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Abschlussreflexion RV14

Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene) theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich als besonders prägnant mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret sowohl Bezug auf:
a.) die unterschiedlichen, fachdidaktischen Aspekte und übertragen Sie diese in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer. Beziehen Sie sich hierbei auch auf didaktische Erkenntnisse mindestens eines Fachs, das Sie nicht selbst studieren.
b.) generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht.
Bitte benennen Sie für diesen Aufgabenteil dabei konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen  (Autor*innen, Jahr, Titel).

Im Laufe dieser Vorlesung ist mir vor allem klar geworden, wie viele unterschiedliche Aspekte von „Heterogenität“ es gibt. Für mich besonders interessante Aspekte waren zum einen das Gendering, da dies eher subtil geschieht und einem nicht sofort ins Auge springt und es somit besonders wichtig ist, hier frühzeitig darauf aufmerksam zu machen damit man als angehende Lehrkraft für das Problem sensibilisiert wird. Zum anderen halte ich den Umgang mit Mehrsprachigkeit besonders in heutigen Zeiten für ein sehr wichtiges Thema.

Geschlechtersensible Pädagogik kann dem Gendering entgegenwirken. In der Vorlesung „Heterogenitätskategorie Geschlecht/Gender in Schule – im Spannungsfeld von Inszenierung und Zuschreibung“ von Dr. Christoph Fantini wurden zwei Faktoren als grundlegend für die Dynamik des Gendering genannt: Selbstinszenierung und Zuschreibung, wobei beide Faktoren auch voneinander abhängen. So wachsen Jungen und Mädchen bereits mit einer bestimmten Erwartungshaltung auf, welche Verhaltensweisen erwünscht sind oder auch in welchen Fächern sie gut sein sollen. Viele Kinder und Jugendliche inszenieren sich dann entsprechend auch selbst nach diesen Erwartungen, wodurch die Zuschreibungen bestätigt werden und eine Art Teufelskreis entsteht. So kann es in den MINT-Fächern zu einer strukturellen Benachteiligung von Mädchen kommen (Hannelore Faulstich-Wieland: Koedukation – Enttäuschte Hoffnungen? 1991), die sich jedoch auch häufig aus dieser Erwartungshaltung heraus von vorneherein nicht mit MINT-Fächern identifizieren möchten. Umgekehrt kann es in den sogenannten „weichen“ Fächern wie z.B. Deutsch eher zu einer Benachteiligung der Jungen kommen. Als angehende Chemie-Lehrerin ist es mir besonders wichtig, nicht nur Jungen für das Fach begeistern zu können und umgekehrt im Religionsunterricht ebenfalls beide Geschlechter mit einzubinden. Ein erster Schritt ist mit der Reflexion des Problems bereits getan, zusätzlich muss jedoch auch fachdidaktisch versucht werden, Inhalte so zu vermitteln, dass beide Geschlechter grundsätzlich Interesse entwickeln können.

Prof. Dr. Matthis Kepser zeigt in seiner Vorlesung „Heterogenität und Inklusion im Deutschunterricht -Vielsprachigkeit und Gender als Herausforderungen“ auf, dass die Mehrsprachigkeit in den meisten deutschen Klassenräumen vorhanden ist. Hierbei ist nicht nur eine eventuelle Sprachbarriere ein Faktor, sondern auch kulturelle Unterschiede, bspw. in der Symboldeutung. Es besteht insgesamt ein enger Zusammenhang zwischen Sprache und Kultur, weswegen es auch wichtig ist, nicht-deutsche Muttersprachen zu fördern und in den Unterricht einzubinden. In der Vorlesung „Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Zielschulischer Bildung in der Gymnasialen Oberstufe“ geht Prof. Dr. Andrea Daase darauf ein, dass in den Schulen noch zu wenig passiert um Mehrsprachlichkeit einzubeziehen (Wlossek & Rost‐Roth 2016). Jedoch kann die Einbringung der Erstsprache auch das Verstehen fördern und Denkprozesse anstoßen, weswegen die Mehrsprachigkeit nicht als Defizit sondern als Chance angesehen werden sollte (Fürstenau: Mehrsprachigkeit als Voraussetzung und Ziel schulischer Bildung 2011). Besonders im Religionsunterricht gibt es hier meiner Meinung nach Möglichkeiten, die unterschiedlichen Sprachen und Kulturen der SchülerInnen mit einzubringen. Doch auch im Fremdsprachenunterricht können Gemeinsamkeiten zwischen den Sprachen gefunden werden, wodurch ein besseres Verständnis möglich wird.

Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte, Lehrer*innenhandeln)), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele geben. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.

Meine eigene Schulzeit habe ich in einer sehr homogenen Klasse verbracht, welche fast nur aus Mädchen bestand, weswegen die meisten der Heterogenitätsaspekte aus der Vorlesung für mich noch keinen Praxisbezug haben. Durch meine Tätigkeit als Nachhilfelehrerin habe ich jedoch mit unterschiedlichen SuS Kontakt gehabt, weswegen mir besonders die Aspekte des genderspezifischen Unterrichts und der Sprachbarriere besonders für Flüchtlinge oder MigrantInnen bewusst geworden ist. Im Nachhilfeunterricht mit nicht-Deutschen MuttersprachlerInnen ist mir aufgefallen, dass Vieles nicht am Verständnis der Aufgabenstellung, sondern an einfachen Wörtern scheiterte, die sie nicht übersetzen konnten. Hier konnte ich jedoch auch beobachten, dass es sehr geholfen hat, wenn sich die SuS gegenseitig die Aufgabenstellungen in ihrer Muttersprache erklärten, um Unklarheiten zu beseitigen. Ich denke daher, dass die in Deutschland oftmals erzwungene Homogenität der Schulsprache hier eine Hürde darstellt, die den deutschen MuttersprachlerInnen einen klaren Vorteil verschafft und daher ein sehr relevantes Problem in deutschen Schulen darstellt.

Ebenfalls durch den Nachhilfeunterricht hatte ich Kontakt zu einigen Schülerinnen, welche der klaren Auffassung waren, Mathematik sei ein „Jungsfach“ und daher für Mädchen sowieso nicht verständlich. Die Arbeit mit diesen Mädchen hat mir jedoch gezeigt, dass bei vielen ein sehr gutes Verständnis der Mathematik vorlag. Sobald das anfängliche Desinteresse überwunden war, machte den meisten das Lösen der Aufgaben auch Spaß. An diesem Beispiel zeigt sich für mich, dass auch die Rollenzuschreibung an Schulen nach Geschlecht nach wie vor ein großes Problem ist, welchem mit einem gendersensiblen Umgang an Schulen entgegengewirkt werden muss.

Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

Im weiteren Studienverlauf würde ich gerne mehr über den Umgang mit Rassismus und Antisemitismus erfahren, da dies ebenfalls ein relevantes Thema ist, das jedoch in Deutschland auch schnell untergehen kann. Zudem hoffe ich, sobald ich auch etwas Praxiserfahrung in diesem Bereich gesammelt habe, mich noch einmal mit der Integration von Kindern mit Förderbedarf beschäftigen zu können. Dieser Teil der Vorlesung war für mich sehr abstrakt, da ich in diesem Bereich noch keine Berührungspunkte hatte. Insgesamt fand ich die Vorlesung sehr umfassend gestaltet und habe an Themen nichts vermisst.

Eine Antwort auf „Abschlussreflexion RV14“

Liebe Kim,
Ihr sehr differenzierter Abschlussblog greift die Impulse der Vorlesung in vielfacher Hinsicht auf (Gender, Mehrsprachigkeit, Leistungsheterogenität) . Die eigenen praktischen Erfahrungen mit mehrsprachigen Schüler*innen haben Sie besonders für die Frage der sprachlichen Vermittlung von Unterrichtsinhalten in allen Fächern sensibilisiert. Ihre interessante Fächerverbindung Chemie und Religion sorgt m.E. für eine sehr breite Sicht auf Anforderungen an den adäquaten Umgang mit verschiedenen Heterogenitätsdimensionen. Den wichtigen Aspekt der Inlusion werden Sie im Verlauf des Studiums noch deutlich praxisorientierter vertiefen.
Bestanden.
Yasemin Karakasoglu

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