Herkunft, Gender und soziale Lage

In der Vorlesung „Umgang mit Heterogenität in der Grundschule“ wurde in der letzten Sitzung das Thema „Herkunft, Gender und soziale Lage“ behandelt.

Im Hinblick auf sprachlichen Unterricht halte ich den sprachlichen Input in der Unterrichtssprache Deutsch in den ersten Lebensjahren von besonderer Bedeutung, weil die Qualität und auch Quantität dieses Inputs Auswirkungen auf das mündliche Sprachverständnis und Sprachverstehen der SchülerInnen hat.

In meinem letzten Praktikum hat an der Schule ein Sportfest stattgefunden. Dort konnte ich beobachten, wie eine pädagogische Hilfskraft ein Kind, welches erst in diesem Schuljahr aus Syrien nach Deutschland gekommen ist und aktuell noch den Vorkurs besucht, gefragt hat ob das Laufen ihm gefallen hat. Woraufhin das Kind antwortete „Gefallen? Nein, nein nicht gefallen. Kein Pflaster“. Das Kind hat vermutlich gedacht, dass die pädagogische Hilfskraft wissen möchte ob es hingefallen sei. Wahrscheinlich kannte das Kind die Doppeldeutigkeit vom Wort ‚gefallen‘ noch nicht und konnte in diesem Zusammenhang die Bedeutung im Kontext noch nicht herstellen. Bei diesem Beispiel führte das falsche Verständnis zu keinen weiteren Problemen, da die pädagogische Kraft ihr Anliegen in anderen Worten umformulierte und das Kind die Frage verstand. Trotzdem wurde mir daran bewusst, wie komplex doch der Erwerb der deutschen Sprache ist. Kinder müssen zu vielen Wörtern nicht nur eine einzelne, in jedem Kontext richtige Bedeutung lernen. Beispielsweise das Wort „Seite“ könnte sich auf eine Buchseite, eine Gitarrensaite oder die Seite eines geometrischen Körpers beziehen.

Somit werde ich bei meinem nächsten Praktikum besonders auf doppelte Wortbedeutungen achten.

Genderperspektiven

Laut Artikel 3 Abs. 2 des deutschen Grundgesetzes sind Frauen und Männer gleichberechtigt. Dies spiegelt sich in vielen Teilen der Gesellschaft jedoch (noch) nicht wieder. Zum Beispiel zeigen Studien, dass die Notengebung in den Schulen von dem Geschlecht der Kinder beeinflusst wird. Denn trotz besserer Schulleistungsergebnisse der Mädchen in Mathematischen und Naturwissenschaftlichen Fächern sind sie hier dennoch weniger erfolgreich als Jungs (vgl. Kaiser 2006, S. 75ff).

Jeder Mensch wird täglich mit Werbung konfrontiert. Oft wird gezielt Werbung für Kinder gestaltet, um so das Kaufverhalten der Familien zu beeinflussen. Die Kinder werden zu Wirtschaftssubjekte bei denen es nur um Konsumgüter geht und nicht um pädagogische oder normative Werte. Denn bei den Konsumgütern werden Kinder häufig in eine bestimmte Rolle gedrängt. Ein kürzliches Beispiel für Geschlechterspezifische Werbung fällt mir der Lidl Prospekt zum Muttertag ein, in dem wurden speziell für die Frau unter anderem Staubsauger und Bügeleisen angeboten. Auch die neuen „Mädchen“-Überraschungseier gehören hier zu.

Eine mögliche Beobachtungsfrage wäre: Achten Lehrkräfte bei ihrer Unterrichtsgestaltung auf eine gendersensible Gestaltung? Besonders interessant finde ich, ob Lehrkräfte bei der Auswahl von Büchern und Arbeitsmaterialien sich der genderrelevanten Problematik bewusst sind und diese reflektiert beachten.

 

Literatur:

Kaiser, Astrid (2006): Gender im unterrichtlichen Alltag der Grundschule. In: Jösting, Sabine / Seemann, Malwine (Hrsg.): Gender und Schule. Bis-Verlag, Oldenburg. S. 75-96.