Reisestart 05.03.2018
Morgens 06:05 Uhr in Bremen: Die Augen sind noch halb geschlossen, trotzdem treffen alle 12 Lernreisenden recht pünktlich am Bahnhof ein. Schnell werden noch die letzten Besorgungen gemacht und dann kann es auch schon los gehen.
Wir nehmen die Nord-West-Bahn nach Vechta, wo wir 30 Minuten Wartezeit mit Kaffee trinken, Spielen und wach werden verbringen. Spätestens als unser Bus Richtung Dinklage fast an uns vorbei fährt, sind alle wach. Zum Glück springt Leo noch rechtzeitig vor den Bus und kann den überraschten Busfahrer davon überzeugen, dass wir wirklich nach Dinklage wollen. Einige Songinterpretationen unsererseits später werden wir irgendwo in der Stadtmitte hinaus gelassen. Dank der Medien- und Orientierungskompetenz des Transportteams kommen wir ohne Zeitstress am Kardinal-von-Galen–Haus an. Dort werden wir freundlich empfangen und erhalten im Laufe des Vormittags einen Einblick in ein außergewöhnliches inklusives Konzept. Nach der Schule heißt es wieder warten. Wir machen aus der Not eine Tugend und genießen die strahlende Sonne vor und an der Kirche. Die Rückfahrt nach Vechta steht unter dem Motto: „Alle rein und stapeln!“
Dort angekommen dürfen wir wieder mal auf den nächsten Zug nach Osnabrück warten. Endlich gibt es die Gelegenheit, die knurrenden Mägen mit gesundem Essen wie Pommes, Döner und Rollo zu füllen. Innerhalb der nächsten dreieinhalb Stunden vertreiben wir uns die Zugfahrt nach Berlin mit Spielen, Lesen, Musikhören, Schlafen, ungewollten Gesprächen mit Zugbekanntschaften und dem Füllen von duftenden Gurkengläsern mit Erwartungen und Befürchtungen zur Lernreise. In Berlin kommt die Medienkompetenz der Transporties wieder zum Tragen, diesmal bedarf es aber ortskundiger Unterstützung um den richtigen Bus zu unserer Unterkunft zu finden. Nach der erfolgreich gelösten Schlüssel-Schnitzeljagt müssen wir „nur noch“ das letzte Abenteuer durchstehen: Nicht alle sind von der Sicherheit des türlosen Lastenaufzugs überzeugt. Tatsächlich bleibt er schon nach den ersten drei Sekunden Fahrt stecken. Für die Aufregung werden wir mit einer gemütlichen Herberge belohnt. Dank „Späti“ können wir den langen und anstrengenden Tag mit einem Feierabendbier ausklingen lassen.
Dann schreib ich mich halt selber – euer Blog
Boah, was für eine treulose Bande! Am Anfang wurde ich als elementares Dokumentationsinstrument ins Leben gerufen und dann? Dann wird erst zwei Tage nach Start der Reise ein kurzer Bericht gegeben, um mich anschließend leer und verlassen links liegen zu lassen. Stattdessen reflektieren sie den ganzen Tag über eine Schule, kochen irgendwas, halten Teamsitzungen bis spät in die Nacht, singen, spielen und besuchen die nächste Schule. Erst vor kurzem haben sie Geburtstag gefeiert und sogar zwei Kuchen gebacken. Die Zeit hätte man doch auch am Laptop verbringen können! Statt die Reflexion effizient zu gestalten, fand zu Beginn ein Warm up, im vier Stockwerke weiter unten befindlichen Innenhof, statt, welches zu allem Überfluss noch die belustigte Aufmerksamkeit der Nachbarn auf sich zog. Neben ständigen Einkaufsbummeln beim örtlichen Lidl, um die hungrige Meute mit Nahrung zu versorgen, halten sie sich mit Fahrstuhlrettungsaktionen von der Arbeit ab. Dabei werden sie von fremden Menschen abgelenkt, die mal wieder im Fahrstuhl stecken geblieben sind und aus alleiniger Kraft nicht den Weg nach oben finden – wofür gibt es eigentlich die Feuerwehr? Sogar Kleinigkeiten, wie: „Ist die Aufteilung eines Badezimmers auf zwölf Personen möglich?“, oder „Wer nimmt wann welchen der fünf Schlüsselbunde mit?“, arten in endlosen Diskussionen aus. Am Donnerstagabend haben sie dann den Vogel abgeschossen! Die Gruppe war tatsächlich der Meinung, dass Zeit zum Freunde besuchen wichtiger wäre, als sich um mich zu kümmern! Sie sagten so etwas wie: „Den habe ich schon seit x Jahren nicht gesehen“ – wie peinlich ist das denn?! Nur zwei Personen brachten mir die gebührende Liebe und Zuwendung entgegen, indem sie sich mit dem Bericht zur letzten besuchten Schule beschäftigen. Na gut auch sonst wurden Gedanken an mich verschwendet und vielleicht waren sie doch auch ganz schön beschäftigt. Hauptsache ist, dass sich jetzt endlich mal was tut und die angefangenen Berichte fertig werden, damit auch ihr an der Lernreise teilhaben könnt! Also freut euch auf bald erscheinende Berichte!
Einblick in unsere Reflexion
Damit unser Blog nicht noch trauriger wird, möchten wir euch an unserer Reflexion teilhaben lassen. Wir nutzten den Samstag dazu, unsere gewonnen Eindrücke zu ordnen und zu erweitern. Ein Thema über welches wir in der Woche diskutierten und welches wir am Samstag vertieft haben, war die Teamarbeit. Das Ergebnis unserer Haltung zu Teamarbeit führen wir nun auf:
Die Basis einer guten Teamarbeit ist das Arbeiten auf Augenhöhe. Dafür bedarf es einer echten wertschätzenden Haltung und einem angemessenen Umgang miteinander. Differenzen sollten nicht als unüberwindbare Hürde wahrgenommen werden, sondern als Entwicklungschance erkannt und genutzt werden. Jede/-r sollte sich seiner Stärken und Schwächen bewusst sein/werden und es als kontinuierliche Aufgabe sehen, sich nach den eigenen Möglichkeiten weiter zu entwickeln. Es sollte sowohl von personeller Seite, als auch von struktureller Seite (auch auf Leitungsebene) gewünscht und eingefordert sein, in den Austausch zu gehen. Dies können unterschiedliche Mechanismen sein, wie gemeinsame Vorbereitungstage, wöchentliche Teamtreffen (Groß- und Kleinteams), gegenseitige Hospitationen und Nutzung eines Feedbacksystems. Dafür sollten entsprechende (feste) Zeitfenster eingeräumt werden.
Teamarbeit kann Spaß machen und ergiebig sein; sie ist immer eine Herausforderung, deshalb ist es wichtig, dass alle Beteiligten in der Lage sind, angemessen Kritik zu geben und diese anzunehmen. Dabei spielt Ehrlichkeit eine große Rolle, wie beispielsweise zuzugeben, dass Aufgaben mit den gegebenen (zeitlichen) Ressourcen nicht zu bearbeiten sind. Letztlich gilt: Gelungene Teamarbeit kann mehr „freisetzen“ als alleine überhaupt denkbar ist.