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RV 09 Heterogenitätskategorie Gender – Ansätze zur Entwicklung einer interkulturellen gendersensiblen Pädagogik

1. Erläutern Sie das in der Vorlesung thematisierte Spannungsfeld zwischen Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Genderdynamiken und -pädagogik in der Schule. Nehmen Sie dafür Bezug auf die in der Vorlesung genannten theoretischen Ansätze.
Um das Spannungsfeld zu erläutern, werde ich vorerst auf die Inszenierung und Zuschreibung eingehen. Die Zuschreibung meint, dass gewisse gesellschaftlich Merkmale für ein spezifisches Gender erwartet werden. Die Inszenierung beschreibt, dass sich Personen auf eine gewisse Art und Weise selber darstellen (um zum Beispiel den an sie herangetragenen Erwartungen zu entsprechen). Mittlerweile spricht man, analog zu „doing culture“, von „doing gender“ – man versteht darunter also die Herstellung von Gender durch  Zuschreibungen durch andere Personen. Dies bedeutet natürlich, dass sich Individuen in diesem Spannungsfeld bewegen – auf welche Art und Weise inszenieren sie sich, den Zuschreibungen entsprechend oder nicht? Und welche Konsequenzen hat dies für diese Individuen? Auf den schulischen Kontext bezogen spricht man hier auch von der Genderdynamik. Lehrer*innen interpretieren das Verhalten von Schülern zum Beispiel aufgrund ihres Geschlechts anders und reagieren dementsprechend auch anders – wenn der Junge die Klasse stört, dann gibt es einen Strich im Klassenbuch, wenn das Mädchen stört, dann nur eine Ermahnung. Laut Kaiser wird Jungen zugeschrieben, dass sie in der Schule häufiger stören und somit sozial inkompetent sind (Kaiser 1995:195), Mädchen sind im Gegensatz dazu ruhiger und disziplinierter (Stallmann 1991:54). Dies ist natürlich auch dann problematisch, wenn man bedenkt, dass Lehrer*innen laut Prof. Dr. Jutta Schöler dazu tendieren, bei Schüler*innen, bei denen sie besserer Noten erwarten, Fehler eher übersehen und bei Schüler*innen, bei denen sie schlechte Noten erwarten, stärker nach Fehlern suchen. Hier entsteht also eine doppelte Benachteiligung.
Zusätzlich werden Zuschreibungen aber nicht nur in der Hierarchie Lehrer*in – Schüler*in sondern auch unter den Schüler*innen getätigt oder auch im Familien- und Freundeskreis, sowie in der Gesellschaft allgemeine (Werbung etc.)
Die Auflösung dieses Spannungsfeld kann meiner Meinung nach durch eine sensible, aufklärende Pädagogik unterstützt werden.
2. Reflektieren Sie ihre bisherigen Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion.
Wenn ich meine eigene Schulzeit reflektiere, dann fällt mir besonders die Schnittstelle von „Gender“ und „Leistung“ auf. Im Allgemeinen.kann ich die von Dr. Fantini Beobachtungen bezüglich der Bewertung von Schülern, wenigstens für meine Schullaufbahn, bestätigen. Die Jungs wurden von den Lehrer*innen schneller als Störenfriede bezeichnet, Aussagen wie „Typisch Jungen, die sind halt ungestüm“ fielen öfter als einmal.
Die Mädchen in meiner Klasse hatten im Durchschnitt schlechtere Noten im Fach Sport im Vergleich zu den Jungen, der Lehrer verglich offensichtlich die Leistungsfähigkeit der Mädchen mit der der Jungen und bewertete hier am „männlichen“ Maßstab.
Dazu muss ich jedoch fairerweise betonen, dass in meiner Schulzeit besonders jüngere Lehrkräfte die Schüler*innen fair behandelt haben und keine, für mich bemerkbaren, geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Erziehungsmaßnahmen bei Unterrichtsstörungen gemacht haben.
3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, auch hier möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion, um deutlich zu machen, dass die Kategorie Gender nicht für sich steht, sondern andere Dimensionen von Heterogenität oftmals wesentlich mit beeinflusst.
Transportieren Lehrer*innen bestimmte unterbewusst Genderbilder aufgrund eines bestimmten soziokulturellen Backgrounds,  und wenn ja, welches? Woran lässt sich dies beobachten (gibt es Bemerkungen, andere Anforderungen, überzogene Strafen etc)?
Welche Genderdynamik herrscht unter den Schülern?
Kann eine Vermischung von „doing culture“ und „doing gender“ auch unter den Schülern beobachtet werden und wenn ja, woran ist dies zu erkennen?
Quellen außerhalb der Vorlesung:
Interview mit Prof. Dr. Schöler, aufgerufen unter https://path2in.uni-bremen.de/themen/didaktik/ zuletzt am 17.06.2020

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