04 – DIGITALE UND DIDAKTISCHE WERKZEUGE

Ich habe mir aus dem großen Methodenpool die „Filmdose“ und das „Lerntagebuch“ herausgesucht. Die Grundidee der Filmdose wird wie folgt beschrieben: „Die Schüler kontrollieren Ergebnisse (zum Beispiel Hausaufgaben) selbstständig in Einzel- oder in Partnerarbeit. Die korrekten Ergebnisse, sowie die zugrundeliegenden Fragen, sind vom Lehrer auf kleinen Streifen vorgegeben, die in eine alte Filmdose mit seitlichem Schlitz gesteckt werden. Die Streifen werden nach und nach aus der wiederverschlossenen Filmdose gezogen und vom Schüler bearbeitet und kontrolliert.“

Ich könnte mir vorstellen, dass sich diese Methode für das Kontrollieren von Ergebnissen sowohl im Fach Biologie als auch im Fach Englisch eignen würde. Medienmäßig hatte ich zuerst gedacht, dass die Lösungen statt Streifen in einer Filmdose als Nachrichten per WhatsApp/SMS/Facebook verschickt werden könnten. Das hätte aber den Nachteil, dass dies sehr zeitintensiv ist, da die Lehrkraft soz. in Bereitschaft stehen und die Antwort bei Bedarf verschicken müsste. Schließlich habe ich mir überlegt, dass man für die Antworten ein Blogsystem (wie z.B. WordPress) verwenden könnte. Da es hier möglich ist, das Datum und die Uhrzeit der Veröffentlichung einzustellen, könnte die Lehrkraft die Lösungen in einer bestimmten Reihenfolge hinterlegen, ohne selbst mehrfach online gehen zu müssen. Die Antworten selbst können dabei entweder als Text direkt auf dem Blog, oder als link (z.B. zu einem PDF oder einer Internetseite) eingegeben werden. Der Blog hat den weiteren Vorteil, dass kein Handy mit Facebook Messenger und/oder WhatsApp vorhanden sein muss.

Als zweite Methode habe ich mir das Lerntagebuch ausgesucht, dass ich vor allem im Englischunterricht und hier zum Beispiel bei der Literaturarbeit (Konkret beim Lesen eines Buches) sinnvoll finden würde. Die Methode wird wie folgt beschrieben: „In einem Lerntagebuch werden Beobachtungen, Gedanken und Gefühle über das eigene Lernen aufgeschrieben. Sie können bezogen sein auf einen Unterrichtsabschnitt, Projekte, Hausaufgaben oder werden über ein ganzes Schuljahr geführt. So denkst du über das eigene Lernen nach und reflektierst das Gelernte. Du lernst deine Stärken und Schwächen kennen, kannst deinen Lernprozess über einen längeren Zeitraum verfolgen, an deinen Schwächen arbeiten und deine Stärken ausbauen. Wichtige Fragen zum Unterricht sind: – Was habe ich Neues gelernt? – Was davon ist wichtig für mich? – Was ist mir aufgefallen? in Bezug auf fachliche und fachübergreifende Inhalte (meine inhaltliche Kompetenz) in Bezug auf mich als Person (meine personale und soziale Kompetenz) Was will ich noch nachholen, was noch klären? – Wenn ich das Thema noch einmal bearbeiten würde, würde ich… – Ich nehme mir vor… Ein Lerntagebuch ist auch ein Mittel, mit dem man schriftlich Feedback geben und nehmen kann. Dazu tauscht man die Lerntagebücher untereinander aus und bittet den anderen, sein Feedback unter einen Eintrag zu schreiben. Auch die Eltern und der Lehrer können die Möglichkeit bekommen, in einem separaten Feld Bemerkungen und vor allem positive Kommentare abzugeben. So erhält man selbst Anregungen zur Einschätzung seines Lernprozesses.“

Auch hierfür bietet sich meiner Meinung nach die Verwendung des Blogs als Medium an. Die SuS können ihre Gedanken und Gefühle beim Lesen des Buches (oder einzelner Kapitel daraus), konkrete vorgegebene Fragestellungen, neu Gelerntes, Dinge, die ihnen beim Lesen aufgefallen sind, Fragen zum Text,… (ggf. zunächst in der Entwurfsfunktion) aufschreiben und (später) veröffentlichen. Mitschülern, Eltern und Lehrern wird es durch die Kommentarfunktion möglich Feedback zu geben, Fragen zu beantworten oder auch Hausaufgaben zu kontrollieren. Der große Vorteil ist, dass ein solches digitales Lerntagebuch eigentlich nicht zu Hause vergessen werden oder verloren gehen kann…

Hmmmm… sieht fast do aus, als hätte ich  mich schon auf ein Methodentool festgelegt.

Hinsichtlich fachdidaktischer Methodensammlungen im Netz bin ich für Englisch unter http://www.teachingenglish.org.uk/activities fündig geworden. Es handelt sich um eine englische Webseite, auf der eine Menge unterschiedlicher „Classroom Activities“ vorgestellt werden, die sich für verschiedenen Jahrgangsstufen und verschiedene Schwierigkeitsgrade eignen. Man kann sich die Liste nach „most Recent“ „most popular“ und „A to Z List“ anzeigen lassen, außerdem geben kleine Sterne an, wie andere Nutzer die Aktivität bewerten. Bei manchen Aktivitäten sind sogar Worksheets inklusive Antworten hinterlegt.

Für das Fach Biologie bin ich hierauf gestoßen: http://www.xn--studel-cua.de/2013_Kassel_MW/Handreichung%20Methoden%20SINUS%20Berlin.pdf. Hier werden 13 (bereits bekannte) Methoden noch einmal ausführlich vorgestellt, wobei auch der Einsatzbereich im Stundeverlauf, Klassenstufen, Kompetenzen, Zeitbedarf zur Herstellung bzw. Durchführung etc. erläutert werden. Anschließend wird für jede Methode ein Beispiel vorgestellt.

Methodenüberblick in KW19

Ich glaube, dass sich für das Fach Biologie die Lernausstellung ganz gut eignen würde, bei dem die SuS ein Museum oder eine Ausstellung besuchen. Robert Löffelholz, Elke Pletzer und Lars Witte stellen die Methode wie folgt vor (http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/internet/arbeitsblaetterord/unterrichtsformord/preiss/method11.html):

1. Kennzeichen einer Lernausstellung

  • Die Lerner eignen sich mit Hilfe offener Lernorte (Museen, Messen) Wissen durch Betrachtung bzw. Handhabung von teilweise kommentierten Objekten an.
  • Die Besucher müssen aktiv mit den Ausstellungsobjekten umgehen. Dies gelingt durch eine „Besucherschulung“, d.h. Ausstellungsvor- und -nachbereitung.

2. Didaktische Prinzipien

  • Ambulantes Lernen – Der Lerner muss eine Ortsveränderung vornehmen und ein hohes Maß an Selbststeuerung besitzen.
  • Lernen an ausgestellten Stücken – Es existiert eine systematisch arrangierte Lernumwelt. Die Elemente sind aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen herausgenommen und in neue Ordnungen gebracht worden.

3. Phaseneinteilung

  • Einrichtungsphase – Es wird ein Konzept für die Ausstellung, Auswahl der Ausstellungsstücke usw. entwickelt.
  • Orientierungsphase – Hier erfolgt ein Überblick über das Angebot und anschließend die Planung für den Gang durch die Ausstellung. die Lerninteressen spielen hierbei eine große Rolle.
  • Interaktionsphase – Die ausgewählten Ausstellungsstücke werden besucht und Wissen durch Betrachtung oder Handlung angeeignet.
  • Bewertungsphase – Der Lerner verschafft sich Klarheit über die Qualität der Ausstellung, seiner Lerntätigkeit und seinen neuen Erfahrungen.

4. Weiterführendes

Der Lerner ist in diesem Modell Betrachter oder Besucher.

Von besonderer Wichtigkeit sind die Aufnahmebereitschaft, das Vorwissen, die Interessen und die Sensibilität des Lerners.

Handzettel oder ein Ausstellungskatalog dienen als Leitfaden.

Ein „Berater“ (z. B. Museumswärter) ist integrierter Bestandteil einer Ausstellung. Er vermittelt Zusatzinformationen und fungiert als Interaktionspartner.

Dieses Modell kann als Einführung in ein Wissensgebiet oder als Abschluss benutzt werden.

Museen werden hier als Lernort mit Wechselbeziehung zur Umwelt angesehen und nicht als „sakraler Museumstempel“.

 

Ganz konkret habe ich bei einem privaten Besuch der (zugegebenermaßen nicht unumstrittenen) „Körperwelten“-Ausstellung gedacht, dass diese sich gut für einen Anatomie-Unterricht eignen würde, weil man dort den menschlichen Körper und bei bestimmten Exponaten auch die inneren Organe oder auch das Blutgefäßsystem in der natürlich Anordnung betrachten kann. Die Ausstellungsstücke sind dabei aber so präpariert, dass kein Ekel (wie es z.B. häufiger bei (Teil)Sektionen vorkommt) aufkommen dürfte.

Ich glaube allerdings, dass diese Ausstellung eher für etwas ältere SuS geeignet ist. Außerdem müsste ggf. auf religiöse Vorbehalte Rücksicht genommen werden. Natürlich müsste der Besuch vorher im Unterricht z.B. mit Lehrbüchern, Arbeitsblättern und Modellen vorbereitet werden, um den SuS vorab ein Grundverständnis für die Anatomie und für Bezeichnungen und Fachbegriffe zu vermitteln (Besucherschulung, Ausstellungsvorbereitung).

Idealerweise hat die Lehrkraft die Ausstellung bereits vorher besucht und Arbeitsblätter mit bestimmten Fragestellungen und/oder Aufgaben erstellt (z.B. zur Lage ausgewählter innerer Organe, zum Herz-Kreislaufsystem oder auch zu den Geschlechtsorganen), die die SuS während des Besuchs der Ausstellung bearbeiten sollen. Dies entspräche der Orientierungsphase. Während des Besuchs der Ausstellung, in der Interaktionsphase, eignen sich die SuS Wissen durch Betrachtung der Exponate, Gespräche mit Beratern, Lesen von Informationen und evtl. auch durch das Anfertigen von Zeichnungen und/oder Fotos an. Als Medien kommen also vorrangig das Arbeitsblatt, der Zeichenstift und unter Umständen auch die Fotokamera zum Einsatz. Auf den Einsatz internetfähiger Geräte wie Smartphone oder Tablet würde ich während der Ausstellung eher verzichten, um die SuS nicht von den Exponaten abzulenken. Man könnte die SuS auch in Gruppen einteilen, die Fragestellungen in Bezug auf bestimmte (z.B. die oben genannten) Themengebiete erarbeiten.

Wieder im Klassenraum könnten die SuS zunächst Gelegenheit bekommen in ihren Gruppen noch einmal die Fragestellungen zu erörtern, um dann eine kleine Präsentation (als Poster oder auch am Computer) zu ihrer Fragestellung auszuarbeiten. In diese Präsentation würde ich auch die Frage einfließen lassen, welche neuen Erkenntnisse die SuS aus der Ausstellung mitgenommen haben, was z.B. an den Exponaten anders war, als die Vorstellungen die die SuS aus den Lehrbüchern oder Modellen gewonnen haben. Dieser Teil würde nach der oben aufgeführten Beschreibung des Lernausstellung der Bewertungsphase entsprechen.

Weitere Informationen zur Lernausstellung, die dem Göttinger Katalog didaktischer Modelle entnommen sind, finden sich auch unter http://wwwuser.gwdg.de/~hhaller/lernausstellung.htm

In meiner Idee zur Gestaltung sind nicht so schrecklich viele Medien enthalten. Aber vielleicht hat ja Jemand eine Idee und mag mir ein Feedback geben, wie man noch mehr, andere (bessere, interessantere) Medien integrieren könnte?