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RV07: Prof. Dr. Frank J. Müller – Auf dem Weg zu einer Schule für alle

Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler/-innen mit Förderbedarf?

Durch das Aussondern der Schüler/-innen mit Förderbedarf werden sie in eine Schublade gesteckt, was sich negativ auf ihr Selbstvertrauen auswirken kann. Zudem werden sie damit von den anderen Schüler/-innen getrennt, welche ihnen in einer integrativen Umgebung als Vorbild dienen können. Kinder lernen viel durch Beobachtung, nicht nur Erwachsener sondern auch und besonders anderer Kinder. Befinden sich im Umfeld also nur Kinder mit Förderbedarf, können z.B. Problembewältigungsstrategien oder bestimmte soziale Verhaltensweisen nicht oder nur teilweise von anderen abgeschaut werden. Es können sogar Eigenheiten von anderen Kindern übernommen werden, die sich negativ auf die Entwicklung auswirken. Ich denke, dass es deswegen für Schüler/-innen mit Förderbedarf besonders wichtig ist, integrativ am Schulunterricht teilnehmen zu können, damit sie die besten Voraussetzungen für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit und Fähigkeiten haben.

Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Nützt die Diagnose Down-Syndrom Ihnen als Lehrer_in mehr? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler/-in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen?

Die Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ ist meiner Meinung nach nicht genau genug gestellt, da nicht differenziert wird, um welche Wahrnehmungen und vor allem um welche Entwicklung es sich handelt. Bei einem Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ muss hier ein zieldifferenter Unterricht erfolgen. Handelt es sich hingegen um eine körperlich-motorische oder eine emotional-soziale Entwicklung, kann das Kind zielgleich mit anderen Kindern unterrichtet werden. Kinder mit der Diagnose „Förderschwerpunkt Lernen“ werden zieldifferent unterrichtet, was bedeutet, dass hier mit einem separaten Rahmenplan gearbeitet werden muss. Eine Diagnose Down-Syndrom wäre nur dann nützlich, wenn die Lehrkraft umfassend mit dem Down-Syndrom vertraut ist und daraus ableiten kann, welche Art der Förderung benötigt werden könnte. Auch hier können jedoch je nach Kind individuelle Förderbedarfe bestehen, sodass es deutlich sinnvoller ist, gezielt nach den Problemen und bereits hilfreichen Unterstützungsansätzen eines Kindes zu fragen, statt sich auf eine allgemeine Diagnose zu verlassen. Diese kann deshalb meiner Meinung nach nur als richtungsweisend angesehen werden.

Wie können Sie in Ihrem Unterricht die Zugänglichkeit und Anschaulichkeit von Medien/Materialien verbessern? Welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?

Die Unterrichtsmaterialien können überarbeitet und angepasst werden, sodass durch vereinfachte Sprache, das Verwenden von Bildern und Symbolen oder durch die Nutzung zusätzlicher Medien wie Videos oder Audios ein besseres Verständnis der Materialien erreicht werden kann. Es kann auch hilfreich sein, wenn Schüler/-innen, die denn Stoff bereits verstanden haben, diesen ihren Mitschüler/-innen noch einmal in eigenen Worten erklären. Auch andere Lehrer/-innen können dabei helfen, Materialien zu erstellen.

Wählen Sie eines der Lernvideos auf path2in.uni-bremen.de aus, schauen Sie es sich an und schreiben Sie kurz eine begründete Empfehlung für Ihre Kommiliton_innen, warum es sich ggf. lohnt sich das Video anzusehen.

Ich habe mir das Video Gesetzliche Grundlagen und Spielräume angesehen. Das Video hat mir vor allem noch einmal verdeutlicht, wo die Problemstellen in unserem Schulsystem liegen und vor allem auch dazu ermuntert, sich diesen bewusst zu werden und etwas dagegen zu unternehmen. Ich fand das Video sehr inspirierend, da es mir gezeigt hat, dass es Lehrer/-innen gibt, die mit vollem Einsatz und darüber hinaus dafür kämpfen, dass ihr Schüler/-innen einigermaßen gut durch das Schulsystem kommen.