Mein absoluter Lieblingsfilm (Oldboy; 2003)

von Timo Jüttner

Als ich klein war, hatte ich unzählige Interessen, die ich im Laufe des erwachsenen Werdens verloren habe. Ich denke, das wird bei jedem der Fall gewesen sein. Zumindest früher oder später. Fragt man mich, welches Interesse ich heute noch habe, dann würde ich sagen, dass ich immer noch gerne viel Zeit am Computer verbringe. Fragt man mich jedoch, welches Interesse im Laufe der Jahre immer größer geworden ist, dann würde ich das Interesse des Films nennen. Ich habe mein Leben lang immer gerne Filme geguckt und dabei war es mir auch egal, ob dieser aus den 60ern war, oder brandneu im Kino lief. Mein Bruder war da nicht anders.
Ich erinnere mich noch daran, dass eines Tages mein zwei Jahre älterer Bruder in mein Zimmer kam und mir von einem besonderen Film erzählte, welchen er den Tag zuvor gesehen hat. Gerade weil mein Bruder so von diesem Film geschwärmt hat und wir uns beide immer gegenseitig unsere Lieblingsfilme vorschlagen haben, hatte ich irgendwie sowas wie eine grundlegende Antihaltung in mir. Ich wollte den Film nicht gucken und tat das auch die ersten Monate nicht. Irgendwann, als ich an einem langweiligen Tag vor lauter langweiligen dingen in unserer Wohnung umherschlenderte, fand ich unseren DVD Schrank den Film “ American Beauty “ von Sam Mendes. Direkt fiel mir ein, dass das der Film war, den mein Bruder mir vor Monaten vorschlug. Mit einem kleinen Misstrauen, vielleicht war es auch Angst, schaute ich mir den Film an.
Ich war hin und weg. Das war mit Abstand der beste Film, den ich jemals gesehen habe. Ich kann es nicht erklären, jedoch hat mich dieser Film auf eine ganz andere Art und Weise berührt, was er auch heute noch tut. Mit einem beschämten Lächeln stand ich dann vor dem Zimmer meines Bruders, um ihn zu gestehen, dass er recht hatte.
Als 2019 dann der südkoranische Spielfilm „Parasite“ vom Regisseur Bong Joon-ho in die Kinos kam ging ich innerhalb einer Woche dreimal ins Kino. Ich schaute mir diesen Film immer wieder und wieder an. Ich kann es nicht anderes beschreiben, als dass ich einfach nur begeistert war. Ich fing an mich plötzlich für Südkoreanische Filme und Regisseure zu interessieren. Auch wenn ich schon vor diesem Ereignis von vielen Seiten und Kritikern hörte, dass man den Südkoreanischen Film im Auge behalten sollte, kam das Interesse leider erst nach diesem Erlebnis.
An einem Abend dann, mitten in der Woche, wusste ich nicht wirklich, was ich mit mir anstellen sollte. Ich trank 1-2 Bier und entschied mich einen Film zu gucken. Ich schaltete den Fernseher an und im Zuge meines Filmverhaltens der letzteren Zeit wurde mir der Rachethriller „Oldboy“ des Regisseurs Park Chan-Wook aus dem Jahre 2003 direkt auf der Startseite empfohlen.
Da ich online Streamingdienste ein wenig wie eine viel zu große Süßigkeitenabteilung ansehe, welche man mit dem Ergebnis verlässt, sich nach einer gefühlten halben Stunde aufgrund der großen Auswahl nicht entscheiden zu können, dachte ich mir diesen Ärger zu umgehen, indem ich zwei komfortable Knöpfe auf der Fernbedienung betätigte und mir den Film anschaute.
Ohne zu Spoilern erzählt der Film die Geschichte eines Geschäftsmannes namens Oh Dae-Su, ein normaler unauffälliger Mann, welcher entführt und 15 Jahre lang in ein fensterloses Zimmer gesperrt wird. Ohne dem wissen warum, oder weswegen er eingesperrt wurde, wird er genauso kommentarlos nach 15 Jahren wieder entlassen. In einer ihn unbekannten 15 Jahre älteren Welt, zerfressen von dem Gedanken warum er eingesperrt wurde, macht sich Oh Dae-Su auf die Suche nach seinem Peiniger.
Ich glaub, der Film ist kein Film für jedermann. Er ist spannend, dreckig und brutal wie ein Film von Quentin Tarantino, jedoch ästhetisch, bewegend und wunderschön wie kein anderer. Ich liebe alles an diesem Film, von dem Drehbuch bis hin zum Schnitt, dem Schauspiel und der Musik. Ich glaube nicht, dass ich in den nächsten 10 Jahren einen Film sehen werde, welcher mich persönlich wieder so beeindrucken wird, wie es Oldboy getan hat.

Warnung !
2013 kam eine Hollywood Neuverfilmung von Regisseur Spike Lee heraus, welche ich persönlich wirklich niemandem empfehlen würde, da dieser einfach nicht gut ist, und den Charm des Originals zerstört.

 

Ein Gedanke zu „Mein absoluter Lieblingsfilm (Oldboy; 2003)“

  1. Ich lieeeebe Oldboy und Parasite! Und es stimmt südkoreanische Filme sind wirklich auf einem anderen Niveau. Das character development und die storys sind einfach so gut.
    Falls du die Filme noch nicht geguckt hast und Thriller mit Twists magst, empfehle ich dir The Call (2020), Forgotten (2017) und Confession of murder (2012). Das sind sehr gute und spannende Filme und teilweise auf Netflix zu finden. Viel Spaß!

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