Anmerkung: Ich habe den Menschen nach ihrem Erscheinungsbild Geschlechter zugeordnet, die Bezeichnung „Mann“, „Frau“ beziehen sich auf die stereotypen Geschlechterbilder unserer Gesellschaft.
Es ist Samstag der 14. Januar 2023 um 20:30 Uhr. Ich befinde im Noon/ Foyer Kleines Haus. Um 21 Uhr soll das Konzert „Club: Rob and Flammer Dance Band“ beginnen. Ich bin schon seit 18 Uhr hier und darf für ein Seminar hinter die Kulissen blicken. Ich habe bereits den Soundcheck erlebt und mit einigen Beteiligten gesprochen.
Jetzt sitze ich hier an einem der Tische. Der Raum ist offen gestaltet. Das DJ Pult wurde gerade aufgebaut und die Mitarbeiter warten auf die Gäste. Die Eingangstür befindet sich hinter mir. Mein Blick ist auf die DJs gerichtet. Links von mir befindet sich die Bar. Hinter dieser steht ein junger Mann mit beigem Oberteil, heller Hose und seine Arme sind Tätowiert. Da kommt auch eine junge Frau rein und begrüßt ihn fröhlich, indem sie ihn umarmt.
Ich entscheide mich dazu, meine Jacke zur Garderobe zu bringen, die sich rechts von mir befindet. Zwei junge Menschen stehen an der Garderobe, um die Jacken entgegen zu nehmen, ich spreche sie an und frag, ob sie im weiteren Verlauf des Abends bereit wären ein Interview zu geben. Die beiden in schwarz gekleideten Menschen sind interessiert und bereit später einmal mit mir zu sprechen.
Ich mache den anderen Menschen Platz, die ebenfalls ihre Jacken und Mäntel abgeben wollen und mache mich auf den Weg zurück an meinen Tisch, wo auch meine Begleitung sitzt. Als ich ankomme, ist eine der Mitarbeiterinnen dort, um uns unsere roten Armbändchen zu geben, mit denen wir zeigen, dass wir Besucher des Konzertes sind. Nachdem sie gegangen ist, setzte ich mich auf die Bank, diesmal habe ich die Eingangstüre im Blick und kann beobachten, wer alles den Raum betritt und zu dem Konzert kommt.
Es füllt sich langsam. Der DJ spielt seine Musik, aber die nehme ich kaum wahr. Ich konzentriere mich auf das Treiben um mich herum. Da sind sehr unterschiedliche Menschen. Das Alter ist durchmischt. Viele holen sich noch ein Getränke und setzten sich an die umliegenden Tische oder stellen sich an den Rand und unterhalten sich angeregt. Alle scheinen gespannt zu sein, kaum einer weiß, was ihn gleich auf der Bühne erwarten wird.
Rechts neben mich setzten sich zwei ältere Damen einander gegenüber. Sie trinken Wein. Links neben mir sitzen zwei Männer die Bier trinken.
Ich beobachte eine junge Frau mit kurzen dunklen Haaren, sie ist ganz in weiß gekleidet und ist für einen Moment allein. Sie schaut sich um, als würde sie überlegen was sie als nächstes tun sollte. Da wird meine Aufmerksamkeit schon wieder zur Türe gezogen. Zwei ältere Damen betreten den Raum. Sie scheinen über siebzig zu sein. Die eine geht an einem Stock. Sie holen sich ihre Bändchen und bringen ihre Mäntel zur Garderobe.
Schon wieder geht meine Konzentration zu einem anderen Menschen, der Tontechniker kam auf mich zu und meinte, dass er nun Zeit für ein Interview habe. Er hat sich noch einen Kaffee geholt und dann sind wir hinter die Bühne gegangen, und wir konnten ein paar Fragen für unser Seminar stellen. Von einem Lichtdurchfluteten, hellen und lauten Raum, kamen wir in einen abgedunkelten Raum, in dem man das Geschehen von draußen noch dumpf wahrnehmen kann.
Er erzählt uns ein wenig von seiner Arbeit und auch von dem Soundcheck, den wir zuvor mitverfolgen durften. Er hat uns fast zehn Minuten lang von seiner Arbeit erzählt, in dieser Zeit lag mein Fokus ganz bei uns. Nach dem Gespräch habe ich wieder die Menschen und Geräusche um uns herum wahrgenommen. Vor der Bühne hat sich der Raum etwas gefüllt.
Wir sind auf der Suche nach weiteren Personen, die wir interviewen können und sehen zwei Damen. Wir sprechen sie an und sie berichten voller Vorfreude, dass sie schon häufiger bei der Veranstaltungsreihe Club des Theater waren. Sie kennen die Künstler nicht, die gleich auf der Bühne stehen werden, aber die vergangenen Veranstaltungen seien immer gut gewesen.
Es kommen nach und nach mehr Menschen von draußen in den Raum. Also suchen wir uns einen Platz, relativ weit hinten, neben den Tontechnikern. Von dieser Stelle aus kann ich alle Menschen beobachten, die den Raum betreten. An der Decke hängt eine Diskokugel, die mit bunten Farben beleuchtet wird. Ich blicke Richtung Bühne. Rechts befinden sich zwei Türen, durch die jeder gehen muss, der den raum betreten möchte. Neben mir steht eine Frau, sie scheint sich auf das Konzert zu freuen. Sie trägt ein T-Shirt, hat sich eine Jacke um die Hüfte gebunden und ihre Haare fallen offen über ihre Schultern.
Da sehen ich wieder die alte Dame, die mir bereits an der Eingangstüre aufgefallen ist. Sie ist klein und geht am Stock, aber das hält sie nicht davon ab, sich einen Weg durch die Menschen zu bahnen und sich einen guten Platz zu suchen. Sie kann kaum die Bühne sehen, da all die anderen Menschen ihr die Sicht versperren, das sehen die Mitarbeiter und holen sie auf die kleine Anhöhe der Tontechniker hoch.
Es dauert noch eine ganze Weile bis das Konzert beginnt. Aber am Ende war es ein voller Erfolg, die meisten Menschen waren begeistert, von dem was ihnen geboten wurde.
Mir ist bei meiner Beobachtung aufgefallen, wie schwer ist in so einem großen Raum sich zu fokussieren. Es passiert so vieles um einen herum, dass die Aufmerksamkeit ständig neu beansprucht wird. Es waren viele Menschen, so vieles ist zur gleichen Zeit passiert.
#4 von Sophia
sehr spannend zu lesen und zu hören wie die Menschen sich auf die Veranstaltung freuen. Das ist doch immer am besten, wenn alle gemeinsam Spaß haben.. Fand sehr interessant, dass bei der Veranstaltung nahezu alle Altersklassen vertreten sind und du dann auch noch beschreibst wie offen die Gäste waren und zum Teil die Künstler gar nicht vorher kannten.
Deinen Aspekt, dass es schwer ist alles im Blick zu behalten, bei einer großen Räumlichkeit kann ich sehr gut nachvollziehen