FORSCHENDES LERNEN

PROJEKTE MIT RADIO BREMEN

Wir brauchen mehr Inhalte für Jugendliche!“ Mit diesem Auftrag startete Jan Metzger, Intendant von Radio Bremen, im Jahr 2011 ein Umdenken, denn genau 25 Jahre nach dem Start des eigentlich als „junge Welle“ konzipierten Senders Bremen Vier haben dessen Hörer einen verhältnismäßig hohen Altersdurchschnitt von 38 Jahren. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht also vor der Herausforderung, junge Zielgruppen an seine Sender zu binden. Hierbei werden neue Wege gegangen: Dass diese neuen Angebote nicht mehr rein linear präsentiert werden können, sondern vielmehr digital und somit nicht-linear, also online, auch mobil und mit sozialen Netzwerken verknüpft, ist angesichts des allgegenwärtigen Medienwandels allgemein anerkannt. Aus der schon bestehenden Kooperation heraus haben Radio Bremen und das Institut für historische Publizistik, Kommunikations- und Medienwissenschaft, das Lehrinstitut des ZeMKI, beschlossen, hier gemeinsame Wege zu gehen und zwei Projekte in Lehre und Forschung durchzuführen:

Digital Natives in Bremen und umzu: Mediennutzung junger Bremen Vier-Hörer

Dieses Projekt ist der Frage nachgegangen, wie junge Zielgruppen in Bremen, insbesondere Hörer von Bremen Vier, (neue) Medien nutzen und was sie vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Zukunft erwarten. Hierzu haben vier Forschungsgruppen, bestehend aus Bachelor-Studierenden, im Wintersemester 2011/12 und im Sommersemester 2012 mithilfe von teilstandardisierten Leitfadeninterviews, qualitativen Gruppendiskussionen, halbstandardisierten Medientagebüchern und einem standardisiertem Online-Fragebogen jugendliche Bremen Vier-Hörer befragt. Ergebnisse zu den Forschungsbereichen der allgemeinen Medienrezeption, der mobilen Nutzung digitaler Bremen Vier-Angebote, der Bedeutung von Bremen Vier Online für die Freizeit- und Eventgestaltung, der Rezeption bei jugendlichen Migrantinnen und Migranten und zur Marke und dem Image von Bremen Vier wurden Radio Bremen vor dem Zukunftsausschuss des Rundfunkrates abschließend vorgetragen. Das Projekt stand unter der Leitung von Michael Glöckner(Sprecher Radio Bremen) und Marco Höhn (Universitätslektor am IPKM, Institut für historische Publizistik, Kommunikations- und Medienwissenschaft).

Evaluation der tagesWEBschau 

Radio Bremen hat ein weiteres Forschungsprojekt zur Evaluation der tagesWEBschau mit 3.000 Euro gefördert. Die tagesWEBschau ist ein neues digitales Angebot der ARD, eine tagesaktuelle Informationsmöglichkeit, die sowohl linear bei tagesschau 24, als auch nicht-linear/online über stationäre wie auch mobile Endgeräte nutzbar ist. Die tagesWEBschau wird einmal täglich federführend bei Radio Bremen in Kooperation mit dem Hessischen Rundfunk und dem Norddeutschen Rundfunk produziert. Hierzu wurde eine neue Benutzeroberfläche (ein Player) entwickelt, die im Rahmen einer Masterarbeit vor dem offiziellen Start (4. Juni 2012) anhand einer Beta-Version einem Usability-Test zur Prüfung der Gebrauchstauglichkeit bei potentiellen Nutzern unterzogen wurde.

Nach einer ersten Startphase wurde ab September 2012 eine erste Zwischenevaluation durchgeführt. Radio Bremen interessierte die Nutzung des neuen Angebotes durch die Zielgruppe. Hier ging es sowohl um inhaltliche Fragen und die Auseinandersetzung des Publikums damit, als auch um klassische Nutzungsdaten auch vor dem Hintergrund der Medienumgebung der Zielgruppe. Ein besonderes Augenmerk sollten die unterschiedlichen Herkunftskontexte der Teilpublika in der Zielgruppe erfahren. Zur Erhebung dieser qualitativen Daten zur Medienrezeption und aneignung, aber selbstverständlich auch zu Medienkontakt und auswahl, wurden Verfahren wie teilstandardisierte Interviews und Gruppendiskussionen eingesetzt. Die gewonnenen Daten wurden qualitativ-inhaltsanalytisch ausgewertet. Auch dieses Projekt wurde im Rahmen einer Masterarbeit umgesetzt und von Marco Höhn am Institut für historische Publizistik, Kommunikations- und Medienwissenschaft betreut.

 ZeMKIForschungsbericht 2012

Der Innovationsprozess bei der NWZ-Gruppe

Forschendes Lernen zum Wandel eines lokalen Printmediums hin zu einem zukunftsfähigen Medienhaus

Die NWZ-Gruppe ist durch Vermittlung der auf dem Bremer Campus ansässigen Unternehmensberatung Getoq mit der Einladung auf die Medienstudiengänge zu gekommen, die Zukunft des traditionellen Printmediums „Nordwest-Zeitung“ zu erforschen und Konzepte für eine stabile Zukunft der NWZ-Gruppe zu entwickeln. Hierzu wurden in einem zweisemestrigen medienpraktischen Seminar unter der Leitung von Dr. Melina Thomas (Innovationsmanagerin der NWZ-Gruppe) und Marco Höhn (Lektor am ZeMKI) vier Teilprojekte entwickelt: Die Arbeitsgruppe „News 2025“ erforschte über Expertenbefragungen die Nachrichtennutzung im Kontext des Medien- und Gesellschaftswandels im Jahr 2025 und gab Handlungsempfehlungen, wie unterschiedliche Zielgruppen mit alltagsnahen Medienangeboten der NWZ-Gruppe erreicht werden können. Dabei wurde deutlich, dass Flexibilisierung, Individualisierung und Geschwindigkeit weiter voranschreiten müssen, Kooperationen auch über die Medienbranche hinaus (Stichwort: Der intelligente Kühlschrank) notwendig sind und sich die NWZ-Gruppe gesellschaftliche Verantwortung im Bereich der Medienkompetenzvermittlung übernehmen sollte. Die Arbeitsgruppe „Studenten-Abo“ erforschte auf Basis eigener Daten und Analyse von Abo-Systemen außerhalb des Zeitungsmarktes, wie ein neues, vor allem für Oldenburger Studierende, ansprechendes Abonnement der NWZ aussehen sollte. Hier wurde im Ergebnis ein Prototypenvorschlag entwickelt, der App-basiert personalisierte, regionale wie universitäre Themen über Facebook gebündelt und mit Unterhaltungsangeboten gekoppelt einen Mehrwert auf den mobilen Endgeräten schafft. Die Arbeitsgruppe „NWZ-Kinderclub“ analysierte erfolgreiche Angebote für Kinder von diversen Unternehmen, auch außerhalb der Medienbranche. Aus diesen Erkenntnissen heraus wurden Prototypen für Quizangeboten und Erklärvideos entwickelt und mit Kindergruppen evaluiert. Die schon eingeführten NWZ-Figuren „Flux“ und „Fluse“ wurden erfolgreich in die neuen Angebote integriert und können sofort implementiert werden um Kinder mit seriösen und lehrreichen Club-Inhalten zu versorgen. Die Arbeitsgruppe „Medienwerkstatt“ entwickelte das „poppige, schnittige, internetige und meinungsbildende“ Videoformat „Sach an!“ Dabei werden zwei Nutzer in einer Alltagssituation (z.B. in der Fußgängerzone) gebeten, ihre Meinung zu einem aktuellen und kontroversen Thema zu äußern. Die gefilmten Antworten werden in einem neuartigen Format (beide Personen sind im Bild übereinander mit ihren Reaktionen zu sehen) für Smartphones veröffentlicht. Hiermit kann die NWZ ein schnelles und aktuelles Meinungsangebot in Ergänzung zu den bestehenden Inhalten auf den Markt bringen. Das praktische Forschungsseminar hat vor Augen geführt, dass sich die NWZ redaktionell noch stärker den gegenwärtigen Stand digitaler Medientechnologien aneignen und sich verstärkt neuen Formaten, Kooperationen und ungewöhnlichen Ideen zuwenden sollte, dabei aber nicht ihre Stärken „Vertrauen“ und „Regionalität“ außer achten lassen darf.

Marco Höhn, Forschungsbericht 2015

REDAKTIONSPLANSPIEL BY Y-KOLLEKTIV

 
Auf eine Initiative des langjährigen Kooperationspartners Christian Tipke (Geschäftsführer der
sendefähigGmbH) hin haben das ZeMKI und sendefähig (produziert u.a. das Format „Y-Kollektiv“ für funk) im Sommersemester 2019 ein Redaktionsplanspiel für Bachelor- und Masterstudierende der Medienstudiengänge ins Leben gerufen. Lernziele waren z.B. die Organisation von Strukturen und Prozessen in der Medienproduktion einer crossmedialen Redaktion unter Zeit-, Konkurrenz- und Themendruck kennenzulernen, das Themenmanagement innerhalb eines simulierten Rahmenthemas zu üben, sich im crossmedialen redaktionellen Arbeiten auszuprobieren und redaktionelles Handeln hinsichtlich negativer Publikumsreaktionen (Shit Storms, Hatespeech etc.) zu lernen.

Das Redaktionsplanspiel bestand aus einer umfangreichen Simulation des Arbeitsalltags in einer crossmedialen Redaktion hinsichtlich eines vorgegeben Rahmenthemas, welches von den Lehrenden (Marco Höhn (ZeMKI), Christian Tipke, Elena Wolf, Christoph Dohne (alle sendefähig)) im Laufe des Tages dynamisch und teilweise überraschend weitergeführt wurde. Die Seminarteilnehmer*innen konnten die verschiedenen Rollen und Funktionen einer Musterredaktion – von der Chefredaktion bis zur Social Media-Redaktion, von der/dem Chef*in vom Dienst bis zur/zum Moderator*in – besetzen und über mehrere Stunden die strukturierte, kontinuierliche Bespielung mehrerer Medienkanäle, insbesondere unter dem Eindruck negativer Publikumsredaktionen verantworten. Das Redaktionsplanspiel wurde in den Räumlichkeiten des Kooperationspartners sendefähig in den Pusdorf Studios an zwei aufeinanderfolgenden Tagen (11. und 12. Mai 2019) durchgeführt. Technisches Equipment wurde sowohl von sendefähig, als auch vom ZeMKI zur Verfügung gestellt.

Als Rahmenthema wurde folgender Fall simuliert: Eine radikale studentische Gruppe besetzt die SuUB und nimmt Geiseln (Mitarbeiter*innen und Studieren- de), um gegen die Studienbedingungen (Personalmangel, veraltete Infrastruktur, Ökonomisierung des Studiums) an der Universität Bremen zu protestieren.

Um die Simulation zu realisieren wurde ab Oktober 2018 ein Script entwickelt und Szenen, die als Rohmaterial dienten, mit Mitarbeiter*innen der sendefähig als Schauspieler*innen an der Universität gedreht. Zudem wurden Facebook-Gruppen, -Accounts und –Fanpages erstellt, welche u.a. als Rückkanal eines ebenfalls simulierten Publikums dienten und für die Öffentlichkeitsarbeit des fiktiven Senders „Pusdorf-News“ zur Verfügung standen. Während der beiden Tage wurden zudem Pressekonferenzen der Polizei und des Senates simuliert. Obwohl aufgrund der Räumlichkeiten und der technischen Ausrüstung nur 15 Studierende zugelassen werden konnten, zeigten diese sich in der Evaluation sehr begeistert – allerdings auch sehr er- mattet, da die Lehrenden den Zeit- und Produktionsdruck einer realen Redaktion über die zwei Tage immer aufrecht erhalten haben.

Marco Höhn, Forschungsbericht 2019

Lehrprojekt: Produktion von Erklärvideos

 „…oder frag’ Marco“ (2013)

2013 wurde im BA Kommunikations- und Medienwissenschaft eine neue Prüfungsordnung eingeführt, was Marco und eine Gruppe von Studierenden aus dem Master Medienkultur dazu veranlasste, eine Reihe von Erklärvideos zu produzieren.

OMG! Eine neue Prüfungsordnung! Aber keine Panik – mit unseren Videos liefern wir euch die wichtigsten Infos & erklären euch sogar, warum die Neuerungen echt nice sind.

Die neue Prüfungsordnung kommt und wir unterstützen euch, damit der Wechsel so reibungslos wie möglich abläuft. Viel Spaß mit den Videos! 🙂

 

Übersicht der Videos: https://www.youtube.com/channel/UCW3FCgZRRUe7ub8javeHYAg/videos