Hintergründe und Entwicklung des Projektes:
Seit Aufkommen des Diskurses um „kulturelle Bildung“ sind zahlreiche Filmprojekte (insbesondere mit Kindern und Jugendlichen) in die Tat umgesetzt worden. Darunter auch viele, die den Animationsfilm als thematische und praktische Grundlage nutzen. Bis jetzt gab es jedoch noch kein Filmprojekt in Deutschland mit Schülern, die körperlich-motorische Einschränkungen aufweisen, nicht lautsprachlich kommunizieren können und (mit Unterstützung) ihre eigene Geschichte für einen Animationsfilm entworfen und diesen synchronisiert haben.
Die Projektmotivation äußerte sich in der Einstellung: Medienbildung und das Erlernen künstlerischer Strategien für ALLE! Ziel des Projektes war es, insbesondere ein Angebot für Kinder/Schüler schaffen, für die es aufgrund ihrer körperlich-motorischen und kognitiven Beeinträchtigungen kein oder nur ein sehr eingeschränktes künstlerisches Angebot im kulturellen Bildungsbereich oder in der schulischen Bildung in Deutschland gibt.
Das Konzept wurde auf Grundlage inklusiver, filmpädagogischer Praxen in Kombination mit den Tätigkeitsbereichen der Sonderpädagogik (Schwerpunkt: Unterstützte Kommunikation) entwickelt. Aufgrund der Tatsache, dass es im deutschsprachigen Raum (und mit großer Wahrscheinlichkeit darüber hinaus) ein solches Projekt mit einer solchen Zielgruppe noch nicht gab, zeichnet es sich durch einen hohen experimentellen und prozessorientierten Charakter aus.
Dennoch hätte ohne Verwirklichung des Schülerfilmprojektes nicht explizit herausgestellt werden können, dass auch Schüler mit komplexen Beeinträchtigungen durchaus kreative Ideen haben und diese umsetzen können. Dies funktioniert jedoch nicht ohne die Bereitstellung von vielfältigen Experimentier- und Handlungsräumen.
Der Umgang mit Kunst bzw. die ästhetische Praxis spielt dabei eine bedeutende Rolle. Die Projektleitung hat großes Vertrauen in die individuellen und kreativen Fähigkeiten der SchülerInnen gelegt. Daher gab es von Anfang an auch keine thematische Eingrenzung für den Inhalt der Geschichte, die sich die Schüler ausdachten. Aus einem vielfältigen Pool an Symbolen konnten die SchülerInnen selbst auswählen und bestimmen, an welchem Ort, zu welcher Zeit und mit welchen Protagonisten ihre Geschichte spielen sollte.
Interessant ist an dieser Stelle, dass das Thema „Behinderung“ im Plot der Geschichte gar nicht auftaucht. Der Film handelt von Liebe, von Enttäuschung und von Freundschaft. Der Aspekt der „sprachlichen Beeinträchtigung“ wird erst durch den Einsatz der Synchronstimmen (die elektronischen Stimmen ihrer Sprachausgabegeräte) zum Thema.
Der gesamte Film ist durchzogen von einem Moment der „Irritation“, einer Spannung, die erst mit Einsatz des Abspanns bis zu einem gewissen Grade aufgelöst wird.
Wir wollen mit diesem Schülerfilmprojekt zeigen, welche ‚ungeahnten und verborgenen‘ Fähigkeiten und Kompetenzen in jedem Kind stecken – und dies zunächst einmal unabhängig der individuellen Lebenslagen und Situationen. Ohne das Schaffen kreativer und prozessorientierter Handlungsräume im Kontext der kulturellen und schulischen Bildung und ohne die Einstellung, Herausforderungen z.B. durch interdisziplinäre Vernetzung und gesellschaftspolitische Aktivitäten konstruktiv entgegenzutreten, kann ein solches Projekt in der Praxis jedoch nicht fruchten.
Hier geht es weiter zur Projektevaluation