Apollo von Belvedere oder Apollo von Bremen
Da ich mich schwer für ein Objekt entscheiden konnte und ich noch keine Objektbeschreibung für das Tutorium hochgeladen habe dachte ich ich könnte noch ein Objekt aus dem Focke Museum nehmen und für den Blog beschreiben.
Das ausgewählte Objekt ist eine Nachstellung der Statue des Apollo von Belvedere. Sein Original steht heute im Statuen-Innenhof des Vatikan Museums im Vatikan. Es handelt sich um den griechisch-römischen Sonnengott Apollo, welcher den rechten Arm auf einer Säule anlehnt und den linken elegant ausstreckt. Sein Haar fällt in Locken und gekleidet ist er mit einem Schultermantel, welcher, wie der Name schon verrät nur seine Schultern bedeckt. Die Figur ist auf einem kleinen Block aus demselben, weißen Material platziert aus dem der Rest der Figur auch hergestellt wurde. Auf der Säule ist die Abbildung einer Python zu erkennen, welche ein Symbol des Apollo ist, da dieser einst in den Sagen über die Python siegte. Sein Gesichtsausdruck scheint eher neutral, da keine Freude aber auch kein Unmut zu erkennen sind. Seine Position lässt vermuten, dass etwas in der Ferne seine Aufmerksamkeit erregt hat und er nun zuschaut.
Hier stehe ich also nun im Focke Museum von Bremen. Nur ein Objekt von vielen ohne jegliche Beschreibung. Ist die fehlende Infotafel ein Hinweis auf meine verloren gegangene Relevanz? Verlorene Relevanz, das ich nicht Lache. Ich bin doch der Apollo von Belvedere, ein Meisterwerk, nein, DAS Meisterwerk unter den Statuen der Kunstgeschichte. Ja, ich gebe zu, eine kleinere Version als das Original im Vatikan. Ja, mein rechter Arm wurde auch nicht restauriert. Mein Körper ist genauso kalt, wie die weiße Farbe vermuten lässt und das Sonnenlicht habe ich auch so lange nicht mehr gesehen, dass seine bloße Existenz wie ein Mythos erscheint. Hier in einem gläsernen Kasten umgeben von all dem Zeug, was Menschen so sammeln können. Doch auch ein sehr geordneter Dachboden bleibt ein Dachboden. Typischerweise eine dunkle Kammer, in der Dinge erst verloren gehen und dann schließlich vergessen werden. Was ist denn auch ein Sonnengott ohne die Sonne? Am Ende bin ich doch nur das Abbild von einem Gott und nicht er selbst. Der einst so elegante Schultermantel legt sich heute schwer wie Stein über meinen einst anmutig gehobenen linken Arm. Was mache ich hier bloß? Und wie lange bin ich schon hier? Wie lange werde ich noch hier sein? So viele Fragen und so wenig Antworten. Das Glas langweilt mich, die anderen Exponate langweilen mich. Auch ich möchte bestaunt werden, wie mein Bruder im Vatikan, doch hier werden die meisten Menschen nicht mal wissen wen sie vor sich haben. Ich weiß ja nicht mal was ich hier sonst so vor mir habe. Die alten Zeiten sind verflogen. Die Menschen bestaunen andere Götter. Figuren in ihren leuchtenden Rechtecken. Die Tage, Wochen, Monate ziehen an mir vorbei und meine Erinnerungen verschwimmen, da es sowieso immernur die gleichen sind. Bremen ist nicht Rom. Rom ist wahrscheinlich nichtmal mehr Rom, wie ich es kenne. Die Menschen sind nicht mehr die Menschen von früher und doch sind sie nur Menschen wie sonst auch. Die Zeit ist der Feind von uns allen. Von Städten, Menschen, ihren Besitztümern und der Kunst, wie ich und viele andere meiner Kollegen hier.
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