„Moralische Rechte gibt es nicht“ – Der Auftakt im Atelier mit Professor Mohr

Zum Auftakt des philosophischen Ateliers wurde mit unserem Institutsvorsitzenden Professor Georg Mohr über dessen Beitrag zu einem Pro- und Contra-Segment der Plattform „Philosophie indebate“ gesprochen. Die Redaktion der Internetplattform „Philosophie indebate“ hatte Herrn Prof. Mohr um einen Beitrag zu der Frage „Gibt es moralische Rechte?“ gebeten und seinen Artikel „Moralische Rechte gibt es nicht“ als Gegenpart zu dem Artikel „Warum es sinnvoll sein kann, von moralischen Rechten zu sprechen“ von Prof. Dr. Georg Lohmann (Universität Magdeburg) veröffentlicht. Durch die Gegenüberstellung der beiden Texte, die Kontrapositionen vertreten, wurde eine sehr ertragreiche Diskussion angeregt. In der Debatte mit Professor Georg Lohmann (Universität Magdeburg) bezog er zu der Frage die – auf den ersten Blick – kontroverse Kontraposition. Diese Konstellation versprach einen fruchtbaren Nährboden für eine ertragreiche Diskussion.

Das in Text gegossene Wortgefecht lieferte einen hervorragenden Einstieg in der Vorbereitungssitzung für eine inhaltliche Auseinandersetzung. Professor Mohr erstellte in seinem Text eine präzise Analyse des in Frage stehenden Begriffs von moralischem Recht. Anhand der begrifflichen Inkohärenz als redundant entlarvt, argumentierte er dafür, den Terminus „moralisches Recht“ fallen zu lassen und sich auf die moralische Pflicht zu beschränken, um die Diskussion von Unklarheiten zu befreien. Sein Magdeburger Pendant hingegen bot in seinem Text ein historisches Plädoyer für den Nutzen eines solchen Begriffes, welches unter anderem durch die Aufgliederung am Beispiel der Menschenrechte untermauert wurde. Die Divergenz zwischen den verfolgten Ansätzen erweckte bei uns den Eindruck, die Texte würden argumentativ aneinander vorbeiführen. Folglich erschien es uns als ratsam, zum einen Professor Mohr nach dem konkreten Begriffsverständnis bezüglich „Pflicht“ und „Recht“ zu fragen und zum anderen in Erfahrung zu bringen, ob und in welchem Ausmaß die Kontrahenten von der Position des Gegenübers wussten. Inspiriert durch weitere Fragen bezüglich des Formats, der Entstehung und der Motivation der Experten keimten allmählich konkrete Überlegungen zur Gestaltung der Premiere unseres Philosophischen Ateliers auf.

Nach reichhaltiger Abwägung verschiedener Ansätze entschieden wir uns dazu, ein offenes Format ohne spezifische Rollenverteilung anzustreben, dieses gelöste Diskussionsklima sollte jedem die Möglichkeit bieten, sich einzubringen.

In der darauffolgenden Woche wurde der Einstieg in die gemeinsame Diskussion durch die gewohnt freundliche Art von Professor Mohr aufgelockert. Nach der planmäßigen Runde mit Verständnisfragen verteidigte Professor Mohr seine Position mit der Ruhe und Präzision eines Chirurgen gegen jene Einwände, die argumentativ zu schwach waren oder seine Position nicht in angemessener Weise trafen. Stichhaltige Einwände hingegen bekräftigte er durch Ausführungen bezüglich verschiedener Ansätze in Rechts- und Moralphilosophie mit gelegentlichen Verweisen auf Immanuel Kant. Den inhaltlichen Schwerpunkt der Diskussion bildete eine Auseinandersetzung mit der Entstehung von Pflichten und der Begründung von Rechten sowie der Relation dieser beiden Aspekte zueinander. Zusätzlich zu der inhaltlichen Auseinandersetzung offenbarte sich durch Fragen zu Entstehung und Format des Textes, dass sich Professor Mohr und Professor Lohmann schon des längeren gemeinsam mit der Thematik beschäftigen.

In einer abschließenden Fragerunde gewährte uns Professor Mohr Einblicke in seine persönlichen Erfahrungen des Lebens eines akademischen Philosophen. Die Darstellung erstreckte sich von der Inspiration für die eigene Forschung, über die Schwierigkeiten, die mit dem Balanceakt zwischen Lehre, Forschung und Verwaltung einhergehen, hin zu der Freude des Schaffens und der Begeisterung für die Philosophie. Diese tiefgehende Einsicht wurde verständlicherweise mit enormem Interesse von den anwesenden Studierenden aufgenommen.

Dieser gelungene Auftakt versprach ein Semester voller spannender Diskussionen und einen lehrreichen Austausch mit den Dozierenden abseits des herkömmlichen Universitätsalltags.