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RV09 – Dr. Christoph Fantini: Heterogenitätskategorie Gender – Ansätze zur Entwicklung einer interkulturellen gendersensiblen Pädagogik

1.Erläutern Sie das in der Vorlesung thematisierte Spannungsfeld zwischen Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Genderdynamiken und -pädagogik in der Schule. Nehmen Sie dafür Bezug auf die in der Vorlesung genannten theoretischen Ansätze.

Zum einen ist wichtig anzumerken, dass genderspezifische Kategorisierung von mehreren Faktoren beeinflusst wird. „Doing gender“ fängt schon in frühem Alter bei Individuen selbst an in Form von Zuschreibungen, wie im Beispiel der Vorlesung klar wurde, wo selbst im Umgang zwischen Kindern geschlechtliche Stereotype verankert und weitergegeben werden. Jedoch spielen auch äußerliche Faktoren eine Rolle, so tragen auch Lehrer*innen dazu bei, indem sie sich selbst inszenieren und gewisse Rollenbilder nach außen tragen und somit vermitteln. Auch Faktoren wie Familie und Gesellschaft spielen eine wichtige Rolle. So wird argumentiert, dass gender nicht natürlich ist, sondern aus der Kultur resultiert (Dekonstruktivismus). Weitere Positionen sprechen den Einfluss von gesellschaftlichen Rollenbildern und familiärer Sozialisation auf genderspezifische Kategorisierung nicht ab, weisen gleichzeitig aber auf genetische, morphologische, neuropsychologische, hormonelle und sexualpsychologische Einflüsse hin, die zu einer Unterscheidung zwischen Mann und Frau führen.

In der Schule können solche Unterscheidungen zu Spannungsfeldern und Benachteiligungen führen. Dies zeigt sich auch in der geschichtlichen Entwicklung in der Behandlung von Männern und Frauen im Laufe der Zeit, wo Hinweise auf Benachteiligung von Jungen in sprachlichen Unterrichtsfächern und Benachteiligung von Mädchen in MINT Fächern nachgewiesen werden konnten. Eine genderspezifische Zuschreibung lässt demnach Rollenbilder weiterleben, die sich auch in den Interviews der Grundschulkinder wiederfinden. Ein gewisses Bild von unruhigen, sozial inkompetenten, jedoch selbstbewussten Jungen wird vermittelt, während Mädchen als disziplinierter, aufmerksamer, aber unsicherer gezeichnet werden. Diese Charakteristika werden zugeschrieben und letztendlich von den Personen selbst inszeniert, was sich auch in Lehrkräften wiederfindet. Lehrerinnen achten häufiger auf die zwischenmenschliche Bindung zwischen ihnen und den Schülern, während Lehrer Schüler*innen auf Distanz halten.

2. Reflektieren Sie ihre bisherigen Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion.

In meiner eigenen Schulzeit konnte ich solche genderspezifischen Zuschreibungen deutlich wahrnehmen. In sprachlichen und musisch-künstlerischen Fächern bestand die Klasse hauptsächlich aus Schülerinnen und einem geringen Anteil an Schülern. Beispielsweise waren in zwei Kunst-Leistungskursen in meinem Jahrgang, die jeweils ca. 25-30 Schülern aufzeigten, insgesamt nur vier Schüler vertreten. Das gleiche zeigte sich auch in MINT Fächern, bei denen der männliche Anteil immer höher war.

Im Sportunterricht wurden die Kurse häufig in Mädchen und Jungen aufgeteilt. In der Jungengruppe wurde so gut wie immer Fußball gespielt, während die Mädchengruppe meistens Volleyball spielte oder Turnen durfte.

3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, auch hier möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion, um deutlich zu machen, dass die Kategorie Gender nicht für sich steht, sondern andere Dimensionen von Heterogenität oftmals wesentlich mit beeinflusst.

Zeigen sich Unterschiede in der Leistung zwischen Schüler und Schülerinnen auf? Welches Geschlecht schneidet besser ab?

Wie gehen Lehrer mit ihren Schülern um? Und wie Lehrerinnen?