Mit Ironie, Witz und Leichtigkeit an philosophische Fragen heranzutreten erleichtert mit Sicherheit den Zugang zu der ein oder anderen schwerwiegenden Frage. Doch gehen Sinn und Möglichkeiten eines spielerischen, vielleicht sogar humorvollen Umgangs im und mit philosophischem Denken auch darüber hinaus?
Im Seminar Spiel und Ernst in der Philosophie reflektierten Studierende im Sommersemester 2020 mit Svantje Guinebert über Möglichkeiten, Methoden und Grenzen des Spiels. Dabei wurde das Spiel sowohl als Inhalt der Auseinandersetzung (wie wir sie z.B. bei John Locke und Jean-Jacques Rousseau, bei Immanuel Kant und Friedrich Schiller finden) als auch hinsichtlich der Methode philosophischen Denkens diskutiert. Wieviel Spiel und Ernst sollte in unserem Denken zum Zuge kommen, damit dieses produktiv, erkenntniserweiternd, philosophisch fruchtbar sein kann? Und wie könnte spielend denken in der Praxis aussehen? Entstanden sind dabei unter anderem Aphorismen, die Studierende zum Ausdruck eigener Gedanken formuliert haben, und in denen sich ihr Einfalls- und Gedankenreichtum widerspiegelt:
„denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht“ (Rilke) – Wir haben das Sehen verlernt! Besonders die Philosophen: Die sehen überall nur Dinge, von denen sie mal gehört haben.
Julian Brockhaus
Wo wir nicht frei lernen dürfen, können wir nicht frei denken.
Wo wir nicht frei denken dürfen, können wir uns auch nicht frei entfalten.
Lia Hanslmeier
Der Wagen der akademischen Philosophie, auf den die jungen Denker und Denkerinnen aufsteigen, welcher ins Paradies der Freiheit, mit seinen Landschaften der Schönheit, seinen Städten der Kreativität, seinen Gewässern der Glückseligkeit, seinen Wolken des Friedens und seinen Gärten der Weisheit führen soll, fährt den von der Wissenschaft vorgegebenen Weg und an diesem Paradies vorbei; das Schöne wird akribisch erklärt, für die Kreativität wird klar strukturiert argumentiert, die Glückseligkeit wird zur Illusion und verneint, der Frieden als utopisch verlacht und die Weisheit gleich ganz aus dem Geiste verbannt. Anstatt ins Paradies der Freiheit zu fahren, fährt der Wagen der akademischen Philosophie an ihm vorbei, lässt seine jungen Denker und Denkerinnen an ihr schnuppern, lässt sie leise Töne davon lauschen und flüchtige Bilder erblicken, doch ins Paradies selbst gelangen sie nicht. Erst wenn sie sich voller Mut und Entschlossenheit vom Wagen schmeißen, vom Wege der Wissenschaft abkommen, können sie selbst ihren Weg ins Paradies der Freiheit suchen, um dort an den Blumen der Schönheit zu riechen, um die Freuden der Kreativität zu erleben, um im Wasser der Glückseligkeit zu schwimmen, um durch die Wolken des Friedens zu fliegen und um sich im Garten der Weisheit zu entspannen.
Tom Kobrow
Der Ironische hat für gewöhnlich keinen guten Ruf. Und er kann ihn auch gar nicht haben. Auf diesen Gedanken kommt allerdings schon der nicht mehr, der zu „fest im Leben steht“. Der hat so festes Wurzelwerk, dass sein Geäst darunter verkümmert.
Julian Brockhaus
Hell und strahlend leuchtet der Diamant der Freiheit, fasziniert den Philosophen, doch blendet er den Akademiker. Auf einen Thron stellen möchte ihn der Philosoph, ihn betrachten aus allen Blickwinkeln, seine Lichtstrahlen auffangen in Spiegeln und sein Licht unendlich oft in diesen widerspiegeln, sodass ein Tanz des Funkelns entsteht, wie man es sonst nur vom klaren Sternenhimmel her kennt. Doch der Akademiker möchte den Diamanten in einem Schrank haben, in Reih und Glied neben anderen Steinen. Als zu groß betrachtet muss er geschliffen werden, als zu hell betrachtet muss sein Strahlen gedämpft werden, als unförmig betrachtet muss man ihm eine neue Form geben. Nur dann hat der Diamant der Freiheit für den Akademiker seinen rechten Platz, neben den anderen Steinen der Logik, der Naturgesetze und der Argumentationsstruktur.
Tom Kobrow
Unsere aktuellen Lehr- und Lernmethoden passen in eine einzige kleine Box. Wir müssen den Deckel anheben und hinausspähen, um die Perspektiven, Möglichkeiten und Chancen zu sehen, die uns entgehen.
Lia Hanslmeier
Es war einmal eine Quelle der Weisheit. Von dieser Quelle aus floss die Weisheit durch die Natur, über die Erde, an den Bäumen vorbei, spendete Erkenntnisse und Emotionen allen Lebewesen, mit der sie in Berührung kam. Sie tranken so viel, wie sie durstig waren und nutzten ihren gestillten Durst, um diese Weisheit aufzusaugen, zu verarbeiten und um die Welt zu verbessern. Doch eines Tages traf die Weisheit auf ihrem Weg durch die Natur auf ein besonderes Lebewesen. Dieses Lebewesen kostete die Weisheit und konnte nicht genug bekommen. Sie leitete die Weisheit in von ihr vorgegebene Bahnen, anstatt sie einfach fließen zu lassen. Es baute Dämme, um die Weisheit nicht an bestimmte Orte zu lassen, zwängte sie ein und herrschte über sie, als ob sie diesem Lebewesen gehören würde. Doch irgendwann sprudelte so viel Weisheit aus der Quelle, dass die Dämme brachen, das Lebewesen mit sich riss und sich erneut ihren Weg durch die Natur suchte.
Tom Kobrow
Lernen ist ein aktiver Prozess, der uns von nichts und niemandem abgenommen werden kann. Neben allem „Beibringen“ – das Lernen ist etwas, das sich in jedem einzelnen von uns selbst vollzieht. Deshalb müssen wir an Bildungseinrichtungen nicht nur Raum zum (passiven) Beibringen sondern auch Raum zum (aktiven) Lernen schaffen.
Lia Hanslmeier
Es gibt ein Vorurteil über den Witz: Man sagt sich, er müsse lustig sein. Der Ironische steht auch deshalb schlecht im Kurs, weil er die Anderen lächerlich macht. Nicht viele können ernsthaft über sich selbst lachen!
Julian Brockhaus