Das Leben heutzutage ist für viele von uns von grenzenlosen Möglichkeiten geprägt. Doch wie sieht es in Beziehungen aus, welche Grenzen sind uns in der Liebe gesetzt, wie offen gestalten wir unser Liebesleben?
Im Punkto „wie lieben wir eigentlich“ clashen häufig zwei unterschiedliche Meinungen aufeinander. Entweder gibt es den einen Partner/die eine Partnerin für‘s Leben oder es wird gesagt, dass wir Menschen nicht dazu gemacht sind, in Monogamie zu leben, alles nur ein utopischer Wunschgedanke. Aber was davon stimmt nun?
Unseren Interviewpartner*innen stellten wir Fragen rund um das Thema offene Beziehungen, mit welchen Vorurteilen Menschen in offenen Beziehungen konfrontiert werden, wie es mit der Loyalität aussieht und vieles mehr.
Die Antworten sollen im Folgenden kurz zusammengefasst werden.
Die Frage, ob unsere Interviewpartner*innen schon mal eine offene Beziehung hatten oder es sich vorstellen könnten, eine zu führen, antworteten alle, dass sie noch nie eine offene Beziehung geführt haben. Viele könnten es sich zwar vorstellen, wobei erwähnt werden muss, dass diejenigen erst eine monogame Beziehung führen und diese zu einem späteren Zeitpunkt öffnen würden.
Was auf der anderen Seite aufgefallen ist, ist dass es bei denjenigen, die sich das nicht vorstellen können, die Abneigung meist an Aspekten wie Eifersucht, Verlustängsten und eigenen Unsicherheiten geknüpft ist.
Als mögliche Vorurteile, zählten die Interviewpartner*innen vorallem Untreue und Bindungsängste auf, die Personen in offenen Beziehungen würden keine „echte“ Liebe zueinander teilen und wollen sich Optionen offenhalten.
Die nächste Frage „Schließen sich eine offene Beziehungsform und Loyalität aus?“ wurde von allen Interviewpartner*innen eindeutig mit nein beantwortet, eine offene Kommunikation und gegenseitiges Einverständnis ist hierbei das A&O. So wie es Ri. (Name anonymisiert) in ihrem Interview sagte: „wenn man sich darauf einigt und […] und immer ehrlich miteinander ist“, dann kann es funktionieren.
Bei unserer nächsten Frage gingen die Meinungen allerdings auseinander. Wir fragten unsere Interviewpartner*innen, wie sie mit einem Seitensprung umgehen würden, ob die Beziehung dann vorbei wäre und ob es für sie bedeutet, dass ihr Partner/ihre Partnerin sie nicht liebt.
Für diejenigen, die in einer monogamen Beziehung vorher Exklusivität vereinbart haben, stellt ein Seitensprung einen extremen Verrtauensbruch dar und würde zum Ende der Beziehung führen. Einige würden es wiederum von den Umständen abhängig machen und sich gemeinsam darüber aussprechen.
Ebenfalls kam die Antwort auf, dass insbesondere diejenigen, die sich laut Selbsteinschätzung emotional von ihren Partnern abhängig machen, es eher verzeihen würden und über den Seitensprung hinwegsehen würden, vielleicht sogar den Fehler bei sich selbst suchen würden. „Dann muss ich mich vielleicht einfach nur noch mehr anstrengen“ hieß es zum Beispiel bei D. (Name anonymisiert), der eine solche Situation bereits erlebte. Auffällig ist die Antwort von Re (Name anonymisiert), er würde, so wie er sich selbst einschätzt, recht locker mit einem Seitensprung umgehen, da er sich von diesem „Besitzergreifenden“ in Beziehung nicht identifizieren kann.
Die letzte Frage unseres Fragenblocks bezieht sich auf den Unterschied zwischen offener Beziehung und dem Modell „Freundschaft +“. Einerseits sehen die meisten unserer Befragten einen klaren Unterschied in beiden Modellen, dass beispielsweise F+ eher kürzere Gelegenheitsgeschichten auf platonischer Ebene darstellen, man hierbei ausschließlich das Körperliche miteinander teilt und eine offene Beziehung mit einer anderen Emotionalität assoziiert wird. Andererseits sieht O. (Name anonymisiert) es etwas komplexer, für ihn stellt Freundschaft auch eine Form von Beziehung zwischen Menschen dar, wobei es seiner Vorstellung nach bei einer offenen Beziehung wahrscheinlich andere „Regeln“, bzw. Grenzen gibt.
Es ist schwierig anhand unserer Interviews eine treffende Prognose zu treffen, ob zukünftig mehr offene Beziehungen aufkommen werden. Im Allgemeinen lässt sich zwar eine Offenheit dem Modell gegenüber erkennen, allerdings nur im Zusammenspiel mit offener Kommunikation und einer gefestigten Vertrauensbasis in der Beziehung.