„MATHEMATISCHE LEISTUNGSUNTERSCHIEDE“

1. Nein, Unterschiede in den Leistungen von Schülerinnen und Schülern in Mathematik sind kein Grund zur Sorge. Wie auch in allen anderen Fächern gibt es immer Unterschiede zwischen den SuS, schlichtweg alleine schon durch die Heterogenität in Sachen Interesse und Engagement. Des weiteren haben viele SuS wenig Interesse an der „höheren“ Mathematik, da sie der Meinung sind es nie wieder brauchen zu müssen.

2. Ob Spiele einen positiven Beitrag zur Verkleinerung der Leistungs-Heterogenität haben hängt von der Klassenstufe ab. Aus Lehrenden-Sicht wird der Punkt kommen an dem die Frage aufkommt ob Spiele nicht zu ineffizient sind um komplexere mathematische Probleme anzugehen. Aus der Sicht der Schüler wird es früher oder später zu der Frage kommen ob sie nicht zu alt für Spiele sind und vielleicht intellektuell unterschätzt werden.

3.1 Die erste Beobachtungsaufgabe wäre herauszufinden ob man irgendwie nachweisen kann ob ein spielerischer Ansatz effektiver sein kann als ein klassischer Ansatz.

3.2 Die zweite Beobachtungsaufgabe wäre zu observieren wie spielerische Ansätze in höheren Klassenstufen umgesetzt werden können.

„LEISTUNGSHETEROGENITÄT“

1. Der Vorlesung von Prof. Dr. Idel liegt die Gegenüberstellung des allseits bekannten Frontalunterrichts, welcher den Lehrkörper als Vermittler von Wissen vor der Klasse platziert und dem individualisierten Unterricht, der den Lehrkörper als Förderer von Wissen unter den SuS platziert zu Grunde. Wirklich wichtig hierbei ist wie sehr sich diese beiden Konzepte im Bezug auf ihre Fähigkeit, den Lehrkörper die Möglichkeit zu geben auf die unterschiedlichen Leistungsstände der Schüler einzugehen, unterscheiden.

2. Auch wenn der individualisierte Unterricht überlegen erscheint, ist es sehr schwer ihn umzusetzen, da der damit verbundene Zeitaufwand unglaublich hoch ist. Bei einer zu großen Klasse wäre ein einzelner Lehrkörper möglicherweise auch nicht im Stande jeden einzelnen SuS die Aufmerksamkeit zu bieten die benötigt wird. Die daraus resultierende Maßnahme wäre dementsprechend entweder kleiner Klassen oder ein neues System, in dem mehr als ein Lehrkörper pro Klasse eingesetzt wird. Beide dieser Szenarien sind mit einem erhöhten Personalaufwand verbunden und sollten mit der tatsächlichen Notwendigkeit von übermäßig individualisiertem Unterricht abgewogen werden.

3. Als Beobachtungsaufgabe würde es mich interessieren ob es erfahrene Lehrkörper schaffen können einen Kompromiss zu finden und den individualisierten Aspekt in den Frontalunterricht einfließen zu lassen.

„GENDER-PÄDAGOGIK“

1. Grundlage der Gender-Pädagogik ist eine tiefsitzende Stereotypisierung der biologischen Geschlechter Mann und Frau. Aufgrund der Annahme, dass ein Geschlecht dem anderen in bestimmten Fächern überlegen ist, aber auch in manchen unterlegen ist, führt zu einer bestimmten Erwartungshaltung der Lehrkräfte, was sich wiederum ungerecht auf die Benotung auswirkt. So werden potenziell bessere Noten vergeben wenn aufgrund des Geschlechts eine schlechte Erwartung übertroffen wurde, auch wenn die Leistung objektiv und unabhängig vom Geschlecht ’schlechter‘ gewesen ist.

2. Sehr offensichtlich kann man dieses Phänomen im Sportunterricht observieren. Im meiner schulischen Laufbahn ist es nicht selten vorgekommen, dass Mädchen und Jungs in getrennten Gruppen dem Sportunterricht nachgehen. Ich kann verstehen, dass bei präzise messbaren Leistung-Nachweisen wie Weit-Wurf, aufgrund biologischer Unterschiede, andere Standards verwendet werden müssen um eine faire Note verteilen zu können, allerdings trifft das nicht auf den Sportunterricht als gesamtheitliche Einheit zu. Bei Team-Sportarten wie Basketball wurde immer in gemischten Teams gespielt und die Noten wurden nicht gemessen an den Ball-Kontakten, gemachten Körben oder ‚Assists‘, sondern an Engagement, Teamfähigkeit und dem Sportlichkeit (Manieren innerhalb des Spiels, nicht physische Sportlichkeit). Diesen Ansatz halte ich für besser als einen rein statistischen.

Um eine übermäßig aufgebesserte Note durch übertreffen einer negativ annotierten Erwartungshaltung, auf eine andere heterogene Gruppe zu beziehen, kann ich mir vorstellen, dass Lehrkräfte in ein moralisches Dilemma geraten wenn sie Deutsch-Klausuren von SuS mit anderssprachigen Hintergrund benoten. Dies beruht auf einem ähnlichen Grundsatz wie im Falle der Gender-Vorurteile, allerdings könnte man argumentieren, dass hier Motivation und Inspiration zum verbessern der Deutschkenntnisse eine nicht unwichtige Rolle spielen.

3. Als Beobachtungsaufgabe würde ich gerne herausfinden ob sich in den letzten Jahren Veränderungen in Sportunterricht sichtbar gemacht haben. Meine Hypothese wäre, dass auf Grund der erhöhten Nachfrage nach Geschlechter-Gleichstellung und Gleichberechtigung die Schulen gedrängt wurden Änderungen vorzunehmen.

„BEGEGNUNGSPÄDAGOGIK“

1. Der zentrale Aspekt der Begegnungspädagogik ist das gegenseitige Kennenlernen, also über andere Religionen, Perspektiven und Kulturen zu lernen und diese zu verstehen. Allerdings können auch einige Probleme auftreten. Als Beispiel hierfür hat Frau Dr. Kenngott das „interkulturelle Frühstück“ vorgestellt. Die Teilnehmer werden gebeten Speisen und Getränke ihrer jeweiligen Kultur/Herkunft mitzubringen. Diese Aufgabe wirft allerdings die Frage auf, was eigentlich die eigene Kultur oder Herkunft ist. Wenn man zur Hälfte Franzose und zur Hälfte Deutscher ist, soll man nun das stereotypische Baguette oder das stereotypische Butterbrot mitbringen? Die Schüler werden wenn auch unterschwellig dazu verleitet sich einer Gruppe zuzuordnen, zu der sie vielleicht keine wirkliche Verbindung haben.

2. Um das ganze auf den Religionsunterricht zu beziehen, in meiner gesamten schulischen Laufbahn habe ich noch nie gesehen, dass ein muslimischer oder jüdischer Religionsunterricht angeboten wird. Es gab immer nur christlichen Religionsunterricht und Werte und Normen. Es findet also wieder eine sehr starke Generalisierung statt, entweder man gehört dem Christentum an oder „den anderen“. Dies soll allerdings kein Vorwurf sein, sondern lediglich eine Observation. Es ist verständlich, dass es organisatorisch unmöglich ist Kurse für jede Religion anzubieten. Außerdem wurden im Werte und Normen Unterricht Einblicke in so ziemlich alle größeren Religionen gewährt, darunter auch in den Buddhismus und den Hinduismus. Die Wahl zwischen dem Religionsunterricht und dem Fach Werte und Normen ist eine Frage von Qualität oder Quantität. Will man viel über die Religion lernen, die Deutschland zum größten Teil ausmacht oder will man etwas weniger über alle anderen Religionen lernen? Aus diesem Grund sieht es zwar auf den ersten Blick so aus als ob das Christentum bestimmte Privilegien besitzt, allerdings ist es diese Aufteilung ein guter aber vor allem effektiver Ansatz um sowohl die „Hauptreligion“ des Landen als wichtiges und vor allem unabhängiges Fach zu wahren, als auch die viel zu diverse religiöse Pluralität der Schüler in einem einzigen Fach zu sammeln.

3. Als Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika würde ich gerne etwas mehr über den traditionellen Religionsunterricht in Erfahrung bringen, da sich der Großteil meiner Erfahrung auf den Werte und Normen Unterricht bezieht. Werte und Normen war schon immer ein Fach, das sehr neutral mit dem Thema Religion behaftet war. Auf Grund dessen würde ich gerne in Erfahrung bringen wie klassischer Religionsunterricht mit anderen Religionen umgeht.

„DOPPELTE HETEROGENITÄT“

Die doppelte Heterogenität besagt, dass Menschen nicht nur auf Grund von Herkunft, Kultur, Religion und sozialem Status, sondern auch im Bezug zur unterschiedlicher Prägung heterogen sind. Die gesammelten Erfahrungen, Erlebnisse und Erinnerungen, die über die Jahre gesammelt werden, führen zu verschiedenen Interpretation und unterschiedlichen Ansichten, Meinungen und Emotionen gegenüber Begriffen die nicht universell definiert werden können, sondern dessen Definition von Person zu Person anders ausgelegt werden kann. Dabei gibt es keine grundlegend falsche Antwort, da es keine tatsächlich universell richtige gibt. Solche Begriffe sind so genannte „unstrukturierte Begriffe“. Freiheit ist einer solcher Begriffe. Schaut man in ein Lexikon so findet sich eine sehr präzise Antwort, aber wenn man 100 Menschen auf der Straße nach ihrer Definition von Freiheit befragt, so wird man eine Vielzahl von verschiedenen Antworten erhalten, alle unterschiedlich auf Grund von ihrer individuellen Prägung und Verbindung zu diesem Begriff.

Gerade in der Politikwissenschaft hat die doppelte Heterogenität erhebliche Relevanz. Viele Begriffe der Politikwissenschaft sind sehr polarisierend und wurden schon oftmals hinterfrage, interpretiert und definiert. Da über die Generationen hinweg die Menschen aus den unterschiedlichsten geschichtlichen Perioden, den verschiedensten Bildungs- und Gesellschaftsschichten und aller erdenklichen Kulturen Stellung zu den elementarsten Begriffen der Menschheit bezogen haben könnte der Begriff der doppelten Heterogenität nicht relevanter sein. Mit den kommenden Generationen wird diese „Tradition“ weitergehen und die nächste Generation, geprägt durch eine neue Zeit, wird unseren Standpunkt hinterfragen – so wie wir den der Generation vor uns hinterfragt haben.

Politische und philosophische Begriffe die allgegenwärtig bekannt sind aber selten tatsächlich hinterfragt werden, wie Freiheit, eignen sich hervorragen um eine Vielzahl von heterogenen Meinungen zu generieren, da so gut wie jeder Mensch in seinem Leben schon mal darüber nachgedacht hat, aber wahrscheinlich jeder eine andere Verbindung zum Begriff hat. Die Erhebung dieser Vorstellung von „Freiheit“  kann auf eine Vielzahl von Arten vorgenommen werden:
1. Mindmap: der zu definierende Begriff wird in die Mitte einer Tafel, eines Whiteboards oder in Form von Kärtchen an einer Oberfläche platziert. Die Schüler und Schülerinnen bekommen eine gewisse Zeit zum überlegen und werden aufgefordert von dem zentralen Begriff aus so genannte „Äste“, in Form von Linien mit Wörtern, die ihnen zu besagtem Begriff einfallen, zu ziehen. Die „Äste“ können beliebig oft weiter aufgeteilt werden, somit kann sich jeder beteiligen auch wenn einem nichts zu dem Begriff im Zentrum einfällt.
2. Spontanes Denkspiel: ein Begriff wird ausgewählt und die Schüler (oder der Lehrkörper) werden durch einen spontanen Aufruf dazu aufgefordert das erste Wort zu sagen was ihnen zu dem ausgewählten oder einem darauf folgendem Wort einfällt. Die spontane Auswahl könnte durch ein zugeworfenes Objekt wie einen Ball oder durch eine Kette erfolgen, in der der letzte, der an der Reihe war eine neue Person zufällig aufruft.
3. Plenum mit zufällig gezogenen Denkanstößen: hierbei könnten Meinungen und Ideen zu einem zu definierenden Begriff auf Zettel geschrieben werden, die im Anschluss gefaltet und in einen Behälter gegeben werden. Aus diesem Behälter kann danach anonym ein Zettel gezogen werden und in einer Art Plenum diskutiert werden.

Eine interessante Beobachtungsaufgebe für ein kommendes Praktikum wäre es zu observieren was Lehrkörper sowie Schüler zu alltäglichem Begriffen einfallen würde, der allerdings sehr philosophische Ausmaße annehmen können, wie zum Beispiel der Begriff „Freiheit“ oder der Begriff der „Menschlichkeit“. Außerdem wäre es sicher faszinierend zu beobachten wie sich Schüler und Lehrer gegenseitig Denkanstöße geben, da die Lehrer den Schülern mit ihrer (wahrscheinlich) höheren Lebenserfahrung weiterhelfen könnten und die Schüler den Lehrern mit der Perspektive einer neueren Generation einen neuen Ausblick auf den Begriff liefern könnten.

„SOZIOKULTURELLE HETEROGENITÄT“

Trotzdem meine Herkunft nicht zu einhundert Prozent deutsch ist und ich auf eine Schule gegangen bin, die ein sehr weites Spektrum an Schülern hatte, habe ich kaum Erfahrung darin wie Schulen den Umgang mit Heterogenität regeln und fördern. Das Zusammenleben und die gegenseitige Akzeptanz waren für uns selbstverständlich.

Die letzte Schule die ich besucht habe war eine berufsbildende Schule, eine so genannte BBS. Die BBS war in verschiedene Fachrichtungen wie zum Beispiel Wirtschaft oder Technik eingeteilt und weitergehend in Auszubildende, Fach-Abiturienten und Abiturienten. Aufgrund dieser Aufteilung kann ich nur für meine Erfahrungen in den Abiturklassen des Fachbereichs Wirtschaft sprechen und ich muss sagen, dass ich trotz einem weiten Spektrum von Schülern keine negativen Spannungen aufgrund von verschiedener Herkunft verspüren konnte – dies bezieht sich sowohl auf die soziale, als auch auf die kulturelle Herkunft.

Dieses freundschaftliche Miteinander kann mehrere Gründe gehabt haben, es könnte sein, dass wir zu erwachsen waren und die Diskriminierung von Mitschülern für uns einfach nicht von Interesse war oder wir einfach aus einer Generation sind, in der Heterogenität zum Alltag gehört und selbstverständlich ist. Möglicherweise hat auch einfach die Struktur der Schule eine gewisse Heterogenität und Offenheit ausstrahlt, die sich positiv auf die Psyche der Schüler ausgewirkt hat, denn ob nun Abiturienten, anstrebende Künstler und Designer oder Mechaniker, letztendlich sind alle aus ihren Trakten geströmt und haben zusammen die Pause, Sportkurse oder außerschulischen Aktivitäten verbracht. Aus diesem Grund waren wirklich handfest und aktive Maßnahmen von Seiten der Schulleitung zur Förderung des Zusammenlebens einfach nicht nötig und daher kann ich keine konkrete Kategorisierung der Maßnahmen, Projekte oder Initiativen, die ich im schulischen Umfeld zum Umgang mit soziokultureller Heterogenität kennen gelernt habe durchführen.

Aufgrund meiner geringen Erfahrungen mit aktiven Maßnahmen zur Förderung von soziokultureller Heterogenität würde ich in kommenden Praktika gerne genauere Observationen diesbezüglich vornehmen. Es wäre es für mich interessant zu sehen welche Auswirkungen tatsächliche Projekte oder Initiativen haben können.

Für die Zukunft bin ich der Meinung, dass Verständnis und Akzeptanz nicht erzwungen werden kann. Ich habe viel über Projektwochen gehört, die mehr Akzeptanz innerhalb von Heterogenen Schülerschaften erzeugen sollen, allerdings befürchte ich, dass diese Veranstaltungen auf Zwang beruhen und die Schüler mitmachen, weil sie es müssen und nicht weil sie es möchten. Wenn man den Fokus darauf legen würde die Klassen näher zusammen zu schweißen anstatt eine generelle Akzeptanz für jeden der anders ist zu erzwingen, würden Verständnis und Akzeptanz durch die vielfältige Natur der heutigen Klassen-Konstellation auf eine natürlichere Weise folgen.

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