter (2011): Universität Bremen: 40 Jahre in Bewegung. Bremen: Edition Temmen.