Es ist 16:00 Uhr am 10.12.21 und ich sitze auf einer Bank im Weser Park Bremen, umkreist von Einkaufsläden der verschiedensten Art. Es ist windig draußen und man hört den Regen über mir auf das Glasdach tröpfeln. Es liegt ein leichter Fast-Food Geruch in der Luft, da sich zu meiner rechten eine große Rolltreppe befindet, welche auf eine Gastronomie Etage führt. Zu meiner linken eine lange belebte und beleuchtete Passage, welches Licht sich in dem glänzenden weißen Boden widerspiegelt. Es sind unzählige Menschen unterwegs, sodass man gar nicht mehr erkennen kann, welche Läden sich am Ende des Ganges befinden. Anders gesagt: Es ist schon fast unbequem voll. Gegenüber von mir befindet sich „Depot“ ein Franchise Unternehmen für Wohnaccessoires, welchem ich den Großteil meiner Aufmerksamkeit schenke. Auf den ersten Blick vermitteln mir der Laden einen äußerst schlichten Eindruck. Es gibt viele Beige Stoff Elemente, welche durch die starke Beleuchtung vor und im Laden hervorgehoben werden. Der schiefergraue Paketboden auf welchem sich sowohl weiße Kunststoff, als auch hölzerne Verkaufstische mit Artikeln befinden, verliert durch die erwähnte Helligkeit seinen Kontrast, wodurch alles ein wenig Farblos wirkt. Streckt man seinen Kopf in den Laden und hört die poppige fröhliche Musik, welche den Lärm des Menschen Geschehens im Center überdeckt, fällt einem jedoch auf, dass deutlich mehr Farben durch die unterschiedlichsten Produkte durchdringen, als ich von meiner metallischen ungemütlichen Bank beobachten konnte. Der Laden hat eine geschätzte Verkaufsfläche von ca. 120 Quadratmeter und besitzt zwei lineare Eingänge, welche in einem 45 Grad Winkel aufeinander treffen. Der linke Eingang wurde durch mehrere massive Glasplatten, welche aneinander geschoben werden konnten, abgesperrt. Auf der rechten Seite wurde ein kleiner Durchgang eröffnet, womit eine strukturierte Einlasskontrolle, im Sinne der im Weser Park für Geschäfte geltende 2G-Regel, stattfinden kann. Vor dem Eingang befindet sich eine zierliche, hübsche junge Frau. Sie wirkt genervt und stützt ihr Gewicht im Minutentakt von einem Bein auf das andere, so als würde ihr langsam die Kraft entschwinden. Bis auf eine dünne graue Strickjacke ist sie komplett schwarz gekleidet. In ihren Händen hält sie ein eingehülltes Tablet mit einem großen grünen „Depot“ Schriftzug, mit welchem sie digitale Impfausweise der Kunden scannt und prüft. Vor ihr ist eine relativ lange Schlange zu beobachten, welche sich nicht zu kürzen scheint. Auf jede Person, welche hereingelassen wird, scheinen sich zwei neue anzustellen.
In der Warteschlange, welche ich intensiv beobachte, lassen sich zwischenmenschliche Beziehungen erahnen. Ohne auch nur ein Wort über die Unterhaltungen zu hören, welche Mundbewegungen und Gesichtszüge ich aus der Ferne erkennen kann, ist das Händchen halten für mich persönlich als individueller Beobachter einer der eindeutigsten Anzeichen für eine Lebenspartnerschaftliche Beziehung, welche man als Paar in der Öffentlichkeit bewusst, sowie unbewusst preisgibt. Ebenso wie bei einer besonderen Körpernähe zweier Individuen zueinander, wie ich es bei einer jungen blonden Frau auf der Bank ein paar Meter links von mir beobachten kann, welche ihren Kopf an die Schulter und ihren rechten Arm über den Rücken auf die untere Bauchseite ihres männlichen Begleiters ablehnt, lässt mich intuitiv merken, dass es sich dabei nicht nur um eine freundschaftliche Beziehung handelt. Was mir zudem ins Auge gefallen ist, ist das überdurchschnittliche Interesse von Paaren den Laden zu besuchen, was sich für mich persönlich jedoch ziemlich schnell als Illusion entpuppt und sich für mich durch den allgemeinen Interessenunterschied zwischen Mann und Frau erklären lässt. Sobald ein Paar den Laden betritt, konnte man als Beobachter merken, wie der erwähnte Körperkontakt nachgelassen hat. Die Männer zeigen wenig Eigeninteresse und Initiative und schlendert der Frau mehr oder weniger nach. Viele zucken ihr Handy und stehen unaufmerksam herum. Ein Mann hat den Laden nach der Kontrolle wieder verlassen und hat sich auf einen roten Tresenhocker einer kleinen Smoothiebar gesetzt, welcher sich unter der Rolltreppe unmittelbar vor dem Geschäft befindet.
Ich denke, dass die Beobachtung eine deutliche Wendung nimmt, wenn ich z.B einen GameStop beobachten würde. Auch wenn man das nicht verallgemeinern kann denke ich ich aus persönlicher Erfahrung, dass in einer Beziehung der Mann im Bezug auf „Shopping“ sein Desinteresse offensichtlicher durch sein Verhalten preisgibt, als es eine Frau tut, welche zumindest aus meinen Erfahrungen mehr Initiative zeigt einen Interessenspunkt zu teilen.
Moin Timo,
bitte lade deine Beobachtung als pdf hoch, damit ich sie dir richtig anrechnen kann.
Die beschreibung ist super, geh im Shclussteil gern etwas mehr in die Tiefe.
LG Jule