In guten wie in schlechten Zeiten?

Heiraten und für immer mit der gleichen Person bleiben: für manche ein Traum, für andere ein Albtraum. Wir haben genau das unsere Interviewpartner*innen gefragt und interessante und unterschiedliche Antworten erhalten.

Ob aus steuerlichen Vorteilen, als romantisches Symbol oder ein klares Nein gingen die Meinungen weit auseinander:

 

Interview C. und Ale.

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

C.:” Ja, zu 100 Prozent.” 

Ale.:” Ich glaube, es gibt irgendwo irgendjemanden, der ziemlich gut zu dir passt.”

C.:” Ich glaube nicht, dass es sozusagen im Schicksal steht, aber ich glaube, wenn du die eine Person gefunden hast, diese sich dann auch zu dieser entwickelt.” 

Ale.:” Ich denke es gibt auch Personen, die in bestimmten Lebensabschnitten zu einem passen, man entwickelt sich ja immer weiter und es kann sein, dass es dann irgendwann nicht mehr passt, es aber für diese Zeit perfekt war.” 

 

Wie steht ihr zu dem Thema Heiraten? Könntet ihr euch vorstellen zu heiraten? 

Ale.:” Auf jeden Fall, ich bin so richtig kitschig, ich finde heiraten ganz toll, ich weiß auch gar nicht warum, aber ich träume schon von einer richtig schönen Hochzeit.”  

Würdest du dann auch kirchlich heiraten? 

Ale.:” Das ist die Frage, ich bin auf jeden Fall noch in der Kirche und ich finde kirchliche Hochzeiten ganz toll, weil Kirchen so schön von innen sind und so etwas Pompöses mit sich bringen. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass meine Familie sehr orthodox ist und die heiraten alle kirchlich, dadurch ist das für mich so ein bisschen selbstverständlich so zu heiraten. Aber ich finde auch einfach den Gedanken so romantisch zu sagen wir wollen das so festigen, dass wir jetzt ein Ehepaar sind. Also, bei mir zählt das Offizielle und die ganze Party dahinter.” 

C.:” Ich würde auch gerne heiraten, mir gehts aber nicht darum, dass man dann aneinander gebunden ist, aber mir geht es einfach um diesen Tag und darum, dass er mir beweist, dass er sein Leben mit mir verbringen will. Und auch die Hochzeit an sich.”

 

Interview Ri. 

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

Ri.:“Leider schon, ja.” 

Wie stehst du zu dem Thema Heiraten? Könntest du dir vorstellen zu heiraten? 

Ri.:“Ich möchte auf jeden Fall heiraten, ich möchte auch einen Antrag haben, ich möchte alles ganz groß. Manchmal hoffe ich, dass ich in fünf Jahren anders darüber denke, dass ich irgendwie mehr mitkriege und mich in diese Richtung bilde.” 

 

Interview Ala.

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

Ala.:” Nein, ich glaub dass das alles Zufall ist, oder Schicksal, wie man es sehen möchte.” 

 

 

Wie stehst du zu dem Thema Heiraten? Könntest du dir vorstellen zu heiraten? 

Ala.:” Ja, es muss auch nichts großes sein, ich brauche keinen Beweis vom Staat, dennoch brauche ich schon Rituale, die mir im Leben einen Anfang und ein Ende von bestimmten Lebensphasen deutlich machen.” 

 

 

Interview N.

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

N.:” Ich glaube es kann diese eine Person geben, mit der man sein ganzes Leben gut zusammen sein kann, aber ich glaube nicht, dass es nur diese eine Person gibt, ich glaube es gibt ganz viele, wo das irgendwie klappen kann.” 

Wie stehst du zu dem Thema Heiraten? Könntest du dir vorstellen zu heiraten? 

N.:” Ja, ich glaube ich könnte mir schon vorstellen zu heiraten, aber nicht weil ich´s romantisch finde, sondern wenn man sich einfach sicher ist, dass man mit der Person zusammen bleiben will, hat es auch einfach Vorteile, was Steuern oder Kinder angeht.” 

 

Interview O. 

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

O.:” Nein, überhaupt nicht.” 

Wie stehst du zu dem Thema Heiraten? Könntest du dir vorstellen zu heiraten? 

O.:” Das ist für mich ein Klischee, was bringt bitte heiraten? Für mich ist das einfach nur ein Symbol für die anderen und nicht für mich, nur dass die anderen erkennen, okay die sind verheiratet, aber was ändert das an dem Verhältnis zwischen den beiden? Ich sehe da keinen Unterschied.”

 

Interview Ad. 

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

Ad.:” Nein.” 

Wie stehst du zu dem Thema Heiraten? Könntest du dir vorstellen zu heiraten? 

Ad.:” Ich weiß es nicht, wenn dann Standesamtlich, nicht dieses rituelle, das ist für mich gar nichts, gerade auch wegen des kirchlichen Aspekts, für Steuervorteile und sowas. Auch wenn ich heirate, würde ich nicht direkt sagen, okay, wir bleiben jetzt unser ganzes Leben zusammen.” 

 

Interview D.

Gibt es deiner Meinung nach der/die eine Partner*in im Leben?

D.:” Ich würde das nicht sagen.” 

 

Wie stehst du zu dem Thema Heiraten? Könntest du dir vorstellen zu heiraten? 

D.:” Nein, das fühlt sich so sehr so an, als ob man einen Vertrag unterschreibt, das fühlt sich für mich befremdlich an, so bisschen so, als ob ich mich verkaufen würde. Ich find eher so etwas spirituelles besser, aber eine ganz klassische Hochzeit könnte ich mir nicht vorstellen.” 

 

 

Erstes Interview- Re.

Es ist Dienstag, der 31.1.23 und wir haben unser erstes Interview als Gruppe. Es ist mit Re., den wir über Tinder erreicht haben. 

Eigentlich hat er sich bei uns gemeldet und war sehr interessiert und offen, mit uns über das Thema Monogamie zu sprechen. 

Anfangs gab es leider technische Probleme und die Schwierigkeit, den passenden Raum zu finden. Doch zum Glück fanden wir einen. Leider konnten wir das Interview nicht, wie geplant, über Zoom machen, sondern mussten miteinander telefonieren, da es technische Probleme gab. 

Also fingen wir an. Erst fragen wir nach seinem Namen, Alter und Beziehungsstatus. Re. ist 30 und Single. Er sagt: “Ich bin eh nicht unbedingt ein Beziehungsmensch, ich bin offen für alles und mag die Freiheit.“

Ole, der das Interview leitet, fragt daraufhin :”Was suchst du in einem Partner?”

Re. antwortet darauf: “Ich bin Homosexuell und ein “Kind der Szene”. Ich hatte und habe häufig wechselnde Bekanntschaften. Alles ist eher spontan. Dennoch hatte ich auch ein paar Liebesbeziehungen.” 

Ole: “Würdest du deine Freiheit für Liebe aufgeben?” 

Re. entgegnet: “Je älter man wird, desto weniger Kompromisse geht man ein. Ich suche nicht auf Krampf nach Partnerschaften und ich bin zufrieden damit, allein zu sein.”

Er wirkt während des Fragen-beantwortens entspannt aber auch passioniert. Man merkt, dass er sich viel mit dem Thema beschäftigt hat. 

Ole fragt: “Glaubst du an den einen Partner im Leben?” 

Re. daraufhin: “Nein. Es ist möglich, sich in mehrere Personen im Leben zu verlieben. In meinem Umfeld habe ich es noch nie mitbekommen, dass jemand einen Partner fürs Leben hatte. Es ist eher üblich, dass sich die Partnerschaften wechseln. Außerdem ändern Menschen sich und es gibt dann Streitigkeiten.“

“Wie würde eine gesunde Beziehung für dich aussehen?”

“Eine gesunde Beziehung besteht für mich aus einem Mittelmaß aus Harmonie und Differenzen.”

Wir fragen ihn, ob er sich eher eine Monogame- oder Polyamore Beziehung vorstellen kann. 

Re.: “Eine Monogame Beziehung kann ich mir gar nicht vorstellen. Wenn ich dann eine Polyamore Beziehung führe, ist es mir wichtig, Sex und Liebe zu trennen. Also dass ich mit meinem Partner den Teil der Liebe habe und der Sex mit anderen ist dann das offene an der Beziehung.”

Ole fragt ihn: “Wie würdest du mit einem Seitensprung in deiner Beziehung umgehen?” 

Re.: “Ich würde locker damit umgehen. Ich mag das Besitzergreifende in Beziehungen nicht.”  

“Wie sieht Liebe für dich in einer Partnerschaft aus?”

Re.: “Am Anfang ist es erstmal das verliebt-sein. Mit der Zeit wird man dann vertrauter und mag sich einander mit allen Eigenheiten und Fehlern. Man steht hintereinander und es geht um Zusammenhalt und ehrliche Meinungen, die man sich sagen kann.”

“Und wie siehst du es mit der Ehe? Würdest du heiraten?” 

“Ich finde, das Konzept der Ehe kommt aus dem Mittelalter und aus der Kirche. Ich würde eher aus steuerlichen Vorteilen heiraten und wenn dann standesamtlich, nicht mit einer großen Party mit Freunden und Familie.” 

Wir fragen Re. daraufhin nach seiner Auffassung der momentanen Dating-Welt. 

Re.: “Das kann ich gar nicht richtig sagen, es ist sehr unterschiedlich. Ich arbeite als Gärtner und da ist das Umfeld eher konservativ. Meine Kollegen suchen feste Partnerschaften und wollen ein Haus bauen und eine Familie gründen. In meinem privaten Umfeld ist alles viel offener und es gibt viele offene Beziehungen und Singles, die sich nur ausleben wollen.” 

“Glaubst du, dass die Monogamie ein Auslaufmodell ist?”

“Ich denke, dass die kommenden Generationen es anders machen wollen als ihre Eltern. Polyamorie wird viel mehr akzeptiert und es ist eine Entwicklung, die immer weiter geht. Dennoch herrscht noch viel Konservativität, was den Prozess verlangsamt.”

“Hast du schon Vorurteile gegenüber offenen Beziehungen mitbekommen?”

“Ja, das, was ich am öftesten gehört habe ist, dass eine offene Beziehung keine richtige Beziehung ist.” 

Re. fängt nochmal von selbst an, über Polyamore Beziehungen – und ob die Gesellschaft diesem Konzept der Beziehungsform offener wird, zu sprechen.

“Es ist insgesamt schwierig, die Dinge vorherzusagen. Alles hängt von Politik und Gesellschaft ab. Es kommt einfach darauf an, wie die Menschen sich entwickeln. Heutzutage ist alles freier und individueller und feste Denkensweisen werden nach und nach aufgelockert.”

Nach 30 Minuten unseres Interviews sind wir fertig damit, unsere Fragen zu stellen und bedanken uns für das Interview mit Re. Er bedankt sich ebenfalls und wir gehen mit einem guten Gefühl aus dem ersten Interview heraus.