Die Bremer Historie der Schifffahrt & des Handels

Der Ursprung allen Handels:   Die Weser

Dass Flüsse eine zentrale Rolle in der Handelsgeschichte einer Stadt spielen, benötigt keiner tiefgründigen Erklärung. Ein Fluss bietet nicht nur eine stetige Wasserquelle, sondern stellt auch einen Handelsweg über Wasser dar. Eine solche naturgegebene Verkehrsroute ist jedoch nicht von Urzeiten an vorhanden. Auch wenn die Weser heute aus Bremen nicht mehr wegzudenken ist, ist sie dennoch vor langer Zeit kein Teil von Bremen gewesen.

Vor etwa 2,6 Millionen Jahren beginnt die Geschichte der Weser, weitaus früher als die des Menschen. Damals folgte die Ur-Weser einem weiter ost-westlichen gelegenem Flussbett, an unserem heutigen Bremen vorbei. Ihr Weg führt sie über das Hannoversch Münden nach Hameln und gelangt schließlich über das Emsland und die Niederlande in die südliche Nordsee. Durch Gesteinsablagerungen kann dieser uralte Weg der Weser heute noch nachvollzogen werden.
Durch die Eiszeit verändert sich der Lauf der Weser, ihr Breite und Vielfältigkeit. So teilt sich die Weser etwa im Jahr 300.000 v. Chr. in zwei Flüsse und findet vor 11.500 Jahren erstmals ihren Weg in das damals noch trockene Tal der Nordsee. Das Meer revanchiert sich, indem es durch den schnellen Anstieg des Meeresspiegels das Flusstal weitet. Das daraus entstandene weitläufige Inselgebiet birgt eine große Unsicherheit aufgrund der Überflutungsgefahr. Daher sind die Dünenzüge die einzig sichere Stelle für eine Niederlassung. An einer Stelle verbinden sich zwei dieser Sandrücken und bieten eine überquerbare Stelle über den Hauptfluss, an einem Nebenarm der „Balge“, wodurch die optimale Niederlassung für eine Stadt gegeben ist. Die ersten Siedler lassen sich dort nieder und gründen „Bremun“, was mit „am Rande“ übersetzt werden kann. Am Rande der Weser, welche uralte Geschichten im Plätschern des Wassers erzählt, entsteht unser heutiges Bremen. (Wein, 2012, S. 10f.). 

Der Beginn des Handels

Die ersten Berichte über die Schifffahrt auf der Weser stammen aus dem Jahr 782. Es wurden Gerüchte rund um die Seefahrt auf der Weser berichtet, welche erzählen, dass gen Norden der Weser kein Land mehr zu finden sei. Geschichten wie diese spinnen das Netz der Seefahrerabenteuer und halten wohl bis heute die Mystik des großen Ozeans aufrecht (Löbe, 1989, S.40f.).

Schon in der Zeit des Mittelalters, um 800 herum, kann man einen ersten Handel über Flüsse erkennen. Feine friesische Tuche (ein Gewebe), Metallgeräte oder Kämme und Nadeln aus Tierknochen wurden für Export in Bremen gefertigt. Über den Rhein wurden diese Waren bis nach Köln verschifft. Im Gegenzug wurden von dort Findlinge für den Hausbau oder Mahlsteine importiert (Wein, 2012, S. 16f.).

Lange Zeit wurde der Hafen in der Balge in Bremen nur notdürftig befestigt und bot den ersten großen maritimen Handelsplatz für Bremen. Mit dem Ausbau und Vergrößern der Schiffe wird dieser jedoch zu klein, sodass im 13. Jahrhundert Holzpfähle für eine solide Uferbefestigung in die Balge geschlagen werden. Die Slagde, zu hochdeutsch die Schlachte, ist Bremens erster Hochseehafen. Im Jahr 1608 wird die Balge dann mit Steinen eingefasst und das Ufer befestigt. Durch die große ökonomische Veränderung an der Schlachte und das rege Frachtgeschäft differenziert sich auch die Bremer Gesellschaft, da sich nun Händler finanziell von dem Rest der Bevölkerung absetzten und wohlhabende Sitten anstreben (Wein, 2012, S. 32f.).

Doch nicht nur kontrollierte und fairer Handel bringt Waren in ein Land, manchmal geschieht dies durch das Kapern eines Handelsschiffes. So werden im Jahr 1443 gezielte Kapernfahrten zu Zeiten des Handelskriegs von den Bremern ausgeübt. Die ergaunerten Waren sowie die Schiffe selbst werden verkauft und zu Geld gemacht. Handelsgüter wie Tuche, Olivenöl, Gewürze, Rosinen, Feigen, Getreide sowie Pech und Teer werden dabei erobert. Die Händler, die diese Kaperungen vollziehen, wurden dafür mit zwei Drittel des Erlöses belohnt.

Mit dem Schütting als Haus für Versammlungen für Kaufleute, wird 1444 eine Institution erbaut, die bis heute noch in Bremen, zentral am Markplatz, zu finden ist. Die Kaufleute verschafften sich damit mehr Gehör und wurden auch in politischen Entscheidungen stärker berücksichtigt (Wein, 2012, S. 46f.).


Blütezeit des Handels

Im 17. Jahrhundert blüht der Seehandel auf. Durch den Dreieckshandel zwischen Europa, Afrika und Nordamerika sowie den holländischen Seefahrten nach Indien wird die Schifffahrt weiter ausgeweitet. In Folge dessen werden auch größere Schiffe mit einer höheren Transportfähigkeit gebaut. All diese durchaus positiven Entwicklungen der Hanse erschweren jedoch auch den Transport die Weser hinauf zur Schlachte. Damit der Bremer Seehandel mit dem schnellen Fortschritt mithalten kann, muss eine Lösung her. Und die ist ein neuer Hafen. Der Plan eines neuen Hafens zehn Kilometer nördlich Bremens ist entstanden. Bis zur Umsetzung vergehen jedoch drei Jahrzehnte, durch den Mangel an Geld und nicht zuletzt vielleicht auch wegen der Angst vor einem so großen Bauprojekt. 1618 wird der Plan in die Tat umgesetzt, sodass vier Jahre später der erste künstlich angelegte Hafen Deutschlands entstanden ist: der Hafen Vegesack (Wein, 2012, S. 58f.).

Der Wal- & Robbenfang

Als 1556 ein Niederländer die Küsten Spitzbergens und deren großen Robben- und Walbestand entdeckt, verbreitet sich die Kunde wie ein Lauffeuer. In der Mitte des 17. Jahrhunderts erreicht die Nachricht schließlich auch Bremen und es machen sich 1653 die ersten Seefahrer auf die durchaus gefährliche Reise dorthin. Die gefangene Beute bietet viel Fett, welches als Brennstoff für Lampen gut gehandelt wird. Auch Seifen, Farben oder Margarine wird aus dem tierischen Fett gewonnen (Wein, 2012, S. 52f.).
 Während des 17. Und 18. Jahrhunderts wird ein intensiver Walfang betrieben,
welcher heute noch in Vegesack zu erkennen ist.
 Der Eigensinn der Natur macht dem florierenden Schifffahrtshandel in Vegesack jedoch einen Strich durch die Rechnung. Durch die Versandung des Flusses ist ein Durchkommen für große Schiffe bald schon nicht mehr möglich. Selbst nach einer Weser-Begradigung im Jahr 1895, wodurch nun wieder ein Tiefgang von fünf Meter gewährleistet ist, bleibt der Hafen Vegesack eher ungenutzt. Um dies zu ändern wird im gleichen Jahr die Bremen-Vegesacker Fischereigesellschaft gegründet und dies mit Erfolg. Denn damals gilt Salzhering als Grundnahrungsmittel und bietet daher ein lukratives Geschäft. In 74 Jahren bringen die Vegesacker Fischer rund 573.311 Tonnen Fisch nach Bremen. Durch die Überfischung der Nordsee und die Konkurrenz aus dem Ausland wird jedoch das blühende Geschäft 1996 beende (Wein, 2012, S. 58f.).

Der neue BremerHaven

Schon während der Zeit des großen Walfangs (in den 1820er Jahren) weitet Bremen durch den Bürgermeister Johann Smidt seinen Hafenbedarf weiter aus. Er bewies Weitsicht indem er ein das Gebiet des heutigen Bremerhavens kaufte und damit einen wichtigen Meilenstein für Bremen legte. Ohne Verschuldungen gelingt dies jedoch nicht, weshalb seine Pläne oftmals mit mürrischen Blicken angesehen werden. Es entsteht zunächst der heutige Alte Hafen (in Bremerhaven) sowie eine Schleuse erbaut wird.
Im Jahr 1830 läuft das erste Schiff in den „neuen Bremer Hafen“ ein, welches tragischer Weise jedoch auf Grund aufläuft. Nach den holprigen Anfängen von Bremerhaven, werden die folgenden Jahre jedoch immer besser. Nicht zuletzt das Passagiergeschäft lässt Bremerhaven aufleben. Bis 1960 machen sich sieben Millionen Auswanderer von Bremen auf in ein neues Leben (Wein, 2012, S. 76f.).

Im Jahr 1849 wird dann die Handelskammer in Bremen gegründet, welche die „Förderung des Handels und der Schifffahrt“ anstrebte (Löbe, 1989, S. 49).
Durch die stets voranschreitende Entwicklung und den Ausbau der Schiffe verlagerte sich das Hafenzentrum Bremens später dann noch nach Bremen Walle und Gröpelingen, wo in den 1880er Jahren der heutige Europahafen entstand. Darauf folgten weiter Häfen, wie der heutige Überseehafen, der Holz- und Fabrikhafen, die Getreideanlage und weiteren Industriehäfen (Brandes-Ebert, 2017, S. 121).

 

Handel mit aller Welt

Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts floriert der Seehandel in Bremen und bringt Handelswaren aus aller Welt. Lebensmittel wie Kaffee, Pfeffer, Zimt, Rohrzucker, Reis und Tee erreichen Bremen. Baumwolle und Tabak sind dabei ebenfalls geladen. Etwa 1.000 Schiffe strömen jährlich nach Bremen, womit sich die Anzahl zum vorherigen Jahrzehnt fast verdoppelt hat. Bremer Handelspartner waren damals vor allem Nordamerika, Frankreich und die Niederlande.
 Durch die Abriegelung der Wesermündung, welche als politische Reaktion der Briten auf Napoleons Taten geschieht, erfährt die Bremer Handelshistorie einen starken Einschnitt. Die Bremer Reeder können keine Segler mehr losschicken, wodurch die Händler große Einbußen erfahren. Auch die Betriebe, welche die Kolonialwaren weiterverarbeiten, verloren ihre Arbeit (Wein, 2012, S. 70f.).

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wächst der Warenumschlag im Bremer Haven immer mehr an. Durch größere Schiffe und auch den großen Ehrgeiz der Kaufleute werden die Arbeitsabläufe stetig perfektioniert. Speziell mit dem logistischen Know-How der „Bremer Lagerhaus-Gesselschaft-Aktiengesellschaft von 1877“ (BLG) erlebt Bremen einen großen Fortschritt. Jedoch brachte der Erste sowie der Zweite Weltkrieg einen erneuten Rückschlag für Deutschland und somit auch für Bremen. Zerstört von Bomben muss in Bremen nach den Kriegen vieles wieder aufgebaut werden. Aber auch das schafft Bremen und steigt wieder in den Überseehandel ein.
 Durch stetige Weiterentwicklung und Verbesserung in der Hafenlogistik, kann 1966 das erste Containerschiff am Überseehafen anlegen. Ein speziell für solche Schiffe ausgelegter Container-Terminal wird in den folgenden zwei Jahren in Bremerhaven fertigstellt (Wein, 2012, S. 110f.).

Entdecke weitere Rezepte & Background-Informationen:

Historie

Die Weser, die Schiffahrt und der Handel; all das gehört zu Bremens Geschichte. Die Vergangenheit macht die Bremer Kultur aus und hat auch die Essenskultur geprägt. Wie der Beginn der Schifffahrt und des Handels Bremen verändert hat, kann hier entdeckt werden…

Mittagstisch

Mindestens eine warme Mahlzeit am Tag ist in vielen Familien üblich. Was kommt in Bremen dann so auf den Tisch? Von Fisch, über Fleisch bis hin zu viel Gemüse ist alles dabei! Inspirierende Rezepte mit, inter-essante Fakten und Tipps dazu gibt es hier zu lesen…

Kaffeepause

Geprägt durch die Schiffahrt und den Handel hat Kaffee in Bremen eine lange Geschichte und ist ein Teil der Bremen Persönlichkeit. Was es mit „Kaffeesieren“ auf sich hat und womit die Bremer*innen ihren Kaffee am liebsten genießen, kann hier erfahren werden…