Die Akteure

Blattläuse vermehren sich schnell und brauchen dazu nicht einmal einen Geschlechtspartner. Bei den meisten Arten wechselt sich eine geschlechtliche Generation (mit Männchen und Weibchen) ab mit mehreren aufeinanderfolgenden Generationen mittels Jungfernzeugung (Parthenogenese). Männchen und geflügelte Weibchen werden unter widrigen Umständen gezeugt, z.B. im Herbst. Nach erfolgreicher Begattung legen die Weibchen widerstandfähige Eier ab, die den Winter überstehen. Im Frühjahr schlüpfen dann wieder parthenogenetische Weibchen, die lebende Läuse gebären (Viviparie). Die winzigen Insekten können aufgrund der hohen Vermehrungsrate einen beträchtlichen Schaden anrichten, denn sie ernähren sich von Pflanzensaft, den sie mit einem Stechrüssel aus dem Phloem saugen. Beim Saugakt können sie zudem schädliche Viren auf die Wirtspflanzen übertragen. Blattläuse sind oft spezialisiert auf bestimmte Arten von Wirtspflanzen. Im Unterglas-Abbau findet man z.B. Baumwollblattläuse, Aphis gossypii, die mit Vorliebe auch an Blättern und Trieben von Gurkenpflanzen saugen.

Eine Blattlaus wird geboren. © Urs Wyss, Entofilm
Eine Blattlaus wird geboren. © Urs Wyss, Entofilm

Der Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata) besitzt stets drei Punkte auf jedem Deckflügel und einen schwarzer Punkt mittig hinter dem Halsschild, mit zwei weißen Flecken rechts und links daneben. Siebenpunkte werden ca. 1 Jahr alt, in der Regel überwintern sie einmal an geschützten Orten (z. B. Baumrindenspalten). Nach dem Winter legen die begatteten Weibchen ca. 400 Eier in kleineren Eipaketen auf Blättern ab. Daraus schlüpfen im April/Mai die Käferlarven, die sofort auf Läusejagd gehen. In 30-60 Tagen häutet sich die Larve 4x. In dieser Zeit kann sie bis zu 600 Läuse vertilgen, die sie mittels Tast- und Geruchssinn findet. Dann folgt ein Puppenstadium von 6 bis 9 Tagen, bis der Käfer schlüpft. Im Sommer folgt eine zweite Generation. Marienkäfer fressen aber nicht nur Blattläuse. Als Generalisten vertilgen sie auch andere Insekten und sogar Larven und Eigelege anderer Marienkäfer. Neben dem Siebenpunkt-Marienkäfer wird vor allem auch der Zweipunkt-Marienkäfer (Adalia bipunctata) in der Blattlausbekämpfung eingesetzt.

7-Punkt 4
Eine junge Marienkäferlarve frisst eine junge Blattlaus. © Urs Wyss, Entofilm

Den Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) kann man gut von den heimischen Marienkäfern unterscheiden: er trägt unter anderem zusätzliche weiße Flecken auf dem Halsschild. Es gibt den Käfer in verschiedenen Farbvarianten und unterschiedlicher Punktzahl. Ihm wird nachgesagt, dass er die fünffache Menge an Blattläusen im Vergleich zum Siebenpunkt fressen kann. Blattläuse sind seine Vorliebe. Finden sich keine, frisst er aber auch Insekteneier, Blattsauger, Käferlarven der eigenen oder anderer Arten, Schmetterlingsraupen, Pollen oder Nektar. Der asiatischen Marienkäfer wurde Ende des 20.Jahrundert in Deutschland vermutlich in botanischen Gärten eingeführt und ist mittlerweile in ganz Deutschland verbreitet. Seine Larven sind mit Mikrosporidien, winzigen, pilzähnlichen Einzellern, befallen, nehmen daran aber keinen Schaden. Injiziert man dem Siebenpunkt die Parasiten des Asiatischen Marienkäfers, sterben diese daran. Somit sind einheimische Marienkäfer vom Tod bedroht, wenn sie die infizierten Eigelege oder Larven der asiatischen Art fressen.

Ein asiatischer Marienkäfer frisst eine Blattlaus. © Urs Wyss, Entofilm
Ein asiatischer Marienkäfer frisst eine Blattlaus. © Urs Wyss, Entofilm

Die Blattlaus-Schlupfwespe (Aphidius colemani) ist ausgewachsen nur 2-3 mm groß. In ihrem etwa einwöchigen Leben kann ein Weibchen ca. 200 Blattläuse parasitieren. Dazu sticht sie die Laus mit einem Legestachel an und legt ein Ei hinein. Die Schlupfwespenlarve im Inneren der Blattlaus schlüpft nach 1-2 Tagen und fängt sofort an, die Blattlaus von innen heraus aufzufressen. Diese stirbt und es bleibt eine Blattlaushülle zurück, die sogenannte Mumie. Ist diese nach etwa 10 Tagen komplett leer gefressen, verpuppt sich die Schlupfwespe in der Hülle. Mumifizierte Blattläuse sind gut an ihrer aufgeblasenen, kugelförmigen Gestalt und der bräunlich-glänzenden Färbung zu erkennen. Fünf Tage nach der Verpuppung schlüpft die adulte Schlupfwespe durch ein selbst gebissenes, kreisrundes Loch aus der Mumie heraus und kann unmittelbar damit beginnen, selbst Blattläuse zu parasitieren. Während Marienkäfer relativ generalistische Beutegreifer sind, d.h. neben Blattläusen auch andere Insekten fressen, sind die Schlupfwespen je nach Art auf bestimmte Blattlausarten spezialisiert und beeinflussen andere Insektenarten nicht.

Das Aphidius-Weichen visiert die Blattlaus an – gleich wird sie den Hinterleib weiter vorstrecken und mittels Legebohrer ein Ei in die Laus hinein legen. © Urs Wyss, Entofilm

 Die Florfliege (Chrysoperla carnea) ist als erwachsenes Insekt wunderschön anzusehen, sie wird im Volksmund auch „Goldauge“ genannt. Ihre Larven jedoch sind äußerst gefräßige Räuber, die Dutzende von Blattläusen pro Tag vertilgen können. Hierzu packt die Larve eine Blattlaus mit ihren vorstehenden, spitzen Mandibeln  und saugt sie einfach aus. Das dauert insbesondere bei großen Florfliegenlarven und jungen Blattläusen nur Sekunden, dann wird die ausgesaugte Hülle der Laus mit einem Kopfschnicken weggeschleudert und das nächste Opfer ergriffen.

Diese Florfliegenlarve hält eine fast vollständig ausgesaugte Blattlaus zwischen den Mandibeln. © Urs Wyss, Entofilm
Diese Florfliegenlarve hält eine fast vollständig ausgesaugte Blattlaus zwischen den Mandibeln. © Urs Wyss, Entofilm

Schwarze Gartenameisen (Lasius niger) können Blattlauskolonien behandeln wie ein Landwirt seine Kühe: Sie melken die Tiere (nehmen den abgegebenen Honigtau auf) und verteidigen sie gegen Feinde. Unter Umständen ziehen sie sogar eine ganze Kolonie um, indem sie die Tiere einzeln auf eine neue Futterpflanze tragen. Damit die Blattlaus der Ameise den Honigtau auch „auf Kommando“ gibt, betrillert diese zart den Hinterleib der Laus mit den Antennen.

Eine Ameise nimmt von einer Blattlaus einen Tropfen Honigtau auf. © Friedrich Boehringer, Wikimedia Commons
Eine Ameise nimmt von einer Blattlaus einen Tropfen Honigtau auf. © Friedrich Boehringer, Wikimedia Commons

3 Gedanken zu „Die Akteure“

  1. Hallo, ich bin Aquarianer und kannte Planarien deshalb als sogenannte „Scheibenwürmer“. Auch habe ich schon Fotos von tropischen Land-Planarien gesehen mit skurilen Köpfen und hübschen Farben. Dass es auch bei uns Land-Planarien gibt, wusste ich bis gestern nicht. Erst als ich zufällig ein Gebilde, das wie Voglescheiße aussah, näher beachtete, stellte ich fest, dass es sich um eine Planarie handelt, die offensichtlich davon lebt Blattläuse zu fressen. Zufällig entdeckte ich dann auf einem weiteren Foto, das ich an einem ganz anderen Ort gemacht hatte, dass auch dort unter den Läusen eine Planarie versteckt war. Frage: Ist es bekannt, dass Planarien Fressfeinde der Blattläuse sind? Viele Grüße, Erwin

    1. Hallo Erwin,
      es gibt einige invasive Planarienarten, die aus tropischen Ländern hier eingeschleppt wurden. Sie fressen u.a. auch viele Nützline, wie Regenwürmer, und sollten daher, selbst wenn sie auch Blattläuse fressen, keinesfalls zu deren Bekämpfung eingesetzt werden. Am besten ist es da immer, einen spezialisierten Fressfeind zu wählen, damit dieser nicht andere Arten dezimiert wenn die Blattläuse verschwunden sind.

  2. Hallo und ein Dankeschön ,

    Der Kommentar ist für mich sehr interessant. Vielleicht hilft er mir als Grundlage für meinen „Kampf“ gegen die heuer sehr stark
    im Garten wütenden Blattläuse .

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