Hallo,

dieses Mal melde ich mich mit einem Bericht von der Bibliocon. Die dieses Jahr vom 23. bis 26.05. in Hannover stattgefunden hat. Die Bibliocon oder auch Bibliothekartage fanden dieses Jahr zum 111. Mal statt. Bei den Bibliothekartagen/Bibliocon treffen sich BibliothekarInnen, Fachverwandten Berufsgruppen und Interessierte um sich über die aktuellen Entwicklungen zu unterschiedlichsten Themen im Bibliothekswesen auszutauschen. Die Veranstaltung ist aufgebaut, wie ein Kongress. Das heißt es gibt Veranstaltungen zu unterschiedlichsten Themen die simultan stattfinden, so das man sich einen schönen Programmtag zusammenstellen konnte. Die Veranstaltungen liefen meist gleich ab, das heißt jede Veranstaltung bestand aus drei Vorträgen die zu bestimmten Aspekten des Hauptthemas oder zu Beispielen in ihrer Bibliothek zu dem Hauptthema referiert haben. Am Ende eines jeden Vortrages gab es eine Podiumsdiskussion die von dem Moderator geleitet wurde. Neben den Veranstaltungen gab es auch eine Messe, die die neusten technischen Entwicklungen für Bibliotheken vorgestellt hat. So gab es beispielsweise spezielle One-Person-Sessel die so gebaut wurden, dass man quasi einen ruhigen Einzelarbeitsplatz hat. Oder es wurden die neusten Entwicklungen im Scannen oder für die automatische Rückgabe gezeigt.

 

Jetzt möchte ich noch beispielhaft einen Ablauf einer Veranstaltung/Session vorstellen.

Dafür habe ich mir das Hauptthema NS-Raubgut ausgesucht. Als erstes referierte Tobias Jansen von der Unibibliothek aus Bonn (UB Bonn) über ein Projekt, welches das Ziel hatte, den Bestand von NS-Raubgut zu sichten, den Verbleib zu klären und eventuelle Rückgaben abzuwickeln. Laut des Vortrages war ein Hauptgrund für den vorhandenen Bestand von NS-Raubgut in der UB Bonn, die Lücken die durch Bombenangriffe im Krieg entstanden sind, zu füllen. Des weiteren wurde ein darüber hinauslaufendes Projekt vorgestellt, welches das Ziel hat die jetzigen Provenienzen zu klären und die Provenienzen zwischen den Diebstahl und den wiederauftauchen in Bonn aufzuklären.

Im zweiten Vortrag wurde ein Projekt vorgestellt dessen Ziel es ist, einen Erstcheck von möglichem Raubgut in öffentlichen Bibliotheken vorzunehmen. Hier wurde beispielhaft erklärt auf welche Probleme man bei der Durchführung gestoßen war und wie man durch Erforschung der Lebensdaten von spezifischen Leitern einzelner Bibliotheken innerhalb der NS-Zeit, auf eventuelle NS-Raubgut-Anschaffungen schließen kann.

Im dritten und letzten Vortrag ging es um die NS-Raubgutforschung in Bibliotheken als Teil der deutsch-französischen Erinnerungskultur. In diesem Vortrag ging es vor allem darum, dass NS-Raubgut aus Frankreich erst seit 1995, mit der Wiederbeschäftigung mit dem Vichy-Regime in Frankreich, eine Rolle spielte. Davor wurde NS-Raubgut nicht als gestohlenes Kulturgut angesehen und damit auch nicht gesucht. Aufgrund der langen Zeit, in der man sich nicht mit diesem Thema beschäftigt hat, hat man in Frankreich überhaupt keine Ahnung um welche Dimensionen an gestohlenen Büchern es sich handeln könnte. So ist eines der Hauptaufgaben dieses Projektes, neben der Hilfe für deutsche Bibliotheken gestohlenes NS-Raubgut zurückzugeben, auch die Verifizierung um wie viele Bücher es sich handeln könnte.

 

Insgesamt fand ich die Bibliocon sehr informativ und gut gestaltet. So konnte ich mein Wissen zu allgemeinen Themen der Bibliothekswelt nicht nur vergrößern, sondern auch manche Themengebiete auf einen aktuelleren Stand bringen. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit nächstes Jahr in Hamburg wieder daran teilzunehmen…