Abschlussreflexion

  1. ) Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

  2. ) Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen in Ihrer Wahrnehmung aus eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Praktika, Berichte aus der Praxis) den Schulalltag besonders stark – und warum? An welcher Stelle könnten Sie einzelne der unter 1 genannten Erkenntnisse zur Erklärung heranziehen?

  3. ) Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema BAUMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

  4. ) Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten?

1.) Grundlegend habe ich aus der Ringvorlesung viele positive Aspekte entnehmen können. Zunächst war mir die genaue Definition von Heterogenität in Bezug auf den Schulalltag noch nicht bewusst. Im Verlauf der Vorlesungen wurde mir dies allerdings jedes Mal deutlicher vor Augen geführt. Die Heterogenität bezeichnet grundsätzlich die Verschiedenartigkeit. Im Zusammenhang mit dem Lehrerberuf steht die Heterogenität nicht bloß für verschiedene Herkünften, sondern auch für viele weitere Bereiche wie z.B. das Geschlecht, die Religion, das Alter, Behinderungen, verschiedene Typen des Lernens usw. Besonders in Erinnerung bleibt mir ich in Bezug auf die Heterogenität, dass diese niemals als Störfaktor oder Defizit betrachtet werden sollte und man als Lehrkraft nicht von einer Herausforderung sprechen sollte.

In Bezug auf mein Fach Germanistik ist es wichtig, die verschiedenen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler in Erfahrung zu bringen, um diese anschließend gezielt und individuell zu fördern. Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, haben beispielsweise ganz andere Grundlagen als andere Kinder. Diese Heterogenität muss ich als Lehrerin beachten und kann nicht einfach jedem Schüler und jeder Schülerin die gleichen Aufgaben geben. Auch Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten oder einer Lese-Rechtschreib-Schwäche müssen individuell gefördert werden. Hier habe ich aus den Vorlesungen mitgenommen, dass zahlreiche Lernschwächen existieren, die alle unterschiedlich gehandhabt werden sollten. Gerechtigkeit bedeutet eben nicht eine komplette Gleichbehandlung der Schülerinnen und Schüler, da jeder mit unterschiedlichen Vorkenntnissen und Voraussetzungen an die weiterführende Schule kommt.

Auch in meinem zweiten Fach Kunst-Medien-Ästhetische Bildung spielt Heterogenität eine Rolle. Es gibt immer Schülerinnen und Schüler, welche künstlerisch mehr begabt sind als andere. Manche Schülerinnen und Schüler haben vielleicht Probleme sich langfristig auf eine Aufgabe zu konzentrieren oder sie sind aufgrund einer Behinderung in ihren motorischen Fähigkeiten eingeschränkt. Auch hier muss ich also individuelle Aufgaben konzipieren, sodass jeder auf seinem Level lernen und eine künstlerische Erfahrung erleben kann.

Eine weitere Erkenntnis ist für mich, dass auch Migration nicht als Herausforderung gesehen werden sollte, denn dies kann auch zu einer positive Bewegung innerhalb der Klassengemeinschaft führen, bei der alle Schülerinnen und Schüler lernen, sich mit Diversität und Toleranz anderer Kulturen auseinander zu setzen. Besonders in Erinnerung habe ich die Studie aus der 2. Vorlesung, welche besagt, dass die Anzahl von Schülerinnen und Schülern, die mit Migrationshintergrund Abitur machen deutlich geringer ist, als die Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund. Diese Erkenntnisse zeigen, dass Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in unserem Schulsystem noch nicht ausreichend gefördert werden. Es fehlt leider immer noch an Unterstützung. Hinzu kommt, dass einige Lehrkräfte voreingenommen unterrichten.

Zudem fand ich es sehr interessant, die verschiedenen Schulformen zu vergleichen und gegebenenfalls auch Probleme herauszufiltern. In der Vorlesung „Mathematische Leistungsunterschiede – empirische Befunde und Konsequenzen für den Mathematikunterricht“ haben wir uns damit befasst, dass eine sogenannte Streuung des Leistungsniveaus existiert. Es herrschen Unterschiede zwischen dem Lernstand der Schülerinnen und Schüler an Gymnasien im Vergleich zu Schülerinnen und Schülern an Oberschulen, Realschulen und Hauptschulen.

2.) Ich habe eine Stadtteilschule in Hamburg besucht und konnte daher in meiner Schulzeit besonders viele Erfahrungen in Bezug auf Heterogenität sammeln. Von der 5. bis zur 10. Klasse wurden Klassengemeinschaften gebildet, darunter auch sogenannte I-Klassen, also Inklusionsklassen. In diesen Inklusionsklassen war der Großteil der Schülerinnen und Schüler gesund, während ein kleinerer Teil der Schülerinnen und Schüler körperliche und/oder geistige Behinderungen aufwies. Die Kinder mit Behinderungen sollten so besser in den Schulalltag integriert werden. Hierfür waren zusätzlich Sonderpädagogen am Unterrichtsgeschehen beteiligt. Es kam allerdings sehr häufig vor, dass ein Schüler mit einer geistigen Behinderung den Unterricht massiv störte und die anderen Schülerinnen und Schüler bei der Bearbeitung von Aufgaben abgelenkt wurden. Daraufhin wurde dieser Schüler zusammen mit dem Sonderpädagogen separiert. Dies zeigt mir besonders die Grenzen der Inklusion auf. Bis zu welchem Maß kann ein Schüler mit einer geistigen Behinderung am eigentlichen Unterricht noch teilnehmen? Meiner Meinung nach kann nicht jeder Mensch mit Behinderung in den Schulalltag inkludiert werden. Da mein Bruder auch eine geistige Behinderung hat, weiß ich, dass zahlreiche behinderte Menschen nicht in der Lage sind, auf eine reguläre Schule zu gehen. In der Vorlesung „Sonderpädagogischer Förderbedarf“ wurde nochmal beleuchtet, wie sich die Inklusion von behinderten Menschen in der Geschichte gewandelt hat. Eine Aussonderung von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf sollte vermieden werden. Mir sind besonders die verschiedenen Förderbedarfsgruppen im Kopf hängen geblieben wie z.B. der Förderbedarf Lernen oder der Förderbedarf Wahrnehmung und Entwicklung. Es gibt keine klare Anleitung, wie man beispielsweise mit einem Autisten umgehen sollte. Jeder Autist ist anders und handelt anders. Man kann diese nicht verallgemeinern. Jeder Fall sollte individuell beobachtet werden.

Besonders prägend für den Schulalltag war bei uns zusätzlich, dass alle Schülerinnen und Schüler in bestimmte Gruppen eingeteilt wurden. Diese wurden anhand der Voraussetzungen und des Lerntempos festgelegt. Wir bekamen also unterschiedliche Aufgaben in den verschiedenen Fächern. Bei Gruppenarbeiten wurde immer darauf geachtet, dass die Gruppen heterogen eingeteilt sind. Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler wurden mit leistungsschwachen kombiniert, um sich gegenseitig zu unterstützen. Wie wir in der Vorlesung zur empirischen Forschung gelernt haben, fördern diese Gruppenkonstellationen vor allem die leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler. Die leistungsstarken Schülerinnen und Schüler werden allerdings gering benachteiligt. Deswegen sollte man die Gruppenkonstellationen auch variieren, sodass es gerecht ist.

3.) Wie in Aufgabe 2. erwähnt, beschäftigt mich die Frage, inwiefern Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen in reguläre Klassen inkludiert werden können. Was kann ich als Lehrkraft tun, um diese Schülerinnen und Schüler optimal zu fördern und gleichzeitig auch die leistungsstarken Kinder nicht zu vernachlässigen? Ich möchte in meinem Studium Methoden erlernen, die ich auch in der Praxis gezielt anwenden kann und nicht bloß theoretische Aspekte und Studien behandeln. Ich erhoffe mir im Verlauf des Lehramtsstudiums, dass der Praxisbezug nicht außer Acht gelassen wird. Die Fragestellung wurde in der Vorlesung „Meint Inklusion wirklich alle?! Aktuelle Diskussionslinien und praktische Umsetzung“ bereits angerissen, allerdings wurden meiner Meinung nach die negativen Punkte und Probleme zu wenig beleuchtet. Es ist eben nicht jeder Behinderte dazu fähig, eine reguläre Schule zu besuchen und auch wenn es per Gesetz das Recht desjenigen ist, beschult zu werden, sieht das in der Praxis anders aus. Mein Bruder wurde in Schleswig-Holstein nicht beschult, sodass wir letztendlich nach Hamburg umziehen mussten, da alle Schulen in Schleswig-Holstein sich dieser Herausforderung nicht annehmen wollten. Dies ist leider kein Einzelfall.

In der Vorlesung „Von Tischen, Königen und Politikleuten“ – Schülerinnen und Schüler als Ausgangspunkt sozialwissenschaftlichen Lernens“ haben wir uns mit der Frage befasst, inwiefern Schülerinnen und Schüler unterschiedliches Vorwissen und individuelle Vorstellungen von bestimmten Begriffen haben. Daher stelle ich mir die Frage, wie ich als Lehrerin mit dem unterschiedlichen Vorwissen der Schülerinnen und Schüler umgehen soll und welche Methoden existieren.

4.) Als besondere Herausforderung empfinde ich es als Lehrerin jedem Schüler und jeder Schülerin gerecht zu werden. Die unterschiedlichen Anforderungen und individuellen Förderungen zu vereinen, stelle ich mir sehr komplex vor. Sowohl leistungsstarke als auch leistungsschwache Schülerinnen und Schüler müssen gefördert werden. In 90 Minuten alle diese Ziele zu erfüllen, erscheint mir als große Herausforderung. Ich erhoffe mir daher, dass wir zu dieser Thematik noch weitere Seminare im Lehramtsstudium besuchen können. Ich denke, dass mir das Orientierungspraktikum in diesem Fall weiterhelfen wird. Denn dort kann ich beobachten, wie andere Lehrkräfte mit der Heterogenität umgehen und individuell auf Probleme eingehen.

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