Im Laufe der Interviews haben wir jeden unserer Interviewpartner zum Ende unseres Gesprächs mit dieser Frage konfrontiert. Nach einer kurzen Stille des Nachdenkens konnten alle individuell auf die Frage reagieren. Durch die Antworten zog sich aber ein roter Faden.
Die nächsten Jahre wird Monogamie kein Auslaufmodell sein, da diese Beziehungsform noch stark in der Gesellschaft und in unseren Köpfen verankert ist. Für viele ist ein einzelner Partner immer noch das ideale Bild von Romantik, Liebe und Wunschbeziehung. Es ist das, was die Mehrheit möchte und nur, weil sich neue Wege entwickeln zu leben und zu lieben, bedeutet das nicht, dass Monogamie verschwinden wird. Natürlich wird sich die Situation der Monogamie verändern, wenn sich offene Beziehungen und polyamoröse Lebensweisen in unserer Gesellschaft dauerhaft integrieren. Vielleicht entsteht ein Gleichgewicht von Akzeptanz und Neugier, denn Liebe, Sexualität und Beziehungen sind für uns Menschen wichtige und sich stets weiterentwickelnde Themen.
Die Bezeichnung des Auslaufmodells wurde in unserer Frage mehrmals kritisiert. Zum einen, weil Unterschiede menschliches Zusammenleben ausmachen und Liebe nicht schwarz und weiß, sondern bunt sein kann. Es wird als Privileg gesehen, sich durch zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz ausprobieren zu können. Die Menschen gehen offener mit den Themen Liebe und Sex um. Vielleicht aus Angst etwas zu verpassen. Vielleicht aber auch um den Gedanken der Vielfalt zu normalisieren und durch den Drang, das eigene Leben voll auszukosten ohne andere dabei einzuschränken. Wenn wir uns durch gesellschaftliche Akzeptanz trauen, die Wege unterschiedlicher Liebe und Beziehungen zu erkunden, dient es dazu herauszufinden, was für jeden individuell funktioniert. Auch der Gedanke, dass die offene Liebe ein Trend sein könnte, wie beispielsweise die Hippie- Bewegung in den 70er Jahren, kam hoch. Vielleicht wird es jetzt normalisiert und jene Gedanken fassen Fuß. Vielleicht entwickelt es sich aber auch in ein paar Jahren zurück und offene Beziehungen, Partnerschaftsformen und polyamoröses Verhalten wird verpönt. Vielleicht führen wir in zehn Jahren auch gar keine Partnerschaften mehr.
„Warum muss ich denn nur eine Person lieben? Warum kann ich denn nicht mehrere Partner haben und mehrere Menschen lieben, ohne ein Arschloch zu sein?“ – Ri.
Abschließend kann man sagen, dass die Monogamie in den nächsten Jahren kein Ende finden wird. Was die Zukunft bringen kann ist uns jedoch allen unklar.