RV04 // Dr. Nadja Belova // Chemie – Kein Fach für alle? Gesellschaftskritische Ansätze aus der Chemiedidaktik

Formulieren Sie basierend auf den Vorlesungsinhalten drei Thesen, die für Sie (!) einen modernen Chemieunterricht für alle ausmachen. Orientieren Sie sich gerne an den Grundannahmen von STL (Scientific and Technological Literacy for All), setzen Sie jedoch eigene Schwerpunkte.

Das Thema der Vorlesung vom 04. Mai 2021 war „Chemie-Kein Fach für alle? Gesellschaftliche Ansätze aus der Chemiedidaktik“. Das Ziel dieser Vorlesung von Frau Nadja Belova, Chemieprofessorin an der Universität Bremen, war es, uns beizubringen, welche Aspekte des Alttags mit Chemie zu tun haben, warum Chemie wichtig ist, welche Probleme das Chemieunterricht heutzutage noch hat und wie man es verbessern könnte, damit man Chemie nicht mehr als etwas Fremdes betrachtet, sondern in den Alltag miteinbezieht.

Das ist auch das Prinzip der Scientific Literacy, das heißt „die Fähigkeit, naturwissenschaftliches Wissen anzuwenden, naturwissenschaftliche Fragen zu erkennen und aus Belegen Schlussfolgerungen zu ziehen, um Entscheidungen zu verstehen und zu treffen, welche die natürliche Welt und die durch menschliches Handeln an ihr vorgenommenen Veränderungen betrifft. (OECD – PISA Konsortium 1999)

Nach dieser kurzen Einführung werde ich einige Thesen formulieren, die meiner Meinung nach einen modernen Chemieunterricht für alle ausmachen könnten.

1. Damit der Chemieunterricht Wissen beibringen kann, das als allgemeine Bildung betrachtet werden kann und im Alltag verwendet werden kann, sollte man versuchen, gesellschaftliche Themen mit in den Unterricht einzubeziehen. Damit wird es den Schüler*innen beigebracht, dass Chemie auch im Alltag nützlich ist.

2. Um einen produktiven Chemieunterricht zu erreichen, sollte man mit den Schüler*innen Aktivitäten machen, in denen sie mitmachen können. Durch Interaktion könnte man Themen besser verstehen, die sonst nur theoretisch behandelt schwierig zu verstehen sind.

3. Ein dritter Vorschlag wäre der Besucht von Fabriken oder Einrichtungen, in denen es viel mit Chemie gearbeitet wird. Dadurch könnte bei manchen Schüler Interesse für praktische Chemie entstehen.

Reflektieren Sie auf Basis der Vorlesungsinhalte und des Grundlagentextes, inwieweit chemisches Wissen im Allgemeinen und naturwissenschaftliches Wissen im Speziellen aus Ihrer Sicht als Teil des Allgemeinwissens (im Sinne einer „Scientific Literacy for All“) angesehen werden kann. Beziehen Sie hier auch ihre eigenen Erfahrungen aus dem schulischen Chemieunterricht/Ihrem Alltag ein.

Sowohl chemisches Wissen als auch naturwissenschaftliches Wissen können als Teil des Allgemeinwissens, das heißt als „Scientific and Technological Literacy for All (STL)“, angesehen werden.

Durch die Einschließung einer gesellschaftlichen Perspektive in der naturwissenschaftlichen Bildung, kann man die gelernten Inhalten in den Alltag einbeziehen und sie praktisch verwenden. Das Chemieunterricht bringt den Schüler*innen nämlich nicht nur theoretisches Wissen bei, sondern trägt auch beim Erreichen allgemeiner Bildungsziele bei: „Naturwissenschaftlicher Unterricht ist integraler -nicht separater- Teil allgemeiner Bildung“

(Holbrook, Rannikmae STL-Guidebook, Paper presented at the YORK CEFIC/ICASE Conf. July 2000)

(vgl. RV04, Folie 12)

Durch das STL-Unterricht verbessern Schüler*innen ihre kommunikative Fähigkeiten, sie lernen, wie man Denkleistungen höherer Art bringen kann, wie man im Unterricht und im Alltag aktiv mitmacht und sie üben, Theorie mit Praxis zu verbinden.

Persönlich hätte ich mir gewünscht, in meiner Schulzeit einen Scientifical and Technological Literacy – Unterricht gehabt zu haben. Ich war bisher selber eine dieser Personen, die gedacht haben, dass man Chemie nicht braucht, weil sie zu theoretisch ist und Themen betrachtet, die mit dem Alltag nichts zu tun haben. Leider war ich wegen meiner Schulerfahrung und meiner Chemielehrer*innen dieser Meinung. Bei mir war immer der Fall, dass sich die Chemielehrer*innen zu stark auf Fachwissen und kaum auf allgemeine Bildung konzentriert haben: das Ergebnis davon war es, dass wir Schüler*innen nie gelernt haben, wie man Naturwissenschaften und vor allem Chemie praktisch verwenden kann. Aufgrund des wenigen Budgets meines Gymnasiums haben wir nie die Möglichkeit gehabt, ins Chemielabor zu gehen, um chemische Experimente zu machen. Ein Nachteil eines solchen Chemieunterrichtes ist es, dass man als Schüler*in denkt, dass man Chemie nicht kann. Da es auch mein Fall war, habe ich in den letzten Jahren und vor allem nach dieser Vorlesung verstanden, wie wichtig die Rolle der Lehrer*innen ist: „Lehrkräfte sind der Schlüssel zum Erfolg bei jeder Bildungsreform“.

(Hattie, 2009) (vgl. RV04, Folie 27)

In einem Interview zur Sinnhaftigkeit des Hinterfragens naturwissenschaftlicher Informationen in sozialen Medien (zum Beispiel naturwissenschaftsbasierter „Fakenews“) sagte eine Lehrkraft: „Es ist blöd zu sagen, aber es ist im Endeffekt eine intellektuelle Grenze für mich; also auch-… oder Lebensumstandsgrenze, wenn die [Anm.: Die Schüler*Innen] einfach in ihrem Lebensumfeld so anders damit umgehen und nur plakative Äußerungen sozusagen verbreiten und nutzen und das auch völlig in Ordnung ist in deren Umfeld, so…, dann werden die da nicht rauskommen. Also das schaffen die dann alle nicht, das geht dann nicht, das ist dann so Kampf gegen Windmühlen.“. Verfassen Sie eine Antwort darauf.

Heutzutage liest man immer häufiger Fake News im Internet und vor allem bei den sozialen Medien. Diese Fake News beziehen sich auf alle Themen, daher können sie auch naturwissenschaftsbasiert sein. Der Nachteil ist, dass Leute und vor allem Schüler*innen, die sich mit solchen Themen nicht so gut auskennen oder die sich darüber bilden möchten, falsche Informationen bekommen und eine unkorrekte Vorstellung von wichtigen Themen entwickeln.

Social Media Literacy” sollte auch im naturwissenschaftlichen Unterricht gefördert werden.“. Mit Social Media Literacy, oder Medienbildung, versteht man die „Koexistenz von Lernen mit und über Medien.“ (vgl. RV04, Folie 33,34)

Im oben genannten Zitat wird von einer Lehrkraft ausgedrückt, dass es schwierig ist, den Schüler*innen beizubringen, wie man die richtigen Nachrichten von den falschen unterscheidet. Sie sagt, es sei wie ein Kampf gegen Windmühlen, manchen Leuten darüber zu bilden, wie man Fake News erkennt, weil es unmöglich sei, dass diese Leute ihre Denkweise ändern.

Meiner Meinung nach ist es unkorrekt, diese Medienbildung a priori zu vermeiden, mit dem Grund, dass es schwierig sei, eine neue Denkweise bei den SuS beizubringen. Indem man kein Wissen über Medien und deren möglichen Probleme mitteilt, benachteiligt man den Schüler*innen und ermöglicht man kein Verständnis über die Erkennung richtiger und falscher Informationen.

Quellen:

1. Power Point: RV04 „Chemie – Kein Fach für alle? Gesellschaftskritische Ansätze aus der Chemiedidaktik“ – Nadja Belova

2. OECD – PISA Konsortium 1999

3. Holbrook, Rannikmae STL-Guidebook, Paper presented at the YORK CEFIC/ICASE Conf. July 2000

4. Hattie, 2009

5. Belova & Eilks, 2015

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