Text von Britta Petersen

Die Überzeugung, Schreiben sei anstrengend und „keiner würde es wirklich gerne tun“, ist in den Wissenschaften durchaus verbreitet. Der universitäre Alltag ist für Lehrende und Studierende eng getaktet. Oft geht es von einem Seminar zum nächsten, Zeiträume zum Denken, Kommunizieren und Schreiben sind knapp bemessen. Für viele Schreibforscher*innen ist die Ursache der Qual am Schreiben nicht unbedingt fehlende Zeit. Vielmehr würden Organisation und Schreibkompetenz fehlen: Schreiben sei ein Handwerk und müsse organisiert und geübt werden. [1]  Denn kaum ein Mensch besitzt „einfach so“ die Fähigkeit ein Buch zu schreiben; kein wissenschaftlicher Text ist in einem Guss aus der Feder geflossen; jede Rohfassung besteht aus Ideen und Fragmenten und muss konzentriert überarbeitet werden.

 

Persönliche Schreiberfahrungen

Als Studentin ist es mir leichter gefallen als heute, mir Zeit für meine Schreibprojekte einzuräumen. In meinem Studium hatte ich es allerdings auch nicht eilig. Meine Schreibprojekte waren interessegeleitet, ich habe nie mehr als zwei Arbeiten im Semester geschrieben und konnte so an Feinheiten arbeiten und konzentriert Texte produzieren. Erst mit der Abschlussarbeit wurde es kompliziert. Zwei Jahre habe ich gesammelt, geschoben und mich verzettelt. Ewig mit dem Gefühl, keine Zeit zu finden. Dann habe ich es geschafft, mir drei Monate „freie Zeit“ zum Schreiben einzuräumen. Damit bin ich körperlich, geistig und seelisch an meine Grenzen gekommen. „Nie wieder“ wollte ich eine größere, wissenschaftliche Arbeit schreiben. In meinem Schreibmarathon war ich derart unter Druck geraten, dass die Freude verloren ging. Um lustvoll und ohne langanhaltende Erschöpfungszustände zu schreiben ist es gut, sich entsprechend seiner Arbeitsweise zu organisieren und den Überblick zu wahren.

 

Entspannt schreiben

Das Problem des Gefühls keine Zeit für meine Schreibprojekte zu haben, kenne ich bis heute. Zeit, so die Schreibtrainerin Judith Wolfsberger, würde ich niemals finden, Zeit müsse ich mir einräumen. Schreiben bräuchte auch keine „komplett freie Zeitspanne“. Am besten würde Schreiben in vielen kleinen Zeitfenstern funktionieren. [2] Große Schreibblöcke können überfordern und bewirken oft das Gegenteil dessen, was gelingen soll: den Schreibfluss zu stärken. Wissenschaftliches schreiben würde Mut und Konzentration erfordern. Beides ließe sich besser in kleinen Happen, schrittweise realisieren. [3] Darin ist es übersichtlicher, die Textproduktion in Phasen zu teilen (Themenfindung / Recherche; Forschungsfrage; Strukturierung; Rohfassung schreiben; Überarbeitung/ Redigieren). „Wer die Textproduktion in […] separate Stufen teilt,“ so Wolfsberger, „ist schneller und schreibt bessere Texte.“ [4] In der realen Umsetzung gelingt die gänzlich separate Aufteilung nicht vollständig. Es ist bspw. ratsam, beim Lesen Gedanken und Quellen aufzuschreiben, das Gelesene schriftlich zu resümieren und Exzerpte zu verfassen. Auch noch beim Überarbeiten werden Sie das ein oder andere Buch in die Hand nehmen, weil Sie Gedanken, eine Seite etc. nachschauen wollen. Nichtsdestotrotz ist die Einteilung wirksam; sie macht das Schreibprojekt überschaubar(er), denn der Eindruck alles zeitgleich machen zu müssen kann nachhaltig frustrieren. Gerade, weil viele Studierende in zeitlich engen Rahmungen viele Aufgaben bewältigen, kann es ratsam sein, verschiedene Schreibphasen zeitlich zu limitieren und darin genügend Zeit zu organisieren. Langsam anfangen, nach und nach die täglichen Einheiten bis zu zwei Stunden erhöhen schützt vor Erschöpfung und einem unkonzentrierten Schreibmarathon. [5]

[1] Vgl. Judith Wolfsberger: Frei geschrieben. Mut Freiheit und Strategie für wissenschaftliche Abschlussarbeiten. Wien/ Köln/ Weimar 2016, S. 24-28.

[2] Ebd., S. 41.

[3] Ebd., S. 46.

[4] Ebd., S. 19.

[5] Ebd., S. 47.

 

Regelmäßiger Workshop „Erfolgreich studieren“:

In jedem Sommersemester bietet die Coach Dr. Ulrike Holzwarth das Seminar für die Geistes-, Kultur-, und Sprachwissenschaften an. Motivation, Zeitplanung, Selbstorganisation, Lernstrategien, Selbstregulation und Konzentrationstechniken sind primäre Inhalte. Sie finden die Veranstaltung im GS-Programm ihres Fachbereichs.

 

Tipps aus der Schreibberatung zur Zeitorganisation:

> Download der Hinweise zur Pomodoro-Technik
(Urheberschaft: Gabi Meihswinkel, Schreibberaterin)