Wissenswerte Grundbegriffe

Ehe

Als Ehe versteht man eine gesetzlich und in vielen Fällen auch kirchlich anerkannte Lebensgemeinschaft zweier Personen, die auf Dauer angelegt ist und zur gemeinsamen Lebensgestaltung dienen soll. Beide Partner entscheiden sich freiwillig zur Eheschließung und sind in der Ehe gleichberechtig. Eine Ehe kann nur wirksam durch eine Trauung vor einem Standesbeamten geschlossen werden. Durch die Eheschließung entstehen für beide Ehepartner gesetzlich festgelegte Rechte und Pflichten.

Offene Ehe

Neben der traditionellen Ehe, gibt es auch das Konzept der offenen Ehe. Dabei kann der Akt der Eheschließung oder Heirat genauso rituell oder gesetzlich geregelt ablaufen und ihren in Ausdruck in Zeremonien finden.
Die Ehe gilt dann als „offene Ehe“ wenn beide damit einverstanden sind, dass das Gegenüber auch Sex mit Menschen außerhalb der Patnerschaft hat, und dies auch explizit ausgesprochen ist. Der Aufbau und die „Regeln“ die sich die Ehepartner für das offene Konzept geben können so unterschiedlich sein, wie die Beweggründe dieses Beziehungskonzept zu leben. Dabei geht es oft um versäumte Erfahrungen oder dem Wunsch nach Abwechslung, vor allem in Beziehungen die schon im Jugendalter entstanden sind oder bereits viele Jahre andauern. Auch Krankheitsbedingt unbefriedigte Bedürfnisse, das Erkunden der Sexualität oder schlichtweg das Entdecken neuer Möglichkeiten können Gründe für die offene Ehe sein. Viele Paare öffnen ihre Ehe erst nach einigen Jahren, andere leben von Anfang an in einer offenen Partnerschaft. Manche leben das Konzept auch in Polyamoren Beziehungen oder Mono-Poly Beziehungen und es gibt neben ihrem Ehepartner/ ihrer Ehepartnerin noch einen oder mehrere weitere feste Beziehungspartner in ihrem Leben. Auch im Betracht auf die Kommunikation des Erlebeten können ganz unterschiedliche Präferenzen ausgelebt werden, von „machen was man möchte, es aber nicht erzählen“ bis zu detaillierten Erlebnisberichten, die die Beziehungspartner gegenseitig für Neues inspirieren.
Das Gerüst der offenen Ehe kann also in jeder Partnerschaft ganz unterschiedlich aufgebaut sein, wichtig ist nur, das im Vorfeld besprochen wird wie man sein eigenes Gerüst bauen möchte, damit dies für alle Beteiligten sicher und stabil bleibt.

Monogamie

Als Monogamie bezeichnet man eine (romantische) Beziehungsform, die man ausschließlich mit einer einzigen weiteren Person teilt. Diese Exklusivität bezieht sich sowohl auf die sexuelle als auch auf die emotionale Treue und wird insbesondere im westlichen Kulturkreis ausgelebt. Als typische Entwicklung einer langfristigen monogamen Beziehung lässt sich die Eheschließung (siehe „Ehe“) einordnen. Allerdings ist auch, durch zunehmende Freiheit in der Partner*innenwahl, ein aufkommender Trend der sogenannten „seriellen Monogamie“ zu beobachten. In dieser Art von Monogamie gehen Menschen mehrere aufeinanderfolgende monogame/exklusive Partnerschaften ein, jedoch nur für einen bestimmten Lebensabschnitt/so lange es für beide Beteiligten richtig und passend erscheint.

Polygamie

Vielehe und oft von patriarchalen Strukturen geprägt, es wird unterschieden zwischen Polygyny (ein Mann, der mit mehreren Frauen lebt) und Polyandry (eine Frau, die mit mehreren Männern lebt).

Polyamorie

Gegenteil des Konzepts der Monogamie. Mehrere Personen gehen eine Liebesbeziehung ein, diese ist gekennzeichnet von Konsens und Gleichberechtigung.

 

Wie leben wir Liebe?

Die heutige Generation wird oft als Beziehungsunfähig bezeichnet. Die chaotische Dating-Welt, der scheinbare Mangel an Commitment, offene Beziehungen und Freundschaft Plus lassen die Frage aufkommen, wie relevant Monogamie heutzutage noch ist und ob Beziehungen vielleicht eher anders gelebt werden als noch vor einigen Jahren. Deshalb haben wir uns die Frage gestellt, ob Monogamie ein Auslaufmodell ist und ob diese Generation überhaupt noch monogam leben möchte. Um einer Antwort auf diese Frage näher zu kommen, haben wir entschlossen Interviews zu führen, um zu schauen, was einzelne Personen konkret über Monogamie, Dating, Beziehungen etc. denken und wie sie diese ausleben. Dazu haben wir Interviewpartner*innen über die Dating-Plattform Tinder gesucht und uns mit ihnen über das Thema ausgetauscht.

 

„What`s the name of the game? Does ist mean anything to you…?“

Unsere Welt ist im stetigen Wandel und so hat auch die Digitalisierung den Datingkosmos stark beeinflusst. Mit Apps wie Tinder haben wir die Möglichkeit, potenzielle Partner:innen auf der ganzen Welt zu finden. Während sich das Datingverhalten früher auf das lokale Umfeld beschränkte und man in den persönlichen Kontakt treten musste, um Romantik oder Körperlichkeit zu erfahren, haben wir heutzutage scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten im Swipeprozess, wen wir sehen, lieben und mit wem wir schlafen wollen.

Der Katalog an potenziellen Partnern scheint unbegrenzt. Auch der Gedanke, dass wenn man irgendwann nicht mehr weiterblättert, wir jemanden oder etwas Besseres verpassen könnten, ist präsent. Mehrere unserer Interviewpartner haben das Gefühl Teil einer „Massenabfertigung“ zu sein.

Ale. (Name anonymisiert) kann sich mit dieser Form von Dating nicht identifizieren. Sie findet die Unterhaltungen und das Verhalten in diesen Situationen künstlich. Auch Ala.(Name anonymisiert) sieht das ähnlich. Sie hat das Gefühl, dass es gerade bei Onlinedates darum geht, sich so gut wie möglich darzustellen, sodass man um die eigenen (und auch fremden) Komplexe herumwandert, was eine ehrliche Verbindung und ein Gespräch auf Augenhöhe unmöglich macht. Geführte Unterhaltungen werden als künstlich beschrieben.

Doch gibt es einen Unterschied zwischen Onlinedating und der Realität? Können wir eine Person noch im realen Leben auf der Straße kennenlernen?

Als wir Ad. (Name anonymisiert) diese Fragen stellten, wurde erst einmal nachgefragt, ob es nicht eine Prämisse wäre, potenzielle Dates online kennenzulernen, um sich danach persönlich zu treffen. Diese Aussage hat uns ehrlich gesagt etwas schockiert. Es gibt also schon Menschen, die ein Kennenlernen in der Realität durch einen Blick oder ein Lächeln ausschließen und auch diese potenziellen Zeichen im Zweifel gar nicht mehr wahrnehmen. Der Fokus ist stark auf den digitalen Bereich gelenkt. Als wir genauer erläuterten erklärt uns Ad. (Name anonymisiert), dass es ja gar nicht mehr vorkommt, dass man auf der Straße angesprochen wird. Selbst wenn einer den Mut hat, dann wird der- oder diejenige wahrscheinlich mit einem abfälligen Blick bestraft und geht mit einer negativen Erfahrung aus der Sache heraus. Ad. (Name anonymisiert) findet das sehr schade.

Online Dating scheint also präsenter zu sein denn je. In den Interviews fiel ebenfalls auf, dass Körperlichkeit eine sehr große Rolle spielt. Die Suche nach neuen Leuten und Spaß ohne Zwang ist bei Männern, als auch bei Frauen im Fokus. Körperlichkeit rückt meist schon früh in den Fokus der Onlineunterhaltungen. Dabei können die Nachrichten sehr direkt und anstößig sein.

Gerade in der Datingszene von Homosexuellen, scheint das ein Problem zu sein. Hier wurde  mehrmals auf die die App „Grindr“ verwiesen. Ad. (Name anonymisiert) Und Os. (Name anonymisiert) erzählen uns, dass dort wirklich reine Körperlichkeit im Fokus stehen soll. Man bekomme anstößige Nachrichten und Bilder, nach denen man nicht gefragt hat, obwohl man jene Dinge vorher klar im eigenen Profil kommuniziert hat.

„Es ist ganz schlimm.“ – Os.

Das hat uns neugierig gemacht. Da wir uns für die Interviews auf die Datingapp Tinder beschränkten, führten wir aus Neugier ein provisorisches Selbstexperiment durch. Wir meldeten uns bei Grindr an. Allerdings hatten wir keine Beschreibung zu uns, kein Bild und nutzen unseren Gruppennamen Paco als Namen. Innerhalb weniger Stunden erhielten wir Nachrichten, Fragen nach schnellen Treffen und auch Bilder, nach denen wir nicht gefragt haben. Dieses Verhalten auf Grindr ist problematisch. Selbstverständlich ist das nicht nur ein Phänomen der homosexuellen Szene. Mit ähnlichen Nachrichten kämpfen Frauen tagtäglich, teilweise ohne sich auf Datingapps zu bewegen.

„Ich habe mich als Frau sehr häufig als Mittel zum Zweck gefühlt. Es sollte nicht Sinn des Lebens und des Datings sein, das Ego zu pushen und Bedürfnisse zu stillen.“ – Ala.

Sie erklärt auch, dass sie Onlinedating nicht verteufelt und dass es sogar ganz cool ist, wenn man Dinge klar kommuniziert. Allerdings ist das häufig nicht der Fall. Ala. (Name anonymisiert) beschreibt es als „Hit or Miss“. Eine gute Selbstdarstellung ist hierbei der Schlüssel. Sie hat das Gefühl, dass viele Männer nach dem gleichen Schema daten. Sie haben die gleichen Fragen, die gleichen Formulierungen und sie hat das Gefühl mit Robotern zu reden.

Doch sind Datingapps im Zweifel nicht auch darauf ausgelegt, schnell und unkompliziert neue Leute zu treffen, die das Gleiche suchen?

Ri. (Name anonymisiert) macht von Anfang an klar, dass es für sie Unterschiede zwischen Dates und Sextreffen gibt. Sie findet es schwierig zu sagen, dass heutzutage alle nur noch „vögeln“ und keine feste Partnerschaft wollen. Ri. (Name anonymisiert) sieht es als Vorteil, dass die Gesellschaft sich in diesen Themen zu öffnen beginnt, da sich die Menschen ausprobieren und für sich entscheiden können, was sie gut finden. Dennoch betont sie auch, dass der Umgang miteinander eine wichtige Rolle spielt.

Wir haben mit unseren Interviewpartnern versucht, auch Dating zu beleuchten, welches sich nicht über Apps oder digitale Plattformen abwickelt. Dabei wurde klar, dass das Kennenlernen von einer Person unabhängig von Onlinedating in einem besseren Licht steht. Gerade wenn die Person aus dem persönlichen Umfeld kommt, lässt man es langsamer angehen. Die Beziehung zueinander entwickelt sich natürlicher als bei einem Onlinedate und es wird auch respektvoller miteinander umgegangen. Das kann daran liegen, dass zum einen der Person von Anfang an persönlich gegenübergestanden und keine Version von sich inszeniert wird und zum anderen da wahrscheinlich ein gewisses soziales Risiko damit einhergeht, wenn ein potenzieller Partner aus dem nahen Umfeld kommt. Nicht nur die Beziehung zueinander ist präsent sondern auch die Beziehung zu Freunden, die den Partner ebenfalls schon kennen. Gerade wenn das soziale Umfeld geteilt wird. Außerdem soll das Vertrauen in den Gegenüber leichter fallen und das Kennenlernen ist spannender, weil sich zuvor kein Bild durch eine digitale Selbstdarstellung gemacht werden konnte.

Wie ABBA schon sagte: „What`s the name of the game? Does it mean anything to you…?“

Liebe ist kompliziert. Dating ist kompliziert. Einige finden die Liebe, andere nicht. Online Dating hat vor und Nachteile und prägt unser menschliches Miteinander. Wie andere Teile der Gesellschaft ist die Welt von potenziellen Partnern schnelllebig. Doch kann es nicht vielleicht auch ein Vorteil sein, diese Freiheit zu haben? Können wir dieses Privileg vielleicht nutzen, um den Gedanken der Selbstverwirklichung zu nutzen und auch Sex, Sexualität und unterschiedliche Lebensweisen in der Gesellschaft zu normalisieren? Ein gesundes und respektvolles Miteinander ist dafür der Schlüssel und es ist wichtig, dass man dem Strom auch entkommen kann, wenn man sich nicht in eine Rolle zwingen lassen möchte. Am Ende sind wir nämlich alle irgendwo Teil des Spiels.

In guten wie in schlechten Zeiten?

Heiraten und für immer mit der gleichen Person bleiben: für manche ein Traum, für andere ein Albtraum. Wir haben genau das unsere Interviewpartner*innen gefragt und interessante und unterschiedliche Antworten erhalten.

Ob aus steuerlichen Vorteilen, als romantisches Symbol oder ein klares Nein gingen die Meinungen weit auseinander:

 

Interview C. und Ale.

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

C.:” Ja, zu 100 Prozent.” 

Ale.:” Ich glaube, es gibt irgendwo irgendjemanden, der ziemlich gut zu dir passt.”

C.:” Ich glaube nicht, dass es sozusagen im Schicksal steht, aber ich glaube, wenn du die eine Person gefunden hast, diese sich dann auch zu dieser entwickelt.” 

Ale.:” Ich denke es gibt auch Personen, die in bestimmten Lebensabschnitten zu einem passen, man entwickelt sich ja immer weiter und es kann sein, dass es dann irgendwann nicht mehr passt, es aber für diese Zeit perfekt war.” 

 

Wie steht ihr zu dem Thema Heiraten? Könntet ihr euch vorstellen zu heiraten? 

Ale.:” Auf jeden Fall, ich bin so richtig kitschig, ich finde heiraten ganz toll, ich weiß auch gar nicht warum, aber ich träume schon von einer richtig schönen Hochzeit.”  

Würdest du dann auch kirchlich heiraten? 

Ale.:” Das ist die Frage, ich bin auf jeden Fall noch in der Kirche und ich finde kirchliche Hochzeiten ganz toll, weil Kirchen so schön von innen sind und so etwas Pompöses mit sich bringen. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass meine Familie sehr orthodox ist und die heiraten alle kirchlich, dadurch ist das für mich so ein bisschen selbstverständlich so zu heiraten. Aber ich finde auch einfach den Gedanken so romantisch zu sagen wir wollen das so festigen, dass wir jetzt ein Ehepaar sind. Also, bei mir zählt das Offizielle und die ganze Party dahinter.” 

C.:” Ich würde auch gerne heiraten, mir gehts aber nicht darum, dass man dann aneinander gebunden ist, aber mir geht es einfach um diesen Tag und darum, dass er mir beweist, dass er sein Leben mit mir verbringen will. Und auch die Hochzeit an sich.”

 

Interview Ri. 

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

Ri.:“Leider schon, ja.” 

Wie stehst du zu dem Thema Heiraten? Könntest du dir vorstellen zu heiraten? 

Ri.:“Ich möchte auf jeden Fall heiraten, ich möchte auch einen Antrag haben, ich möchte alles ganz groß. Manchmal hoffe ich, dass ich in fünf Jahren anders darüber denke, dass ich irgendwie mehr mitkriege und mich in diese Richtung bilde.” 

 

Interview Ala.

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

Ala.:” Nein, ich glaub dass das alles Zufall ist, oder Schicksal, wie man es sehen möchte.” 

 

 

Wie stehst du zu dem Thema Heiraten? Könntest du dir vorstellen zu heiraten? 

Ala.:” Ja, es muss auch nichts großes sein, ich brauche keinen Beweis vom Staat, dennoch brauche ich schon Rituale, die mir im Leben einen Anfang und ein Ende von bestimmten Lebensphasen deutlich machen.” 

 

 

Interview N.

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

N.:” Ich glaube es kann diese eine Person geben, mit der man sein ganzes Leben gut zusammen sein kann, aber ich glaube nicht, dass es nur diese eine Person gibt, ich glaube es gibt ganz viele, wo das irgendwie klappen kann.” 

Wie stehst du zu dem Thema Heiraten? Könntest du dir vorstellen zu heiraten? 

N.:” Ja, ich glaube ich könnte mir schon vorstellen zu heiraten, aber nicht weil ich´s romantisch finde, sondern wenn man sich einfach sicher ist, dass man mit der Person zusammen bleiben will, hat es auch einfach Vorteile, was Steuern oder Kinder angeht.” 

 

Interview O. 

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

O.:” Nein, überhaupt nicht.” 

Wie stehst du zu dem Thema Heiraten? Könntest du dir vorstellen zu heiraten? 

O.:” Das ist für mich ein Klischee, was bringt bitte heiraten? Für mich ist das einfach nur ein Symbol für die anderen und nicht für mich, nur dass die anderen erkennen, okay die sind verheiratet, aber was ändert das an dem Verhältnis zwischen den beiden? Ich sehe da keinen Unterschied.”

 

Interview Ad. 

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

Ad.:” Nein.” 

Wie stehst du zu dem Thema Heiraten? Könntest du dir vorstellen zu heiraten? 

Ad.:” Ich weiß es nicht, wenn dann Standesamtlich, nicht dieses rituelle, das ist für mich gar nichts, gerade auch wegen des kirchlichen Aspekts, für Steuervorteile und sowas. Auch wenn ich heirate, würde ich nicht direkt sagen, okay, wir bleiben jetzt unser ganzes Leben zusammen.” 

 

Interview D.

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

D.:” Ich würde das nicht sagen.” 

 

Wie stehst du zu dem Thema Heiraten? Könntest du dir vorstellen zu heiraten? 

D.:” Nein, das fühlt sich so sehr so an, als ob man einen Vertrag unterschreibt, das fühlt sich für mich befremdlich an, so bisschen so, als ob ich mich verkaufen würde. Ich find eher so etwas spirituelles besser, aber eine ganz klassische Hochzeit könnte ich mir nicht vorstellen.” 

 

 

Wie leben wir Liebe?

Die heutige Generation wird oft als Beziehungsunfähig bezeichnet. Die chaotische Dating-Welt, der scheinbare Mangel an Commitment, offene Beziehungen und Freundschaft Plus lassen die Frage aufkommen, wie relevant Monogamie heutzutage noch ist und ob Beziehungen vielleicht eher anders gelebt werden als noch vor einigen Jahren. Deshalb haben wir uns die Frage gestellt, ob Monogamie ein Auslaufmodell ist und ob diese Generation überhaupt noch monogam leben möchte. Um einer Antwort auf diese Frage näher zu kommen, haben wir entschlossen Interviews zu führen, um zu schauen, was einzelne Personen konkret über Monogamie, Dating, Beziehungen etc. denken und wie sie diese ausleben. Dazu haben wir Interviewpartner*innen über die Dating-Plattform Tinder gesucht und uns mit ihnen über das Thema ausgetauscht.

„So ne richtig schöne Beziehung würde jetzt glaube ich einfach so richtig gut in mein Leben passen, würde ich sagen.“

Wie „so ne richtig schöne Beziehung“ oder der ideale Partner aussehen könnte, haben wir auch unsere Interviewpartner*innen gefragt. Ganz konkret lauteten die Fragen „Was suchst du in einem/einer Partner*in/einer Beziehung“ und „Wie sieht für dich eine gesunde Beziehung aus“.

Dabei gab es ein paar Antworten, die in fast allen Interviews genannt wurden. Eigenschaften wie Vertrauen, Ehrlichkeit, Kommunikationsfähigkeit, Loyalität und Kompromissbereitschaft wurden dabei am häufigsten erwähnt. Viele wünschen sich eine*n Partner*in bei der/dem man sich wohlfühlen kann und wo die „Vibes stimmen müssen“, und jemanden mit Humor, mit dem man Spaß haben kann.

Weitere Eigenschaften die erwähnt wurden waren, dass die Person darf nicht langweilig sein sollte, damit man neue Sachen an der Person entdecken kann, guter Sex, ein Gegenpol zur eigenen Persönlichkeit, die richtige Größe, dass der/die Partner*in eigene Leidenschaften/Hobbies hat und die eigene Kultur versteht und jemand, der die gleichen Ansichten teilt. Der die Partner*in muss Grenzen respektieren können, ehrgeizig und respektvoll sein, inspirieren andere Perspektiven einzunehmen und motivieren.

Auf die Frage nach einer gesunden Beziehung wurde zum größten Teil mit den gleichen Eigenschaften geantwortet. Zusätzlich wurden noch folgende Dinge genannt:

 

„Ein Mix aus Sicherheit und… ein bisschen kitschig, Abenteuer.“ – N.

„Eine schöne Beziehung ist eine gesunde Beziehung. Wenn es nicht mehr gesund ist, ist es auch irgendwann nicht mehr schön.“ – D.

„Kein toxisches, hinterhältiges Verhalten. Man darf in einer Beziehung aber schon Geheimnisse haben“ – N.

„Man sollte Probleme nicht für sich behalten, damit es sich nicht aufstaut.“ – Os.

„Ich bin kein Fan von gar nicht streiten“ – Al.

Man sollte Zeit miteinander verbringen, aber einander auch Raum geben und nicht in der Beziehung verschwinden oder den Partner komplett zum Lebensmittelpunkt machen. Die Beziehung sollte auf einer Freundschaft beruhen und man sollte gut miteinander reden können und Verständnis füreinander haben.

Uns stehen alle Türen offen…auch in Beziehungen?

Das Leben heutzutage ist für viele von uns von grenzenlosen Möglichkeiten geprägt. Doch wie sieht es in Beziehungen aus, welche Grenzen sind uns in der Liebe gesetzt, wie offen gestalten wir unser Liebesleben?

Im Punkto „wie lieben wir eigentlich“ clashen häufig zwei unterschiedliche Meinungen aufeinander. Entweder gibt es den einen Partner/die eine Partnerin für‘s Leben oder es wird gesagt, dass wir Menschen nicht dazu gemacht sind, in Monogamie zu leben, alles nur ein utopischer Wunschgedanke. Aber was davon stimmt nun?

Unseren Interviewpartner*innen stellten wir Fragen rund um das Thema offene Beziehungen, mit welchen Vorurteilen Menschen in offenen Beziehungen konfrontiert werden, wie es mit der Loyalität aussieht und vieles mehr.

Die Antworten sollen im Folgenden kurz zusammengefasst werden.

Die Frage, ob unsere Interviewpartner*innen schon mal eine offene Beziehung hatten oder es sich vorstellen könnten, eine zu führen, antworteten alle, dass sie noch nie eine offene Beziehung geführt haben. Viele könnten es sich zwar vorstellen, wobei erwähnt werden muss, dass diejenigen erst eine monogame Beziehung führen und diese zu einem späteren Zeitpunkt öffnen würden.

Was auf der anderen Seite aufgefallen ist, ist dass es bei denjenigen, die sich das nicht vorstellen können, die Abneigung meist an Aspekten wie Eifersucht, Verlustängsten und eigenen Unsicherheiten geknüpft ist.

Als mögliche Vorurteile, zählten die Interviewpartner*innen vorallem Untreue und Bindungsängste auf, die Personen in offenen Beziehungen würden keine „echte“ Liebe zueinander teilen und wollen sich Optionen offenhalten. 

Die nächste Frage „Schließen sich eine offene Beziehungsform und Loyalität aus?“ wurde von allen Interviewpartner*innen eindeutig mit nein beantwortet, eine offene Kommunikation und gegenseitiges Einverständnis ist hierbei das A&O. So wie es Ri. (Name anonymisiert) in ihrem Interview sagte: „wenn man sich darauf einigt und […] und immer ehrlich miteinander ist“, dann kann es funktionieren.

Bei unserer nächsten Frage gingen die Meinungen allerdings auseinander. Wir fragten unsere Interviewpartner*innen, wie sie mit einem Seitensprung umgehen würden, ob die Beziehung dann vorbei wäre und ob es für sie bedeutet, dass ihr Partner/ihre Partnerin sie nicht liebt.

Für diejenigen, die in einer monogamen Beziehung vorher Exklusivität vereinbart haben, stellt ein Seitensprung einen extremen Verrtauensbruch dar und würde zum Ende der Beziehung führen. Einige würden es wiederum von den Umständen abhängig machen und sich gemeinsam darüber aussprechen. 

Ebenfalls kam die Antwort auf, dass insbesondere diejenigen, die sich laut Selbsteinschätzung emotional von ihren Partnern abhängig machen, es eher verzeihen würden und über den Seitensprung hinwegsehen würden, vielleicht sogar den Fehler bei sich selbst suchen würden. „Dann muss ich mich vielleicht einfach nur noch mehr anstrengen“ hieß es zum Beispiel bei D. (Name anonymisiert), der eine solche Situation bereits erlebte. Auffällig ist die Antwort von Re (Name anonymisiert), er würde, so wie er sich selbst einschätzt, recht locker mit einem Seitensprung umgehen, da er sich von diesem „Besitzergreifenden“ in Beziehung nicht identifizieren kann.

Die letzte Frage unseres Fragenblocks bezieht sich auf den Unterschied zwischen offener Beziehung und dem Modell „Freundschaft +“. Einerseits sehen die meisten unserer Befragten einen klaren Unterschied in beiden Modellen, dass beispielsweise F+ eher kürzere Gelegenheitsgeschichten auf platonischer Ebene darstellen, man hierbei ausschließlich das Körperliche miteinander teilt und eine offene Beziehung mit einer anderen Emotionalität assoziiert wird. Andererseits sieht O. (Name anonymisiert) es etwas komplexer, für ihn stellt Freundschaft auch eine Form von Beziehung zwischen Menschen dar, wobei es seiner Vorstellung nach bei einer offenen Beziehung wahrscheinlich andere „Regeln“, bzw. Grenzen gibt.

Es ist schwierig anhand unserer Interviews eine treffende Prognose zu treffen, ob zukünftig mehr offene Beziehungen aufkommen werden. Im Allgemeinen lässt sich zwar eine Offenheit dem Modell gegenüber erkennen, allerdings nur im Zusammenspiel mit offener Kommunikation und einer gefestigten Vertrauensbasis in der Beziehung.

♫ What is Love…?

Googlet man die Definition des wohl meistbesungensten Gefühls, so kann man folgendes lesen:

Lie·be

Substantiv, feminin [die]

„starkes Gefühl des Hingezogenseins; starke, im Gefühl begründete Zuneigung zu einem [nahestehenden] Menschen“

Doch es gibt kaum ein Gefühl, das so subjektiv und individuell wahrgenommen wird, wie die Liebe. Dementsprechend divers sind die Antworten auf unsere Interviewfrage „Was bedeutet für dich Liebe?“ ausgefallen, hört gerne selbst mal rein… 🙂