Ergebnis studentischer Organisation – Ringvorlesung „Spezielle Soziologien im Überblick“

von Hauke Schmidt und Lennard Türk

Autorenfotos

Im Wintersemester 2014/15 fand an der Universität Bremen erstmals die Ringvorlesung „Spezielle Soziologien im Überblick“ statt, initiiert und organisiert vom StugA-Soziologie. Nach der erfolgreichen Durchführung der Vorlesungsreihe wurde die Ringvorlesung im  Wintersemester 2015/16 erneut abgehalten, mittlerweile organisiert durch das Institut für Soziologie (IfS) der Universität Bremen. Im Folgenden wollen wir den  Entstehungsprozess der Ringvorlesung und unsere Erfahrungen mit dem Format beschreiben. Zuletzt stellen wir uns die Frage: Wie erfolgreich war das Format, wo liegen die zukünftigen Herausforderungen und wie kann mit diesen umgegangen werden?

Ursprung und Ziele der Ringvorlesung

Hervorgegangen ist die Idee, eine Vorlesungsreihe zu den an der Universität Bremen angebotenen speziellen Soziologien anzubieten, aus dem halbjährig abgehaltenen Dies Academicus der Soziologie. Hier kommen Dozierende und Studierende zusammen, um sich über z. B. Lehrformate und die Ansprüche beider Statusgruppen an diese Lehrformate auszutauschen. Für unseren Studiengang stellt der Dies Academicus einen wichtigen Teil des Qualitätskreislaufes dar, dessen Ergebnisse schon mehrfach Einfluss auf die Gestaltung des Studiengangs hatten. Auf dem Dies Academicus im Wintersemester 2013/14 kristallisierte sich der Wunsch nach besseren  Orientierungsmöglichkeiten in der Studieneingangsphase heraus, um vor allem ein klareres Bild des eigenen Faches zu bekommen. Die Einrichtung einer Ringvorlesung mit dem Ziel, Studierenden bereits zu Beginn ihres Studiums einen möglichst niedrigschwelligen Überblick über die Vielzahl der angebotenen speziellen Soziologien zu ermöglichen, war eine von vielen Ideen aus dem Plenum, um diesem Wunsch nachzukommen. Aufgrund der positiven Resonanz von Institut und Studierenden haben wir im Anschluss an den Dies Academicus die Organisation der Ringvorlesung in Angriff genommen. Ziel dabei war es, möglichst viele spezielle Soziologien für Studierende ohne breites soziologisches Vorwissen verständlich durch die jeweiligen Dozierenden vorzustellen.

Organisation der Ringvorlesung für das Wintersemester 2014/15

Die Organisation einer Vorlesungsreihe durch Studierende klingt zunächst einmal nach einer großen Herausforderung. Da aufgrund des besonderen Formats der Vorlesung (wechselnde Dozierende, wechselnde Themen) jedoch keine Prüfungsleistungen und keine Vergabe von Credit Points möglich waren, beschränkte sich der Arbeitsaufwand auf die Bereiche Raumorganisation/Technik, Terminkoordinierung der Dozierenden und Bewerbung der Veranstaltung bei den Studierenden.

Als mit Abstand größte Schwierigkeit stellte sich hierbei die Terminkoordination heraus. Wie bei jeder regulären Lehrveranstaltung war es notwendig, bereits Monate im Voraus einen ausreichend großen Vorlesungsraum für ein komplettes Semester zu belegen. Die Voraussetzung für eine Buchung eines Vorlesungsraumes war, ein gemeinsames Zeitfenster der an der Vorlesung beteiligten Dozierenden zu finden. Dies gestaltete sich aufgrund der relativ hohen Anzahl der verschiedenen Dozierenden als schwierig. Die enge Zusammenarbeit mit dem IfS stellte sich hierbei als sehr vorteilhaft heraus.

Nach Festlegung auf einen gemeinsamen Timeslot und der erfolgreichen Buchung des Vorlesungsraumes entfiel ein Großteil des weiteren Zeitaufwands auf die Vergabe der einzelnen Termine an die Dozierenden. Retrospektiv betrachtet eine Aufgabe, die durch die bereits vorhandene Verwaltungsstruktur des Instituts einfacher hätte geregelt werden können.

Die letzte große Herausforderung – Werbung – stellte keinen punktuellen Aufwand dar, sondern erwies sich als Aufgabe für das gesamte Semester. Mit viel Engagement seitens der im StugA aktiven Studierenden wurde jede Woche in Veranstaltungen, Sozialen Medien und über die Onlinestruktur der Universität (Stud.IP) für die Ringvorlesung geworben.

Insgesamt betrachtet ließ sich die Organisation der Ringvorlesung durch Studierende erfolgreich und ohne größere Probleme durchführen. Der Arbeitsaufwand bestand primär in der kontinuierlichen Betreuung und Bewerbung der Veranstaltung.

Reflexion und Ausblick

Die Ringvorlesung zu den speziellen Soziologien wurde bisher zweimal angeboten und soll auch im kommenden Wintersemester 2016/17 weiterhin im Lehrveranstaltungsangebot der Soziologie für die Studierenden beibehalten werden.

Aus den Erfahrungen der bisherigen Durchläufe konnten zwei Beobachtungen gemacht werden. Zum einen nahm bei beiden Durchläufen die Teilnehmendenzahl der Veranstaltung nach der Winterpause, also jeweils nach dem Jahreswechsel, ab. Zum anderen war die Teilnahme an der ersten Vorlesungsreihe im Wintersemester 2014/15 höher, als die im Wintersemester 2015/16.

Die Beobachtung der Abnahme der Teilnehmendenzahl nach der Winterpause lässt sich durch die beginnende Prüfungsphase begründen. Dies wurde uns auch durch eingeholtes Feedback der Studierenden bestätigt. Für die meisten Teilnehmenden ist dies die erste Prüfungsphase an der Universität und somit liegt der Fokus verständlicherweise ganz klar auf den Vorbereitungen der bevorstehenden Prüfungen und nicht auf dem Besuch einer freiwilligen Veranstaltung ohne Prüfungsleistung und ohne Vergabe von Credit Points. Diesem Phänomen sollte in Zukunft durch ein Ende der Vorlesungen vor der Winterpause begegnet werden.

Eine mögliche Erklärung für die Abnahme der Teilnehmendenzahl vom Wintersemester 2014/15 zum Wintersemester 2015/16 liegt in der Werbung für die Veranstaltung.

Der erste Durchgang der Ringvorlesung wurde, wie oben beschrieben, maßgeblich durch den StugA-Soziologie organisiert. Die Umsetzung der Ringvorlesung war immer wieder Thema während der StugA-Sitzungen. Auch in die Planungen der Orientierungswoche für die neuen Erstsemester erhielt die Ringvorlesung Einzug. Hier sollte die Veranstaltung massiv beworben werden. Somit wurde kontinuierlich während der O-Woche auf die Veranstaltung hingewiesen und den Studierenden eine Teilnahme ans Herz gelegt. Bei der gemeinsamen Stundenplanerstellung diente die Ringvorlesung als Beispiel für die Eintragung in eine Veranstaltung per Stud.IP und wurde Teil des jeweiligen Stundenplans der Studierenden. Weiterhin wurde während des gesamten Semesters jede einzelne Vorlesung zeitnah im Vorfeld thematisch kurz umrissen und per Facebook angekündigt. Hinzu kam eine enge Begleitung der Vorlesung durch den StugA-Soziologie, der u.a. mit einer knappen Begrüßung der teilnehmenden Studierenden in die jeweilige Vorlesung einleitete. Die Werbung für die Veranstaltung war somit schon im Vorfeld des Vorlesungsbeginns und über das gesamte Semester hinweg präsent.

Ein Unterschied im darauffolgenden Wintersemester 2015/16 war zunächst, dass die Veranstaltung nun durch das Institut für Soziologie(IfS) der Universität Bremen organisiert wurde und somit nicht mehr primär im Verantwortungsbereich des StugAs-Soziologie lag. Hierdurch wich die vorjährliche Präsenz der (Organisation der) Ringvorlesung allmählich aus den StugA-Sitzungen. Dies bestätigte sich auch in der Reflexion der Orientierungswoche des Wintersemesters 2015/16. Die im Vorjahr so massiv betriebene Werbung ging während der O-Woche zum Großteil leider unter. Ein weiterer Unterschied war die Bewerbung der Veranstaltung via Facebook. Hier wurde die Ringvorlesung im zweiten Durchgang zwar als „Veranstaltungs-Tipp“ beworben, doch nicht wie im Vorjahr jede einzelne Vorlesung.

Somit sollte im nächsten Durchgang wieder intensivere Werbung stattfinden. Zusätzlich sollte StugA-intern das Bewusstsein für die Entstehung der Ringvorlesung aus studentischer Initiative gesichert werden, sodass die Besonderheit nicht vergessen und die Vorlesung nicht „nur eine von vielen“ im Veranstaltungsverzeichnis wird.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einführung einer studentisch organisierten Ringvorlesung in der Soziologie ein Erfolg für Studierende und Institut gleichermaßen war. Für uns vom StugA war es eine außerordentlich positive und motivierende Erfahrung, die ohne eine große Bereitschaft auf Seiten des Instituts für Soziologie so nicht möglich gewesen wäre. Der Erfolg unserer Veranstaltung zeigt auch, dass die Gestaltung des Dies Academicus in der Soziologie als Austauschforum von Dozierenden und Studierenden als Teil des Qualitätszyklus sehr direkten und positiven Einfluss auf die Gestaltung eines Studiengangs haben kann.

Über die Autoren:

Hauke Schmidt studiert Soziologie B.A. an der Universität Bremen und ist im StugA-Soziologie aktiv.

Lennard Türk studiert Soziologie B.A. an der Universität Bremen und ist im StugA-Soziologie aktiv.

 

 

Bildnachweis:

  • Autorenfotos: Hauke Schmidt (privat), Lennard Türk (privat)

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